Links der erste Kine Exakta-Prospekt, der zur Messevorstellung im Frühjahr 1936 aufgelegt wurde.
Rechts eine sehr frühe Kine Exakta (482.376). Diese Kamera ist noch mit dem Exaktar mit der anfänglichen Brennweite 5 cm (später 5,4 cm) bestückt.
Bei der Leipziger Frühjahrsmesse 1936 wurde die Kine Exakta erstmals vorgestellt. Bis zur kriegsbedingten Produktionseinstellung im März 1940 wurde diese Kamera mit nur geringfügigen Modifikationen produziert.
Die Veränderungen während der 4jährigen Bauzeit betrafen nur Details, so dass man sie eigentlich nicht als unterschiedliche Modelle klassifizieren kann. Äußerlich fallen in diesen Jahren eine Veränderung am Sucher und das Befestigungselement für ein Blitzgerät auf. Sammler sprechen deshalb von drei Versionen oder Typen, nennen diese aber oft "Modell 1 usw.". Ich will hier nicht Schiedsrichter spielen und verwende beide Bezeichnungen.
Aguila/Rouah beschreiben in ihrem Standardwerk "EXAKTA CAMERAS 1933-1978" 4 Typen aus dieser Zeit, benennen dabei die Exportvariante "C" - die auch Richard Hummel unter 003 beschreibt - als Version 3. Diese Einteilung ist so aber nicht praxisgerecht, weil alle drei Versionen exportiert wurden und mit entsprechenden Kennzeichnungen zu finden sind.
Auch die von Richard Hummel in seinem Standardwerk "Spiegelreflexkameras aus Dresden" unter 005 aufgeführte "3. Änderung" passt nicht in eine sammlergerechte Einteilung, wenn man die Kamera in Vor- und Nachkriegsfertigung zuordnet (s. auch meine Ausführungen weiter unten).
Zudem bot die Ihagee seinerzeit einen Service an, bei dem eingesandte Kameras in die jeweils aktuelle Version umgerüstet wurden. Dieser war zum Teil sogar kostenlos (Umbau runde auf rechteckige Lupe) oder es wurden nur Materialkosten berechnet. Bei der Einsendung von Kameras zur Reparatur oder Inspektion wurden diese Veränderungen in aller Regel mit erledigt. Exakta-Fotografen dieser Jahre haben den Werks-Service gern in Anspruch genommen. Deshalb sind heute nicht selten Kine Exakta-Kameras zu finden, deren äußere Merkmale nicht zur Fabriknummer und der zugehörigen Versionsbeschreibung passen.
Hiervon einmal abgesehen, hat es sich bewährt, zwischen drei Modellvarianten aus der Vorkriegsfertigung zu unterscheiden, die auch Klaus Wichmann in seinem Buch "Von der Kine-Exakta bis zur Elbaflex" als Typ 1 - 3 beschreibt. In einer Übersicht sind dies - mit ihren Kurzbezeichnungen:
Dabei ist die sammlerübliche Bezeichnung "3 Blitzbuchsen" der Version 3 nicht korrekt, weil es sich bei der späteren "dritten Buchse" um ein Gewindeloch zur Befestigung der 2. Ausführung des Ihagee Vakublitzgerätes handelt. Die Produktionsstückzahlen sind - wie an anderer Stelle beschrieben - nicht ermittelbar. Richard Hummel nennt in seinem Standardwerk als geschätzten Wert insgesamt 38.000 Stück produzierte Kine Exakta im Zeitraum zwischen 1936 und 1943. Nach der Produktionseinstellung im März 1940 (mit Nr. 596 924) wurden noch einige Gehäuse für spezielle Empfänger, etwa Kriegsreporter, Regierungs- oder Parteimitglieder gebaut. Solche Gehäuse findet man gelegentlich noch mit Nummern bis etwa 597 5xx. Eine der wohl letzten Kine Exakta aus dieser Periode mit der Nr. 597 508 zeige ich weiter unten.
Ab 1944 wurden aber definitiv keine Kameras mehr im Ihagee-Werk gebaut. Da der Nummernbereich von 600 000 bis 608 000 für das 6x6-Modell reserviert war, sind Kine-Exaktas mit Nummern ab etwa 608 4xx der Nachkriegsfertigung zuzurechnen. Die erste mir bekannte Kamera aus dieser Periode trägt die Nummerngravur 608 477; sie besteht noch vollständig aus geretteten Vorkriegsteilen. Manche Sammler rechnen solche mit der Vorkriegsfertigung noch identischen Kameras fälschlicherweise der Vorkriegsproduktion zu.
Kine Exakta – runde Sucherlupe
Diese Kine Exakta Version gilt als Synonym für Dresdener Kameras und ist neben der Leica den meisten Sammlern - auch außerhalb der Ihagee-Sammler-Gemeinde - bekannt. Da bei der Ihagee - anders als bei Leitz - keine detaillierten Produktionslisten geführt wurden und andere Aufzeichnungen durch Kriegseinwirkungen verloren gingen, sind heute keine exakten Stückzahlen über Exakta-Kameras bekannt. Bei der frühesten bisher bekannten Fabriknummer einer Kine Exakta (455.651) handelt es sich um ein Vorserienmodell, aus einer wohl für die Messevorstellung produzierten Kleinserie.
Ausführung: Leichtmetall-Gussgehäuse mit Ganzverchromung, zwei Blitzbuchsen, außenliegendes Bild-Zählwerk mit Rändelrad, Verschlußzeitenknopf mit 18 mm Durchmesser und „B,Z“-Gravur. Verchromter Bajonettanschlussring ohne Außenbajonett. Weitere Detailangaben finden Sie auf meiner vorherigen Seite für die Kine Exakta.
Konstruktive Veränderungen im Detail gab es bereits während der nur kurzen Bauzeit des allerersten Kine Modells mit der runden Lupe. Nur wenige davon kann der aufmerksame Betrachter aber aussen an der Kamera bemerken. Andere werden erst nach einer Demontage sichtbar. Anfangs wird das Spiegelgehäuse mit einer samtartigen Beschichtung gegen vagabundierendes Licht versehen, spätere Modelle erhielten eine kratzige Kräusellackierung. Auch im Verschlussmechanismus gab es Modifikationen, die jedoch nur bei geöffnetem Gehäuse bemerkt werden.
Bisher sind mir (außerhalb der Vorserie) Kameras mit Produktionsnummern zwischen 481.800 bis 485.896 mit der runden Sucherlupe bekannt. Dieser Nummernblock war jedoch nicht nur der Kine Exakta vorbehalten (s. Anmerkungen zur Vergabe der
Ihagee-Fabriknummern und zu Stückzahlen). Durch Umbau oder Verluste sind heute allenfalls noch 100 dieser Kameras weltweit im Originalzustand erhalten. Es sind auch Fälschungen der Deckel mit der runden Lupe bekannt; nach Fabriknr. 486xxx wurden definitiv keine runden Lupen mehr eingebaut.
Vorversion / Prototyp
Kine Exakta – runde Sucherlupe
(Richard Hummel-Modell 001)
Produktionszeit bis 4/1936
Produktionsnummern unter 481.800; Stückzahl nicht bekannt
Solche Kameras, oft nicht ganz zutreffend als "Prototypen" bezeichnet, wurden vom Ihagee-Kamerawerk vor Modelländerungen auch an Vertretungen oder ausgesuchte Händler zu Test- oder Vorführzwecken ausgeliefert. Sie sollten nach einer Testphase mit Kommentaren wieder an das Werk zurückgegeben werden (was aber nicht immer geschah...). Diese Praxis bestand bei der Ihagee bis zuletzt (1970), meist wurden die Gehäuse mit speziellen Gravuren versehen - etwa Nr.0000x. Vorserienkameras der Kine Exakta haben solche Sondergravuren allerdings noch nicht und sind deshalb nicht von Jedermann als solche zu erkennen.
Die reguläre Serienproduktion der Kine Exakta endete im März 1940 mit der Nummer 596.924. Die Anzahl der anschließend noch bis zum Kriegsende hergestellten und ausgelieferten Kameras ist nicht mehr zu ermitteln. Richard Hummel nennt als Kriegssonderfertigung 400 Stück. Dies stimmt also nicht ganz mit den von mir ermittelten Fabriknummernangaben überein, tatsächlich waren es demnach um 600 Stück. Mit Beginn der befohlenen Rüstungsproduktion im Frühjar 1940 wurden Maschinen und noch vorhandene Fertigungsteile außerhalb des Werkes ausgelagert. Damit konnte die Fertigung unmittelbar nach Kriegsende wieder aufgenommen werden, obwohl das Ihagee-Werk selbst in der Dresdner Bombennacht fast völlig zerstört wurde.
Kine Nacht-Exakta aus der Kriegsproduktion Nr. 597 508 (Bj. 1943), mit einem Schneider Xenon 1:2/5cm (No. 1.541.623)
Aus dem Bestand von Sammlerkollege Volker Harting, der mir freundlicherweise auch die Fotos zur Verfügung stellte.
Produktionszeit wohl Herbst 1943
Produktionsnummern ca. 597 5xx; Stückzahl um 600
Es handelt sich um eine Kine Exakta der 3. Modellreihe, die nach der Produktionseinstellung im März 1940 noch gefertigt worden ist. Die Ihagee wurde zu dieser Zeit zur Herstellung für die Kriegsführung wichtiger optomechanischer Geräte verpflichtet. Dabei handelte es sich überwiegend um optische Geräte für die Luftaufklärung und Artillerie.
Kameras durften nur noch auf besondere Bestellung und mit behördlicher Genehmigug angefertigt werden. Empfänger waren dann systemnahe Personen oder Kriegsberichterstatter. Unterlagen hierüber sind mir nicht bekannt. Um sie korrekt einordnen zu können, muss die bisherige Aufteilung der Kine Fertigung in Vorkrieg/Nachkrieg formal um die Kriegsfertigung ergänzt werden.
Es sind nur wenige Kameras aus diesem Nummernkreis bekannt, die letzte trägt die Nr. 597 528.
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