Die Optischen Werke von Carl August von Steinheil gehören nach Voigtländer und Zeiss mit zu den ältesten deutschen Optikherstellern. Sein erstes Objektiv baute C.A. von Steinheil bereits 1826 auf dem väterlichen Hof. Die optisch-astronomische Werkstätte in Schwabing, damals noch bei München (nach Jena Deutschlands zweite Optikhauptstadt), gründete er 1855. Steinheil hatte zu dieser Zeit schon einen bekannten Namen in der Wissenschaft und folgte mit der Werksgründung einer Aufforderung des bayerischen Königs Maximilian II. 1862 entwickelt Steinheil mit dem Periskop das erste symmetrische Kameraobjektiv. 1866 folgte mit dem Aplanat das erste wirklich brauchbare Objektiv für die Fotografie.
Obwohl Steinheil auch mit zu den größten Optikunternehmen zählte, wurden in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg für die Kine Exakta keine Objektive produziert. In den späten 1930er Jahren und während des 2. WK wurde Steinheil zum Rüstungsbetrieb. Nach Kriegsende musste Steinheil zunächst einen Konkurs abwickeln, bevor 1950 mit der Objektivfertigung, anfangs nur für die Leica, neu begonnen werden konnte. In den nachfolgenden Jahren hatte die C.A. Steinheil Söhne GmbH in München ihre beste Zeit und konnte die Objektivnachfrage zeitweise nicht befriedigen.
1962 wurde Steinheil von Elgeet Optical, Rochester, USA – bekannt vor allem für Schmalfilmobjektive – übernommen. Mit der nachfolgenden Übernahme durch Lear Siegler aus Kalifornien wurde die Objektivfertigung nach und nach eingestellt. Das noch zu Beginn der 1990er Jahre als Steinheil Optronik bestehende Unternehmen wurde 1995 geschlossen. Heute gehört die Marke Steinheil der Jenoptik in Jena, es werden aber keine optischen Erzeugnisse unter dem Namen Steinheil hergestellt.
In der Zeit zwischen 1952 bis Mitte 1960 hat Steinheil viele westdeutsche Kleinbildkameras mit Objektiven ausgerüstet. Vor allem mit den 3-linsigen Cassar und Cassarit war Steinheil Lieferant aller größeren Kamerahersteller. Nur kurze Zeit währte hingegen ein Versuch, mit der CASCA auch selbst eine Kleinbildkamera anzubieten. Die 4- und 5-linsigen erweiterten Quinar-Triplets zählten seinerzeit zu den optisch hochwertigsten ihrer Art. Die 6linsige Gauß-Konstruktion Quinon war dem Platzhirsch Xenon zumindest ebenbürtig. Langbrennweitige Quinare wurden sowohl in normaler Baulänge als auch in Telebauweise gebaut. Alle Steinheil-Objektive waren durchgehend vergütet.
Bei der Ihagee Exakta kam Steinheil allerdings – wie auch andere westdeutsche Optikhersteller außer Schneider – nie zur Erstausrüsterehre. Lediglich die 4x6,5-Exakta war in den 1930er Jahren gelegentlich auch mit einem Cassar zu kaufen - wenn Zeiss mit Tessaren in Lieferschwierigkeiten war.
Stattdessen hatten die hochwertigen Wechselobjektive aus der Quinar-Familie für viele Systemkameras um 1955 – sogar bei Leica-Fotografen – einen ausgezeichneten Ruf. Die mattsilber satinierten Objektive dieser Jahre mit ihrem eigenwillig gestalteten Exakta-Auslöser gehörten damals zum Feinsten, was es neben Angenieux oder Rodenstock zu kaufen gab. Deren Auslösemechanik wurde - anders als bei allen anderen Optik-Herstellern üblich - durch Fingerdruck von oben statt von vorn bedient.
Die Exakta war in diesen Jahren "state of the art" unter den Kleinbild-SLR's. Ihre eigenwillige Handhabung mit der linksseitigen Frontauslösung schreckte jedoch manchen Fotografen ab. Dem versuchte Steinheil mit seiner Auslöserkonstruktion "durch Druck von oben" zu begegnen.
Zur Exakta hat es 3 Objektivlinien gegeben – neben der zuvor erwähnten, ab 1956 ausgelieferten mattsilber eloxierten Ausführung die erste Cassar/Culminar-Reihe ab etwa 1952 und die 1960 im Stil der Zeit produzierten schwarzen Fassungen mit glänzenden Bedienungsringen ("Zebra-Design").
Gegen Ende der Bauperiode für SLR-Kameraobjektive wurde noch eine Reihe von 4 Luxusobjektiven für die Exakta in einer schweren Makrofassung aufgelegt. Mangels mittlerweile dazu verfügbarer Kamera – die Exakta war damals schon auf dem Rückzug – wurden diese hervorragenden Objektive leider kein Verkaufserfolg mehr. Hin und wieder kann man aus dieser Reihe auch mal einen "Ausreißer" mit M42-Objektivanschluss finden. Diese gehören allerdings zu den größten Raritäten der Spiegelreflex-Wechseloptiken...
Einen völlig eigenen Weg fand Steinheil bei der Konzeption des Auslösers für seine Exakta-Objektive
An der noch vor einem Jahrzehnt nicht unbedingt zu erwartenden Wiederauferstehung klassischer Objektivkonstruktionen haben aktuell auch einige Steinheil-Objektive Anteil. Dazu gehören vor allem die 6-linsigen Gauß-Quinare und die Macro-Serie. Es hat sich wohl auch unter Digitalfotografen herumgesprochen, dass hier optische Abbildungsleistungen zu finden sind, die moderne Objektive nicht bieten können. Hingegen warten Steinheils - in meiner homepage vielfach - gelobten 3linsigen Konstruktionen zur Zeit noch auf ihre Entdeckung.
Zu dieser Entwicklung (Stichwort "Bokeh") habe ich in meiner homepage auf der Startseite und auf der Objektivseite Stellung bezogen, obwohl es sich nicht vorrangig um ein Sammlerthema handelt. Alte Fotohasen können die Thematik allerdings nicht teilnahmslos zur Kenntnis nehmen, zumal sie davon auch nicht völlig überrascht worden sind. Schließlich brauchen die im Medium "Fotografie" schlummernden schöpferischen Möglichkeiten immer auch eine adäquate Hardware. Soweit die eigene Überheblichkeit des "das hab' ich ja schon immer gewusst" eine Öffnung auch für engagierte Digitalfotografen zulässt, haben die klassischen Gesetze der Optik denn auch in der Digitalfotografie Gültigkeit. Bokeh hin, Bokeh her.....
Unterstützung findet dieser Trend durch vielfach angebotene Objektiv-Adapter, vornehmlich cantonesischer Herkunft. Einige dieser - teils zu erstaunlich niedrigen Preisen angebotenen - Bajonettverbinder habe ich mir mal angesehen und auch selbst Probefotos mit meiner Digi-Oly (ja, ich besitze auch eine!) gemacht. Man kann ja fast alles mit jedem damit verbinden, historisch ging das eigentlich nur mit Novoflex, Kilfitt, Dörr & Co... Bevorzugt sind nach meiner Beobachtung auf der mittlerweile alleinseligmachenden Handelsplattform die alten M42-Objektivanschlüsse. Deren Adaptierung ist einfacher als z.B. beim Exakta-Bajonett (es geht aber auch hier ohne Probleme). Da mag sich jetzt Mancher ärgern, der früher M42-Scherben kiloweise verramscht hat - ich gehörte auch dazu. Bajonette, wie das von Exakta, aber auch Praktina galten als sehr viel edler....
Für's Erste bot Steinheil in diesen Jahren eine kleine Objektivpalette für die Exakta an, die in der Exakta-November-Preisliste 1953 erstmals gelistet waren. Neben einem 40mm-Cassaron (richtige Weitwinkel gab es noch nicht) gehörten zwei 4linsige Culminare (85 und 135 mm) sowie ein 135er Quinar dazu. Das letztgenannte war mit 5 Linsen, Lichtstärke 1:2,8 und bereits Blendenvorwahl zu dieser Zeit eine echte Attraktion, die mit 396,- DM allerdings auch ihren Preis hatte.
Bislang waren normal gebaute Objektive mit 40mm die kürzeste verfügbare Brennweite für Spiegelreflexkameras. Erstmals waren um 1951/1952 mit dem Angénieux Retrofocus und dem Jena Flektogon "echte" Weitwinkelobjektive mit 35 mm Brennweite verfügbar. Andere Objektivhersteller brauchten noch ein paar Jahre länger für eigene Entwicklungen. Dann waren es zunächst auch nur vierlinsige Konstruktionen mit der Lichtstärke 1:4,5. ENNA mit dem Weitwinkel-Lithagon war 1955 der erste westdeutsche Anbieter, Meyer brachte 1956 mit dem Primagon ebenfalls nur einen 4-Linser heraus.
Steinheil stellte diese vierlinsige echte Weitwinkelkonstruktion auch erst 1955 vor. In Deutschland war das Objektiv allerdings nicht mit Exakta-Anschluss erhältlich. Das hier gezeigte Culmigon ist eine Exportversion mit einer Entfernungsskala ausschließlich in feet-Werten graviert. In Preislisten habe ich es nicht finden können. Die Bauweise der Fassung ist dem Cassar S 2,8/50 (s.weiter unten) zum Verwechseln ähnlich.
Die Daten: 4 Linsen, Normalblende 4,5-22, Bildwinkel 64°, Filtergewinde 40,5mm, Naheinstellbereich ab 1,7feet, Preis ?.
Nach dem erst kurz zuvor entwickelten lichtschwachen Culmigon das erste "echte" Weitwinkelobjektiv von Steinheil, vorgestellt zur Photokina 1956. Bislang waren normal gebaute Objektive mit 40mm die kürzeste verfügbare Brennweite für Spiegelreflexkameras. Erst mit dem Angénieux Retrofocus und dem Jena Flektogon waren um 1951/1952 erstmals "echte" Weitwinkelobjektive mit 35 mm Brennweite verfügbar. Andere Objektivhersteller brauchten noch ein paar Jahre länger für eigene Entwicklungen.
Diese 7-linsige Konstruktion war dann zum Zeitpunkt ihres Erscheines das Beste was es seinerzeit auf dem Objektivmarkt zu kaufen gab. Mir ist nicht bekannt, ob die Versionen mit dem blanken und schwarzen Auslöserarm parallel verfügbar waren.
Daten: 7 Linsen, automatische Druckblende 2,8-22; Bildwinkel 62°, Naheinstellbereich ab 0,23m, Preis 405,- DM (Ihagee-Preisliste 1958).
Nach dem erst kurz zuvor entwickelten lichtschwachen Culmigon das erste "echte" Weitwinkelobjektiv von Steinheil, vorgestellt zur Photokina 1956. Bislang waren normal gebaute Objektive mit 40mm die kürzeste verfügbare Brennweite für Spiegelreflexkameras. Erst mit dem Angénieux Retrofocus und dem Jena Flektogon waren um 1951/1952 erstmals "echte" Weitwinkelobjektive mit 35 mm Brennweite verfügbar. Andere Objektivhersteller brauchten noch ein paar Jahre länger für eigene Entwicklungen. Diese 7linsige Konstruktion war dann zum Zeitpunkt ihres Erscheines das Beste was es seinerzeit auf dem Objektivmarkt zu kaufen gab.
Daten: 7 Linsen, automatische Druckblende 2,8-22; Bildwinkel 62°, Naheinstellbereich ab 0,23m, Preis 405,- DM (Steinheil-Preisliste 1958).
Das zur Photokina 1956 vorgestellte Spitzen-Weitwinkel erhielt 1958 noch eine (damals) nützliche Erweiterung - Rechenring zur Ermittlung der Blendeneinstellung bei Blitzaufnahmen. Ansonsten blieb diese 7linsige Konstruktion optisch und mechanisch unverändert.
Daten: 7 Linsen, automatische Druckblende 2,8-22; Bildwinkel 62°, Naheinstellbereich ab 0,23m
Preis 405,- DM (Steinheil-Preisliste 1958).
Normalobjektiv mit verkürzter Brennweite in der klassischen 3linsigen Triplet-Bauweise.
Noch zu Beginn der 1950er Jahre waren 40mm die kürzeste verfügbare Brennweite für Spiegelreflexkameras. Erst mit dem Angénieux Retrofocus und dem Jena Flektogon waren erstmals "echte" Weitwinkelobjektive mit 35 mm Brennweite verfügbar. Andere Objektivhersteller brauchten noch ein paar Jahre länger für eigene Entwicklungen. So blieb das Cassaron in Konkurrenz zum 40er Tessar und Meyer Helioplan bis 1955 ein Lückenfüller; die meisten wurden in die USA exportiert. Mit Rastblende war das Objektiv ab etwa 1954 unter dem Namen "Cassar" lieferbar.
Daten: 3 Linsen, Normalblende 3,5-22, Bildwinkel 56°, Filtergewinde M34x0,5 (36,5x0,5 mit Zwischenstück), Naheinstellbereich ab 0,6m, Preis 129,- DM (Ihagee-Preisliste 1953).
Normalobjektiv mit verkürzter Brennweite in der klassischen 3linsigen Triplet-Bauweise.
Die meisten Objektivhersteller gravierten nur eine Entfernungsskala auf den Einstellungsring ihrer Objektive. Meist war diese in m, für den Export in angelsächsische Länder wurden stattdessen die Werte in "feet" graviert. Erst ab etwa Mitte der 1950er Jahre setzte sich die spätere Doppelskala m/ft durch. Technisch und optisch sind die Objektive ansonsten identisch. Das Cassaron blieb in Konkurrenz zum 40er Tessar und Meyer Helioplan bis 1955 ein Lückenfüller; die meisten wurden in die USA exportiert.
Daten: 3 Linsen, Normalblende 3,5-22, Bildwinkel 56°, Filtergewinde M34x0,5, Naheinstellbereich ab 2 feet, Preis 59,50 $ (Exakta NY-Preisliste 1953).
Dieser bei Kleinbildsucherkameras sehr verbreitete Dreilinser war in Deutschland nicht mit Exakta-Anschluss erhältlich. Als Standardobjektiv früher Edixa's ist das Cassar hingegen recht häufig ausgeliefert worden. In den USA wurde das Objektiv jedoch zeitweise mit der Varex VX oder auch der Exa angeboten. In Preislisten habe ich es allerdings nicht finden können. Die Bauweise der Fassung ist dem Culmigon 4,5/35 (s.oben) zum Verwechseln ähnlich.
Daten: 3-Linser, Normalblende 2,8-16; Bildwinkel 48°, Filtergewinde E40,5, Naheinstellbereich ab 3 ft, Preis ?
Die erste Version dieses Hochleistungsobjektivs in klassischer Bauweise nach Gauß mit 6 Linsen, wurde in der hier gezeigten Fassungsbauform als Exakta-Automatikversion zur Photokina 1956 vorgestellt. Zuvor wurde es in dieser optischen Konstruktion bereits einige Jahre für Kleinbildkameras (Leica, Paxette u.a.) gebaut und hatte weltweit begeisterte Anhänger gefunden. Mit M42-Objektivgewinde war es seit 1955 für die Praktica zu einem Preis von 375,- DM lieferbar.
1956 erhielt auch die Edixa-Ausführung bis zur Einführung der Blenden-Innenauslösung einen Auslöserarm. Auflösung, Konturenschärfe und Kontrastwiedergabe machten hervorragende Bildergebnisse möglich (auch heute noch!).
Daten: 6-Linsen, automatische Druckblende 1,9-22, Bildwinkel 43°, Naheinstellung ab 0,4m, Preis 405,- DM (1956).
Hochleistungsobjektiv in klassischer Bauweise nach Gauß mit 6 Linsen, wurde in der Exakta-Automatikversion zur Photokina 1956 vorgestellt. Zuvor wurde es in dieser optischen Konstruktion bereits einige Jahre für Kleinbildkameras (Leica, Paxette u.a.) gebaut und hatte weltweit begeisterte Anhänger gefunden. Mit M42-Objektivgewinde war es seit 1955 für die Praktica zu einem Preis von 375,- DM lieferbar.
1956 erhielt auch die Edixa-Ausführung bis zur Einführung der Blenden-Innenauslösung einen Auslöserarm. Auflösung, Konturenschärfe und Kontrastwiedergabe machten hervorragende Bildergebnisse möglich (auch heute noch!).
Daten: 6-Linsen, automatische Druckblende 1,9-22, Bildwinkel 43°, Naheinstellung ab 0,4m, Preis 405,- DM (1956).
Objektivbauweise nach Gauß - Beispiel Steinheil QUINON
In den letzten Jahren haben Objektivkonstruktionen "nach C.F. Gauß" in der Digitalfotografie neue Beliebtheit erlangt. Ähnlich wie klassische "Triplets" - bei denen dies allerdings auf anderen optischen Grundlagen beruht - haben derartige Objektive eine charakteristische Abbildungsleistung (s. auch meine Objektivseite und den Beitrag "Bokeh" auf der Startseite).
An dieser Stelle will ich auf diesen "Gauß-Effekt" am Beispiel des Steinheil Quinon einmal näher eingehen, als es sonst in meinen sich mehr an Sammlerinteressen ausgerichteten Beschreibungen der Fall ist. Der Mathematiker Carl Friedrich Gauß - dessen Abbild übrigens den früheren 10 DM-Schein zierte - hat im Rahmen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit in der Zeit um 1800 Vieles entwickelt, was in diesem Zusammenhang aber ohne Belang ist (bei Interesse s. Wikipedia). Worum es hier aus seinen Forschungen geht, ist die für optische Systeme aufgestellte Bedingung, dass die störende sphärische Aberration (~Schärfefehler bei Abbildung kugelförmiger Flächen) in optischen Systemen für zwei Grundfarben (Blau und Rot) beseitigt werden soll. Die Physik ist zunächst einmal für das Entstehen solcher Fehler verantwortlich. Optische Gläser (Linsen) stellen für die Spektralfarben unterschiedlich starke Hindernisse dar und lassen sie deshalb nicht in gleicher Weise passieren. Der Brennpunkt der jeweils einzelnen Farben entsteht deshalb in unterschiedlichen Schärfenebenen. Weil jedoch - wie aus dem Farbdruck oder auch den digitalen Pixeln bekannt - erst aus dem Zusammenwirken der einzelnen Farben das wahrgenommene Bild entsteht, erzeugen die unterschiedlichen Brennpunkte der Farben Unschärfen in diesem Bild. Ganz einfache Linsen stellen ohne Korrektur oder Abblendung sogar das ganze Bild unscharf dar.
Dieser Effekt tritt grundsätzlich in allen optischen System auf, solange nicht durch geeignete Maßnahmen (verschiedene Linsenformen, unterschiedliche Glassorten usw.) etwas dagegen unternommen wird. Zunächst kann jede Objektivkonstruktion so geschaffen werden, dass eine der drei Farben - in der Regel ist dies gelb / λ=587 mμ - scharf abgebildet werden kann. Die Schärfenabstimmung mit den anderen beiden Farben regelt sich normalerweise mit zunehmender Abblendung aus, das heißt Unschärfen werden dann nicht mehr als solche wahrgenommen. Objektive nach Gauß werden jedoch für ein großes Öffnungsverhältnis (=hohe Lichtstärke) gebaut, so dass der Besserungseffekt durch Abblenden hier nicht das Ziel ist.
Optische Korrektionsmöglichkeiten für diesen und andere Abbildungsfehler sind allerdings begrenzt, wie ich es in meiner Objektivseite schon ausgeführt habe. Alle Maßnahmen fordern an irgendeiner Stelle wieder einen Kompromiss. Somit kommt es darauf an, den Zielen mit den zur Verfügung stehenden Mitteln so nah wie möglich zu kommen. Bei einem Objektiv mit großem Glasdurchmesser etwa ließe sich eine derartige Korrektur dadurch erreichen, indem man für die praktive Anwendung Bildfeld und Bildwinkel begrenzt. Ein solches Objektiv wäre jedoch für eine Kleinbildkamera unangemessen groß, schwer und zudem teuer. Wollte man mit der Kleinbildkamera z.B. extreme Schärfenleistungen erreichen, verwendete man gerne 6x6 Objektive in Tessar-Bauweise. Bei diesen für das 6x6 Format errechneten Objektiven (mit entsprechendem Adapter) wurde der Bildwinkel, für den das Objektiv ursprünglich geschaffen wurde, nur zum Teil genutzt. Dadurch profitierte man vor der besseren Schärfeleistung in dem kleineren Bildwinkelbereich des Objektivs.
Das Quinon - streng genommen ein Gauß-Doppelobjektiv - wurde konstruktiv vonvornherein nicht auf extreme Schärfeleistung ausgelegt. Bei seiner Entwicklung fand man den Kompromiss in der mit 55 mm etwas längeren Brennweite - gegenüber den bei Normalobjektiven üblichen 50 oder gar 45 mm - und entsprechend kleinerem Bildwinkel (43°). Dadurch wurden die bei Gauß-Objektiven ansonsten auftretenden Zonenfehler (unterschiedliche Schärfenbereiche in mittleren oder äußeren Bildfeldbereichen) soweit minimiert, dass das Objektiv über die gesamte Bildfläche zwar nicht extrem scharf (wie etwas das Tessar) zeichnet, sondern eine ausgewogene Schärfenzeichnung leistet. Andere nicht so hochwertig konstruierte lichtstarke Objektive erzeugen "ausgefranste" oder gar unscharfe Bildbereiche. Wieder andere, etwa das Biotar erlangen ihre "Abbildungsathmosphäre" durch eine leicht nebelhafte, kontrastarme Zeichnung. Ein Xenon oder Heligon haben dagegen mehr Brillanz. Das Quinon liegt mit seinen Bildergebnissen eher in einem "seidigen" Bereich, der aber durchaus noch als brillant und ausreichend scharf gesehen wird. Gerade diese Abbildungseigenschaft des Quinon hat seinerzeit zu hoher Beliebtheit geführt und treibt diesem Objektiv auch zu Digitalzeiten Bokehfans zu. Wichtig bei derartigen Vergleichsbetrachtungen - die Beschreibung dieser Bildwirkungen bezieht sich auf das Arbeiten mit offener=größter Blende. Schon bei Abblendung um nur 1 oder 2 Blendenstufen relativieren sich die Unterschiede teils beträchtlich!
Man mag mir die nach wissenschaftlich/technischen Maßstäben wenig präzise Ausdrucksweise verzeihen. Ich habe sie bewusst gewählt, um die gelobten Eigenarten derartigen Objektivbauweisen möglichst allgemeinverständlich wiederzugeben. Physikalisch exakte Beschreibungen findet der Kenner in der Fachliteratur, teilweise auch im Internet. Allerdings wird bei technisch/wissenschaftlichen Abhandlungen jedoch nur selten auf ein spezielles Objektiv Bezug genommen.
4-linsiges Objektiv in Normalbauweise mit der beliebten "Porträtbrennweite". Aluminiumfassung mit messing-verchromten Kameraanschlussteil. Der Objektivkopf ist für Makroaufnahmen mit Balgengeräten abschraubbar.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 2,8-32, Bildwinkel 28°, Naheinstellbereich ab 1m, Preis 156,- DM (Ihagee-Preisliste 1953
Hochwertiges 4-linsiges Objektiv; obwohl der Name nicht darauf hinweist, handelt es sich um eine Telekonstruktion in verkürzter Bauweise. Deshalb ist dieses Auto-Quinar nicht länger als das Quinon-Standardobjektiv. Vorgestellt wurde es im Jahr 1958 mit einer (damals) nützlichen Erweiterung - einem Rechenring zur Ermittlung der Blendeneinstellung bei Blitzaufnahmen. Vielseitiges Objektiv, in der beliebten mittleren Brennweite eines der wenigen mit Blendenautomatik.
Daten: 4-Linsen, automatische Druckblende 2,8-22, Rechenring für Blitzaufnahmen, Bildwinkel 24°, Naheinstellung ab 1,15m, Preis 330,- DM (Steinheil-Preisliste 1958).
Einfach gebautes 3-linsiges Objektiv mittlerer Brenweite in Normalbauweise mit einfacher Einstellschnecke ohne Geradführung. Das ursprünglich für eine 6x9 Rollfilmkamera konstruierte Objektiv wurde in geringen Stückzahlen auch für die Exakta, Paxette oder Leica angeboten.
Daten: 3 Linsen, Normalblende 3,8-22, Bildwinkel 28°
3-linsiges Spezialobjektiv in Normalbauweise als Objektivkopf für Novoflex- (damals noch Müller-)Balgengeräte mit Exakta-Bajonettfassung. Es handelt sich bei diesem Objektiv um das Cassar für Vergrößerungsgeräte, das in dieser Version mit einem Exakta-Anschlussteil ausgeliefert wurde.
Die Brennweite 105 mm kann am Novoflex-Balgen bis unendlich fokussiert werden!
Daten: 3 Linsen, Rastblende 4,5-22, Bildwinkel 28°, Preis 51,- DM (Vergrößerungsobjektiv, Steinheil Preisliste 10/1951)
4-linsiges Objektiv in Normalbauweise als Objektivkopf für Novoflex- (damals noch Müller-)Balgengeräte mit Exakta-Bajonettfassung. Diese Brennweite kann am Novoflex-Balgen bis unendlich fokussiert werden!
Daten: 4 Linsen, Normalblende 4,5-32, Bildwinkel 28°, Preis 96,- DM (Steinheil-Preisliste 9/1951)
4-linsiges Objektiv, in Druckschriften teilweise als "Tele" beschrieben, jedoch in Normalbauweise mit der beliebten mittellangen Brennweite. Das Objektiv war mit etlichen Anschlüssen nicht nur für Spiegelreflexkameras lieferbar. Die Leica-Version mit 39mm Schraubgewinde hat sogar den Koppelungsnut für Leica-Entfernungsmesser und war/ist eine beliebte Alternative zum 135er Hektor. Für Bokeh-Fans - 16 Blendenlamellen sorgen für eine nahezu kreisrunde Blendenöffnung bei Abblendung.
Der Objektivkopf ist zudem für die Makrofotografie mit Balgengeräten abschraubbar. Der Objektivkopf dieses Culminar konnte zur Verwendung mit Balgengeräten auch einzeln gekauft werden, dazu waren Schneckenzüge oder Zwischenringe lieferbar. Objektivköpfe mit Brennweiten ab 105 mm lassen sich mit dem Balgengerät bis unendlich fokussieren und sind deshalb nicht nur für Makrofotos verwendbar.
Daten: 4 Linsen (Objektivkopf abschraubbar), Normalblende 4,5-32, 16 Blendenlamellen, Bildwinkel 18°, Naheinstellbereich ab 1,5m, Preis 168,- DM (Ihagee-Preisliste 1953)
Mitte der 1960er Jahre waren die klassischen Wechselobjektive aus München nicht mehr im Fertigungsprogramm des Unternehmens, das zudem bereits zwei Eigentümerwechsel zu überstehen hatte. Dabei war der Wechsel von Steinheil zu Elgeet im Jahr 1962 gar nicht mal eine "feindliche" Übernahme. Es war vielmehr eine Folge der guten unternehmerischen Beziehungen, die Steinheil seit Mitte der 1950er Jahre zu den Amerikanern aufgebaut hatte. Davon unabhängig hatte man es bei Steinheil auch nicht verlernt, gute Objektive zu bauen....
Die bisherigen blanken Aluminiumfassungen entsprachen allerdings nicht mehr dem aktuellen Kundengeschmack. Die Konkurrenz aus Kreuznach, München und Göttingen, ja selbst die DDR-Produkte von Meyer und Zeiss bedienten mittlerweile die Nachfrage nach mehr Design, nachdem sich auch für Kameras und fotografisches Zubehör das Käuferinteresse von der reinen Zweckmäßigkeit wegbewegt hatte. Kameragehäuse gab es nun - wie schon in den 1920/30er Jahren - wieder auch in schwarz, Objektivfassungen mussten sich dem anpassen. Gehörte Steinheil beim "Berg und Tal"-Design der Griffringe in den 1950ern noch zu den Trendsettern, hatte man den Wechsel zu schwarz mit chrom, dem sogenannten "Zebra-Design" verpasst. Das holten die Münchener um 1967 mit zum Teil neuen Objektivkonstruktionen nach. Einige der hochwertigen Automatikobjektive aus der Zeit um 1956-1958 wurden zuvor noch kurze Zeit als Auto-D-Versionen im schwarz eloxierten Gehäuse angeboten. Dabei ging man auch den Weg der Partnerschaft mit der soeben neu erstandenen Ihagee-West und produzierte unter dem Ihagee-Label eine kleine Objektivpalette.
Zum letzten großen Schlag holte die Steinheil-Entwicklungsabteilung jedoch mit einer Reihe hochwertiger Makro-Objektive mit zur Exakta passenden Anschlüssen aus. Dieser Viererbande, bestehend aus Makro-Quinaron, Makro-Quinon, Makro-Quinar und Makro-Tele-Quinar hatte die Konkurrenz im Jahr 1967 nichts entgegenzusetzen. Zumindest nicht für die Exakta, aus Fernost gab es Vergleichbares für Canon, Minolta und Co. Leider verlor nahezu zeitgleich die klassische Exakta mehr und mehr den Anschluss an die aktuelle Technik. Selbst die Neuvorstellung der VX1000 konnte das nicht mehr ausgleichen - im Gegenteil, immer mehr Exakta-Fotografen wandten sich von ihrem System ab. Damit war den Steinheil-Boliden die Zielgruppe abhanden gekommen.
Die eiligst noch zu einigen Objektiven aus dem Standardprogramm angebotene Adapterpalette stand in Konkurrenz zum verbreiteten T-2 System. Die Adapter und die dazu passenden Objektive fristeten eher ein Ladenhüter-Dasein. Alternativen hatte man nicht, von ein paar billigen M42-Scherben abgesehen.... So war um 1970 Schluss mit Steinheil-SLR-Wechseloptiken; in den Ihagee-Preisleisten sind schon ab 1967 keine Steinheil-Objektive mehr zu finden.
Steinheil-Objektive aus den Jahren ab etwa 1965.
Das seit 1955 gebaute 4linsige Weitwinkelobjektiv wurde für die Automatik-Serie neu gerechnet und bekam fast eine Blendenstufe mehr an Lichtstärke spendiert. Im übrigen blieb die optische Konstruktion unverändert. Mechanisch hatte Steinheil offenbar zwei unterschiedliche Designs für seine Automatik-Serie entwickelt. Die früheren Versionen hatten ein rundliches, die späteren ein fast quadratisches Auslösergehäuse. Dieses Culmigon hat zudem keine Geradführung, d.h. die Frontlinse dreht sich beim Fokussieren mit. Für die lichtschwächeren Objektive wählte Steinheil auch ein etwas anderes Ringdesign (=Auto-Cassarit 3,5/100, Auto-Tele-Quinar 3,8/135).
Daten: 4 Linsen, Druckblende 3,5-16, Bildwinkel 64°, Filtergewinde 49mm, Naheinstellbereich ab 0,8m, Preis - 180,- DM (Steinheil-Preisliste 1967).
Spezialobjektiv zur Verwendung mit Balgengeräten oder Zwischenringen, ohne Entfernungseinstellung. Mit diesem Objektiv ist auch bei Verwendung eines Balgengerätes die Entfernungseinstellung bis unendlich möglich.
Daten: 3 Linsen, Normalblende 3,5-22, Bildwinkel 46°, Preis - .
Das Cassarit ist eine 3-linsige Triplet-Konstruktion in Normalbauweise. Optisch entspricht es weitgehend dem bewährten Cassar aus den 1950er Jahren. Die mechanische Bauweise wurde bewusst einfach gehalten, um das Objektiv preisgünstig anbieten zu können. Die Entfernungseinstellung erfolgt lediglich durch die Frontlinse, die sich dabei natürlich mitdreht (keine Geradführung). Auch vom Ringdesign unterscheiden sich die beiden Cassarit-Versionen (100 und 135 mm) von den anderen Objektiven dieser Jahre.
Daten: 3 Linsen, Vorwahlblende 3,5-22, Bildwinkel 24°, Filtergewinde 49mm, Naheinstellbereich ab 1m, Preis - 90,- DM (Steinheil-Preisliste 1967).
Das Cassarit ist eine 3-linsige Triplet-Konstruktion in Normalbauweise. Optisch entspricht es weitgehend dem bewährten Cassar aus den 1950er Jahren. Die mechanische Bauweise wurde bewusst einfach gehalten, um das Objektiv preisgünstig anbieten zu können. Die Entfernungseinstellung erfolgt lediglich durch die Frontlinse, die sich dabei natürlich mitdreht (keine Geradführung). Auch vom Ringdesign unterscheiden sich die beiden Cassarit-Versionen (100 und 135 mm) von den anderen Objektiven dieser Jahre.
Daten: 3 Linsen, Vorwahlblende 4,5-32, Bildwinkel 18°, Filtergewinde 49mm, Naheinstellbereich ab 1,5m, Preis 105,- DM (Steinheil-Preisliste 1967).
Auch das bewährte hochlichtstarke 5-linsige Quinar - eines der ersten Steinheil-Objektive aus den frühen 1950ern - wurde anfangs noch im Programm der 1960er Jahre geführt. In unveränderter Fassung ist es nun in schwarz lackierter Ausführung zu finden. Wegen seines unverändert hohen Gewichtes von 690g ist weiterhin ein Stativgewinde fest angebracht. Die Automatikversion - wie beim blanken Vormodell - gab es jedoch nicht mehr.
Daten: 5 Linsen (Objektivkopf abschraubbar), Vorwahlblende mit Rasten 2,8-32, Bildwinkel 18°, Filtergewinde M54, Naheinstellbereich ab 1m, Gewicht 690g
Preis 255,- DM incl. Sonnenblende (Steinheil-Preisliste 1967)
Mit dieser Neuentwicklung brachte Steinheil noch ein kleineres und leichteres Automatik-Tele auf den Markt. Es wurde auch etwas preiswerter angeboten als die "D"-Version. Offenbar sollte es eine Alternative zum Sonnar 4/135 von Zeiss Jena darstellen.
Die Daten: 4 Linsen, vollautomatische Blende 3,8-32, Bildwinkel 18°, Filtergewinde 49mm, Naheinstellbereich ab 1,2m, Preis - 217,50 DM (Steinheil-Preisliste 1967).
Daten: 5 Linsen, vollautomatische Blende 3,5-32, Bildwinkel 12°, Filtergewinde 67mm, Naheinstellbereich ab 2,5m, Preis - 480,- DM (Steinheil-Preisliste 1967).
Macro-Objektive für die Exakta - 1967
Die bereits erwähnte Reihe von vier Macro-Objektiven mit Exakta-Bajonettanschluss und vollautomatischer Blende wurde damals in der Fachpresse als "die anspruchsvollste Ausstattung, die bisher für die Exakta zur Verfügung steht" beschrieben. Dem ist auch aus heutiger Sicht kaum etwas entgegenzusetzen. Allenfalls ENNA mit seinem optisch und mechanisch hochwertigen, aber umständlichen Sockelsystem kam als Konkurrent infrage.
Für den Exakta-Sammler sind die Steinheil-Makroobjektive eine Delikatesse, optisch wie mechanisch und auch preislich! Mit dem ausfahrbaren doppelten Teleskop dieser Objektive konnte noch nicht einmal der Makro-Platzhirsch Kilfitt mithalten. Auch eine vollautomatische Blende, mit denen alle vier Objektive ausgestattet waren, war für Exakta-Fotografen in der Makrofotografie bislang nur ein Traum. Die Steinheil-Makros boten solche Vollautomatik noch bei Abbildungsmastäben bis 2:1! Wer ein solches Mechanikwunder in die Hand nimmt, erstarrt in Ehrfurcht vor dieser Ingenieursleistung.
Die Objektive wurden 1967 zu einem der Qualität und Leistungsfähigkeit entsprechenden Preis angeboten - je 585,- DM. In den USA war der komplette Satz zu einem Einführungspreis von 998$ erhältlich.
In Zusammenarbeit mit dem westdeutschen Zweig der Ihagee Dresden in Gestalt der Ihagee WEST hat Steinheil Anfang der 1960er Jahre eine kleine Objektivserie auf der Grundlage seiner Automatik-Objektive herausgegeben. Belegbare Informationen zu dieser Kooperation liegen mir zwar nicht vor. Jedoch dürften die daraus hervorgegangenen drei Objektive aus der Zeit nach 1963 stammen, nachdem die Frankfurter "West"-Ihagee ihren Sitz vorübergehend nach München verlegt hatte.
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