Das Bestimmen der Belichtungszeit ist bei Mikro- und extremen Nahaufnahmen nicht einfach. Zwar geben viele Tabellen Richtwerte für Belichtungszeitverlängerungen an, doch berücksichtigen diese naturgemäß nicht das jeweilige Aufnahmeobjekt.
Für diesen Zweck stellte die Ihagee zur Leipziger Herbstmesse 1957 eine intelligente Entwicklung vor – die Lichtmesseinrichtung (Kat.-Nr. 167). Dieses Zubehörteil ist eines der frühesten TTL-Belichtungsmeßgeräte (s. Ihagee Sucher mit Belichtungsmesser. Leider wurde es für normale Aufnahmen mit der Exakta nicht weiter entwickelt.
Ein zwischen Kameragehäuse und Auszugsverlängerung (Ringe oder Balgen) zu montierendes Bauteil ermöglicht mittels einer eingebauten Selenzelle eine Lichtmessung. Die Selenzelle wird mit einem Schieber in den Strahlengang geschoben, dabei wird gleichzeitig der Kameraauslöseknopf gesperrt.
Im Bild sehen Sie eine vollständige Konfiguration für Makroaufnahmen mit dem Lichtmessgerät. Das beigefarbene Mikroamperemeter stammt von Gossen, Erlangen, gehörte jedoch nicht zum Lieferumfang. Es war zeitweilig in Ihagee-Preislisten enthalten.
Vorgestellt wurde dieses Ergänzungsgerät in einer Werksankündigung von Oktober 1957 als "Makrolux" zum voraussichtlichen Preis von 85,- DM. Als das Gerät im Oktober 1958 zu kaufen war, hieß es "Varilux" und kostete 97,50 DM. Mit dem ursprünglich geplanten Namen habe ich es nie gesehen. Mir ist auch nicht bekannt, ob es unter diesem Namen je zu kaufen war.
Technisch kenne ich keine Veränderungen, jedoch variierten Bezeichnung und Gravuren wie bei den anderen Ihagee-Zubehörteilen im Laufe der Jahre von Varilux über Ihagee Dresden Germany und Ihagee Dresden. In der Pentacon-Ausführung für die RTL 1000 (Zub.Nr. 716 701) klebte zuletzt ein Lederstreifen auf der Frontplatte. Auch Geräte ohne Gravur und ohne Lederstück habe ich schon gesehen.
Abbildung aus der Ankündigungs-Druckschrift von Oktober 1957, mit der neben einem Belichtungsmesser-Einsatz (sogenannter "Köhler-Sucher") die Lichtmesseinrichtung "Makrolux" angekündigt und beschrieben wurde. Allerdings kam das Gerät nicht unter diesem Namen in den Handel.
Verschiedene Ausführungen der IHAGEE-Lichtmesseinrichtung. Ganz rechts eine Prospektabbildung der letzten Ausführung für die RTL 1000.
An einem gesondert anzuschließenden externen Messgerät kann entsprechend der Lichtintensität ein Zeigerausschlag abgelesen werden, nach dem die Belichtungszeit zu ermitteln ist. Dieses Meßgerät gehörte jedoch nicht zum Lieferumfang; es war lediglich ein Anschlusskabel dabei.
In der Preisliste 1959 wurde ein Mikro-Ampèremeter für die Ihagee-Lichtmeßeinrichtung zum Preis von 96,- DM (die Lichtmeßeinrichtung kostete hier 69,- DM) angeboten. Dieses stammte jedoch von Gossen (s. Bild). Es können aber auch andere Mikroamperemeter mit einem Meßbereich von 50 / 100 uA verwendet werden.
Tabellenskalen, in denen Blende und Belichtungszeit abzulesen sind gibt es allerdings nicht. Vielmehr muss anhand von Probeaufnahmen selbst ermittelt werden, welcher Zeigerausschlag eine bestimmte Zeit-/Blendeneinstellung erfordert. Die Messeinheit selbst hat eine Auszugsverlängerung von 20 mm die bei der Gesamt-Auszugslänge bzw. beim Abbildungsmaßstab zu berücksichtigen ist.
Ihagee-Lichtmesseinrichtung in der ersten Version "Varilux". Zum Lieferumfang gehörten nur die Messeinrichtung mit Kabel, nicht jedoch das auch im Bild zu sehende Amperemeter. Dieses mußte zusätzlich gekauft werden.
Grundsätzlich sind alle Zubehörteile für Nahaufnahmen auch mit den Exa-Modellen verwendbar. Bei der Exa mit auswechselbarem Sucher ergeben sich jedoch bei größeren Auszugsverlängerungen Vignettierungen, die auch Auswirkungen auf die Belichtungszeit haben. Bei den Exa-Modellen mit Prismensucher entfällt natürlich die Möglichkeit, andere Suchereinsätze und Einstelllupen zu verwenden.
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