Zunächst möchte ich an dieser Stelle auf das hervorragende Buch "Exakta OBSCURITIES - SELTSAMES UND SELTENES" hinweisen, ein Gemeinschaftswerk von Gary Cullen und Klaus Rademaker. Dieses schöne Buch, mit deutschen und englischen Texten und vielen attraktiven Fotos, ist sicher nicht mehr zu toppen. Was der Titel verspricht, hält der Inhalt des über 150 Seiten starken, großformatigen Werkes absolut ein. Hier finden Sie Vieles, was Ihnen in Ihrer Sammlerlaufbahn ansonsten nur selten oder gar nicht begegnen wird. Leider ist es inzwischen im Buchhandel und bei den Verfassern vergriffen. Es lohnt sich auf jeden Fall, im Internet danach zu suchen.
Deshalb will ich gar nicht erst den Versuch machen, in Konkurrenz zu diesem Buch zu treten oder es zu kopieren. Vielmehr werden Sie hier im Laufe der Zeit gelegentlich das Eine oder Andere sehen können, was es so an Nebensächlichem zur über und um die Exakta und ihre Verwandtschaft gegeben hat. Dabei wird es sich durchaus nicht immer um Raritäten oder Kurioses handeln, vielmehr sollen "Randthemen" Platz finden, die in die anderen Bereiche nicht unbedingt hineinpassen wollen.
Wer sich keine Exakta leisten konnte, baute sich eben eine selbst...
Auch kleine Geschichten um und über die Exakta gehören dazu, die mir im Laufe der Jahre in Gesprächen mit anderen Sammlern oder ehemaligen Mitarbeitern von Ihagee, Meyer oder Zeiss erzählt worden sind. Es werden keine Geheimnisse oder gar Sensationen sein, vielmehr die Eindrücke von Leuten, die damals mit und von der Exakta gelebt haben. Gelegentlich bin ich gefragt worden "woher weißt Du das alles?", wenn ich etwas weitergab, was bisher nirgendwo zu lesen war. Nun, das Meiste stammt aus solchen Gesprächen, die ich Anfang der 1990er Jahre während meiner Arbeit in Deutschlands "neuen Ländern" habe führen können. Für's eigentliche Sammelhobby blieb damals zwar keine Zeit, doch geredet drüber hab' ich schon.
Das Meiste stammt also vom Hörensagen, ich habe es auch nicht auf historische Wahrheit hin überprüfen können oder in Archiven herumgewühlt. Also - immer ohne Gewähr, wer Etwas besser oder ausführlicher weiß, darf sich gern melden. Vielleicht gelingt es, dabei noch mehr an "Geheimnissen" um die Ihagee oder Exakta zusammenzutragen. Es soll ja immer noch welche geben....
Die Standard Exakta gibt es auch für Kleinbildfilm!
Nahezu unbekannt ist selbst vielen Exakta-Sammlern, dass die Standard Exakta für den 127er Rollfilm auch mit einer Kleinbildausrüstung lieferbar war. Diese war auch als Zubehör erhältlich. Mehr dazu können Sie hier bei der Beschreibung der Standard Exakta erfahren.
Das Doppelring Sonnar
Das 4-linsige Sonnar 4/135 ist ein vorzügliches Teleobjektiv, zählt aber nicht unbedingt zu den Raritäten für Exakta Spiegelreflexkameras. Dennoch gibt es auch hier eine exclusive Spezialität – ein Objektiv mit zwei verschiedenen Bezeichnungsringen und Fabriknummern.
Sie gehören zur Zeit des Kalten Krieges in den Jahren 1950 / 1960 und der deutschen Zweistaatlichkeit – die Streitereien zwischen Ost und West um Markenrechte. Historiker wissen das, Sammler auch (Anderen ist’s heute sicher egal ...). Zeiss Stuttgart gegen Zeiss Jena, Ihagee Dresden gegen Steenbergen & Co. war wie der Streit um Kaiser’s Bart. Zeiss Namen, wie Biotar, Contax, Sonnar, Tessar durften für Erzeugnisse aus Jena im Westen nicht mehr verwendet werden. Auf meiner Zeiss-Seite erfahren Sie hierzu noch mehr.
Stattdessen hießen die Produkte aus der Heimatstadt von Carl Zeiss seit Mitte der 1950er Jahre Jena B, Jena Bm, Jena S, Jena T oder Jena Tr. Obwohl das Flektogon als Nachkriegsentwicklung gar nicht betroffen war, entstanden im Übereifer ein paar Jena F. Unterschiedliche Herstellerangaben, wie “aus JENA”, “aus Jena”, “JENA”, “Jena”, “Ernst ABBE Jena”, “C.Z. Jena” erfreuen ausserdem des Sammlers Herz. Darf er sich doch das gleiche Teil in mehreren Varianten in die Vitrine stellen ...
Immerhin, da wo damals Jena drauf stand, war Carl Zeiss Jena drin. Nicht immer jedoch ist dies so schlagend nachzuweisen, wie bei den Objektiven mit den zwei Ringen.
Der (westdeutschen) Rechtsprechung gehorchend hat dieses Exemplar die Objektivbezeichnung Jena S 1:4 f=135. Doch der Wissende findet den richtigen Namen auf dem Ring darunter, hier Carl Zeiss Jena Sonnar 4/135 und dazu eine niedrigere Fabriknummer. Das sagt uns, ein ursprünglich für den Markt jenseits des Eisernen Vorhanges bestimmtes Sonnar durfte später nach Westen ausreisen. Schnell wurde noch ein neuer Ring mit den passenden Angaben draufgeschraubt und fertig war der Bastard.
Ach so – man erkennt die echten Doppelring-Sonnare an den Kerben für das Einsetzwerkzeug. Normalerweise wurden die Sonnar-Ringe ohne Kerben eingesetzt! Mussten sie irgendwann einmal wieder entfernt werden, erhielten sie bei der Überholung in Saalfeld zwei kleine Bohrungen. Eine echte Rarität aus der BRD / DDR – Geschichte, garantiert!
|