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Mit den 1944 ausgelagerten Teilen wird die Fertigung schon im August 1945 wieder aufgenommen. Somit entsprechen die ersten aus daraus gebauten Kameras in den allermeisten Fällen der Vorkriegsausführung (verchromte Gehäuse, Langzeitknopf mit Rille, Ihagee-Prägung auf Rückdeckel). Auch die Chrom-Qualität der Typenschilder-Altbestände ist erkennbar besser als die der Nachkriegsprodukte. Anfangs mussten nur ganz wenige Teile (Montagezubehör, wie Schrauben oder Federn) beschafft werden - oft in mühsamer Einzelfertigung.
Die Nachkriegsproduktion der Kine Exakta begann etwa bei Fabriknummer 608.500, die erste mir bekannte Kamera aus dieser Fertigung trägt die Nummer 608.477, die letzte die Nummer 609.796. Mit dem Aufbrauch der vorhandenen Teile wurde etwa ab Herbst 1945 immer mehr Neufertigung benötigt. Dies wird bei Gehäusen ab etwa Produktionsnummer 610.xxx sichtbar, selbst wenn diese noch mit den Typenschildern in der traditionellen Schreibweise "Exakta" versehen sind.
Angebotsbeschreibung dieser Kine Exakta
In den Detailansichten dieser Kine Exakta 609.354 ist gut zu erkennen, dass für die Anbauteile - Frontschilder, Lichtschachtrahmen, Bildzählwerk (14+35), Langzeitknopf mit 1/10s, Rückwand mit Ihagee-Prägung - Vorkriegsbauteile Verwendung fanden.
Damit dürfte diese Kine eine der letzten sein, für die ausschließlich Vorkriegsteile verbaut worden sind. Jedenfalls hat die Nr. 609.701 bereits neugefertigte Frontschilder. Auf diesen Feststellungen basiert auch meine Angabe im Kine-Teil meiner website, dass 1945/46 etwa 1000 Kameras ausschließlich aus Altbeständen gebaut worden sind.
Natürlich hat auch diese exklusiv-Exakta die legendäre technische Komplett-Ausstattung, die eine Exakta universell verwendbar machte – präziser Schlitzverschluss von 12(!) bis 1/1000 sec, B und Z, zusätzliches Vorlaufwerk (=Selbstauslöser, auch für Langzeiten von 6 bis 1/10 sec.), Schnellaufzug, Auslösesperre bei geschlossenem Lichtschacht, Möglichkeit für Doppelbelichtungen, eingebautes Abschneidemesser für teilbelichtete Filme, abnehmbare Rückwand, Blitzsynchronisation, umfangreiches Zubehörprogramm und das universelle Objektivbajonett für tausende Wechselobjektive aller Spitzenhersteller und aus aller Welt von 20 bis 1000 mm Brennweite. Der Lichtschachtsucher ist bei der Kine Exakta noch fest eingebaut und nicht auswechselbar. Die Wechselmöglichkeit kam erst im Jahr 1950 mit der Exakta Vares.
Auch das montierte Objektiv, ein Meyer Trioplan 1:2,9/50 aus frühester Nachkriegsfertigung ist eine absolute Rarität. Das Objektiv wurde in der gleichen optischen Bauweise der Vorkriegsjahre, jedoch in eine einfache Aluminiumfassung ohne Oberflächenbearbeitung gebaut. Für diese Fertigungsweise ist es nach über 60 Jahren in sehr gutem Zustand, sehen Sie selbst:
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