E. LUDWIG Objektive by Photo but More

Objektive von Ernst Ludwig aus Weixdorf bei Dresden - das preiswerte Meritar für die Exa

Exa O mit MeritarLudwig Signet

Aus dem optischen Werk Ernst Ludwig, Weixdorf (Ortsteil Lausa) bei Dresden, kamen die preiswertesten Standardobjektive für die Exa. Das 3-linsige Meritar war die günstigste Objektivbestückung, mit der eine Exa zu kaufen war. Trotz des geringen Preises hat das Objektiv seine Qualitäten. Die Bauart des klassischen Cook’schen Dreilinsers hat durchaus Vorzüge, die viele Fotografen in der gegenständlichen oder Landschaftsfotografie gerne nutzten.

Ludwig produzierte seit etwa Mitte der 1920er Jahre optische Geräte. Erfolgreichstes Ludwig-Objektiv und Vorläufer des späteren Meritar war das Victar. Es wurde an Kamerahersteller zum Einbau in die damals üblichen Zentralverschlüsse geliefert. Nur wenige Objektive sind mit Exakta-Bajonett, einige Victar-Optiken 2,9/7,5cm mit Schraubanschluss für die Standard-Exakta bekannt. Das Meritar hingegen war ab 1933 zunächst ein 4linsiges Universalobjektiv, für die Kine Exakta aber nicht verfügbar.

Als Sonderfertigung wurden jedoch Objektive für die Standard Exakta an die Ihagee geliefert. Diese waren als "Ihagee Anast. Exaktar" bezeichnet und mit der Zusatzkennung "E" graviert. Es handelte sich um 4linsige Objektive in der Lichtstärke 1:3,5. Optisch entsprachen diese Objektive den auch von Meyer Görlitz gelieferten Exaktar-Objektiven. Auch in den 1950er Jahren fertigte Ludwig noch Objektive für Kamerahersteller oder Vertriebsfirmen mit anderen Namen (z.B. Enoldar, Cosmar).

Victar Vorkrieg Victar Vorkrieg
Vorkriegsversion (1939) des Victar 2,9/5 cm für die Kine Exakta in massiver Bauweise Messing verchromt.
Rechts: Victar 2,9/5cm aus Nachkriegsfertigung an einer "Reparations"-Exacta (1947).


Kine C mit VictarNach Kriegsende konnte die Produktion in dem unzerstörten Werk bereits sehr früh wieder aufgenommen werden. Nun wurden auch Objektive mit Exakta-Bajonett in nennenswerten Stückzahlen an die Ihagee geliefert, zunächst das Victar 2,9/5 cm für die sog. „Reparations-Exakta“. Diese als "Anastigmat >Victar< bezeichneten Objektive waren nicht mit einer Fabriknummer versehen und gingen ausnahmslos in die Sowjetunion. Objektive von Zeiss Jena waren nur sehr beschränkt verfügbar (und wurden für USA-Exporte gebraucht.

Mit der 1951 neu entwickelten Exa gelangte Ludwig neben Zeiss Jena und Meyer Görlitz in den Rang eines Originalausstatters für Ihagee-Kameras. Eine aus dem Victar abgeleitete neue Version des Meritar 2,9/50 konnte preisgünstig gefertigt werden und harmonierte daher sehr gut mit der neuen preiswerten Exa-Spiegelreflex. Bis zur Produktionseinstellung dieses Objektivs Anfang der 1970er Jahre war die Exa mit dem Meritar immer das preiswerteste SLR-Angebot der Ihagee.

In der ersten Preisliste 1951 betrug der Listenpreis einer Exa mit Meritar noch DM 260 (mit Zeiss Tessar DM 345), später bis zur Aufhebung der Preisbindung in dieser Kombination DM 195. Ab 1958 kostete die Exa mit dem Meritar nur noch DM 164. Dieser Listenpreis änderte sich bis zuletzt nicht mehr, nach Aufhebung der Preisbindung in den 1960er Jahren gab es die Exa (in Westdeutschland) mit dem Meritar noch günstiger zu kaufen. Das Objektiv allein kostete DM 52.

Wie schon beschrieben, war das Meritar optisch durchaus leistungsfähig, der günstige Preis resultierte aus einer einfachen Aluminiumfassung ohne viel Schnickschnack und einer eigenen Glasfertigung. Es blieb optisch unverändert. Anfangs mit Normalblende ausgerüstet erhielt es 1957 eine Vorwahlblende; Blendenautomatik hatte das Meritar nie.

Die Fassung erlebte im Laufe der Jahre einige Veränderungen. 1963 wurde das Design mit einer schwarzen Teileloxierung der Bedienungsringe dezent dem neuen Kameradesign angeglichen. Der Blendeneinstellring wanderte - wie zuvor schon bei Zeiss Jena - von vorne zum hinteren Fassungsteil. Wie bei allen DDR-Produkten gibt es auch beim Meritar Bezeichnungsvarianten. Diese fallen in der Regel aber nur auf, wenn man solche Objektive nebeneinander liegend betrachten kann.

Ludwig wurde 1972 enteignet und in das Kombinat VEB Pentacon eingegliedert. Andere Objektive als das Meritar stellte das Werk zu dieser Zeit nicht mehr her. Später wurde noch ein 2fach Tele-Konverter mit M42-Gewinde produziert.



Für uns Sammler ist Ludwig ein recht übersichtliches Gebiet. Unterschiede der Meritar-Objektive sind nur im Detail zu entdecken; die Lichtstärke war 1:2,9, die kleinste Blende immer 16. Vorübergehend wurde es auch mit einer gravierten Lichtstärke 1:2,8 geliefert; Objektive mit Exakta-Bajonett und dieser Gravur sind aber nicht bekannt. Hingegen wurden in den ersten Produktionsjahren Exa-Kameras für den US-Markt mit einer Sonderversion „Peronar 1:2,9 f=50mm“ geliefert. Es handelt sich beim Peronar um eine mit dem Meritar baugleiche Version.

Grob sind zwei Baureihen zu unterscheiden – mit Normalblende und mit Blendenvorwahl. Wenn man die 1963 veränderte Fassung als "technische Innovation" ansieht, kommt man auf drei Baureihen. Die Objektive wurden – abgesehen vom oben erwähnten Victar für die C-Exacta – nur mit einer Exa ausgeliefert, passen mechanisch natürlich auch an die Exakta. Das Vorkriegsobjektiv Victar liegt im Nummernbereich 500.xxx bis 600.xxx, die Nachkriegsversion ist meist nicht mit einer Nummer graviert.

Das ab 1951 für die Exa produzierte Meritar ist ab etwa Fabriknummer 750.xxx zu finden, als Peronar etwa 850.xxx – 885.xxx. Um 1957 erhielt das Objektiv eine Vorwahlblende (ab etwa 1.090.xxx); 1963 wurde die Fassung noch einmal überarbeitet (ab ca. 1.440.xxx), Produktionsende war ca. 1970 (um 1.650.xxx). Eine Zusammenstellung der unterschiedlichen Fassungen und mir bekannten Gravuren finden Sie nach den Bildern.

Meritar früh Meritar früh, Feet-Skala
Zwei baugleiche Meritare aus den ersten Produktionsmonaten 1951 noch mit ungeschwärztem Bajonett.
Links Nr. 756.949 mit Meter-Skala, rechts Nr. 816.865 mit Feet-Skala. Bei genauem Hinsehen bemerken Sie auch einen Unterschied in der Focus-Gravur und der Markierung auf der Tiefenschärfe.

Practicar Practicar
Als Practicar 2,9/50 wurde auch eine Variante des Meritar in veränderter Fassung mit M42-Gewindeanschluss für die Praktica bzw. Praktiflex geliefert. Danke an Christoph Gather für die Fotos.

Peronar Meritar früh, Bajonett schwarz
Zwei Objektive aus dem Jahr 1952. Der hintere Teil der Fassung wurde geringfügig überarbeitet und ist jetzt schwarz. In der Ringgravur macht sich die Neuerung durch f=50mm. bemerkbar (bisher F=50mm.). Das Objektiv links mit der Nr. 875.642 ist eine Exportversion "Peronar" mit Feet-Skala. Rechts ein Meritar Nr. 902.233.

Meritar früh, neuer Fokus Meritar Berg+Tal
Zwei Objektive aus den Jahren 1954/55. Bei dem Objektiv im Bild links (Nr. 968.384) sind die Einstellringe vertikal gefräst. Das Meritar Nr. 995.561 (rechts) aus dem Jahr 1955 hat bereits den bis 1963 vewendeten Focusring, der in der Sammlersprache "Berg + Tal" heißt.

Meritar 1021455
Spätes Objektiv mit Normalblende Nr. 1.021.455 etwa aus dem Jahr 1956. Die Fassung mit dem "Berg+Tal"-Fokusring entspricht der im Bild zuvor. Allerdings hat es eine andere Ringgravur (E.LUDWIG / MERITAR in Großbuchstaben) - siehe Bild unten rechts.

Meritar-Ring 756Meritar späte Ringgravur
Die Ringgravur blieb in den ersten Baujahren unverändert; erst die letzten Objektive vor der Umstellung auf Blendenvorwahl sind mit Großbuchstaben graviert (rechts).


Meritar BVMeritar BV Feet
Meritar in der Fassung mit Blendenvorwahl, links Nr. 1.219.219 mit Ringgravur in Großbuchstaben und Qualitätsprädikat /S\. Die Daten sind noch mit 1:2,9 f=50mm. graviert. Das Meritar im rechten Bild Nr. 1.260.425 hat bereits die verkürzte Datengravur 2,9/50
Meritar BV 2Meritar BV ohne V
Ab Fabriknummer etwa 1.290.xxx entfiel die "V"-Gravur; links ein BV-Meritar mit Qualitätsprädikat \2/; rechts ein BV-Meritar mit der jetzt üblichen Ring-Gravur 2,9/50, ohne "V" und ohne Qualitätsprädikat.

Meritar 1634691
Meritar in der zuletzt von 1963 bis etwa 1970 gebauten Fassungsausführung.


Insbesondere bei der Blendenvorwahlausführung (2. Baureihe) variiert die Dicke der Griffringe für Blenden- und Entfernungseinstellung bis ca. 1mm Differenz. Anfänglich hatte ich dies noch als Produktionsmerkmal eingestuft. Je mehr Meritar-Objektive ich in den Händen hielt, stellte ich aber fest, dass es sich dabei um Fertigungstoleranzen gehandelt hat. Ich denke, dass diese geringfügigen Unterschiede hier also kein für Sammler bedeutsames Merkmal sind.

Für den ambitionierten Sammler gebe ich noch eine Übersicht der mir bekannten Varianten des Victar / Meritar / Peronar:

1. Meritar-Baureihe mit Normalblende

Victar 1:2,9 F=5 cm, unvergütet, Normalblende; Bauzeit ca. 1945/47
Meritar 1:2,9 F=50 mm, vergütet V, Normalblende, Focus in m ab 0,75, blankes Bajonett; Bauzeit 1951-53
Meritar 1:2,9 F=50 mm, vergütet V, Normalblende, Focus in feet ab 2.5, blankes Bajonett; Bauzeit 1951-53
Peronar 1:2,9 f=50 mm, vergütet V, Normalblende, Focus in feet ab 2.5, schwarz eloxiertes Bajonett; Bauzeit 1953
Meritar 1:2,9 f=50 mm, vergütet V, Normalblende, Focus in m ab 0,7, schwarz eloxiertes Bajonett; Bauzeit 1954
Meritar 1:2,9 f=50 mm, vergütet V, Normalblende, Focus in m ab 0,75; jetzt mit Focusring sog. Berg + Tal, schwarzes Bajonett; Bauzeit 1955
MERITAR 1:2,9 f=50 mm, vergütet V, Normalblende, Focus in m ab 0,8; mit Focusring sog. Berg + Tal, schwarzes Bajonett; Bauzeit 1956/57

2. Meritar-Baureihe mit Blendenvorwahl


MERITAR 1:2,9 f=50 mm, vergütet V, Vorwahlblende, Focus in m ab 0,8 + Feet ab 2.6; schwarzes Bajonett; Bauzeit 1957
MERITAR 1:2,9 f=50 mm, anfangs ohne, später teilweise mit Qualitätszeichen /S\, vergütet V, Vorwahlblende, Focus in m ab 0,8 + Feet ab 2.6; Focusring weiterhin "Berg + Tal", schwarzes Bajonett; Bauzeit 1957/58
Meritar 2,9/50 mm, ohne Qualitätszeichen, vergütet V, Vorwahlblende, Focus in m ab 0,8 + Feet ab 2.6; schwarzes Bajonett; Bauzeit 1958
Meritar 2,9/50 mm, teils mit Qualitätszeichen \2/, teils ohne; vergütet aber jetzt ohne V, Vorwahlblende, Focus in m ab 0,8 + Feet ab 2.6; schwarzes Bajonett; Bauzeit 1959-1961
Meritar 2,9/50 mm, ohne Qualitätszeichen; vergütet aber ohne V, Vorwahlblende, Focus in m ab 0,8 + Ft ab 2.6; schwarzes Bajonett; Bauzeit 1961-1963

Ausführung ab 1963
Meritar 2,9/50 mm, ohne Qualitätszeichen, Vorwahlblende; Einstellringe in schwarz/alu ("Zebra-Design"), Blendeneinstellring jetzt hinten, Entfernungseinstellung vorn; Focus in m ab 0,8 + ft ab 2.6; Bajonett und Griffringe teilweise schwarz eloxiert; Bauzeit ab 1963



Ludwig AuxanarLudwig Auxanar
Last but not least will ich aber noch ein anderes Ludwig-Objektiv vorstellen, das mit der Exakta oder Exa verwendbar ist. Das 3linsige Auxanar 1:4,5 F:10,5cm, ein Vergrößerungsobjektiv mit Gewindeanschluss M30, wurde in einen Bajonettadapter eingepasst. Damit eignet es sich vorzüglich für die Makrofotografie mit einem Balgengerät. Das Objektiv mit der Nummer 587767 stammt noch aus Vorkriegsfertigung.



Posted 2009/09/18 last updated 2022/03/09; Copyright © by Horst Neuhaus