In ihrer Produktionszeit zwischen 1936 und 1971 hat die Exakta nur drei bedeutende Änderungen erfahren. Die erste vollzog sich 1950 mit der Exakta Varex und dem Wechselsucher-System. Die zweite Änderung mit der Varex IIa/1961 betraf eher das Design. Während andere Kamerasysteme in den 1960er Jahren technisch und stylistisch weiterentwickelt wurden, ging der Fortschritt an der Exakta völlig vorbei. Ihre letzte Änderung erfuhr sie 1966 mit der lange überfälligen Einführung des Rückschwingspiegels in der VX 1000, die zugleich ein erneutes "Facelifting" erfuhr.
Zur Photokina 1966 stellte die Dresdner Ihagee AG die Exakta VX1000 als Nachfolgemodell der Exakta Varex IIb vor. Es sollte die letzte Ausführung der „klassischen Exakta“ sein. 1970 wurde sie durch eine Variante der Praktica VLC von Pentacon mit 2 Auslösern, die Exakta RTL 1000 ersetzt. Von der Exakta blieb dabei nur noch das Objektivbajonett - ansonsten war diese Kamera eine total andere Konstruktion.
Das Gehäuse der VX1000 wurde gegenüber dem Modell IIb geringfügig überarbeitet. Mattverchromte Deckplatten umschließen jetzt die obere Gehäusekante und machen die für Kratzer anfällige Schwarzlackierung überflüssig. Wieder eingeführt wurde die Sucherverriegelung mit einer Schiebetaste anstelle der Federklemme der IIb.
Endlich konnten sich auch Exakta-Fotografen der Vorzüge eines Rückschwingspiegels erfreuen, der unmittelbar nach der Auslösung wieder in Aufnahmestellung herunterklappt. Ein roter Zeiger signalisiert, dass die Kamera noch nicht aufnahmebereit ist. Unverändert blieben jedoch der Exakta-typische Auslöser auf der Gehäusefront, links vom Objektivanschluss und die ebenfalls typische Trapezform. Auf einen kamerainternen Springblendenmechanismus musste man ebenso weiterhin verzichten, wie auf einen Motoranschluss.
Auch eine inzwischen in fast allen "Konkurrenzmodellen" zu findende Belichtungsmessung fehlte bei dieser Exakta. Interne Änderungen - wohl eher aus fertigungstechnischen Gründen - verbesserten nicht unbedingt die Betriebssicherheit. So war diese Traditionskamera bereits bei ihrem Erscheinen schon veraltet ....
EXAKTA VX 1000 erste Version "IHAGEE DRESDEN" mit 6-Linser ISCO Westrocolor 1,9/50 sowie Belichtungsmesserprisma "travemat" von A. Schacht Ulm.
Die Rechtslage des Unternehmens in der DDR war unübersichtlich; lange Zeit bestand die Ihagee AG i. V. (in Verwaltung), bevor sie 1968 in das Kombinat VEB Pentacon eingegliedert wurde. Die Exakta-Namensrechte gingen mit dem Urteil des Bundesgerichtshofes vom 30. Januar 1969 auf die Erben des 1967 verstorbenen Gründers der Ihagee über. Daraus entstand ein der Situation bei Zeiss Jena seit den 1950er Jahren vergleichbarer Namenswirrwar. Für das Dresdner Ihagee-Werk wurde ein neues Firmenlogo gefunden, das aber nicht lange Bestand hatte.
Die DDR-Betriebe nutzten die ursprünglichen Namen zwar weiterhin in den damaligen Ostblockstaaten. Für den Export in die Bundesrepublik oder andere westliche Staaten mussten aber andere Bezeichnungen gefunden wurden. So gibt es die gleichen Produkte mit unterschiedlichen Namen, Hersteller- und Herkunftsangaben. Sammler können daraus heute (meist) schließen, wo das Produkt vertrieben wurde. Das ist vor allem deshalb von Interesse, wenn eine Exakta zeitgerecht mit Objektiven bestückt werden soll, die den damaligen Katalogangeboten entsprechen. Denn auch bei den Objektiven aus der DDR-Fertigung gab es eine vergleichbare Namensvielfalt. Das mag heute im geschichtlichen Rücklick auf die Zeiten des "Kalten Krieges" ein spannendes Sammelgebiet sein - damals war es eher ärgerlich.
Die als EXAKTA VX1000 vorgestellte Kamera wurde ab 1969 auch als ELBAFLEX und 1970 zuletzt sogar nur mit dem Typenschild VX1000 vertrieben. Bis auf wenige Ausnahmen ist durchgängig links unterhalb der schwarz lackierten Namensplatte "VX1000" graviert. In den USA wurde zuletzt noch eine Variante TL VX1000 mit dem TTL-Suchereinsatz EXAMAT von Harwix (oder auch mit Schacht travemat) vertrieben.
Auf der Deckplatte rechts neben dem Sucherprisma ist die Herstellerangabe graviert, bis 1969 noch "IHAGEE DRESDEN" und später "aus DRESDEN". Bei ein paar späten VX500 Modellen ist hier auch ein Pentacon-Emblem zu finden. Von diesen Namensvarianten abgesehen, sind nur geringe Veränderungen der Kameraausführung und -technik im Laufe der 3jährigen Fertigungszeit vorgenommen worden.
Leider ging mit der Namensvielfalt die Fertigungsqualität mehr und mehr verloren - ein typisches Problem später DDR-Erzeugnisse. Zwar war die VX1000 nach wie vor, verglichen mit anderen DDR-Produkten, ein Qualitätserzeugnis. Doch die Ende der 1950er Jahre - auch im Vergleich mit Kameras aus westdeutscher Fertigung - erreichte Qualität konnte nicht erhalten oder wieder erreicht werden. Offenbar war man sich dessen selbst in der DDR bewußt, denn
die letzten Exakta-Kameras tragen nicht mehr das DDR-Qualitätsprädikat "Q1". Vielmehr mussten
sie sich mit dem 2. Grad zufriedengeben, einer "/1\" im Dreieck. Wer etwa die Filmtransporthebel einer Leicaflex oder Bessamatic und im Vergleich dazu einer VX1000 betätigt, merkt sogleich den Unterschied. Seien Sie deshalb nicht über den Verkäufer verärgert, der Ihnen eine VX1000/VX500 mit Verschluss- oder Zählwerksdefekten verkauft; das ist durchaus eine Kamera im Originalzustand!
Wie schon damals üblich, wurde ab 1969 auch eine vereinfachte Ausführung als „Einsteigermodell“ hergestellt. Die seit jeher für die Exakta typischen Ausstattungsdetails - Langzeitwerk mit Selbstauslöser und Filmabschneidemesser - wurden dabei eingespart, die Verschlusszeiten auf 1/30 bis 1/500 Sekunde begrenzt. Das Namenschild dieser Sparversion gibt es in zwei Varianten: EXAKTA VX500 oder VX500. Die VX500 war 1972 auch das allerletzte Exakta-Modell in der klassischen Exakta-Form. Diese VX500 ersetzte auch die bislang noch parallel produzierte EXA 500 (EXAKTA 500 in USA).
Richard Hummel unterscheidet 3 Modelle ausschließlich nach dem Typenschild (EXAKTA / VX1000 / ELBAFLEX). Tatsächlich sind jedoch auch Fertigungsunterschiede (wenn auch nur geringfügig) und weitere Bezeichnungsvarianten auszumachen.
* Die Angaben der Produktionsnummern sind in der Weise zu verstehen, dass - mit Ausnahme der noch mit "IHAGEE DRESDEN" gemarkten Kameras - die Bezeichnungsvarianten EXAKTA und ELBAFLEX innerhalb der gesamten Nummernreihe zu finden sind. Die Variante "VX1000" gibt es erst ab 1970. Es sind auch keine größeren Nummernkontingente innerhalb obiger Nummernbereiche feststellbar. Die Gehäuse weisen - bis auf die oben aufgeführten geringfügigen Abweichungen und verschiedene Kennzeichnungen - im übrigen keine technischen Veränderungen auf.
Andere Ausführung des Bodenleders der VX500
|