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Die Exakta war ein Zubehörkrösus. Vom Zeitpunkt der Markteinführung der Kine Exakta 1936 bis zur Produktionseinstellung der VX1000 1970 war die Kamera strikt für Systemanwendungen ausgelegt. Wer allein mit Gehäuse und Normalobjektiv herumhantierte, war entweder ein ausgeprägter Snob oder dieser wundervollen Kamera nicht würdig. Allein die Leica übertrifft die Exakta hinsichtlich des Umfanges an Zubehör; als Sucherkamera hatte sie ja auch etliche Systemnachteile gegenüber der Exakta auszugleichen, die sie erst mit aufwendigem Zubehör wieder wettmachen konnte.
Beiden Kameras gemein war der aus dem Kino-Normalfilm entwickelte 35 mm Kleinbildfilm für das Aufnahmeformat 24x36 mm. Dabei war es anfänglich nicht absehbar, dass sich auf dieser Basis das erfolgreichste Filmsystem der Fotografie überhaupt entwickelte. Nicht wenige Fachleute der frühen 30er Jahre prophezeitem diesem Film ob seines - gegenüber dem damals noch bevorzugten 127er Rollfilm - kleineren Bildformates ein rasches Ende. Das es schnell anders kam, lag wohl in erster Linie an der praktischen Handhabung der Kleinbildpatronen mit ihren 36 Aufnahmen auf perforiertem Film und der günstigen Preise. Den Qualitätsnachteil glichen Film- und chemische Industrie schnell durch immer bessere Emulsionen und Verarbeitungsmaterialien aus.
Selbst die Ihagee war anfangs mit der Rollfilm-Exakta und ihrem Bildformat von 4x6,5 cm noch auf der falschen Seite. Doch als sich zum anfänglichen Einzelkämpfer Leica noch die Contax gesellte, war schnell klar, dass die Zukunft dem Kleinbildformat gehören wird. Klar war damit auch die Zielgruppe: neben der immer größer werdenden Gruppe ambitionierter Fotoamateure - traditionell schon der Ihagee zugetan – auch der Presse- und Fachfotograf. Diese Abnehmer erwarteten eine funktionssichere Kamera für möglichst viele Anwendungssituationen. Dem trug die Kine-Exakta von Beginn an neben ihrem beispiellosen Verschluss mit ihrer Blitzsynchronisation und dem Schnellwechselbajonett Rechnung.
Wechselobjektive boten die führenden Objektivhersteller schnell und in bedarfsgerechten Brennweiten an. Das Kamerazubehör ließ zunächst ein wenig auf sich warten, das Werk hatte ob des unerwarteten Erfolges der Kamera Kapazitätsprobleme. Doch schnell folgte dem anfänglichen Aufnahmezubehör, wie Filter, Sonnenblenden, Drahtauslöser und Vorsatzlinsen ein umfangreiches Programm mit Blitzgerät, Reprogestell, Nahaufnahme- und Mikroskopiezubehör.
Der zweite Weltkrieg unterbrach die Weiterentwicklung von Kamera und Zubehör. Das Nazi-Regime verordnete auch der Fotoindustrie andere Produktionsaufgaben. So wurde es 1950 - bis mit der Exakta Varex und der Austauschmöglichkeit ihrer Suchersysteme die erste universell einsetzbare Kleinbild-Spiegelreflexkamera weltweit entstand.
Die 1950er Jahre wurden zur Glanzzeit der deutschen Fotoindustrie, was sich auch im Zubehörangebot widerspiegelte. Die Exakta fand neben ihrer Universalität im alltäglichen Fotoleben viele Anwender im technisch-wissenschaftlichen Bereich. Kaum eine Forschungseinrichtung konnte damals ohne Exakta mit Vielzweckgerät, Mikroausrüstung oder Kolpofot existieren. Auch viele kriminalpolizeiliche Untersuchungsinstitute benutzten eine Exakta mit Balgenausstattung.
Allein die einer unternehmerischen Flexibilität nicht gerade hilfreiche politische Umgebungslandschaft in der damaligen DDR behinderte die Entwicklung im Vergleich zur westdeutschen oder später zur japanischen Konkurrenz. Nach anfänglichem Boom mit zahlreichen Neuentwicklungen blieb das Kamerasystem auf dem Entwicklungsstand von Ende 1950 stecken. Die Streitereien um die Eigentums- und Namensrechte fanden Mitte 1960 ihren Höhepunkt und führten in der Folge auch dazu, dass die Exakta praktisch nicht mehr weiterentwickelt wurde. Das lässt sich gerade mit dem zeitlichen Abstand heute sehr gut auch am Kamerazubehör erkennen. Zwar gab es noch ein paar kosmetische Korrekturen im Detail, ansonsten wurden 1975 praktisch die gleichen Teile angeboten wie 1958.
Selbst nach Einstellung der klassischen Exakta wurde Vieles vom VEB Pentacon, zunächst für die Exakta RTL 1000 und auch danach, weiter mit dem Exakta-Bajonett produziert. Nahzubehör war im HO-Foto der DDR noch bis 1990 erhältlich.
Auch für das M42-Objektivgewinde der Praktica wurden vielfach die gleichen Teile vertrieben, lediglich die Anschlussringe erhielten statt Bajonett das Kamera- und Objektivgewinde für M42.
Abgelöst wurde das Violett von den gelb/schwarzen Dresdner Stadtfarben. Zuerst noch in recht aufwendigen, handwerksmäßig verarbeiteten Kartons mit Deckel, später in schnöden Schiebeschachteln ohne Beschriftung. Zuletzt wurde es dann lieblos eintönig grau oder auch Pentacon-blau....
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