Die Optischen Werke Josef Schneider & Co. in Bad Kreuznach gehörten neben Meyer Görlitz und Zeiss von Beginn an zu den Erstausrüstern für die Exakta. Mit Erstausrüster ist hier gemeint, dass entsprechende Objektive zum Auslieferungszustand der Kamera gehörten und nach Katalog oder Preisliste beliebig ausgewählt werden konnten.
Die Optische Anstalt Jos. Schneider & Co wurde 1913 gegründet. Die Berechnungen der Objektive erwarb man anfangs von einem bei Leitz angestellten Mitarbeiter. Begonnen wurde mit einem recht anspruchsvollen Objektivprogramm vom einfachen Aplanat 1:7,7 über Weitwinkel- und lichtstarke Porträtobjektive. Die frühen Objektivnamen Claron, Componar, Isconar oder Symmar gehörten über Jahrzehnte zu den bekannteren Aufnahmeoptiken. Nach Ende des 1. Weltkrieges folgte das Xenar, ein erweitertes Triplet, zunächst mit Lichtstärke 1:4,5. Dessen Lichtstärke wurde nach und nach auf 1:2,8 gesteigert, in der es 1936 mit der Kine Exakta ausgeliefert wurde. Das 6linsige Hochleistungsobjektiv Xenon – eine Gauß-Konstruktion - wurde 1925 patentiert und in Lichtstärken bis 1:1,5 produziert. Die Ausführung für die Exakta mit Lichtstärke 1:2 galt damals als „Nachtobjektiv“.
Für die Lieferungen an staatliche Stellen - die spätere Kriegsproduktion - gründete Schneider die ISCO-Werke in Göttingen und eine weitere Tochtergesellschaft in Berlin. Nach Kriegsende wurde das Unternehmen in Bad Kreuznach insbesondere auf die Anforderung für die neuen Kleinbildobjektive ausgerichtet. Es gab ein neues Xenar und Vergütung für die Linsen. Die Blendenmechanik der Spiegelreflexobjektive revolutionierte Schneider 1953 mit den ersten Springblendenobjektiven. Die damit ausgestatteten Xenon, sowie Westagon und Westanar von ISCO wurden allerdings zuerst nur in die USA geliefert. Erst ab 1954 war die Exakta auch in Deutschland mit diesen Objektiven lieferbar.
Neben den SLR-Wechselobjektiven belieferten Schneider und Isco nahezu alle deutschen Kamerahersteller mit Objektiven. Das Xenar war hier seinerzeit neben dem Zeiss Tessar die jeweils teuerste Bestückung bei den Lichtstärken 1:3,5 oder 1:2,8. In der Spitzenklasse konkurrierte das Xenon mit dem Steinheil Quinon oder Rodenstock Heligon. Außerdem wurden Objektive für Filmkameras, vor allem für die damals beliebten 8 und 16 mm-Schmalfilmgeräte produziert. Mitte der 1950er entstand das erste Zoomobjektiv (damals „Gummilinse“ genannt), dem 1964 das Variogon 1:4 80-240 für SLR-Kameras folgte. Eine um 1960 gemeinsam mit Isco eingeführte Objektivreihe mit angebauten Nachführbelichtungsmesser für Exakta oder M42 war zwar technisch anspruchsvoll, konnte sich jedoch nicht so recht durchsetzen. Ob es an den gepfefferten Preisen oder an der nicht einfachen Bedienung gelegen hat, sei dahingestellt. Jedenfalls ist diese Objektivreihe heute eine seltene Delikatesse für Sammler.
Nachdem immer mehr deutsche Kamerahersteller vor der Fernostkonkurrenz die Segel streichen mussten und zeitgleich der Schmalfilmkameramarkt zusammenbrach, geriet auch Schneider in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste 1982 Konkurs anmelden. Das Unternehmen wurde in der Folge von Heinrich Manderman (Mitbegründer der Beroflex) neu gegründet. Im Laufe der Jahre wurden u.a. die B+W-Filterfabrik und die Rollei-Fototechnik übernommen. Manderman engagierte sich nach der deutschen Wiedervereinigung auch bei der Dresdener Pentacon und nahm die Produktion der Exakta 66 wieder auf.
2013 feierte Schneider Kreuznach sein 100Jähriges und fertigt bis heute hochwertige optische Erzeugnisse aller Art. Hier der Link zur attraktiven homepage von Schneider-Kreuznach. Dort finden Sie auch Daten zur Geschichte der Fertigung seit 1913.
Xenon Versuchsobjektiv mit Springblende aus dem Jahr 1948.
Die Blendenauslösung erfolgt mit einem Doppeldrahtauslöser am seitlichen Drahtauslöseranschluss
Zur Exakta hat es 4 Objektivlinien gegeben. Die für die Kine-Exakta 1936 ausgelieferten verchromten Messingausführungen erhielten in den Jahren nach Kriegsende neue Fassungen, nach wie vor Messing verchromt. Schon in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden in Kreuznach wieder Objektive produziert, dabei jedoch noch alte Fassungsbauformen verwendet. Für Exakta-Objektive ist dabei nicht eindeutig einzugrenzen, ob und ggf. welche Seriennummern (zwischen etwa 1.823.xxx bis 1.855.xxx) aus Vor- oder Nachkriegsfertigung stammen. Bis zur Währungsreform im Juni 1948 dürften zudem nur wenige Objektive für die Exakta produziert worden sein. Die Exakta wurde in dieser Zeit nahezu ausschließlich für Reparationszwecke ausgeliefert und dabei mit Objektiven aus ostdeutscher Fertigung bestückt. Objektive mit Seriennummern unter 2.000.000 sind demnach nur mit alten Fassungsformen zu finden (s. Xenon 1.999.954 in der Aufstellung weiter unten).
1948 wurden einige Objektive neu gerechnet und 1950 die Hartvergütung eingeführt. Die Produktion solcher Objektive für die Exakta in neuen Fassungen begann 1948 mit Seriennummern nach 2.000.000. Die Fokussierung - bisher rechtsläufig - änderte sich auf linksläufig. Die Fassungen der längeren Brennweiten wurden anfangs teilweise ganzverchromt, ansonsten wurden die Griffringe und die Fassung mit dem Kameranschluss verchromt und der Korpus schwarz lackiert.
Ab etwa 1955 gab es für die Neuentwicklungen neue Fassungen, im Stil der Zeit schwarz lackiert oder eloxiert mit glänzenden Bedienungsringen ("Berg und Tal-Design").
Mitte der 1960er Jahre wurden die Objektivfassungen kleiner und erhielten ein völlig verändertes Fassungsdesign im Stil der letzten Exakta-Version (sog. Zebra-Design), von Exakta-Sammlern auch VX-1000-Design genannt.
An der noch vor einem Jahrzehnt nicht unbedingt zu erwartenden Wiederauferstehung klassischer Objektivkonstruktionen nehmen auch einige Schneider-Objektive teil. Hier sind es jedoch weniger die - in meiner homepage vielfach gelobten - 3linsigen Konstruktionen, als das 6linsige Xenon. Zu dieser Entwicklung (Stichwort "Bokeh") habe ich in meiner homepage auf der Startseite und auf der Objektivseite Stellung bezogen, obwohl es sich nicht vorrangig um ein Sammlerthema handelt. Alte Fotohasen können die Thematik allerdings nicht teilnahmslos zur Kenntnis nehmen, zumal sie davon auch nicht völlig überrascht worden sind. Schließlich brauchen die im Medium "Fotografie" schlummernden schöpferischen Möglichkeiten immer auch eine adäquate Hardware. Soweit die eigene Überheblichkeit des "das hab' ich ja schon immer gewusst" eine Öffnung auch für engagierte Digitalfotografen zulässt, haben die klassischen Gesetze der Optik denn auch in der Digitalfotografie Gültigkeit. Bokeh hin, Bokeh her.....
Unterstützung findet dieser Trend durch vielfach angebotene Objektiv-Adapter, vornehmlich cantonesischer Herkunft. Einige dieser - teils zu erstaunlich niedrigen Preisen angebotenen - Bajonettverbinder habe ich mir mal angesehen und auch selbst Probefotos mit meiner Digi-Oly (ja, ich besitze auch eine!) gemacht. Man kann ja fast alles mit jedem damit verbinden, historisch ging das eigentlich nur mit Novoflex, Kilfitt, Dörr & Co... Bevorzugt sind nach meiner Beobachtung auf der mittlerweile alleinseligmachenden Handelsplattform die alten M42-Objektivanschlüsse. Deren Adaptierung ist einfacher als z.B. beim Exakta-Bajonett (es geht aber auch hier ohne Probleme). Da mag sich jetzt Mancher ärgern, der früher M42-Scherben kiloweise verramscht hat - ich gehörte auch dazu. Bajonette, wie das von Exakta, aber auch Praktina galten als sehr viel edler....
Bereits die erste Exakta, die 4x6,5 cm-VP Exakta war 1933 werkseitig mit Schneider Objektiven aus Kreuznach lieferbar. Bei dieser neuen Kamera konnte man zwischen drei Lichtstärkeklassen wählen - mit 1:3,5 gab es entweder das Ihagee Exaktar (von Meyer, zeitweise auch Ludwig), das Meyer Primotar, das Xenar oder das Zeiss Tessar. Bei der lichtstärkeren Variante standen nur noch das Xenar mit 1:2,9 und das Tessar mit 1:2,8 zur Auswahl. Erst mit der "Nacht-Exakta" waren 1934 auch die damaligen Lichtriesen Zeiss Biotar f/2, Schneider Xenon f/2 und Meyer Primoplan f/1,9 - alle mit 8 cm Brennweite - lieferbar.
Als 1936 die Kine Exakta erschien, konkurrierte das Xenar 1:3,5 ebenfalls mit den beiden Meyer-Objektiven Exaktar und Primotar sowie dem Zeiss Tessar und lag dabei preislich in der Mitte. Die 5-linsige(!) 1:2,8-Version war etwas günstiger als das gleich lichtstarke Tessar. Bei den Nachtobjektiven hatte man die Wahl zwischen dem Meyer Primoplan 1:1,9, dem Schneider Xenon 1:2 und dem Zeiss Biotar 1:2. Hier war die Ausstattung mit dem Xenon die preisgünstiste Auswahl. Für die 1938 kurzzeitig angebotene Exakta 6x6 war ebenfalls ein Xenar 3,5 / 8 cm lieferbar, die Kamera kostete mit diesem Objektiv 250,- RM.
Im Jahr 1938 - zum 25jährigen Firmenjubiläum - wartete Schneider auch mit einer komplettierten Objektivlinie auf. Bemerkenswert vor allem die jetzt auch in lichtstärkerer Version mit 5 Linsen erhältlichen Tele Xenare. Sie wurden sowohl für die neue Exakta 66 als auch für die Kine Exakta angeboten.
Zwar war das damals sehr beliebte 3linsige Radionar für die Kine Exakta nicht lieferbar. Ich will es dennoch hier aufnehmen, weil es in drei Lichtstärkevarianten für die Standard Exakta verfügbar war.
Die Abbildung links zeigt ein Prospektbild des Radionar 4,5/10,5 im Compur-Verschluss für eine Rollfilmkamera.
Wer von Schneider-Optik sprach, meinte damals meistens das Xenar - das älteste aus der Riege der Objektive für Kleinbildkameras. In seiner Grundkonstruktion ist es ein vierlinsiges modifiziertes Triplet, ein Cooke- oder Taylor-Typ aus dem Jahr 1919. Viele mittel- und großformatige Kameras waren mit dem Xenar als Normal- bzw. Standardobjektiv bestückt. Es war weltweit als zuverlässiges Universal-Objektiv Grundausstattung zahlloser Kameras und wurde sowohl professionell als auch von anspruchsvollen Amateuren geschätzt. Seine Leistungen sind den optisch gleichartigen Elmar, Primotar, Tessar u.a. gleichzusetzen.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 3,5-16, Bildwinkel 45°, Filter A32, Naheinstellbereich ab 0,75 mtr. Preis 70, RM lt. Ihagee-Preisliste 1938.
Als Synonym für Schneider-Objektive aus Bad Kreuznach galt seinerzeit das Xenar, in seiner Grundkonstruktion ein vierlinsiges modifiziertes Triplet. Der Cooke- oder Taylor-Typ aus dem Jahr 1919 entsprach konstruktiv dem Tessar oder Elmar. Mit den damaligen optischen Möglichkeiten und verfügbaren Gläsern war jedoch die erreichbare Lichtstärke begrenzt.
Über dieses Xenar S2,8 sind nur wenige Informationen vorhanden. Es hieß, die maximal mögliche Lichtstärke für die 4linsige Konstruktion sei f:2,9. Doch mit einem solch "ungeraden" Öffnungswert wollte Schneider offenbar nicht gegen das Tessar antreten. Also wurde für die lichtstärkere Xenar-Version eine um eine 5. Linse erweiterte optische Konstruktion geschaffen. Diese entsprach denn auch mit 5 unverkitteten Linsen eher dem späteren Xenon als den üblichen 4linsigen Triplets. Das Objektiv wurde nur in geringen Stückzahlen gebaut und ist mir nur in dieser Fassungsversion für die Kine Exakta bekannt. Nach Kriegsende wurde es durch eine neu gerechnete, nun 4linsige Konstruktion ersetzt.
Daten: 5 Linsen, Normalblende 2,8-16, Bildwinkel 45 °, Filter A32, Naheinstellbereich ab 0,75 m. Preis 75,- RM lt. Ihagee-Preisliste 1938.
Das 6linsige Hochleistungsobjektiv in der Bauweise eines Doppel-Gauß-Objektivs stammt in seiner Grundkonstruktion aus dem Jahr 1925. Für die Lichtstärke f:2 musste die Hinterlinse extrem weit nach hinten eingesetzt werden. Bei der Schneckengangeinstellung unendlich ragt sie aus dem Gehäuse und hat daher meist Kratzspuren vom Abstellen.
Daten: 6 Linsen, Normalblende 2-16, Bildwinkel 45 °, Filter A32, Naheinstellbereich ab 0,75 m. Preis 135,- RM lt. Ihagee-Preisliste 1938.
6linsige hochwertige Gauß-Konstruktion mit 48° Bildwinkel.
Daten: 6 Linsen, Normalblende 2-22, Bildwinkel °, Naheinstellbereich ab 1 m, Preis ? RM
Für die Exakta neu entwickelte Telekonstruktion, vergleichbar dem Tele-Megor von Meyer.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 5,5-32, Bildwinkel 14°, Filter A51, Naheinstellbereich ab 2 m. Preis 150,- RM lt. Ihagee-Preisliste 1939.
Lichtstarke Telekonstruktion mit 5 Linsen, halbverkitteter unsymmetrischer Tele-Anastigmat. Das teilbare Objektiv kann mit der kurzbrennweitigen Vorderlinse bei kleinerer Blende für Sonderzwecke, etwa Reprofotografie, verwendet werden.
Daten: 5 Linsen, Normalblende 4,5-32, Bildwinkel 14°.
Lichtstarke Telekonstruktion mit 5 Linsen, halbverkitteter unsymmetrischer Tele-Anastigmat. Das teilbare Objektiv kann mit der kurzbrennweitigen Vorderlinse bei kleinerer Blende für Sonderzwecke, etwa Reprofotografie, verwendet werden. . Das Objektiv war auch mit der üblichen schwarz lackierten Fassung erhältlich.
Daten: 5 Linsen, Normalblende 4,5-11 (3 weitere Stufen markiert, aber ohne Zahlenangabe), Bildwinkel 10°, Filter A57,2 Naheinstellbereich ab m. Preis 255,- RM lt. Ihagee-Preisliste 1939.
Für die Exakta 66 angebotene Telekonstruktion, vergleichbar dem Tele-Megor von Meyer, mit 4 Linsen.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 5,5-11, Bildwinkel 8°, Filter A57,2 Naheinstellbereich ab m. Preis 270,- RM lt. Ihagee-Preisliste 1939.
Für die Exakta 66 angebotene Telekonstruktion, auch mit Anschluss für die Kine Exakta erhältlich.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 5,5-11 (3 weitere Stufen markiert, aber ohne Zahlenangabe), Bildwinkel 7°, Filter A70, Naheinstellbereich ab 6 m. Preis 220,- RM lt. Ihagee-Preisliste 1939.
In diesem Zeitraum hatten die Kreuznacher das größte Objektivprogramm aller Objektivhersteller. Zumindest gilt dies für die Wechselobjektive mit Exakta-Anschluss. Neben der umfangreichen Brennweitenpalette in unterschiedlicher Lichtstärke waren einige Objektive sowohl mit Blendenvorwahl als auch mit der hochwertigen und teuren Automatikblende lieferbar. Zudem wurde das Fassungsdesign mehrfach verändert.
Schneider war einer der ersten großen Objektivhersteller der den Trendwechsel im Objektivdesign rechtzeitig erkannte. Auch bei Kameras und fotografischem Zubehör bewegte sich das Käuferinteresse von der reinen Zweckmäßigkeit weg. Mit zunehmendem Wohlstand war ab Mitte der 1950er Jahre mehr und mehr auch Design gefragt...
Zwar kamen die Schneider Objektive auch in den ersten Jahren nach Ende des 2. WK in hochwertigen verchromten Messingfassungen. Doch wurde die Bauweise der Fassungen aus den 1930er Jahren weitgehend überarbeitet. Bei der optischen Ausstattung gab es - bis auf das auch hier länger noch fehlende echte Weitwinkel - zunächst nicht allzuviel zu verändern. Die Vergütung hatte Schneider bereits 1948 eingeführt, ebenso den Wechsel auf die Brennweitenangabe von cm nach mm. Die Fokussierung war jetzt links- statt rechtsläufig, allerdings gilt dies nicht durchgängig für alle Objektive. Bei der PHOKINA 1950 wurde neben dem neuen Isogon 4,5/40 die neue "Duroptan-Hartvergütung" vorgestellt.
Das Schneider-Objektivprogramm der 1950er Jahre - ausschließlich für die Exakta! Ist doch sicher verständlich, wenn ich mir für die Schneider-Aufstellung meiner homepage ein wenig Zeit gelassen habe...
Gegenüber der ersten Version meiner Schneider-website aus dem Jahr 2014 habe ich die Zusammenstellung nun noch differenzierter vorgenommen. Sammlerkollegen hatten verwirrt nachgefragt, ob denn die Schneider Objektivserie in den 1950er Jahren wahlweise in verchromter und in schwarzer Fassung erhältlich war. Dieser Eindruck konnte entstehen, weil ich die Objektive strikt nach Brennweite ohne Berücksichtigung der Fabriknummer sortiert hatte. Zwar will ich diese Reihenfolge grundsätzlich beibehalten, sortiere die Objektive aus dieser Zeit jedoch zunächst nach den drei unterschiedlichen Fassungsausführungen. Tatsächlich wurden nämlich nach der Währungsreform zunächst verchromte Messingfassungen angeboten. Diese wurden nach und nach durch teils verchromte, teils schwarz lackierte Fassungen abgelöst. Ab etwa 1957 wurde das Schneider-Objektivangebot auf das aktuelle schwarz/chrom-Design umgestellt und als Fassungsmaterial teilweise Aluminium verwendet. Dass es dabei zeitliche Überschneidungen von 2-3 Jahren gab, kann man in kauf nehmen.
Auch beim Isogon baut die Hinterlinse sehr stark aus - Kratzergefahr! Zu diesem Objektiv bot Schneider ein spezielles Aufsteckfilter mit breiter Fassung an
Noch zu Beginn der 1950er Jahre waren 40mm die kürzeste verfügbare Brennweite für Spiegelreflexkameras. Erst mit dem Angénieux Retrofocus und dem Jena Flektogon waren erstmals "echte" Weitwinkelobjektive mit 35 mm Brennweite verfügbar. Andere Objektivhersteller brauchten noch ein paar Jahre länger für eigene Entwicklungen. So blieb das Isogon in Konkurrenz zum 40er Tessar, Meyer Helioplan und Steinheil Cassaron bis 1955 ein Lückenfüller; viele wurden in die USA exportiert.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 4,5-22, Bildwinkel 56°, Filter A41 Spezialfassung, Gewicht 212g, Naheinstellbereich ab 0,5m, Preis 149,- DM (Schneider-Preisliste 1951 / Ihagee-Preisliste 1954).
Wer von Schneider-Optik sprach, meinte auch zu Beginn der 1950er Jahre noch das Xenar - das älteste aus der Riege der Objektive für Kleinbildkameras. In seiner Grundkonstruktion ist es ein vierlinsiges modifiziertes Triplet, ein Cooke- oder Taylor-Typ aus dem Jahr 1919. Das Objektiv wurde 1948 neu gerechnet; das betraf jedoch weniger diese, als die lichtstärkere 1:2,8-Version bei der die 5. Linse eingespart wurde. Das Xenar ist wie die optisch gleichartigen Elmar, Primotar, Tessar u.a. ein excellenter Scharfzeichner.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 3,5-16, Bildwinkel 45°, Filter A40, Naheinstellbereich ab 0,75 mtr. Preis 130,- DM (lt. Schneider-Preisliste 1951 / Ihagee-Preisliste 1955).
Das vierlinsige modifizierte Triplet stammt in seiner Grundkonstruktion aus dem Jahr 1919. 1935 erhielt das Objektiv für die Lichtstärke 2,8 eine fünfte Linse. Diese entfiel ab 1948 mit der Neuberechnung wieder. Das Xenar ist wie die optisch gleichartigen Elmar, Primotar, Tessar u.a. ein excellenter Scharfzeichner.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 2,8-16, Bildwinkel 45°, Filter A40/E29,5, Naheinstellbereich ab 0,75 mtr. Preis 178,- DM (lt. Schneider-Preisliste 1951 / Ihagee-Preisliste 1955 ).
6linsige hochwertige Gauß-Konstruktion mit 48° Bildwinkel. Diese frühe Version basiert zwar auf der schon weiter oben gezeigten neuen Fassung aus dem Jahr 1948, wurde jedoch für die Blendenautomatik modifiziert. Die Blendenauslösung erfordert einen speziellen Doppel-Drahtauslöser zur Kupplung mit dem Kamera-Auslöser der Exakta Varex.
Daten: 6 Linsen, Automatik-Blende 2-16 mit der gleichen Anzahl von Blendenlamellen (15) wie das Objektiv mit Normalblende; Bildwinkel 48°, Filtergewinde E39 , Naheinstellbereich ab 2,5ft, Preis 341,- DM + 20,- für Doppelauslöser (Schneider-Preisliste 1951).
6linsige hochwertige Gauß-Konstruktion mit 48° Bildwinkel.
Daten: 6 Linsen, Normalblende 2-22, Bildwinkel °, Naheinstellbereich ab 1 m, Preis 446,- DM (Schneider-Preisliste 1951 / 440,- DM Ihagee-Preisliste 1955).
6linsige hochwertige Gauß-Konstruktion mit 48° Bildwinkel. Die Auslösung der Springblende mit einem speziellen Doppel-Drahtauslöser entspricht dem Normalobjektiv Xenon 2/50.
Daten: 6 Linsen, Normalblende 2-16, Bildwinkel °, Naheinstellbereich ab m, Preis 506,- DM + 20,- für Doppelauslöser (Schneider-Preisliste 1951).
Die Konstruktion dieses mittellangen Objektivs in Normalbauweise (kein Tele!) in der beliebten Porträtbrennweite stammt noch aus der Vorkriegszeit. Das vierlinsige modifizierte Triplet stammt in seiner Grundkonstruktion aus dem Jahr 1919.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 3,5-32, Bildwinkel 23°, Filter E37, Naheinstellbereich ab 1,5 m. Preis 198,- DM (lt. Schneider-Preisliste 1951), 149,- DM (Ihagee-Preisliste 1954).
Die Konstruktion dieses mittellangen Objektivs in Normalbauweise (keine Telekonstruktion!) in der klassischen Telebrennweite entspricht noch der Vorkriegszeit. Das vierlinsige modifizierte Triplet stammt in seiner Grundkonstruktion aus dem Jahr 1919.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 3,5-32, Bildwinkel 18°, Filter E40,5, Naheinstellbereich ab 1,5 m. Preis 235,- DM (lt. Schneider-Preisliste 1951)
6linsige hochwertige Gauß-Konstruktion. Das Xenon wurde um 1950 ebenfalls neu gerechnet, heraus kam eine geringfügig höhere Lichtstärke- f:1,9 gegenüber f:2, die Fassung wurde im Jahr 1948 neu gestaltet.
Daten: 6 Linsen, Normalblende 1,9-16, Bildwinkel 45°, Filter A40/E29,5 , Naheinstellbereich ab 0,8 m, Preis 281,- DM (Schneider-Preisliste 1951).
Wenn Sie in meiner Aufstellung nach 1952 keine neue Xenar-Version mehr finden - ich habe sie nicht vergessen. Ab 1952 gab es für die Exakta kein Xenar mehr zu kaufen!
Das heißt aber nicht, dass in Kreuznach keine Xenare mehr gebaut wurden. Obwohl sich meine Aufstellung eigentlich nur mit den für die Exakta verfügbaren Objektiven beschäftigt, will ich beim Xenar eine Ausnahme machen. Diese Version wurde mit einer Edixa A oder B im Jahr 1958 verkauft.
Daten: 4 Linsen, Vorwahlblende 2,8-22, Bildwinkel 46°, Filter E35,5, Naheinstellbereich ab 0,8 mtr. Preis ? DM
Da ich sie nun schon einmal in die M42-Abgründe geführt habe, will ich Ihnen diese kleine Besonderheit nicht vorenthalten. Von Fotofreund Thomas Hirt aus der Schweiz erhielt ich ein Foto des Laudar, mit dem die Edixa um 1956 angeboten worden ist. Wie Sie beim Vergleich der Fassungen mit dem zuvor gezeigten Xenar unschwer feststellen können, handelt es sich hier um eine Xenar-Variante, die speziell für die Edixa geliefert worden ist.
Daten: sie entsprechen dem zuvor gezeigten Xenar 2,8/50: Vorwahlblende 2,8-22, Bildwinkel 46°, Filter E35,5, Naheinstellbereich ab 0,8 mtr. Allerdings - die vergleichsweise weit herausstehende Hinterlinse dieses Laudar ließ mich vermuten, dass es sich hier um die bis 1948 gebaute 5-linsige Xenar-Konstruktion handelt???
Diese beliebte mittellangen Objektiv in Normalbauweise (kein Tele!) erhielt 1952 die jetzt allgemein verwendete schwarz/chrom-Fassung. Das vierlinsige modifizierte Triplet stammt in seiner Grundkonstruktion aus dem Jahr 1919.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 3,5-22, Bildwinkel 23°, Filter E52/A54, Naheinstellbereich ab 1 m. Preis 198,- DM (lt. Ihagee-Preisliste 1955) .
Auch dieses 135er Objektiv mit mittellanger Brennweite ist ein vierlinsiges modifiziertes Triplet, dessen Grundkonstruktion aus dem Jahr 1919 stammt. Trotz "Telebrennweite" ist es ein normal gebautes Objektiv.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 4,5-32, Bildwinkel 18°, Filter A54, Naheinstellbereich ab 1,5 m. Preis 198,- DM (lt. Schneider-Preisliste 1951), 149,- DM (Ihagee-Preisliste 1954) .
Dieses kleine Teleobjektiv entspricht optisch dem Telemegor 5,5/150. Trotz geringer Größe ist es mit 354g durchaus ein Schwergewicht. Es sollte nicht mehr allzu lange angeboten werden..
Daten: 4 Linsen, Normalblende 5,5-32, Bildwinkel 16°, Filter A 42, Naheinstellbereich ab 2 m. Preis 160,- DM (lt. Schneider-Preisliste 1951 / Ihagee-Preisliste 1954) .
Dieses kleine Teleobjektiv entspricht optisch etwa dem Telemegor 5,5/180. Wie alle Schneider-Objektive mit Messingfassung ist es mit 565g recht schwer.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 5,5-32, Bildwinkel 14°, Filter E40,5 / A54, Naheinstellbereich ab 10 ft. Preis 249,- DM (lt. Schneider-Preisliste 1951 / Ihagee-Preisliste 1954) .
Es sollte nicht mehr allzu lange angeboten werden.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 4,5-32, Bildwinkel 14°, Filter , Naheinstellbereich ab . Preis 306,- DM (lt. Schneider-Preisliste 1951) .
Dieses Teleobjektiv entspricht optisch etwa dem Telemegor 5,5/250.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 5,5-, Bildwinkel 10°, Filter , Naheinstellbereich ab m. Preis 341,- DM (lt. Schneider-Preisliste 1951 / Ihagee-Preisliste 1954) .
Relativ kleines und lichtstarkes aber sehr schweres Objektiv für diese Brennweite. Ein Stativanschluss ist fest angebracht. Diese Konstruktion stammt optisch und mechanisch noch aus der Vorkriegszeit.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 4,5-32, Bildwinkel 10°, Filter E55, Gewicht 1188g, Naheinstellbereich ab 4 m. Preis 407,- DM (lt. Schneider-Preisliste 1951).
Einige der langbrennweitigen Tele-Xenare waren auf dem Fokusring mit einer kurzen Typenangabe graviert, bei diesem 4,5/240 etwa "TXR 45240"
Diese Konstruktion stammt optisch und mechanisch noch aus der Vorkriegszeit. Das Objektiv entspricht etwa dem Meyer Telemegor 5,5/400.
Daten: 4 Linsen, Normalblende 5,5-32, Bildwinkel 7°, Filter E67, Naheinstellbereich ab m. Preis 433,- DM (lt. Schneider-Preisliste 1951 / Ihagee-Preisliste 1954) .
1958 wurde die Automatik-Serie endlich um moderne Weitwinkelobjektive ergänzt. Zunächst wurde ein 5-linsiges Curtagon mit 35 mm Brennweite angeboten, dieses 28er Extremweitwinkel mit 7 Linsen folgte ein Jahr darauf. Als Zugabe erhielt dieses Objektiv ebenfalls die - damals gerade in Mode gekommene - automatische Schärfentiefenanzeige.
Daten: 7 Linsen, vollautomatische Blende 4-22, Bildwinkel 74°, Filtergewinde E49, Naheinstellbereich ab 0,28 m, Preis 420,- DM (Exakta-Preisliste 1959).
1958 wurde die Automatik-Serie endlich um ein modernes Weitwinkelobjektiv ergänzt. Zunächst wurde dieses 6-linsige Curtagon mit 35 mm Brennweite angeboten, ein 28er Extremweitwinkel folgte noch im gleichen Jahr. Als Zugabe erhielt dieses Objektiv eine - damals gerade in Mode gekommene - automatische Schärfentiefenanzeige.
Daten: 6 Linsen, vollautomatische Blende 2,8-22, Bildwinkel 62°, Filtergewinde E49, Naheinstellbereich ab 0,35 m, Preis 420,- DM (Exakta-Preisliste 1958).
6linsige hochwertige Gauß-Konstruktion mit 45° Bildwinkel. Zunächst wurden die meisten ebenfalls noch in die USA exportiert (Entfernungsskala nur in feet). Ab 1955 wurde auch in Deutschland die Exakta mit diesem Xenon angeboten. Laut Ihagee-Preisliste vom 1.4.1955 war diese Kombination zum Preis von 775,- DM aber nur beschränkt lieferbar.
Daten: 6 Linsen, vollautomatische Blende 1,9-16, Bildwinkel 45°, Filtergewinde E46, Gewicht 202 g, Naheinstellbereich ab 2.5ft, Preis $169.50 (Exakta-Camera-Co-Preisliste 1957).
6linsige hochwertige Gauß-Konstruktion mit 45° Bildwinkel. Das erste auch in Deutschland angebotene Auto-Xenon (Entfernungsskala nur in m). Ab 1955 wurde auch die Exakta mit diesem Xenon angeboten. Laut Ihagee-Preisliste vom 1.4.1955 war diese Kombination zum Preis von 775,- DM aber nur beschränkt lieferbar.
Daten: 6 Linsen, vollautomatische Blende 1,9-16, Bildwinkel 45°, Filtergewinde E46, Gewicht 202 g, Naheinstellbereich ab 0,8 m, Preis 405,- DM (Exakta-Preisliste 1957).
Mit der ab 1958 angebotenen neuen Objektivlinie mit automatischer Schärfentiefenanzeige wurde auch das Xenon um diesen Zusatz ergänzt. Der Filteranschluss wurde auf die mittlerweile üblichen 49mm verändert. Ansonsten änderte sich nichts, eine Nachrüstung war nicht möglich.
Daten: 6 Linsen, vollautomatische Blende 1,9-16, Bildwinkel 45°, Filtergewinde E49, Naheinstellbereich ab 0,8 m, Preis 425,- DM (Exakta-Preisliste 1958).
Neuentwicklung, ersetzte das bisherige 5,5/360. Diese Fassungsausführung blieb sehr lange unverändert im Programm. Das Foto zeigt ein Objektiv mit der Seriennummer 11.070.116 - das ist aus dem Jahr 1970! Wie zu fast allen seiner Teleobjektive seit Ende der 1950er Jahre bot Schneider auch zu diesem Fernobjektiv eine passende Gegenlichblende an - Nr. 32/1.
Daten: 4 Linsen, Vorwahlblende 5,5-32, Bildwinkel 7°, Filter E72 , Naheinstellbereich ab 4,5 m. Preis 575,- DM (lt. Ihagee-Preisliste 1957).
Mitte der 1960er Jahre wurden die Schneider-Objektive - für die Exakta-Fotografen zum letzten Mal - überarbeitet. Die Fassungen wurden kleiner und leichter, auf überflüssigen Schnickschnack wie die Tiefenschärfenautomatik der Vorserie oder Chromdesign wurde verzichtet. Auch die Auslösemechanik wurde handlicher. Bemerkenswert - das zur Edixa mit M42-Gewinde angebotene Xenar 2,8/50 war für die Exakta weiterhin nicht lieferbar.
Stattdessen fielen in diesen Zeitraum die Einführung von zwei Vario-Objektiven und einem 35er Tilt- and Shift-Objektiv - zwei wirklichen Neuheiten. Diese Objektive wurden mit einem identischen Adapteranschluss so konstruiert, dass sie an alle damals marktüblichen Spiegelreflexkameras und sogar an Filmkameras (Arriflex, Bolex, C- und D-Anschluss) angeschlossen werden konnten. Die Objektive in der Bauform 1958 wurden in den Exakta-Preislisten noch bis 1967 angeboten, das Tele-Variogon jedoch bereits im Oktober 1965.
ELBAFLEX VX1000 mit einem Satz Schneider Automatik-Wechselobjektive 4/28, 2,8/35, 1,9/50 und 3,5/135
Nachdem Voigtländer bereits 1959 ein "Normal"-Zoom und auch ENNA schon das erste Telezoom anbot, folgte Schneider im Jahr 1965 mit gleich zwei Zoom-Objektiven. Die beiden Schneider Vario-Objektive wurden mit einem an verschiedene Kamerasysteme adaptierbaren Anschluss geliefert. Dieser war auch für das PA-Curtagon-Shiftobjektiv verwendbar. Allerdings benötigte man für den Betrieb starke Arme, die Verwendung des als Zubehör für 100,- DM lieferbaren Handgriffs empfahl sich dringend...
Daten: 14 Linsen, Vorwahlblende mit Rastung 4-22 / Blendenautomatik bei Verwendung des Handgriffs und speziellem Drahtauslöser, Bildwinkel 48,6-25,4°, Filter M67, Gewicht 720g, Naheinstellbereich ab 1,2 m. Preis 1.023 DM (lt. Schneider-Preisliste 1968, extra-Wechselsockel 22,- DM).
Nachdem Voigtländer bereits 1959 ein "Normal"-Zoom und auch ENNA schon das erste Telezoom anbot, folgte Schneider im Jahr 1965 mit gleich zwei Zoom-Objektiven. Die beiden Schneider Vario-Objektive wurden mit einem an verschiedene Kamerasysteme adaptierbaren Anschluss geliefert. Allerdings benötigte man für den Betrieb, insbesondere für diese Televersion, starke Arme; die Verwendung des als Zubehör für 100,- DM lieferbaren Handgriffs empfahl sich dringend...
Daten: 14 Linsen, Vorwahlblende mit Rastung 2,8-22 / Blendenautomatik bei Verwendung des Handgriffs und speziellem Drahtauslöser, Bildwinkel 30,4-10°, Filter M82, Gewicht 1635g, Naheinstellbereich ab 1,8 m. Preis 1.330,- DM (lt. Schneider-Preisliste 1968, extra-Wechselsockel 22,- DM).
Mit der Überarbeitung der Schneider-Objektiv-Serie Mitte der 1960er Jahre wurde auch dieses Spezialobjektiv eingeführt. Die "verschiebbare" Bildebene kann u.a. zur Vermeidung der sogenannten stürzenden Linien bei Architekturfotos eingesetzt werden. Wie die beiden Schneider Vario-Objektive wurde es mit einem an verschiedene Kamerasysteme adaptierbaren Anschluss geliefert.
Daten: 7 Linsen, Rastblende 4-22, Bildwinkel 78°, Filtergewinde E49, Naheinstellbereich ab 0,3 m, Preis 649,- DM (Schneider-Preisliste 1968, extra-Wechselsockel 22,- DM).
Sammlerkollege Friedhelm Fett machte mich auf zwei Fehler aufmerksam, die sich bei der Erstbeschreibung des PA-Curtagon eingeschlichen hatten (danke dafür):
das PA Curtagon ist kein "Tilt- und Shift"-Objektiv, sondern lediglich ein "Shift"-Objektiv. Das Kürzel PA steht für "Perspektivischer Ausgleich" durch Verschieben des Nutzformates innerhalb des vergrößerten Bildkreises. Ein Verschwenken (Tilting) zur Schärfendehnung nach Scheimpflug lässt die Mechanik des PA-Curtagon nicht dagegen nicht zu. Außerdem war die Angabe "mit Leder-Griffring" falsch, alle PA-Curtagon-Objektive haben gefräste Metall-Griffringe.
Eine ganz besondere Delikatesse in den 1960er Jahren war dieses Spezialobjektiv. An sich ist das Angulon ein Weitwinkelobjektiv für Mittel- und Großformatkameras, wie etwa die Linhof Technika. Die optische Konstruktion stammt bereits aus den 1930er Jahren. Um 1967 baute der kleine Hersteller aus Österreich damit das erste serienmäßig produzierte Tilt- and Shift-Objektiv für Kleinbildkameras.
Es wurde auf der Photokina 1968 vorgestellt und war mit seiner "Vario-Flex"-Fassung für verschiedene Kameraanschlüsse, hier mit Exakta-Bajonettanschluss, erhältlich. In der fotografischen Anwendung lässt sich damit die Bildebene, etwa zur Vermeidung der sogenannten stürzenden Linien, nach allen Richtungen "verbiegen". Es erweitert den schon mit dem PA-Curtagon erzielbaren Effekt beträchtlich, wurde aber bei einem hohen Verkaufspreis kein Verkaufserfolg. Der Entwickler, Josef Atzmüller aus Linz, erhielt darauf im Jahr 1970 ein österr. Patent, das er in der Folgezeit an Canon verkaufte.
Daten: 6 Linsen in symmetrischer Anordnung, Rastblende 6,8-32. Die Fotos zeigen das Vario-Flex II an einer Exakta Varex IIa, der Verkaufskarton enthielt ein Vario-Flex I.
Als Schneider gemeinsam mit seiner Göttinger Tochter Isco etwa Anfang 1960 eine Objektivreihe mit angebautem Belichtungsmesser und Nachführautomatik einführte, war dies eine technische Delikatesse ohnegleichen. Für damals sündhaft viel Geld konnte man eine Objektivserie vom Extrem-Weitwinkel bis zum Tele erstehen, die ihresgleichen nirgendwo fand. Die komplette Serie umfasste ein Curtagon 4/28 für 420 DM, ein Curtagon 2,8/35 für 400 DM, ein Xenon 1,9/50 für 480 DM (incl. Belichtungsmesser) und ein Tele-Xenar 3,5/135 für 420 DM. Der aufgeschobene Belichtungsmesser konnte für alle Objektive verwendet werden, einzeln nachgekauft kostete er 80 DM (alle Preise lt. Exakta-Preisliste 1962).
Zu solchen Preisen waren Objektive damals keine Verkaufsrenner, entsprechend selten sind sie heute zu finden. Hinzu kam noch, dass die Handhabung nicht Jedermanns Sache war. Die Einstellung war recht umständlich und somit verschwanden die Objektive bereits nach wenigen Jahren wieder aus den Läden. In der Ihagee-Preisliste 1965 waren sie schon nicht mehr aufgeführt.
Parallel zu der Schneider-Objektivserie legte auch dessen Göttinger Tochter ISCO zur gleichen Zeit eine technisch und optisch identische Objektivreihe auf, allerdings ohne 28er Weitwinkel, das damals nicht zum Isco-Fertigungsprogramm gehörte. Dabei fasste jeder der beiden Hersteller sein Objektivangebot entsprechend seinem Fassungsdesign. Hin und wieder findet sich aber auch ein Schneider-Nfa-Objektiv in einer Isco-Fassung... Die optische Leistung der Objektive, ihre mechanische Austattung und die Bedienung sind ebenso wie die Belichtungsmesser identisch, bei der Göttinger Version klebt lediglich ein ISCO-Schildchen obendrauf...
Die Belichtungseinstellung wird mit einem seitlich angebrachten blanken Schalthebel reguliert. Dieser ist in der Normalstellung verriegelt. Durch Druck darauf lässt sich die Zeit-/Blendenkombination verändern. In einem seitlich rechts angebrachten Plexiglasfenster wird von zwei weißen Reflektoren neben der eingestellten Blende die dazugehörige Belichtungszeit angezeigt. Diese sollte auf den Verschlusszeitenkopf der Kamera übertragen werden. Entsprechend der Zeigeranzeige des Aufsteckbeli's wird diese Zeit-/Blendenkombination mit dem Schalthebel verschoben. Eine recht komfortable, in der Praxis jedoch nicht unbedingt handlich zu nennende Bedienungsweise.
Neben der Belichtungsmesser-Koppelung haben die Objektive noch ein weiteres Schmankerl zu bieten, die automatische Schärfentiefenanzeige. Auf die Objektivfassung aufgedruckte Tiefenschärfentabellen gehörten seit jeher zur Standardausrüstung nahezu aller Objektive - obwohl sie nur selten jemand brauchte. Rein technisch etwas ausgesprochen Feines, ist die automatische Anzeige des blendenabhängigen Schärfentiefenbereichs eine sophistische Weiterentwicklung der alten Anzeigetabellen. Der verchromte Blendenschalthebel betätigt nämlich nicht nur die Blende im Objektivinneren und eine Nachführschnecke für den Aufsteckbelichtungsmesser. Zusätzlich wird in einem schmalen, plexiglasabgedeckten Spalt oberhalb des Blendenfensterchens ein rotes Band verschoben, das den Schärfentiefenbreich entsprechend der gewählten Blende auf der Entfernungsskala anzeigt. Für die praktische Anwendung weder damals noch heute besonders bedeutsam, aber eine Delikatesse für den technisch orientierten Sammler. Wenn Sie ein solches Objektiv heute noch finden, ist es eigentlich undenkbar dass alles noch so funktioniert wie es damals sollte. Falls doch - dann ist das wie ein Sechser im Lotto...
Im Bildbeispiel wird die Schärfentiefenanzeige bei einer Zeit-/Blendenkombination von 1/25s und Blende 16 bei einem LM 2,8/35 gezeigt.
Das rote Band ist nicht wirklich gut zu erkennen, begrenzt aber einen Entfernungsbereich von 1m bis unendlich.
Die beiden Führungsstifte des Belichtungsmesseraufsatzes greifen in eine vom Blendenhebel des Objektivs betätigte Schnecke ein. Der Aufsatz wird mit dem rückseitigen blanken Rändelrad am Objektivbajonett mit dem Objektiv verriegelt. Eine etwas fummelige Angelegenheit. Für Anwender empfahl es sich damals, jedes Objektiv mit einem eigenen Belichtungsmesser zu bestücken. Ansonsten war das Aufnahmeobjekt meist weg, bevor man seine Objektivmimik in Gang gebracht hatte... Wir Sammler haben hingegen heute die Muße, das alles in Ruhe durchzuspielen - wir müssen damit ja nicht fototgrafieren.
Zu dem Belichtungsmesseraufsatz ist noch etwas mehr anzumerken. Zwar sind die Filmempfindlichkeiten auf dem seitlichen Einstellknopf mit 12-30° DIN / 12-800 ASA bei allen mir bekannten Versionen gleich, allerdings hat fast jedes Modell seine eigene Justage. Mit diesem Knopf wird nämlich nicht nur der Nachführzeiger verdreht, sondern das Anzeigeinstrument im Gehäuse komplett verschoben. Dadurch wird die Verstellmechanik beeinflusst, die für die Koppelung von Nachführzeiger und Objektivblende zuständig ist. Hierzu musste offenbar je nach verwendeter Selenzelle eine individuelle Justierung vorgenommen werden.
Auf dem nebenstehenden Bild habe ich dies für die 5 Belichtungsaufsätze meiner Sammlung rot markiert. Bei jeder Ausführung ist die Einstellmarkierung für die Filmempfindlichkeit geringfügig anders angebracht. Allerdings - heute ist es eh müßig, über die exakte Einstellung der Nachführnadel zu spekulieren. Denn die Selenzellen sind durch die Bank nicht mehr funktionsfähig...
Noch etwas - zwar sind die beiden Aufsätze von Isco und Schneider identisch und austauschbar. Allerdings gibt es da doch eine Kleinigkeit, die den Wechsel eventuell auf Anhieb verhindert: auf der Unterseite des Belichtungsaufsatzes ist ein kleiner Montagebolzen angebracht. Für die Objektive mit der Isco-Fassung (also auch für die entsprechenden Schneider-Versionen) sitzt dieser Bolzen auf der dem Drehknopf zugewandten Seite (im Foto links. unten) bei den Schneider-Objektiven ist er auf der anderen Seite eingeschraubt (im Foto mitte, oben). Der Bolzen lässt sich aber umschrauben - oder ganz entfernen (im Foto rechts), dann passt der Beli auf beide Ausführungen!
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