Other Lenses for Exakta by Photo but More


Andere Objektivhersteller, die Objektive für die Exakta anboten

Seit ihrem ersten Auftreten im Jahr 1936 animierte die Kine Exakta - weltweit erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera mit Wechselbajonett - praktisch jeden Objektivbauer in aller Welt, für diese Kamera Objektive anzubieten. Die Bezeichnung "Fremdhersteller" gab es damals noch nicht. Dieser Begriff fand erst für Kameras der letzten Jahrzehnte Verwendung. Die Ihagee selbst baute keine Objektive, sie beschränkte sich stets auf die Kameramechanik und das umfangreiche Zubehör. Einige wenige unter dem Namen "Ihagee" angebotene Objektive wurden von Ludwig oder Meyer bezogen und erhielten nur einen anders gravierten Frontring. Von Meyer Görlitz bezogene Objektive hatten noch nicht einmal eigene Seriennummern. Die Fabriknummern reihen sich nahtlos in die Fertigungsnummern bei Meyer ein. Zuletzt gab es in den 1970er Jahren noch einmal wenige Objektive mit dem Ihagee Label. Diese stammten von Steinheil in Zusammenarbeit mit der damaligen Ihagee West. Somit ist also jedes an die Exakta passende Objektiv ein "Fremdobjektiv"...

Agfa Solinear 4,5/13,5Für die Objektive der Originalausrüster, das sind Hersteller mit deren Objektiven Exakta oder Exa-Kameras damals per Ihagee-Katalog angeboten wurden, habe ich jeweils eine eigene website aufgebaut. Es handelte sich hier um Ludwig, Meyer Görlitz, Schneider Kreuznach, Steinheil München und Zeiss Jena. In anderen Ländern, wie den USA, Frankreich oder England gab es auch andere "Original"-Objektivbestückungen, etwa Angénieux, Corfield, Dallmeyer oder ISCO. Auch deutsche Händler bestückten Exakta- und Exa-Gehäuse mit anderen Objektiven, vor allem um damit die bis in die 1960er Jahre bestehende Preisbindung zu umgehen. Hier handelte es sich meist um Objektive von ENNA München, ISCO Göttingen oder Schacht Ulm.

Alles bisher Beschriebene bezieht sich auf die Bestückung der Exakta mit Standardobjektiven, also in den Normalbrennweiten 50, 54 oder 58 mm. Darüber hinaus gab es tausende Wechselobjektive in anderen Brennweiten, jeder Sammler wäre damit überfordert, ein auch nur halbwegs komplettes Sortiment aller "Exakta-Objektive" zusammenzutragen.



Auch wenn Sie stolzer Besitzer eines Agfa-Kataloges aus dem Jahr 1936 sind - sparen Sie sich die Suche nach dem Solinear F:4,5/13,5 cm mit Bajonettanschluss für die Kine Exakta, Sie werden keines finden! Adaptionen solcher Art hat sich damals mancher Fotoamateur und sogar der eine oder andere Profi anfertigen lassen. Wechselobjektive aus Görlitz, Jena oder Kreuznach waren rar und teuer. Wohl dem, der eine Drehbank besaß - und damit umzugehen verstand....

Im Internet sind Listen zu finden, in denen weit über 3000 Objektive mit Exakta-Bajonettanschlüssen aufgeführt sind. Entsprechend ist auch meine Aufstellung der Exakta-Objektive begrenzt. Für die Originalausrüster und andere "große" Hersteller finden sie jeweils eine eigene mehr oder weniger umfangreiche Seite. Die Berliner Objektivbauer und die fernöstlichen Erzeugnisse habe ich auch jeweils in einer Seite zusammengefasst. Vor allem mit der Unzahl von aus Japan oder Korea stammenden Objektiven könnte man Umzugskartons füllen.

Hier will ich nun versuchen, einen kleinen Überblick über die "Anderen" zu geben. Dazu gehören so namhafte Optikhersteller wie Dallmeyer London, aber auch fast unbekannte wie Roeschlein Kreuznach oder Feinmess Dresden. Auch hier erhebe ich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Wer noch andere Objektive in seiner Sammlung hat, mag mir diese gern mit Kurzbeschreibung und Fotos mitteilen. Ich werde meine Aufstellung dann ergänzen, wenn dafür Einverständnis besteht.

OFD Signet

Bonotar - Feinmess Dresden

Das Bonotar 4,5/105 von Feinmess Dresden stammt aus einem Unternehmen, das weder zuvor noch später Objektive produziert hat. Dessen Vorgänger wurde 1872 in Dresden von Gustav Heyde als Fabrik für optische und mechanische Präzisionsgeräte (GHD) gegründet. Photographica-Sammler kennen GHD als Hersteller von Entfernungs- und Belichtungsmessern (Heyde's Aktinometer). Nach Kriegsende wurde der Betrieb völlig demontiert, noch während des Wiederaufbaus als Gustav Heyde Optik VVB verstaatlicht und 1952 in VEB (volkseigener Betrieb) Feinmess Dresden umbenant. Um 1970 wurde auch Feinmess in das Kombinat Carl Zeiss Jena eingegliedert.

BonotarBonotarWeil in Jena und Görlitz zeitweilig nicht genügend Objektive für die damals blühende Dresdener Kameraindustrie hergestellt werden konnten, entwickelte Feinmess das Bonotar und produzierte es zwischen 1954 und 1959 zunächst für verschiedene Zentralverschlusskameras (Belfoca). Daneben wurde es als Wechselobjektiv mit Exakta- und M42-Anschlüssen gebaut und vergleichsweise preisgünstig angeboten. Der Konstrukteur des Bonotar, Claus Lieberwirth, schreibt in einem Artikel der Sammlerzeitschrift PHOTOdeal (IV/2003) es habe ca. 14.000 Expl. mit M42-Gewinde und ca. 4.000 mit Exakta-Bajonett gegeben. Es hat auch eine Ausführung mit Praktina-Anschluss gegeben, jedoch sind hiervon nur wenige Prototypen entstanden.

Bonotar SchnittDas recht einfache, in einer Aluminium-Fassung mit Blendenvorwahl gebaute Objektiv wurde wohl nur in der DDR vertrieben. Die Blende mit 10 Lamellen reicht von 4,5 bis 22, die Entfernungseinstellung ab 1,7 m. Filtergewinde ist das damals sehr gebräuchliche M40,5.

Im Vergleich zu den "Konkurrenz"-Produkten Meyer Trioplan 2,8/100 und Zeiss Triotar 4/135 hat das Bonotar eine anders geschliffene (mittige) Zerstreuungslinse. Damit eignet es sich hervorragend für Landschafts- oder Architekturaufnahmen mit einer ausgeglichenen Farbwiedergabe und vergleichsweise malerischer Abbildungsleistung. Die etwas geringere Lichtstärke ist kein Nachteil, wird doch bei derartigen Anwendungen ohnehin meist auf Blende 8 abgeblendet. Für die Landschafts- oder Porträtfotografie ist das Bonotar vielleicht sogar das beste Objektiv seiner Art.

Corfield Signet

Corfield, Wolverhampton GB

Sir Kenneth Corfield war britischer Generalimporteur für Ihagee-Erzeugnisse. Nebenher produzierte er unter dem Namen Periflex auch eigene Kameras für die er Objektive von anderen Herstellern, meist von ENNA München bezog. Aus dieser Geschäftsbeziehung entwickelte sich auch ein eigenständiges Objektivprogramm mit Bajonettanschluss für die Exakta. Unter den Namen Lumar oder Lumax wurden etliche Objektive aus dem ENNA-Objektivprogramm angeboten.

Retro-Lumax 2,8/35Retro-Lumax 2,8/35Im Foto zeige ich beispielhaft ein ENNA Weitwinkelobjektiv 2,8/35 aus den späten 1950er Jahren, das Corfield in identischer optischer und mechanischer Ausstattung als Retro-Lumax 2,8/35 anbot. Auf meiner ENNA-Seite finden Sie weitere Details hierzu.

Dallmeyer Signet

Dallmeyer, London

John Henry Dallmeyer, ein gebürtiger Deutscher, emigrierte 1851 nach England. Dort arbeitete er zunächst in dem Optikbetrieb von Andrew Ross. Er übernahm diesen später und begründete daraus in London das Optikunternehmen J.H. Dallmeyer. 1891 erwarb Henry Dallmeyers Sohn ein Patent auf ein erstes praktisch verwendbares Teleobjektiv. Das Adon war die Basis vieler, später z.T. in Lizenz gebauter, Teleobjektive anderer Unternehmen, etwa Busch, Goerz, Steinheil oder Zeiss in Deutschland.

Dallmeyer AdonAdon-Objektive - das Foto zeigt eine Version aus dem Jahr 1926 - wurden während ihrer Bauzeit von vor der Jahrtausendwende 1900 bis um 1950 in einer Vielzahl von Fassungsbauformen und später auch unterschiedlichen optischen Ausstattungen produziert. Es war die konstruktive Besonderheit früher Adon-Objektive, dass Sie bei verschiedenen Filmformaten verwendet werden konnten. Eine andere Verwendungsart war als variabler Televorsatz mit einem anderen Objektiv, quasi als früher Telekonverter. Für die Exakta war das Adon nicht erhältlich.

Nachdem andere Optikhersteller eigene und leistungsfähigere Teleobjektive entwickelten, bot Dallmeyer mit dem Dallon ebenfalls eine Alternative an. Das Dallon wurde in verschiedenen Ausführungen und Brennweiten für die großen Kameramarken, wie Alpa, Exakta oder Leica angeboten (s.unten)

Dallmeyer Super SixDallmeyer Super-SixDie meisten Sammler kennen Dallmeyer in London zumeist jedoch als Erbauer des legendären Super-Six, ein hochlichtstarkes 6linsiges Objektiv in der Bauweise nach Gauss. Diese Objektivlegende gab es in einer Vielzahl konstruktiv völlig unterschiedlicher Fassungsvarianten, von der Miniatur-Schmalfilmversion bis hin zum schweren Gerät für Fach- und Großbildkameras.

Schon die Exakta 4x6,5 (VP) wurde ab 1934 im angelsächsischen Vertriebsraum auch mit einem Super-Six angeboten (Fotos).

Dallmeyer Tele-Anast.Dallmeyer Tele-Anast.Hier ein Dallmeyer DALLON Tele-Anastigmat F/5.6 6" (~150mm). Das vergleichsweise kleine, aber mit 500g recht schwere Teleobjektiv in verchromter Messingfassung wurde in den späten 1930er Jahren für einige Kameraanschlüsse angeboten.

Die Fassung ist mit einem M39-Gewinde für die Leica ausgestattet, die hier gezeigte Version hat einen anschraubbaren Exakta-Bajonettanschluss. Das Objektiv hat 4 Linsen in zwei Baugruppen, Blendenkonstruktion ist die damals übliche Normalblende ohne Rastung von 5,6 bis 32.
14 Stahllamellen erzeugen eine kreisrunde Blendenöffnung. Die Entfernungseinstellung - nur in FEET - beginnt bei 9ft. Eine kleine Sonnenblende ist in die vordere Fassung integriert.

Das Objektiv wurde in einer anderen teils schwarz lackierten, teils vernickelten Fassung auch für die 4x6,5 VP-Exakta mit deren Anschlussgewinde M39,8x0,75 angeboten.

Dallon 6,/10,5

Dallon 6,7/10,5Dallon 6,7/10,5DALLON TELE-ANASTIGMAT F/6.7 10 1/2" (~270mm) in einer Spezialfassung von Burke & James, Chicago. Das große, aber mit 560g vergleichsweise leichte Fernobjektiv mit einer schwarz lackierten Alu-Fassung wurde gegen Ende der 1930er Jahre für die Kine Exakta hergestellt.

Auch dieses Objektiv verfügt über die damals übliche Normalblende von 6,7 bis 45; 16 Stahllamellen erzeugen eine kreisrunde Blendenöffnung. Es hat einen fest montierten Exakta-Bajonettanschluss. Entfernungseinstellung - nur FEET - ab 12ft. Das Objektiv ist teilbar, d.h. der Objektivkopf mit den Linsen lässt sich von der Schneckengangfassung abschrauben. Mit dem Zwischengewinde von ca. 45mm kann es z.B. mit einem Balgengerät für die Makrofotografie verwendet werden.

Elgeet Cinematar

ELGEET - Rochester, USA

Elgeet SignetElgeet wurde 1946 in den USA gegründet. Das Unternehmen machte sich in den 1950er Jahren weltweit einen Namen mit Objektiven für Schmalfilmkameras. Unabhängig von deren optischer Leistungsfähigkeit sind Elgeet-Objektive vielen Sammlern vor allem durch die schmuckvollen Etuis bekannt, in denen die Objektive verkauft wurden. Von Sammlerinteresse ist vielleicht noch, dass Elgeet in den 1970er Jahren Steinheil München übernommen hat.


Elgeet Schmalfilmobjektiv Cinematar, die farbenprächtigen Etuis dieser Objektive sind eine Augenweide.

Elgeet 4 InchElgeet 4 inchBei Fotokameras ist die Auswahl an Elgeet-Objektiven deutlich geringer. Für die Exakta ist mir lediglich das ELGEET MINI-TEL f:4.5 4 INCH (~100mm) bekannt. Es handelt sich um einen 3Linser in der klassischen Triplet-Bauweise. Das Objektiv hat Normalblende 4,5-22 (ohne Rastung) und wurde nur in den USA angeboten. Entsprechend ist auch nur eine Feet-Entfernungsskala ab 6ft zu finden.

Die sehr schön gearbeitete, wertige Fassung ist aus verchromtem Messing, das Filtergewinde ist ungewöhnlich (32 Außengewinde) - es gehört aber eine Sonnenblende dazu. Diese ist zwar abschraubbar, aber Fassungsbestandteil. Wie bei den Schmalfilmobjektiven des Unternehmens gehört auch zum Elgeet Mini-Tele ein schmuckvolles Etui. Die Änlichkeit der Fassung mit dem Pam Britar (unten) ist frappierend, es sieht so aus als wäre nur der Fokusring andersherum montiert....

Ein sehr seltenes Teil, passt sehr gut zu einer Export-Exakta der 1950er Jahre und ist ein attraktiver Blickpunkt jeder Sammlung, selbst wenn man sich für exotische Objektive ansonsten nicht interessiert...

Pam BritarPam Britar

Pam Britar

Das wohl einzige Objektiv aus der Fertigung der 1946 gegründeten PAM Photographic Arts Mfg. Corporation of New York.

Ursprünglich wurde das Pam Britar für die Kardon entwickelt, eine US-Leica IIIa-Kopie, die im 2. Weltkrieg von der Premier Instrument Corporation unter deren aus Russland immigrierten Direktor Peter Kardon für die US-Army gebaut wurde. Als Standardobjektiv verwendete die Kardon ein Kodak Ektar 47mm f/2.

In der Folge wurde das excellente Objektiv mit der gemäßigten Lichtstärke 1:4,5 und 105 mm Brennweite auch für die Exakta adaptiert. Dabei erhielt das attraktive Alu-Gehäuse sogar einen Festanschluss mit Exakta-Bajonett.

Sicher gehört das Pam Britar zu den seltensten Objektiven für die Exakta. Ungewöhnlich für ein in den USA produziertes Objektiv - die Brennweite ist in mm ausgewiesen. Das Objektiv hat eine Rastblende 4.5 bis 22 mit 13 Lamellen und 30 mm Filtergewinde, eine Sonnenblende wurde mitgeliefert. Die Entfernungseinstellung geht bis 6ft.

Die Ähnlichkeit der Fassung mit dem Elgeet Mini-Tele (oben) ist frappierend, es sieht so aus als wäre nur der Fokusring andersherum montiert....

Ihagee West, Frankfurt

Die Auseinandersetzungen zwischen den Eigentümern bzw. Namensrechteinhabern und dem unter DDR-Verwaltung stehenden Ihagee-Werk in Dresden habe ich an anderer Stelle beschrieben. In verschiedener Weise hat die Ihagee-West seinerzeit versucht, ihre Postition im Fotomarkt wieder zu erlangen oder auch neu zu finden. Dabei hat sie zeitweilig - und das ist an dieser Stelle von Interesse - auch Fotoobjektive angeboten, nicht nur für die klassische Exakta. Dies erfolgte zum Teil in Zusammenarbeit mit renommierten Anbietern, wie Topcon oder Steinheil, oder unter Verwendung der historischen Objektivmarke "Exaktar".

Kinoptik, Paris

Der 1932 gegründete französische Optik-Anbieter hochwertiger Objektive war vor allem für die professionelle Filmindustrie von Bedeutung. Wechselobjektive für Fotokameras wurden eher nebenbei vertrieben. Dennoch ist auch für die Exakta das eine oder andere Kinoptik-Objektiv zu finden. Ich habe während meiner Sammelaktivitäten jedoch mehr Umbauten von Filmobjektiven als Originalprodukte mit einem Kamera-Festanschluss gefunden.

Old Delft Signet

Old Delft, Leeuwarden Niederlande

Old Delft wurde 1939 als optische und feinmechanische Fabrik in Delft NL gegründet. In den 1960er Jahren zog das Unternehmen nach Leeuwarden um. Heute werden noch medizinische Geräte hergestellt oder vertrieben.

Delfar 4,5/9cmDelfar 4,5/9cmDie wenigen unter dem Namen "Old Delft" bekannten Objektive wurden in erster Linie in den Niederlanden selbst und in den 1950er Jahren in geringem Umfang in den USA vertrieben. Die optisch hochwertigen Objektive sind vor allem mit Anschlüssen für die SLR-Kameras Alpa und Exakta sowie mit Leica M39-Gewinde zu finden.

Hier ein Delfar 1:4,5 f=9 cm mit Exakta-Bajonettanschluss aus den 1950er Jahren. Das Objektiv in verchromter Messingfassung hat Normalblende 4,5 bis 22. Die Entfernungseinstellung - nur m-Skala - beginnt bei 1,25m. Andere Old Delft-Objektive waren das klassische Minor 3,5/40, Delfar 4,5/180 mm, Delcar 6,3/500mm, Alfina 3,5/35mm und Alefar 4,5/180.

Roeschlein Bad Kreuznach

Roeschlein Luxon 4,5/105Roeschlein Luxon 4,5/105Stephan Roeschlein gründete nach dem 2. Weltkrieg einen Optikbetrieb in Bad Kreuznach. Zuvor arbeitete er bei Busch Rathenow, Ross London und Meyer Görlitz. In Görlitz wirkte er bei der Entwicklung des Tele Megor und beim Primoplan mit. Er verließ Meyer und wurde Nachfolger von Albrecht Tronnier als Technischer Direktor bei Schneider-Kreuznach.

Den größten Teil seiner Objektivfertigung lieferte Roeschlein an Kamerawerke, überwiegend an Braun für die Paxette (Pointar). Das hochwertigste Objektiv aus seiner Fertigung war das Luxon 2/50 ein lichtstarker 6linsiger Gauss-Typ vergleichbar dem Schneider Xenon. Einige wenige Objektive produzierte Roeschlein für die Leica und Spiegelreflexkameras, wie Exakta und mit M42-Gewindeanschluss. 1964 wurde die Objektivfertigung von Roeschlein verkauft, die Produktion in Bad Kreuznach 1966 eingestellt.

Aus dem nur kleinen Wechselobjektivprogramm von Roeschlein für die Leica und Exakta hier ein Luxon 4,5/105mm. Diese Exportausführung hat nur eine Feet-Entfernungsskala.

TELISAR

Objektive mit diesem Namen sind mir in meiner Sammlerlaufbahn verschiedentlich begegnet. Doch bei keinem gab es irgendeinen Hinweis auf den Hersteller. Die Fassung dieses 135er Teleobjektivs - wie auch diverser anderer, die ich gesehen habe - ist jedoch mit "GERMANY" graviert. Dabei waren Objektive in dieser Lichtstärke und Brennweite, auch mit anderen Anschlüssen (etwa M42 oder M39/Leica), aber auch gleich aussehende Optiken mit Lichtstärke 1:4,5.
Man könnte den Namen Telisar in Verbindung mit dem Berliner Optikhersteller TEWE bringen, doch fand ich dafür keine Belege in der Literatur oder alter Werbung. Als mögliche Hersteller kommen auch ENNA, ISCO oder Schacht in Betracht. Ein Indiz könnte die Vergütungskennzeichnung "C" sein, diese wurde von ENNA oder Roeschlein verwendet. Im Internet findet sich auch eine Zuordnung zu Rodenstock. Dies halte ich allerdings für nicht sehr wahrscheinlich, weil die Bauweise der Rodenstock-Objektive völlig anders ist.

Alle mir bekannten Telisar-Wechselobjektve dieser Bauart tragen Fabriknummern im Bereich 55x xxx bis 57x xxx (auch das unten beschriebene Telisar 3,5/35 fällt in diesen Nummernbereich). Die Bauweise der Fassung ist jedenfalls sehr gediegen. Nach der Fassungsausführung stammt das TELISAR aus der Mitte der 1950er Jahre.


Telisar 3,5/13,5Telisar 3,5/13,5
Das Objektiv hat eine wertig gearbeitete Aluminiumfassung (430g). Sie ist teilbar, der Objektivkopf kann also auch mit einem Balgengerät verwendet werden, wenn der Anschlussring entsprechend vorhanden ist. Das Gewinde der Verbindung ist wohl M47x0,75. Der rastende Blendenring mit 14 kreisrund schließenden Lamellen schließt die Blende von 3,5 bis 32.

Telisar geteiltBesonderheit: es ist ein weiterer Blendenring vorhanden, mit per Knopfdruck auslösbarer Springblende - nie anderswo gesehen! Mit diesem Ring wird auch die Springblende aufgezogen. Die beiden Blendenringe sind überdies nicht korrekt entkoppelt; jedenfalls kann man die geschlossene Automatikblende mit dem (vorderen) Rastring noch weiter schließen und muss dabei aufpassen, die Blendenlamellen nicht zu beschädigen!! Mit einer in vergleichbarer Weise funktionierenden, jedoch anders ausgeführten Vorwahlspringblende lieferte Schacht zeitweise seine Objektive aus.

Optisch scheint es sich um eine 4linsige Konstruktion zu handeln mit der Blende zwischen den Linsen angeordnet. Dafür spricht die vergleichsweise hohe Lichtstärke 1:3,5. Es ist jedoch keine echte Telekonstruktion mit einer Zerstreuungslinse im hinteren Bereich (in diesem Fall wäre das Objektiv auch nicht teilbar). Dennoch ist die Baulänge mit ca. 125mm kürzer als die Brennweite, das Objektiv also nicht symmetrisch aufgebaut.
Fokusgravur ist in Meter und inf ab 1,5 m. Der Exakta-Bajonettanschluss (Messing verchromt) ist mit 4 Madenschrauben mit der Objektivfassung verbunden. Er lässt sich problemlos lösen und gegen einen anderen Anschluss wechseln. Diese Art der Kamera-/Objektivverbindung wurde u.a. auch von Schacht oder ENNA in ähnlicher Weise verwendet.

Telisar 3,5/35Telisar 3,5/35 Eines der kleinsten mir bekannten Weitwinkelobjektive mit Exakta-Bajonettfassung trägt gleichfalls den Namen "TELISAR". Auch hier fehlt, wie beim zuvor beschriebenen Tele, jeder Herstellerhinweis. Dieses Objektiv hat auch keine Germany-Gravur. Während Fassung und die Form und Ausführung der Bedienungsringe keine Ähnlichkeit zum Tele haben, lässt die Ringgravur auf gleiche Herkunft schließen. Auch die Seriennummern liegen beieinander.

Das Objektiv hat Blendenvorwahl 3,5 bis 32, die Entfernungsskala (mtr.+feet) beginnt mit 0,7m. Der "Zebra"-Fokusring ist wie bei ENNA- oder Schacht-Objektiven der 1960er Jahre ausgeführt. Solange ich zu den Telisaren keine weiteren Erkenntnisse habe, belasse ich beide unter diesem Eintrag...

Voigtländer Signet

Voigtländer ZOOMAR

Über Voigtländer und seine Objektivfertigung seit 1756 brauche ich hier keine Worte zu verlieren. Weshalb ich diesen Objektivdino trotzdem in diese Exakta-Website aufnehme, liegt allein an dem weltweit ersten Zoomobjektiv für eine Kleinbild-Spiegelreflexkamera, dem ZOOMAR 2,8 36-82mm.

Zoomar 2,8Als das Objektiv 1959 von Voigtländer vorgestellt wurde, zudem noch mit einer Lichtstärke von 1:2,8, war dies eine Weltsensation. Entwickelt wurde das Zoomar allerdings von Frank G. Back, damals Eigentümer von Zoomar, die er 1951 in Long Island/New York gegründet hatte und mit der er 1968 Kilfitt übernahm. Voigtländer ließ das Zoomar auch bei Kilfitt in München bauen, dort hatte man bereits einige Erfahrung mit solchen Objektivkonstruktionen.

Das Zoomar deckt einen Brennweitenbereich von 36 bis 82 mm ab, also die gebräuchlichsten (Standard-) Brennweiten in der Kleinbildfotografie. Das Objektiv wurde von Voigtländer zunächst für das Compur-Einheitsbajonett der Bessamatic vorgesehen, später aber auch mit anderen Kameraanschlüssen geliefert. Die Bessamatic-Ausführung ist mit einer automatisch von der Kamera übertragenen Blendenauslösung ausgestattet, für andere SLR-Systeme nicht ohne weiteres übertragbar. Etwa verwendete Anschlussadapter, beispielsweise der DKL-Adapter zum Anschluss an Digitalkameras, müssen eine Blendeinstellung ermöglichen, weil das Objektiv keinen Blendeneinstellring hat.

Voigtländer bot zum Zoomar eine recht umfangreiche (und teure) Zubehörpalette von einer riesigen, faltbaren Gegenlichtblende (22,50 DM), einer Lederhülle hierzu (18 DM), Gelb-, Orange-, UV-Filter und Focarlinsen (je 68 DM + 12 DM für einen Anschlussring) bis zu verschiedenen Ledertaschen. Das Objektiv selbst kostete 795 DM in der Normalausführung für die Bessamatic.

Für die Exakta ist neben der speziellen Fassung mit Blendenring zudem ein komplizierter Draht-Übertragungsmechanismus erforderlich. Dieser ist jedoch heute so gut wie nie mehr noch vorhanden, wenn man denn schonmal eines der seltenen Zoomare mit Exakta-Bajonett findet. Mit dem im Foto gezeigten Exakta-Anschluss und der Drahtauslöser-Verbindung arbeitet das Zoomar mit Vorwahl-Springblende. Das heißt, die Blende muss nach dem Auslösen mittels eines kleinen Hebels neu gespannt werden um beim nächsten Auslösen wieder automatisch auf den vorgewählten Wert zu schließen. Ansonsten arbeitet das Objektiv in dieser Konfiguration mit Arbeitsblende. Ohne angeschlossene Auslöserverbindung ist die Blende dagegen stets geschlossen.





Posted 2016/01/10 last updated 2020/03/09; Copyright © by Horst Neuhaus