Nach dem Modell IIa ist die Exakta Varex VX die meistgebaute Exakta. Jedoch entstanden während der 6jährigen Bauzeit drei verschiedene Modellvarianten. Gemessen an der sonstigen Konstanz der Exakta-Bauweise gibt es zwischen diesen drei Varianten durchaus bemerkenswerte Unterschiede. In der Sammlerliteratur, auch im Referenzwerk von Richard Hummel, sind dazu unterschiedliche Gewichtungen zu finden. So werden etwa bei Aguila / Rouah die Exportmodelle in die USA als eigenständige Modelle aufgeführt, obwohl sie nur eine andere Frontplatte (mit der Gravur VX statt Varex) und rechte Deckkappe (ASA / WESTON statt DIN) erhielten.
Technisch sind die US-Exportversionen mit der "VX"-Frontplatte und die Kameras mit der europäischen Kennzeichnung identisch. Demnach sind eigenständige Modell- bzw. Typ-Einteilungen nach dem Typenschild wenig sinnvoll; auch Richard Hummel differenziert in seiner Modellfolge nicht. Ich trage diesem Umstand aber insoweit Rechnung, als ich den "US-Kameras" eine eigene Unterabteilung widme. Weil jedoch diese VX-Modellreihe in besonderem Maße von den Namensvarianten betroffen ist, finden Sie hier noch einige weitere Ausführungen dazu.
Gussgehäuse aus Leichtmetall, blanke Gehäuseteile jetzt wieder verchromt; Schlitzverschluss mit 12 bis 1/1000 sec (12, 11, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, ½, 1/5, 1/25, 1/50, 1/100, 1/150, 1/250, 1/500, 1/1000. T und B, Vorlaufwerk (= Selbstauslöser, auch für Langzeiten 6, 5, 3, 2, 1 ½, ¾, 1/5 sec.) Schnellaufzug; 2-fache Blitzsynchronisation mit Blitzgravur M/X, anfangs bei wenigen Kameras auch V/E + M/X für Blitzbirnen (V, später M) und Elektronenblitz (E, später X); Mehrfachbelichtungsmöglichkeit, Lichtschachtsucher anfangs noch mit Verschlusssperrhebel, Filmmesser für teilbelichtete Filme, Rückwandbefestigung mit Scharnierstift, neue Verriegelung.
Gegenüber der Varex verändertes Bildzählwerk, beim 1. Modell aber noch ohne zusätzliches Einstellrad; längere Aufspulachse. Neue Trageösen, Filmmerkring mit Filmgravur auf rechter Deckkappe 12-30/10 DIN, Export-Modelle in angelsächsische Länder 8-250 ASA und 6-200 W(ESTON). Filmtransportanzeige mittels Scheibe unterhalb einer Öffung in der rechten Deckkappe.
Dass es sich bei diesen Namensvarianten nicht um eigenständige Kameramodelle handelt, wird insbesondere auch an der Vergabe der Seriennummern deutlich. Hier finden sich Kameras mit "Varex VX" und "VX"-Frontplatten in bunter Folge. Zwar lassen sich innerhalb der Fabriknummern einige Sequenzen für die jeweiligen Bezeichnungsvarianten ausmachen, doch sind diese eher zufällig über die modellspezifische Nummernfolge verteilt. Es kann noch nicht einmal mit Sicherheit gesagt werden, ob überhaupt Nummernkontingente für die jeweilige Bezeichnungsvariante zugeteilt wurden.
Leider gibt es hierzu von der Ihagee keine Aufzeichnungen, so dass es allenfalls möglich wäre, derlei Daten "empirisch" zu ermitteln. Soweit ich dies anhand meiner seit 1985 geführten Exakta-Datei (mit inzwischen über 2.000 Fabriknummern) nachvollziehen kann, gibt es anhand der Varex VX / VX-Fabriknummern keine Anhaltspunkte für eigenständige Modelle.
Zwar lassen sich zusammenhängende Nummernbereiche finden - etwa 691.500-695.00 oder 699.500-708.600 für die VX bzw. 709.200-711.000 für die Varex VX usw. Jedoch ist nicht auszuschließen, dass innerhalb dieser Reihen doch die eine oder andere Bezeichnungsvariante existiert.
Es müßten also sehr viel mehr Nummernangaben zu Verfügung stehen, um dazu schlüssige Aussagen treffen zu können. Mir scheint dies allerdings wenig sinnvoll, weil die Ihagee-Nummernvergabe stets fertigungsorientiert erfolgte und nicht - wie etwa bei Leitz - modellbezogen. Ich habe es jedenfalls aufgegeben, innerhalb der Produktionsperioden nach Nummernabweichungen zu forschen. Schon die regelmäßigen Überschneidungen bei Modelländerungen zeigen, dass es bei der Ihagee keine nachvollziehbare Systematik gegeben hat. So sind Ihagee-Seriennummern also lediglich dafür zu gebrauchen, die Produktionszeit einigermaßen sicher bestimmen zu können.
Auffällig ist, daß bis etwa 1955 die VX-Versionen gegenüber denen der Varex VX überwiegen. Dies erklärt sich dadurch, dass zu Beginn der 1950er Jahre der größte Teil der Ihagee Produktion (Exakta wie Exa) in die USA exportiert wurde. In Deutschland waren in diesen Jahren Exakta Kameras selten erhältlich, manche Photo-Porst Kataloge enthielten erst gar keine Exakta-Kameras. In vielen Preislisten aus dieser Zeit wurde auch auf die beschränkten Liefermöglichkeiten hingewiesen. Erst mit der 3. Ausführung ab 1956 entspannte sich diese Situation mehr und mehr und es gab auch in Deutschland Exakta-Kameras ohne Wartezeiten zu kaufen.
Diese erste Ausführung der Exakta Varex VX entspricht in der Modellfolge nach Richard Hummel der Exakta Varex - Modell 1951. Ihre zahlreichen technischen Änderungen gegenüber dem Vorgängermodell Varex weisen sie allerdings als Vertreterin der neuen Modellreihe aus. Im Gegensatz zu den Ausführungen von Richard Hummel sind die mit den Neuerungen ausgestatteten Kameras bereits mit der neuen Namensgravur "VX" ausgeliefert worden. Von dem - nach Richard Hummel - ab Juni 1951 gebauten Modell unterscheiden sich diese Kameras grundsätzlich nicht. Einige haben noch den Verschlussknopf der Varex mit der Langzeitgravur "Z".
Kameras mit der Namensgravur "Varex" und den Veränderungen sind hingegen nicht bekannt. Zwar habe ich dieses Modell auch in meiner Varex-Aufstellung mit entsprechendem Hinweis beschrieben, dort jedoch kein Bild dazu gezeigt. Die frühen Kameras dieser Modellreihe sind mir übrigens nur mit der "VX"-Frontplatte bekannt. Eine erste Varex VX kenne ich erst mit der Seriennummer 695297 (Foto s. oben).
Die technische Ausstattung dieser Kamera entspricht der des 1. Modelles der Exakta Varex VX bzw. Exakta VX. Vermutlich beziehen sich die Angaben Richard Hummels auf diese ersten Exakta VX-Kameras, die noch mit der Verschlussknopfgravur "Z" geliefert wurden. Gehäuse jetzt mit Ganzverchromung und neuen Trageösen, Rückwand mit Scharnier befestigt, Öffnung in rechter Deckplatte für Filmtransportanzeige, größerer Filmraum (für Transport Patrone zu Patrone), neue Filmspule, Rückspulknopf (statt bisher Hebel), verstärkte Stativaufnahme, Frontplatte mit eckigem Ausschnitt für Auslöseknopf.
Abweichende Einzelstücke:
Exakta Varex mit W(ESTON)/ASA-Filmgravur; Exakta VX mit DIN-Filmgravur (evtl. wurden aber auch nur das Frontschild oder die Deckkappe getauscht). Kameras aus UK sind auch mit W/ASA-Filmgravur und Varex-Frontkappe zu finden, offenbar hat es für UK-Exporte diese spezielle Version gegeben.
Die offiziellen Export-Exaktas für den US-Markt hatten einen gelben Aufkleber auf der Innenseite des Rückdeckels mit einem Hinweis auf die Fertigung für die EXAKTA CAMERA CO. New York.
Hinweise zur Abgrenzung "früh"/"spät" bei der 1. Ausführung der Exakta Varex VX:
Tatsächlich unterscheiden sich die in den beiden ersten Produktionsmonaten 1951 gefertigten Kameras nicht so deutlich von den in der Folgezeit gebauten, dass eine Unterteilung in zwei Modellvarianten (früh/spät) gerechtfertigt wäre. Ich habe hier lediglich die von Richard Hummel für die Modelle 16 und 17 gewählten Merkmale und Produktionsangaben übernommen.
Die Ihagee war in diesen Jahren recht experimentierfreudig. Zum Einen wurde das Zubehörprogramm für die Exakta und Exa kräftig ausgebaut. Es war die Zeit, in der die Exakta zur wohl bestausgestatteten Systemkamera nach der Leica wurde. Vor allem für die technische Fotografie und Aufnahmen im Makro- und Mikrobereich gab es viel Zubehör, etwa das Ihagee Vielzweckgerät.
Doch auch bei den Kameragehäusen selbst sind einige Besonderheiten zu finden. Sicher gehört auch die Blitzbuchsen-Doppelgravur V/M + E/X dazu, die auf Sonderwunsch lieferbar war. Aber auch ein zusätzlicher Auslöser auf der rechten Frontseite, variable Blitzsynchronisation und farbige Belederungen zählen hierzu. Die Besonderheiten sind nicht in Katalogen oder Preislisten zu finden und wurden daher auch nur in geringer Stückzahl oder gar als Einzelstücke gebaut.
Auch die beim Modell VX gelegentlich auftauchenden doppelten Seriennummern sind ein Beleg dafür, dass die Kamerafertigung bei Ihagee nicht bis ins letzte durchgeplant war. Bekannte Doppelnummern sind im Innengehäuse an der Zusatzgravur "D" zu erkennen.
Unverändert 4 Blitzbuchsen, jetzt meist mit M und X graviert; es sind jedoch auch Frontplatten mit Doppelkennzeichnung V/M und E/X der Blitzkontakte zu finden! Verschlusssperre noch mittels Auslöser-Sperrstift vom Lichtschachtsucher durch Loch in linker Deckkappe, Entsperrhebel zum Rückspulen und gebogener Spannhebel (wie beim Vormodell Varex). Verschlusszeitenknopf mit 19 mm Durchmesser, anfangs noch "B,Z"-Gravur, später "B,T". Noch keine Verschlusssperrkappe neben dem Auslöser. Bajonett wie bisher ohne Außenbajonett, Boden des Spiegelkastens gerillt, Filmandruckplatte anfangs noch geprägt, später glatt.
Rückwand-Scharnierstift jetzt mit Griffknopf zum Herausziehen, dadurch kann die Rückwand wie bei den früheren Modellen auch abgenommen werden.
Abweichungen und Einzelstücke:
ab 696.651 B/T-Gravur auf Verschlusszeitenknopf
695.480-700.464 Einzelstücke mit Blitzanschlussgravur V/E und M/X
Mitte 1953 wurde die - lt. Richard Hummel - 1. Änderung der Exakta Varex ausgeliefert. Die wohl auffälligsten Merkmale dieser Modellpflege waren der veränderte Objektivanschlussring mit Außenbajonett, das überarbeitete Bildzählwerk und der Wegfall der internen lichtschachtgesteuerten Verschlusssperre. Da diese bei der Arbeit mit einem Prismensucher ohnehin nicht verfügbar war, erhielten die Gehäuse einen kleinen Hebel, der über den Auslöseknopf geschwenkt werden kann.
In die Produktionszeit dieser Exakta fielen auch die Namensstreitigkeiten zwischen Zeiss West und Zeiss Ost. Bei den Objektivbestückungen sind deshalb einige Besonderheiten zu finden, die ich auf meiner Zeiss-Seite im Detail erläutere. Exakta-Preislisten dieser Jahre weisen die Kameraangebote zum Teil nur mit "Standard-Objektiv" aus (s. Aufstellung weiter unten).
Produktionszeit: 7/1953 - 6/1955
Fabriknummern: 733.843 - 772.200
Stückzahl: 38.710 (RH)
Wie beim Vormodell mit folgenden Abweichungen: abgedecktes Bildzählwerk mit Einstellrad, gerader Spannhebel, Druckknopf zum Rückspulen anstelle des bisherigen Hebels; Verschlusssperrkappe neben dem Auslöser (anfangs sichelförmig); neue Bajonettausführung mit Außenbajonett für Spezialobjektive und einer Aussparung am rechten Bajonettlappen (gegen Vignettierung); Filmandruckfeder im Patronenraum.
Preise und Objektivbestückung (Preisliste 10. Juni 1954)
Mit Standard Objektiv *) 1:3,5/50 mm, Normalblende DM 495,-
Mit Standard Objektiv *) 1:3,5/50 mm, Blendenvorwahl DM 550,-
Mit Standard Objektiv *) 1:2,8/50 mm, Blendenvorwahl DM 600,-
Mit Standard Objektiv *) 1:2/58 mm, Blendenvorwahl DM 740,-
Mit Meyer Primoplan 1:1,9/58 mm, Blendenvorwahl DM 605,-
Mit Westanar **) 1:2,8/50 mm, vollautom. Springblende DM 580,-
Mit Westagon **) 1:2/50 mm, vollautom. Springblende DM 690,-
Mit Schneider Xenon **) 1:1,9/50 mm, vollautom. Springblende DM 775,-
Prismeneinsatz mit Messlupe DM 202,50
*) soweit der Vorrat reicht – Zeiß-Tessar 1:3,5/50 BV, Zeiß-Tessar 1:2,8/50 BV, Zeiß-Biotar
1:2/58BV, Zeiß-Tessar 1:3,5/50 ohne BV
**) Nur beschränkt in Deutschland lieferbar
wie vor mit folgenden Abweichungen: Bildzählwerk jetzt mit gefedertem Einstellrad; 2 neue DIN-Blitzbuchsen anstelle der bisherigen Ihagee-Doppelbuchsen; Verschlusssperrkappe jetzt "halbmondförmig", Filmandruckplatte glatt
Abweichende Einzelstücke:
808.922 ohne 1/150s (nicht nur VK getauscht, rastet auch nicht mehr ein!)
817.028 schwarzer Verschlußknopf mit linearen Zeiten, wie VX1000 (wohl privater Umbau?)
1956 wurde eine neue Exakta als Exakta Varex II angekündigt (Fotomagazin 102-5/1956). Allerdings wurde die Exakta bis zum Erscheinen der Exakta Varex IIa noch mit der Frontplatte der Varex VX bzw. VX verkauft. Auch deren Technik blieb unverändert.
Heute werden nicht selten Einzelstücke nur mit der Bezeichnung Exakta Varex auf der Frontplatte angeboten. Hierbei handelt es sich aber durchweg um Umbauversionen früherer Exaktas, die im Ihagee-Werk mit der Technik des Modells IIa aufgerüstet wurden. Dazu zählt auch die in Richard Hummels Modellfolge der Exakta Varex als 3. Änderung (hier als "4. Modell" beschrieben) vorgestellte Modell-Nr. 022. Insoweit sind Richard Hummels Angaben zu dieser Version der Varex VX nicht zutreffend; eine solche 4. Exakta Varex VX-Version hat es nicht gegeben!.
Das Langzeitwerk der neuen Varex IIa wurde vollständig überarbeitet und für langbrennende Blitzlampen wurde eine zusätzliche F-Syncronbuchse eingebaut. In den Gehäusen aus der VX-Bauzeit sind diese Veränderungen noch nicht zu finden.
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