Das Triotar ist neben dem Tessar das meistgebaute Zeiss-Objektiv und schon seit Beginn des letzten Jahrhunderts in allen Kamerakatalogen zu finden. Das klassische Triplet wurde in zahllosen Varianten für unterschiedlichste Kamerabestückungen gebaut. Als Spiegelreflex-Objektiv für die Exakta - später auch mit M42-Anschluss - ist es mit mittellangen Brennweiten zwischen 85 bis 135 mm zu finden. Obwohl „nur“ ein 3-Linser schätzen es viele Fotografen seit den 1930er Jahren wegen seiner Abbildungsleistungen.
Schon an anderen Stellen meiner Seite habe ich über die dreilinsigen Objektive und ihre Vorzüge bei der Landschafts- oder Porträtfotografie geschrieben. Auch das Zeiss Triotar ist diesem Genre zuzurechnen. Es ist demnach keine Tele-Konstruktion, sondern ein langbrennweitiges Objektiv in normaler Bauweise. Wie auch das Meyer Trioplan hat das Triotar die Exakta fast von Beginn an bis Anfang der 1960er Jahre begleitet. Erst Mitte der 1950er Jahre wurde es nach und nach vom Tele-Sonnar (mit gleicher Brennweite und Lichtstärke) verdrängt. Optisch wurde in diesen Jahren so gut wie gar nichts, mechanisch auch nur wenig verändert. Dennoch findet der engagierte Sammler durchaus Varianten, von denen ich hier einige vorstellen möchte.
Das Triotar ist in den Zeiss-Bauformen 1 bis 4 und nur mit Normal- oder Vorwahlblende zu finden. Die Schnittdarstellung der Linsenkonstruktion vermittelt keine sensationellen Erkenntnisse. Der optische Aufbau entspricht dem anderer dreilinsiger Objektive. Die Leistungsstärke des Triotar besteht in der Glasqualität und -verarbeitung. Seine Lichtstärke 1:4 ist nicht gerade beeindruckend, für ein 135er jedoch durchaus akzeptabel. Vor allem zeigt das Objektiv schon bei offener Blende gute Leistungen, und hält bei Blende 4 so gut wie jedem Vergleich mit teureren und lichtstärkeren Telescherben stand. Die kleinste Blendeneinstellung reichte anfangs bis 32, später bis 22 und bei Spezialversionen gar bis 45. Obwohl die Objektivbauweise dies durchaus zugelassen hätte, war der Objektivkopf der Normalversion des Triotar nicht abnehmbar um ihn etwa an einem Balgengerät zu verwenden.
In den Anfangsjahren der Kleinbild-Spiegelreflexkameras, den 1930er Jahren, gehörte die später so beliebte Brennweite 135 mm noch nicht zur üblichen fotografischen Ausstattung. Das Interesse der SLR-Fotografen galt mehr den Porträtobjektiven mit etwa doppelter Brennweite gegenüber dem Standardobjektiv.
Deshalb gab es das Triotar zunächst auch mit der Brennweite von 8,5 cm zu kaufen. Eine Version mit 13,5 cm Brennweite folgte erst um 1940. Nur wenige wurden aber bis zur kriegsbedingten Produktionseinstellung noch mit der verchromten Messingfassung produziert. Zuletzt wurde Aluminium als Fassungsmaterial verwendet. Die Objektive dieser Baujahre konnten bis Blende 32 abgeblendet werden.
Triotar 1:4 f=8,5 cm, Fabr.-Nr. 2.644.245, Baujahr 1940 in Alu-Fassung.
Die Entfernungseinstellung beginnt hier bei 1 m.
In den Kriegsjahren produzierte auch Carl Zeiss Jena fast ausschließlich Objektive in Aluminiumfassungen - andere Metalle waren in diesen Jahren der Rüstungsindustrie vorbehalten.... Die Bauform der Fassung entsprach jedoch den zuvor üblichen verchromten Messingausführungen. Üblicher Auslieferungszustand der Objektive war unvergütet; ob auch das Trioplan auf Wunsch (und gegen Mehrpreis) mit Vergütung erhältlich war, ist mir nicht bekannt aber durchaus möglich.
Triotar 1:4 f=13,5 cm, Fabr.-Nr. 2.739.519, Baujahr 1942 in Alu-Fassung.
Die Entfernungseinstellung beginnt bei 1,5 m.
Mit dem Neubeginn der Produktion nach Ende des 2. Weltkrieges war das 135er Triotar hingegen eines der ersten Objektive, das mit einer überarbeiteten Fassung gebaut wurde. Ein Grund dafür waren wohl die notwendigerweise neu geschaffenen Produktionswerkzeuge, nachdem die alten Anlagen abgebaut und als Reparationsleitung nach Russland transportiert werden mussten. Die optischen Daten entsprachen der Vorversion, allerdings begann der Nahbereich bei dieser Ausführung erst bei 1,7 m. Die Objektive dieser Jahre wurden in der Regel noch unvergütet ausgeliefert.
Mit Fabriknummern um 2.831.xxx, die dem gleichen Zeitraum zugeordnet werden müssen, sind jedoch auch Objektive in verchromter Messingfassung zu finden. Diese entsprechen der Vorkriegsausführung und wurden offenbar in kleiner Auflage aus noch vorhandenen Teilen der Vorkriegsproduktion gebaut.
Das Triotar 1:4 f=13,5 cm, Fabr.-Nr. 2.830.836 im Bild rechts ist eines der ersten Zeiss-Objektive nach Wiederaufnahme der Produktion im Jahr 1945.
Diese Sonderfassung aus Aluminium wurde wohl nur in geringen Stückzahlen gefertigt. Die optische Ausstattung und die Blende entsprechen der Vorversion. Der Nahbereich beginnt erst bei 1,7 m (sonst 1,5 m).
Eine reguläre Produktion des Triotar in "größeren" Stückzahlen begann dagegen erst wieder 1950 (ab Fabr.-Nr. um 3.116.xxx). Fassungsmaterial war - wie auch bei den meisten anderen Zeiss-Objektiven dieser Zeit - in der Regel Aluminium. Mehrere kleinere Serien des Triotar wurden aber auch mit verchromten Messingfassungen ausgeliefert. Diese sind von Sammlern (mittlerweile auch wieder von Anwendern) besonders gesucht und werden gelegentlich "Luxusversion" genannt.
Üblicher Auslieferzustand war vergütet T, nur auf besonderen Wunsch waren aber zeitweise noch Objektive ohne Vergütung lieferbar. Die Frontringbeschriftung blieb beim Triotar 4/135 während der Bauzeit zwischen 1950 bis 1952 unverändert. Das "Q1" Qualitätssymbol ist erst bei der späteren Bauform zu finden. Die Brennweitenangabe in cm und auch die Herstellerbezeichnung Carl Zeiss Jena blieben in diesem Herstellungszeitraum unverändert.
Anmerkung für die "BOKEH"-Fans - dieses Objektiv hat 15 Blendenlamellen, die bei Abblendung eine nahezu kreisrunde Öffnung ergeben. Die Bildwirkung der "bokehbestimmenden" Unschärfekreise entspricht - dreilinsertypisch - ungefähr der des Meyer Trioplan 2,8/100. Infolge der geringeren Lichtstärke ist die Wirkung bei offender Blende naturgemäß etwas weniger ausgeprägt.
Das im Foto gezeigte Triotar lässt auch die für diese Zeit charakteristischen Glasbläschen gut erkennen. Sie galten als Qualitätssymbol für besonders hochwertige optische Gläser, die damals noch nicht blasenfrei hergestellt werden konnten. Optisch bedingten sie nur einen vernachlässigbar geringen Lichtstärkeverlust und bedeuteten keinerlei Beeinträchtigung der Abbildungsleistung.
Charakteristisch für diese Objektivlinie mit der "schlanken Fassung" von Zeiss Jena in den frühen 1950er Jahren ist der „Tiefenschärfen-Block“ auf dem Objektivtubus. Die kleinste einstellbare Blende ist jetzt nur noch 22, der Focusbereich beginnt unverädert ab 1,5 m.
Der Begriff "schlanke Fassung" ist eine erst später von Sammlern eingeführte Kennzeichnung um die erste Triotar-Baureihe äußerlich von den ab 1954 gebauten Dickschiffen mit der "dicken Fassung" abzugrenzen.
Luxusversion des Triotar 1:4 f=13,5 cm, Fabr.-Nr. 3.119.037 in Chromfassung, Baujahr 1950. Bis auf die nun kleinste einstellbare Blende 22 entsprechen die Daten den vorherigen Ausführungen.
Offenbar handelt es sich bei diesem Exemplar um eine Exportversion, erkennbar an der Gravur "Germany" und der für diese Zeit noch unüblichen Doppelskala m/feet. Andere Chromfassungen aus dieser Zeit weisen nur die m-Gravur auf (wie die Normalversion). Bajonettfassung und Filterring sind zudem in unterschiedlichen Ausführungen (blank oder schwarz) zu finden.
Bei den mir bekannten frühen Nachkriegsfassungen des Triotar ist der Kameraanschluss anfangs (bis Nr. 3.120.753) fest mit der Objektivfassung verbunden. Spätere Versionen haben einen von der Fassung lösbaren Anschluss. Dieser ist hier mittels drei Madenschrauben am Objektivtubus befestigt. Damit sollte offenbar produktionstechnisch erreicht werden, dass die Objektive bei der Auslieferung wahlweise mit Exakta-Bajonett, mit M42-Schraubgewindeanschluss oder mit Praktina-Bajonett bestückt werden konnten.
Bei den letzten Objektiven mit der "schlanken" Fassung aus Messing bildet der hintere Fassungsteil mit dem Bajonettanschluss jedoch wieder eine Einheit. Offenbar wurden für die jeweiligen Bauserien unterschiedliche Formen gewählt.
Normalversion des Triotar 1:4 f=13,5 cm, Fabr.-Nr. 3.120.753 in Aluminium-Fassung, Baujahr 1950. Bis auf die kleinste Blende 22 entspricht es gleichfalls den Vorkriegs-Ausführungen.
Gegenüber der zuvor gezeigten Chromversion hat es nur die übliche m-Skala und keine "Germany"-Gravur.
Etwas spätere Ausführung (Fabr.-Nr. 3.123.645) der verchromten (Luxus-) Version des Triotar 1:4 f=13,5 cm mit einer veränderten Fassung gegenüber der im vorherigen Bild. Dieses Triotar wurde ebenfalls noch im Jahr 1950 gebaut. Wie die Alu-Normalversion hat es nur eine m-Skala.
Im Unterschied zu den beiden zuvor gezeigten Fassungen ist hier der Kameraanschluss mit 3 Madenschrauben an der Objektivfassung befestigt und somit wechselbar (s. Text). Anders als bei der ersten Chromversion mit einem schwarz lackierten Ring ist auch der vordere Fassungsteil (der Filterring) jetzt verchromt.
Ein Triotar 4/13,5 in Messingfassung aus der letzten Baureihe mit der schlanken Fassung aus dem Jahr 1952. Dieses Objektiv (Fabr.-Nr. 3.367.681) hat gegenüber der zuvor gezeigten Ausführung wieder eine schwarz lackierte Filterfassung. Der Bajonettanschluss ist hier fest mit der Fassung verbunden und entsprechend gleichfalls verchromt.
Wie im Bild rechts zu erkennen, sind auch bei frühen Nachkriegsversionen des Triotar - selbst bei gleicher Materialauführung der Fassung - Unterschiede im Detail zu finden. Die Alu-Fassung links gehört zu Fabr.-Nr. 3.118.844, die rechte zu Fabr. Nr. 3.120.753.
Weil von einer Bauserie zur nächsten immer wieder kleine Abweichungen zu finden sind, habe ich auf eine weitergehende Typisierung beim Triotar verzichtet und unterscheide lediglich zwischen den Ausführungen mit der "schlanken" und der "dicken" Fassung (s. auch weiter oben).
Es bleibt demnach jedem Sammler selbst überlassen, ob er nach weiteren Ab- oder Unarten bei den frühen Trioplanen Ausschau hält...
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