Prismensucher für die Exakta Varex und Exa ab 1951
Mit der Exakta Varex verfügte erstmals eine Spiegelreflexkamera über die Möglichkeit, den üblichen Lichtschachtsucher gegen einen Prismensuchereinsatz auszuwechseln. "Doppelsystemkamera" nannte die Ihagee Ihre Neuschöpfung in einem Prospekt aus dem Jahr 1951. Damit war eine für viele Fotografen lästige Beeinträchtigung der Spiegelreflexkamera beseitigt. Endlich war es möglich, wie mit einer Sucherkamera ein seitenrichtiges und aufrecht stehendes Motiv im Sucher zu betrachten. Auch die 1951 in einfacherer Ausstattung angebotene Exa ermöglichte den Austausch der Suchersysteme. Die mechanische Konstruktion der Sucherhalterung war in beiden Kameras gleich, so dass die Sucher wahlweise verwendbar waren und sind.
Während der langen Produktionszeit der Exakta (bis zum Modell VX 1000 im Jahr 1970) und der Exa (bis 1986) blieb die Suchermechanik weitgehend unverändert.* Somit konnten fast alle Suchereinsätze in allen Modellen verwendet werden. Ausnahme: die in den 1950er Jahren produzierten Einsätze mit den seitlichen Abwinklungen passen nicht in die späten Exa Modelle. Dies zur Technik - der Sammler wird jedoch bestrebt sein, seine Kamerasammlung zeitlich passend zusammenzustellen. Im Laufe der Jahre erhielten auch die Suchereinsätze mit jedem überarbeiteten Exakta-Modell ein verändertes Design. Für den Anwender ist dies - wie beschrieben - ohne Belang, weil alle Sucher das gleiche Steck- und Befestigungssystem haben. Der Sammler findet jedoch eine stattliche Anzahl von Varianten.
Im Bild links ein Prismensucher für die sogenannte "Jubiläumsexakta" (1958) in einem hübschen Ledertui, das gleichzeitig noch Platz für eine zweite Sucherlupe bietet.
Rechts ein Auszug aus dem Ihagee-Prospekt 210, in dem 1951 die Exakta Varex mit ihrem austauschbaren Suchersystem als "Doppelsystemkamera" vorgestellt wurde.
Verändert wurde also bei den verschiedenen Prismensuchern eigentlich nur der Gehäusedeckel, im Innenleben hat sich nicht viel getan. Nur das Glasprisma erhielt um 1960 eine geringfügig veränderte Form. Später gab es zur EXA 1c noch eine Ausführung mit schwarzem Kunststoffgehäuse, die dann auch im Kamerawerk Certo produziert wurde, das zuletzt die EXA 1c herstellte.
Im übrigen kamen die Prismensucher wohl ausschließlich aus dem Ihagee Stammwerk. Die Prismen wurden - zumindest in den ersten Jahren - von Zeiss Jena bezogen. In der Sammlerliteratur finden sich jedoch Hinweise, dass gegen Ende der 1950er Jahre auch Einsätze bei VEB Feinmess, Dresden (ehemals Gustav Heyde), hergestellt worden sein sollen. Gelegentlich wird die Sonderkennzeichnung "F" (Versionen 4c, 8c und 8d), die üblicherweise der Frankfurter Ihagee-Fertigung zugeschrieben wird, auch mit dem VEB Feinmess in Verbindung gebracht. Hiergegen spricht allerdings, dass Feinmess 1960 bereits in das Pentacon-Kombinat eingegliedert worden ist, während die "F"-Sucher noch bis 1962 vertrieben worden sind. Denkbar ist allerdings, dass Feinmess Dresden im Zusammenhang mit der Glasfertigung für die Bonotar-Produktion zwischen 1954-1958 auch Sucherprismen an die Ihagee geliefert hat. Es ist bekannt, dass bei Zeiss Jena in diesen Jahren zum Teil erhebliche Produktionsengpässe bestanden.
Verschiedene Versuche sind gemacht worden, die mehr oder weniger geringfügigen Abweichungen der Bauweise zu systematisieren. Ich selbst habe in meinen "Exakta-Listen" der Jahre 1988-1990 eine Typisierung versucht und die Prismensucher in drei Bauformen unterteilt. Die Erste ("spitzes Dach") ist passend zu Varex, VX und IIa bis 1961 sowie Exa/0; die Zweite (flacher Deckel) für die neugestaltete Varex IIa/1961 und eine dritte nur leicht abgeänderte Version der VX1000. Für die erste Bauform beschrieb ich damals 8 (PVX 0-6) und für die zweite und dritte Bauform 6 Typen (PVN 0-5). Im ersten Exakta-Buch von Aguila/Rouah waren 1987 sechs Versionen zu finden. Klaus Wichmann listet in seinem Standardwerk "Von der Kine Exakta bis zur Elbaflex" insgesamt 12 Typen auf. Andrzej Wrotniak kennt 5 Grundtypen. Sicher gibt es noch weitere Sortierungen.
Es scheint also nicht ganz leicht zu sein, Ordnung in die Exakta-Prismensucher zu schaffen. Um nun nicht wieder eine neue Nummerierung einzuführen, will ich mich hier an die inzwischen wohl meistverbreitete Aufstellung der Typen 1 - 12 von Klaus Wichmann halten. Dort sind die Grundtypen recht gut beschrieben und auch abgebildet, so dass eine Identifizierung möglich ist. Weil ich es so für übersichtlicher halte, habe ich aber nach zwei Bauformen unterteilt. Weiter unten stelle ich nach diesem System 31 verschiedene Prismensuchereinsätze für die Exakta vor. Die Varianten sind nach meinem üblichen System mit Version a, b usw. eingeordnet. Ich will nicht ausschließen, dass es noch mehr gibt ...
Exakta Prismensucher - erste Baureihe 1950 bis 1961 ("spitzes Dach")
Typ 1 - Prismeneinsatz blank für die Exakta Varex, Baujahr 1950
Die Prismenkappe ist matt verchromt und mit sechs Schrauben, 2 vorn, 4 seitlich am Gehäuse befestigt. Die Gravuren waren unterschiedlich, das schwarz hammerschlag-lackierte Unterteil (Lupengehäuse) zunächst noch nicht nummeriert. Im Verlauf der Produktion wurde auf dem hinteren Lupengehäuse eine Fabriknummer eingraviert.
Version 1a
Gravur Deckkappe vorn: Ihagee Dresden / hinten: Varex
Gravur auf Gehäuse vorn: Made in Germany / hinten: ohne
Version 1b
Gravur Deckkappe vorn: Ihagee Dresden / hinten: Ihagee
Gravur auf Gehäuse vorn: Germany / hinten: ohne
Version 1c
Gravur Deckkappe vorn: Ihagee Dresden / hinten: Ihagee
Gravur auf Gehäuse vorn: Made in Germany / hinten: ohne
Version 1d
Gravur Deckkappe vorn: Ihagee Dresden / hinten: Ihagee
Gravur auf Gehäuse vorn: Germany / hinten: Nr. (10xxx-11xxx)
Typ 2 - Prismeneinsatz blank für die Exakta Varex VX, Baujahr 1951-56
Die Prismenkappe ist matt oder glänzend verchromt und mit sechs Schrauben, 2 vorn, 4 seitlich am Innengehäuse befestigt. Die Gravuren waren unterschiedlich, das schwarz hammerschlag-lackierte Unterteil ist jetzt vorne nummeriert. Ein gutes Erkennungsmerkmal der Typen 2 bis 4 ist das vorn mittig auf dem Lupengehäuse in einem Rahmen gravierte "VX".
Version 2a
Gravur Deckkappe (matt) vorn: Ihagee Dresden / hinten: Ihagee
Gravur auf Gehäuse vorn: Nr. (VX) Germany / hinten: ohne
Version 2b
Gravur Deckkappe (glänzend) vorn: Ihagee Dresden / hinten: Ihagee
Gravur auf Gehäuse vorn: Nr. [VX] Germany / hinten: ohne
Typ 3 - Prismeneinsatz blank (späte Ausführung) für die Exakta Varex VX, Baujahr 1956
Die Prismenkappe ist matt oder glänzend verchromt und jetzt nur noch mit vier Schrauben seitlich am Innengehäuse befestigt, Gravuren wie Typ 2.
Typ 4 - Prismeneinsatz "2 Leder" für die Exakta Varex IIa, Baujahr 1956-57
Die Prismenkappe hat 2 Einprägungen, die üblicherweise mit je einem Lederstück beklebt sind. Manchmal sind die Lederstücke verloren gegangen, es wurden jedoch auch Sucher ohne Belederung ausgeliefert. Mir ist dies deshalb bekannt, weil ich vor vielen Jahren einen noch original verpackten Prismensucher ohne Belederung erwerben konnte. Gravuren anfangs noch wie bei Typ 2, spätere Ausführungen ohne [VX] auf dem Lupengehäuse.
Version 4a
Deckkappe glänzend verchromt mit 2 Lederstücken
Version 4b
Deckkappe glänzend (1. Bildreihe) oder matt (2. Bildreihe) verchromt ohne Leder; jetzt ohne Gravur [VX] auf dem Lupengehäuse
Version 4c
wie Version 4a, jedoch ohne Gravur [VX] auf dem Lupengehäuse
Version 4d
Prismensucher der Ihagee West, Frankfurt; das Gehäuse ist etwas scharfkantiger geprägt
Gravur Deckkappe (mattglänzend) vorn: Germany / hinten: Ihagee
Gravur auf Gehäuse vorn: Nr. mit vorangestelltem "F -" / hinten: ohne
Typ 5 - Prismeneinsatz "2 Leder" für die Exakta Varex IIa, Baujahr 1957
Die Prismenkappe hat wie Typ 4 zwei Einprägungen, die mit je einem Lederstück beklebt sind. Gravur auf Deckkappe (glänzend) nur hinten: Ihagee
Gravur auf Gehäuse vorn: Nr. Germany / hinten: ohne
Typ 6 - Prismeneinsatz "Jubiläum" für die Exakta Varex IIa, Baujahr 1958-60
Die ansonsten wie bei den Typen 4 + 5 ausgeführte Prismenkappe hat hinten einen erhaben geprägten Schriftzug Ihagee. Damit wurde das Design dem 3. Modell der IIa angeglichen, die im Typenschild einen ebenfalls geprägten Exakta-Namenszug hat (Sammlername: Jubiläumsexakta). Auch diese Sucherversion taucht gelegentlich ohne die beiden Lederstücke auf. Im Gegensatz zur Version 4, von denen auch einige ohne Leder ausgeliefert worden sind, ist die Belederung in solchen Fällen verlorengegangen.
Version 6a
Auf dem Lupengehäuse sind links die Fabriknummer und rechts "Germany" graviert
Version 6b
Auf dem Lupengehäuse ist nur noch links vorn die Fabriknummer graviert.
Exakta Prismensucher - zweite Baureihe 1961 bis 1971 ("flaches Dach")
Der Gehäusedeckel des Prismeneinsatzes wurde mit Erscheinen der Exakta Varex IIa/Modell 1961 neu gestaltet. Die Deckkappe ist jetzt abgeflacht und damit die stoß- und abriebempfindliche Spitze des bisherigen Suchers entschärft. Außerdem entfielen die seitlichen Abkantungen. Der Gehäusedeckel erhielt drei Einprägungen. Die Lackierung des Lupengehäuses war jetzt nicht mehr einheitlich "hammerschlag" sondern auch in einem Kräusellack oder einer samtartigen Mattlackierung ausgeführt. Später wurde auf eine matte Glattlackierung umgestellt.
Typ 7 - Prismeneinsatz mit Streifenmuster für die Exakta Varex IIa/Modell 1961 und Exa/1961
Die drei Deckelaussparungen sind mit 3 Alu-Blechstücken ausgeklebt, von den das mittlere mit hellen und dunklen Streifen ("art deco") eloxiert ist. Die beiden kleineren Stücke sind schwarz eloxiert. Die von Klaus Wichmann beschriebene Einsetzhilfe mit zwei seitlichen Wülsten ist mir nur bei Typ 8c aus der Frankfurter Fertigung (Fabriknummer mit "F-") aufgefallen. Der Gehäusedeckel ist - wie die bisherigen Sucher - vorn oval angeschnitten und hat keine Gravur oder Prägung mehr. Das Lupengehäuse ist vorn mit IHAGEE DRESDEN und der Fabriknummer (ca. 200xxx-215xxx) graviert.
Version 7a - mit seitlichen Führungswulsten (lt. Klaus Wichmann) - ist mir nicht bekannt
Version 7b
gerades Lupengehäuse, ohne seitliche Führungen
Typ 8 - Prismeneinsatz "Drei Leder, oval" für Exakta Varex IIa Modelle 4 und 5 (1961-1962)
Der unter Typ 7 beschriebene Prismensucher ist anstelle der kratzerempfindlichen Bleche mit drei Kunstlederstücken (wie Kameragehäuse) beklebt. Ausführung und Gravur von Deckel und Lupengehäuse entsprechen dem Typ 7. Die Nummernfolge ist zwischen Typ 7 und 8 nicht abgrenzbar, sondern bunt gemischt. Beide Versionen wurden im gleichen Zeitraum vertrieben. Sie unterscheiden sich nur - soweit noch vorhanden - durch die aufgeklebte Abdeckung aus Kunstleder oder Alu-Blech.
Version 8a - mit seitlichen Führungswulsten (lt. Klaus Wichmann)
Version 8b
gerades Lupengehäuse, ohne seitliche Führungen
Version 8c
"F" aus Frankfurter Ihagee-West-Fertigung, mit seitlichen Führungswulsten (wie bei den letzten VX-Lichtschachteinsätzen); Schraubenköpfe nicht/schlecht verchromt, erkennbar auch an den scharfen Gehäusekanten; Fabr.-Nr. F-11xxx -20xxx
Version 8d
"F" aus Frankfurter Ihagee-West-Fertigung,
ohne seitliche Führungswulste; Schraubenköpfe nicht/schlecht verchromt, erkennbar auch an den scharfen Gehäusekanten (gut zu sehen auf dem mittleren Bild); Fabr.-Nr. F-9xxx
Version 8e
Ausführung wie Version b (gerades Lupengehäuse, ohne seitliche Führungen), jedoch jetzt ohne Fabriknummer
Typ 9 - Prismeneinsatz "Drei Leder, Kräusellack" für Exakta Varex IIb (1963-1965)
Der Prismensucher wurde weiter vereinfacht. Der Deckel erhielt einen zu den neuen Frontschildern besser passenden geraden Anschnitt. Auf eine Nummerierung wird durchgehend verzichtet. Lackierung des Lupengehäuses noch in Kräusellack. Seitliche Befestigungsschrauben noch "klein".
Version 9a
Vorderes Führungsblech glatt (wie Vormodelle), Gravur IHAGEE DRESDEN
Version 9b
Vorderes Führungsblech geriffelt, GRAVUR IHAGEE DRESDEN
Typ 10 - Prismeneinsatz "Drei Leder, Glattlack" für Exakta Varex IIb (1966-1967)
Ausführung des Gehäusedeckels wie beim Vormodell. Das Lupengehäuse ist jetzt mit glattem Mattlack lackiert und das vordere Führungsblech geriffelt. Dieser Typ ist auch mit den größeren seitlichen Befestigungsschrauben zu finden, mit denen auch die Frontplatte der Exakta Varex IIb etwa ab Fabr.-Nr. 1.067.xxx befestigt ist.
Prismeneinsatz Typ 10, jedoch ab etwa 1967 mit seitlichen Befestigungsschrauben
mit einem größeren Kopfdurchmesser (3 mm).
Typ 11 - Prismeneinsatz "Ein Leder" für die Exakta VX1000 und ELBAFLEX (1967-1983)
Der Gehäusedeckel wurde erneut leicht verändert und erhielt jetzt einen einteiligen Bezug aus Kunstleder. Das Lupengehäuse ist wie bei Typ 10 matt lackiert; die noch im Jahr 1967 produzierten Exemplare sind mit IHAGEE DRESDEN graviert. Im direkten Vergleich verschiedener Teile kann man bei den zuletzt produzierten Suchern geringfügige Unterschiede bemerken. Auch wenn dies vielleicht "Kleinigkeitskrämerei" ist, habe ich daraus noch unterschiedliche Versionen kreiert.
Version 11a
mit IHAGEE DRESDEN-Gravur auf dem Lupengehäuse vorn, Führungsblech geriffelt, spitz oder rund gestanzte Deckelkanten vorn.
Version 11b
ohne jede Gravur und Herstellerhinweis, Führungsblech geriffelt, Deckel zum Teil rund gestanzt, z.T. spitz
Version 11c
Ohne jede Gravur und Herstellerhinweis,
Führungsblech mit einem quadratischen Prägemuster, Deckelkanten meist spitz
Version 11d
Ohne jede Gravur und Herstellerhinweis,
Führungsblech mit einem diagonalen Prägemuster, Deckelkanten spitz
Die Vorderkanten der VX1000-Sucherprismendeckel sind anfangs meist rund gestanzt (
Foto links), die letzten Ausführungen haben nur noch spitze Ecken (
Foto rechts)
Die unterschiedlichen "Frontbleche" der VX-1000-Sucher:
"geriffeltes" Prägemuster / Riffelblech
quadratisches Prägemuster / Punktblech
diagonales Prägemuster / Diagonalblech
Version 12 - Letzte Ausführung für die EXA 1c aus schwarzem Kunststoff (1985-1988)
Mechanisch passt auch diese Version noch in die älteren Kameras. Die Deckkappe dieses Suchereinsatzes ist dem zur RTL1000 neu entwickelten Prismensucher (1972) ähnlich; dessen Steckmechanik allerdings ist nicht kompatibel zu den klassischen Exakta's.
Prismensucher anderer Hersteller für die Exakta
Prismensucher waren in den 1950er Jahren wertvolle Stücke. Der Verkaufspreis betrug anfangs 135 DM zzgl. der nicht unerheblichen Kosten für die Einstellupe. Zu diesem Preis ließ sich anderswo schon eine komplette Kamera erstehen! Dies hatte zur Folge, dass auch Prismensucher aus anderen Quellen angeboten wurden. Die Ihagee bezeichnete diese Teile als "Fälschungen" und attestierte ihnen mindere Qualität (s. Ihagee-Zeitungsanzeige aus dem Jahr 1956). Untersucht man solche Sucher etwas genauer, läßt sich die Ihagee-Aussage vor allem aus heutiger Sicht durchaus bestätigen. Zwar waren die einzelnen Bauteile weitgehend baugleich mit den Originalversionen, doch unterschieden sie sich qualitativ davon. Die Schraubenköpfe waren z.B. nicht oder nur schlecht verchromt. Der Glaseinsatz ist - auf den Fotos gut erkennbar - nicht so sauber lackiert wie die Originalprodukte von Zeiss Jena (In den drei Fotos sehen Sie Glasprismen im Vergleich, jeweils links das Original aus Jena und rechts ein Fremdfabrikat). Viele Glasprismen dieser "Fremdsucher" haben heute Fehler in der Innenverspiegelung, die sich im Sucherbild in dunklen Streifen oder Flecken zeigen. Dies kommt bei Originalsuchern zwar auch, aber nicht so häufig vor.
Woher stammen diese Erzeugnisse? Nach meinen Feststellungen sind sie überwiegend bei Exaktas in den USA zu finden. Meist handelt es sich um Ausführungen, die den Original-Typen 2 bis 5 vergleichbar sind. Außer einer "Germany"-Gravur auf dem Gehäusedeckel vorn haben sie meist keine Kennzeichnung. Eine Version ist mir mit der Herstellergravur "Kalimar" - ein Hamburger Zubehörvertrieb - auf der hinteren Deckkappe bekannt (vorne mit "Made in Germany" graviert). Wurden diese Teile den ahnungslosen Käufern von profitgierigen kapitalistisch-imperialistischen Händlern, um das mal im damaligen DDR-Slang auszudrücken, untergeschoben? Ich weiß es nicht. Vielleicht wurden sie auch nur von frühen Sparfüchsen irgendwo billig erworben. Mir ist dazu in der Literatur nichts begegnet. Ob auch derartige Fremdstücke in eine Sammlung gehören, mag jeder Sammler selbst entscheiden. Ich halte sie schon deshalb für sammelnswert, weil sie offensichtlich von der New Yorker Ihagee-Vertretung ECC - zumindest zeitweise - vertrieben worden sind.
Nicht in diese Kategorie gehören allerdings Prismensucher, die in den Jahren 1956 bis 1961 für die Ihagee West in Frankfurt/Main produziert wurden. Obwohl die Ihagee Dresden mit ihrer Anzeigenkampagne 1956 sicher auch diese Exemplare gemeint hat. Sie sind mit einem "F" vor der Nummer gekennzeichnet und tragen eine IHAGEE-Gravur auf dem Lupengehäuse. Die letzten "3-Leder"-Modelle der F-Sucher sind auch an ihren scharfkantigen Gehäusen zu erkennen. Diese Sucherausführungen habe ich in die obige Typenaufstellung als Versionen 4d und 8c mit aufgenommen.
Die Prismenkappe ist wie das Original matt verchromt und mit sechs Schrauben, 2 vorn, 4 seitlich am Innengehäuse befestigt.
Die Deckkappe ist vorn mit "Germany" graviert, das Lupengehäuse hat keine weiteren Kennzeichnungen.
Prismensucher in gleicher Ausführung wie vor, jedoch Gravur auf der Deckkappe vorn "Made in Germany" und hinten "Kalimar". Kalimar war der Handelsname eines Hamburger Zubehörvertriebs, der u.a. auch Objektive und Balgengeräte im Programm führte. Diese Teile wurden vor allem in den USA vertrieben.
Prismensucher Fremdfabrikat, entspricht Typ 5, für die Exakta Varex IIa, um 1957-59
Sperling-Prismensucher von Hans Sperling, Berlin, für die Exakta
Auch der Berliner Zubehörhersteller Hans Sperling, auch bekannt unter seiner Handelsmarke "HASPE" stellte in den frühen 1950er Jahren einige Prismensucher für die Exakta her. Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Nachbauten sind die Sperling-Suchereinsätze mit ihrer eigenwilligen Form jedoch sogleich als Fremdprodukte zu identifizieren. Es gibt verschiedene Versionen dieser Sucher. Sie sind auch in schwarzer Ausführung zu finden und wurden hauptsächlich in die USA geliefert.
Frühe Version
Spätere Version, Deckel ähnlich dem VX-Sucher
Vergleichsansicht der beiden Sperling-Sucher,
ganz links die frühe, daneben die spätere Ausführung
Im Foto ganz rechts der Sperling-Sucher, 1. Version, in schwarz
*Die Sucherhalterungen in den Kameras wurden zwischenzeitlich verändert. Alle Exakta und auch Exa Modelle bis 1961 hatten eine Sucherverriegelung auf der Frontplatte. Beim Modell IIb verzichtete man darauf, führte sie aber mit der VX1000 wieder ein.
Posted 2008/09/15; last updated 2024/11/21 Copyright © by Horst Neuhaus