Urgeschichtliches - Als ich der Welt Lichter zum erstenmal erblicken sollte, war es eher dunkel um uns herum. Schon dreieinhalb lange Jahre tobte der 2. Weltkrieg. Fotografie und Kameras hatten für die meisten Menschen an Bedeutung verloren,
es gab Wichtigeres....
Mich haben diese Umstände damals weit weniger beeindruckt, als meine Eltern. Jedenfalls beschränkt sich mein Erinnerungsvermögen im Unterbewusstsein auf Sirenengeheul,
Flugmotoren- und Bombenlärm. Unser Haus stand in der Nähe eines Verschiebebahnhofes, der mehrfach Ziel von Fliegerangriffen wurde. Und nicht jede abgeworfene Bombe traf genau ihr Ziel in den Anlagen der Eisenbahn. Erstaunlicherweise blieb unser Haus aber von größeren Schäden verschont. Einzig die Fensterscheiben und Dachpfannen konnten den Luftdruckwellen detonierender Bomben nicht immer standhalten. Andere traf es schlimmer, meine Großmutter irrte 1943 nach einem Bombentreffer in ihre Wohnung in Barmen in den brennenden Straßen umher bis sie dort nur durch Zufall von
meinem Vater aufgelesen wurde als er nach ihr suchte.
Unser kleines Haus - von meinen Eltern zwei Jahre vor Kriegsbeginn bezogen -
hatte einen Luftschutzraum im Keller. Damals nichts Ungewöhnliches - ein dunkles Verliess,
über die Kellertreppe und um ein paar Wandecken herum erreichbar.
Ein winziges verwinkeltes Luftloch knapp unterhalb der Decke hielt im Notfall die
Verbindung zur Außenwelt, ließ aber kein Tageslicht herein.
Mutter und Oma haben mir oft erzählt, wie sie bei jedem Luftalarm schnell das
Notwendigste ergriffen, was zu diesem Zweck stets griffbereit stand,
und mit mir als eingewickeltem Knäuel in diesen etwa 6 qm großen Raum eilten.
Meinen Vater betraf all dies nicht - er war wie die meisten anderen Väter
in diesen Zeiten bei der Wehrmacht.
Für ihn und uns war es ein Glücksfall, dass seine Einheit vor dem Angriff der
Roten Armee von Breslau nach Dresden verlegt wurde. So geriet er in US-Gefangenschaft,
kam später in ein Kriegsgefangenenlager nach Frankreich und war Weihnachten 1946
wieder zu hause.
Weshalb erzähle ich das? Und was hat all dies mit der Exakta zu tun? Davon später mehr,
der Luftschutzraum jedenfalls wird den weiteren Verlauf meines jungen Lebens in
angenehmerer Weise begleiten. Die Kriegsjahre gerieten bald in Vergessenheit -
für uns Kinder sowieso.
Die Exakta - bei meiner Geburt bereits im 11. Lebensjahr - musste ihre Dresdner
Produktionsstätten für kriegswichtige Produkte frei räumen. Wenige werden in
Deutschland damals vermisst haben, das es keine Exaktas mehr zu kaufen gab.
Außer vielleicht für einige Privilegierte des herrschenden menschenverachtenden
Systems. Es gab, wie schon geschrieben, Wichtigeres...
Zwar hielt sich mein Vater in den letzten Kriegstagen in der Heimatstadt der Exakta,
in Dresden, auf. Jeder mehr oder minder begeisterte Fotoamateur schnalzte in den Jahren
vor Kriegsausbruch mit der Zunge, wenn der Name Dresden fiel. War doch diese alte
Stadt an der Elbe das Zentrum der deutschen Fotoindustrie (damals noch Photo...).
Mein Vater jedoch wird seinen Aufenthalt dort aus dreierlei Gründen nicht als
besonderes Erlebnis empfunden haben. Der entscheidende Grund waren zeitbedingt andere
Anforderungen und Aufgaben. Ein zweiter, subjektiv ebenso bedeutsamer -
mein Vater fotografierte seit den dreißiger Jahren mit einer Leica Standard.
Und nicht zuletzt gab es in der Schandauer Strasse, in der die Ihagee ihre Fertigungsstätte
hatte, nach den Bombennächten im Februar 1945 auch nichts mehr zu sehen.
Frühgeschichte - Mit 8 Jahren schenkte mir mein Vater, überzeugter Leica-Amateur,
den ersten Photoapparat, eine Dacora Digna. Die Fotos damit waren zwar ganz hübsch,
aber die 6x6 Kontaktabzüge klein und teuer obendrein. Für den Besitzer einer eigenen
Kleinbild-Dunkelkammer im ehemaligen, oben erwähnten Luftschutzraum war das kein Zustand.
So wurde aus der Digna zum - so wenigstens erinnere ich mich - 12. Geburtstag eine Vito B.
Doch die bereitete mir keine rechte Freude. Vielmehr klaute ich meinem Vater hin und
wieder dessen Leica, eine Standard. Was diesen wiederum veranlasste, sich ein
Zweitgehäuse zuzulegen - eine IIIf. Und die Standard wurde irgendwann bei Photo Porst
gegen eine If getauscht.
Irgendwo lag auch noch eine Akarette `rum, die wohl meiner Mutter gehörte.
Ihr seht, mit Fotogeräten war ich von Jugend an vorbelastet.
Viel Freizeit verbrachte ich - mit und ohne Vater- in der Dunkelkammer.
Jahre später zog diese in den nicht mehr genutzten und bedarfsgerecht
renovierten Hühnerstall um. Dort gab’s Wasseranschluss, im alten Luftschutzkeller nicht.
Trotzdem - irgendwann Ende der 50er Jahre verlor ich den Spaß am selbstvergrößerten
Bild. Unverständlicherweise fand ich Mädchen plötzlich spannender.
Intermezzo - Der Spaß kam nach ein paar Jahren aus eher nichtigem Anlaß wieder.
Ein Bundesbahn-Kollege nervte seinerzeit seine Umgebung mit Auswahlkriterien für eine Spiegelreflexkamera.
Es sollte eine Contaflex werden, oder eine Praktica, eine japanische, oder sonst was.
Schließlich wurde es eine Edixa. Mein ehedem erworbenes Wissen der Kameratechnik von
Sucherkameras half mir in der Diskussion nicht sonderlich viel. Als Leica-Vorbelasteter
hatte ich mit Spiegelreflex anfangs auch nicht viel am Hut. Meine zaghaften Vorschläge,
doch vielleicht eine Leica M zu kaufen wurden verächtlich aufgenommen. Nicht nur wegen
des Preises. Wollte ich im Gespräch bleiben, musste ich mich also auch bei Spiegelreflexen
sachkundig machen.
Die Prägung – Die Schilderung der monatelangen Überlegungsprozesse
möchte ich euch heute ersparen. Nur so viel - als ich irgendwann den Erwerb einer
Exakta in den Familienrat einbrachte, drohte mein Leitz-verseuchter Vater mit
Liebesentzug und Enterbung. So schrecklich viel gab es nicht zu erben - außerdem
war ich einziger Sohn. Das verlieh mir Festigkeit in der Entscheidung.
Außerdem war damals die Zeit, wo der Sohn unbedingt anders wollte als der Vater
(zum Glück hat sich das heute ja wieder geändert!?).
Vom ersten selbstverdienten Geld bestellte ich also eine Exakta Varex IIa
bei der Frankfurter polyfoto zum Sonderpreis. Polyfoto lieferte eine Varex IIb,
weil das Angebot wohl ausverkauft war. Kaum in meinem Besitz schnappte sich
Familienhund Teddy die Kamera und schleppte sie am Umhängeriemen durch den Garten
(angeblich war der Hund unbeeinflusst). Nach kurzer Jagd konnte ich die Kamera
zurückerobern und belichtete den Film zu Ende. Die Exakta war ein wenig verbeult,
aber die fotografischen Ergebnisse in Ordnung. Ich schickte sie an polyfoto
zurück mit der Bitte um Reparatur - und erhielt postwendend eine Neue. Auf Garantie!
Sowas gab's Mitte der 60er Jahre noch. Die Firma polyfoto bald darauf allerdings nicht mehr.
Weiterentwicklung - Die Exakta IIb ließ mich in der Folgezeit nie im Stich.
Als Zweitgehäuse kam noch eine Exa IIb hinzu. Um 1970 bot der Kaufhof als Restposten
eine Elbaflex VX1000 mit einem Schneider Xenon 1,9/50 an. Für 198 Mark konnte ich
diesem scheinbar verlockenden Angebot nicht widerstehen, die Exakta verschwand
irgendwann im Second Hand. Die Elbaflex war aber leider nicht mehr so zuverlässig,
es gab einigen Ausschuss durch fehlerhaften Filmtransport. Dennoch sind mit den nach und
nach dazugesparten Wechselobjektiven, es waren ein Meyer Trioplan 2,8/100 und ein
Schneider Curtagon 2,8/35, viele schöne Aufnahmen entstanden.
Der Schluss? - Am Ende eines Afrika-Urlaubs in Kamerun tauschte ich Anfang 1976 meine kleine Ausrüstung gegen ein Säckchen Gold. Das Gold war natürlich falsch, doch bedauerte ich das „Geschäft“ zunächst nur wenig. Vielmehr sah ich es als eine Art Entwicklungshilfe und kleines Urlaubsintermezzo, weil der Handel in recht exotischer Umgebung ablief.
Die Nachfolger der Elbaflex wurden eine Olympus OM1, dann eine Minolta XD7, dann eine Olympus OM4ti und zuletzt noch eine Leica M6. Für's Handschuhfach gesellte sich irgendwann noch eine MINOX 35GT Golf hinzu. Die Exa IIb und ein Zeiss Tessar (Jena T) gehörten nicht mit zum Afrika-Geschäft. Ich besitze Beides noch heute, habe es seither aber nie mehr zum fotografieren benutzt. Die in den Fotos gezeigten Kameras sind natürlich nicht mehr alle im "Original" in meinem Besitz. Die Akarette, die Leica If und IIIf, die Minox Golf sowie die EXA IIb sind noch alter Bestand, die anderen habe ich im Laufe meiner Sammelaktivitäten wieder erstanden. Die OM4ti und die Leica M6 waren noch bis vor wenigen Jahren meine fotografische Ausrüstung.
Lange Zeit gehörte auch eine schöne Halbformat-Konica AA-35 zu meinem Bestand. Ich hatte sie schon fast vergessen, erst kürzlich fiel mir beim Aufräumen die Anleitung zwischen dem Werkzeug in der Garage wieder in die Finger. Als Vorgängerin der MINOX 35GT begleitete sie mich regelmäßig als "immer-dabei-Kamera" im Handschuhfach. Der Film hielt ewig, 72 Aufnahmen im 18x24-Format hatte man so schnell nicht verschossen.
Irgendwann jedoch zeigte jemand Interesse am Interieur meines Autos - besonders wohl an einem in den 90er Jahren noch attraktiven Kassettenradio. Das auszubauen gelang ihm jedoch trotz einigen Bemühens nicht. So blieb es bei einer eingeschlagenen Seitenscheibe, vielen Kratzern und Dreck. Ach ja - die Konica war weg, nur die Anleitung ist mir noch geblieben ...
Das Sammeln - Etwa 1984 sah ich bei meinem Fotohändler eine etwas verbeulte Exakta Varex IIb herumliegen (vielleicht war es die, die damals mein Hund....?). Erinnerungen wurden wach und als guter Kunde kostete mich der Erwerb nur ein paar Mark. Aber damit fing's an. Seither sammle ich Exakta´s, Exa´s, Objektive und Zubehör. Später auch andere technisch interessante Kameras. Vielleicht wird sich der eine oder andere Leser dieser Zeilen noch an meine Exakta-Listen erinnern, die ich nach Kontaktanzeigen im fotoMAGAZIN gegen Ende der 80er Jahre an Interessenten verschickte. Sie waren eigentlich ein Verkaufskatalog für meine überzähligen Fototeile - mit der Zeit wurde es schon damals unübersichtlich mehr. Doch weil ich jede Liste mit Exakta-Informationen versah, entwickelte sich daraus auch eine kleine Kommunikationsbörse mit anderen Sammlern.
Anfang 1990 musste ich aus beruflichen Gründen mein Sammelhobby erheblich einschränken und stellte auch die Listenproduktion ein. Allerdings konnte ich aufschlussreiche Gespräche in den alten Fotostädten Dresden und Jena führen. Auch andere Sammler haben inzwischen viele neue Informationen zusammengetragen, die deutsche Einheit machte den Zugang zur alten Fotohauptstadt Dresden leichter. Seit einigen Jahren kann ich auch wieder etwas mehr Zeit für mein Photographica-Hobby aufwenden – soviel, wie mir meine Familie und meine anderen Hobbies lassen.....
Die Informationen will ich nach und nach kontinuierlich weiterentwickeln. Es wird sich also lohnen, meine Adresse photobutmore.de in den Favoriten vorzumerken und hin und wieder einmal vorbeizuschauen. Nicht zuletzt bedanke ich mich bei meiner Tochter Alina, die dieses homepage-Design gestaltete und mir mit viel Engagement anfangs dabei geholfen hat, die Seiten mit lesbaren Informationen zu füllen.
Herzlichst Ihr Horst Neuhaus
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