Auf den Fotos sehen Sie verschiedene Ausführungen der Mikrozwischenstücke 1 und 2. Bei beiden Versionen sind die Unterschiede marginal und betreffen beim Mikrozwischenstück 1 lediglich die Verschlussklammer und die fehlende Herstellergravur bei der letzten Version. Ab etwa 1960 wurde das Mikrozwischenstück 1 nur noch auf besondere Bestellung ausgeliefert.
Das Mikroanschlussstück 2 passt mit seinem Schnellwechselbajonett auf den "Schwalbenschwanzanschluss", den auch andere Geräte verwendeten. Damit war mit dem Mikroskopring II (s. weiter unten) beispielsweise die direkte Verbindung mit den Zeiss Jena Mikroskopen "L-Stativ" und "N-Stativ" möglich. Die Okularverbindung wird über eine Schnellspannvorrichtung mit drei innenliegenden Spannzangen hergestellt; ein kurzer Dreh am Ring mit den vier Noppen besorgt den festen Sitz. Dieses Teil wurde seit seiner Einführung bis zum Produktionsende Anfang der 1970er Jahre praktisch unverändert gebaut. Mit dem "Schwalbenschwanz"-Bajonett war es nicht an die Verwendung mit der Exakta Varex gebunden und auch für andere Kamerasysteme einsetzbar.
Beim ab 1953 lieferbaren Mikrozwischenstück 2 findet man die Herstellergravur "Ihagee Dresden" und "Ihagee", spätere Versionen hatten keine Gravur. In der letzten Version ist zudem der Griffring der Bajonettverschraubung geriffelt, zuvor war er glatt. Der zu Ausführung 2 gehörige Schwalbenschwanzring ist bei den frühen Versionen wie die Zwischenringe geriffelt und bei den späteren in der "Berg- und Tal-Ausführung".
Beide Mikrozwischenstücke haben 25 mm Ø für das Mikroskop-Okular und wurden mit einem Zwischenringsatz ausgeliefert. Dieser hat – im Gegensatz zu den üblichen Ihagee-Zwischenringen – nur 2 Tuben (15 und 30 mm) und beim Mikrozwischenstück 2 auch den Schwalbenschwanz-Anschlussring für den Mikroskopadapter. Der kameraseitige Bajonettring kommt in der Lieferausführung meist ohne den sonst bei den Zwischenringsätzen der Ihagee üblichen Klemm- oder Feststellring, dessen Drehfunktion am Mikroskop ja nicht gebraucht wird! Das Zwischengewinde entspricht wiederum dem Standardgewinde M40 x 0,75 der an anderer Stelle beschriebenen Tuben und Bajonettringe.
Ein Mikroskopring II (Bestell-Nr. 157) ermöglicht in Verbindung mit dem Mikrozwischenstück 2 den direkten Anschluss an die Mikroskopstative L oder N von Zeiss Jena. Dabei kann der Ringstutzen (mit M38-Innengewinde) direkt in den Wechseltubus dieser Stative geschraubt werden. Der Ring ist sehr selten zu finden und zudem schwierig zu identifizieren.
Mikroskopringe mit "Schwalbenschwanz-Bajonett im Vergleich: linke Abbildung Mikroskopring II, rechts der übliche Anschlussring für das Mikrozwischenstück 2.
Es existiert noch ein weiteres Ihagee-Verbindungsstück zwischen Kamera und Mikroskopokular, das jedoch in der Fachliteratur und in Prospekten nicht aufgeführt ist. Dieses wird direkt mit dem Bajonett der Kamera verbunden und verzichtet auf Auszugsverlängerungen durch Tuben.
Offenbar handelt es sich dabei um ein Spezialteil oder eine Abwandlung der Lichtschutzmanschette zum Vielzweckgerät und wurde nur in kleiner Auflage hergestellt. Mir sind bisher nur drei Exemplare dieser Mikroskopadapter bekannt.
Eine andere Möglichkeit für mikroskopische Aufnahmen ohne Mikroskop (Abbildungsmaßstäbe über 5,0) erlauben die speziellen Mikrotar-Zwischenringe mit einer festen Verbindung zwischen Kameraeinheit (Kamera mit Zwischenringen oder Balgen) und Objektiv. Anstelle des Mikroskop-Okulars wird dabei ein Lupenobjektiv, z.B. ein Zeiss Mikrotar in den mit den Tuben verschraubten Mikrotarring eingesetzt.
Ihagee lieferte dafür zwei Ausführungen dieser Anschlussringe - Mikrotar-Ring M mit 26,5x0,5-Gewinde (Best-Nr. 193/2, Foto links) für Lupenobjektive wie Luminar, Mikrotar oder Jena "M" und Mikrotar-Ring W mit 0,8x1/36-Gewinde (Best.-Nr. 193/1, Foto rechts) für Mikroobjektive mit internationalem Mikroskopgewinde. Die Ringe werden sind mit Mikrotarring I (M) oder II (W) bezeichnet zu finden.
In einer späteren Pentacon-Ausführung oder auch von Zubehörwerkstätten (z. B. Huffziger in Leipzig) gibt es diese Ringe auch mit einem M42-Anschlussgewinde (statt Zwischenringgewinde M40x0,75) für das Praktica-Nahzubehör.
Eine letzte Variante für fotografische Aufnahmen vom Mikroskop bietet auch das Vielzweckgerät.
Als "Mikrofotografie-Kombination" wurde es für 250,05 DM im Ihagee-Vielzweckgerätprogramm angeboten. In der Grafik wird das große Balgengerät, ergänzt um die an anderer Stelle erwähnte Lichtmanschette (Katalog-Nr. 156) gezeigt. Die Abbildung stammt aus der Ergänzungs-Preisliste vom 1. Oktober 1954, in der das Vielzweckgerät erstmals angeboten wurde.
Mit dem "Ihagee Vielzweckgerät" wurde die Exakta 1954 endgültig zur vollentwickelten Systemkamera für nahezu alle fotografischen Einsatzbereiche erweitert. Die Vorzüge des Prinzips der einäugigen Spiegelreflex erweisen sich in den eher speziellen Aufnahmesituationen der medizinischen Fotografie.
Auch nach Produktionseinstellung der Exakta 1970 wurden vom VEB Pentacon ehemalige Ihagee-Teile für die Praktica weiter produziert. Dabei änderten sich natürlich die Anschlüsse vom Exakta-Bajonett nach M42. Doch blieben parallel dazu auch Exakta-Anschlussteile noch einige Jahre lieferbar.
Mikroskop-Anschlussteile waren auch von anderen Herstellern und für andere Kamerasysteme, etwa M42/Praktica, zu finden. Das standardisierte Zwischenringprogramm der Ihagee ermöglichte vielfach den Anschluss solcher Teile.
Hier eine besonders wertige Ausführung des japanischen Herstellers Orion (Miranda). Da die erste Miranda SLR noch mit einem Exakta-Objektivbajonett ausgeliefert wurde, gab es dazu auch ein kleines mit der Exakta kompatibles Zubehörangebot. So hat dieser Mikroadapter ein Exakta-Bajonett und lässt sich damit direkt mit der Kamera verbinden.
Das Ihagee Kolpofot als Bestandteil des Ihagee Vielzweckgerätes
Das Ihagee Vielzweckgerät als die "eierlegende Wollmilchsau der Exakta" habe ich in einer eigenen Rubrik vorgestellt. Eingeführt wurde es im Jahr 1954 und ist erstmals in der Ergänzungspreisliste vom 1. Oktober 1954 zu finden. In den Folgejahren begründete es mit weiterem Zubehör die Grundlage für die Spezialanwendungen der Exakta in der technisch-wissenschaftlichen und medizinischen Fotografie. Das Baukastenprinzip ermöglichte die Integration von weiteren hochwertigen Zusatzgeräten mit dem Exakta-System. angeboten. Mit der Ergänzungspreisliste wurde auch erstmalig das Ihagee Kolpofot angeboten. Dabei handelte es sich um eine weiß lackierte Sonderanfertigung von Balgengerät (3) und Einstellschlitten (2) mit verchromten Blankteilen (DM 141,90), einem speziellen Carl Zeiss Triotar 4/135 mit enger Blende 45 (DM 241,50) und einer Zentralblitzeinrichtung ZB3 (nicht von Ihagee, sondern von Blöhm, Plauen - später ELGAWA - hergestellt). Ab 1963 wird für das Kolpofot anstelle des bislang dazu angebotenen Triotar 4/135 (Bl. 45) ein Sonnar 4/135 geliefert (Best.-Nr. 437A, DM 280), ebenfalls bis Blende 45 abblendbar.
Aus dem Gesamtangebot des Vielzweckgerätes für das Kolpofot und Anschluss von Endoskopkapseln benötigten Teilen kam Folgendes in Betracht:
Bestell-Nr. | Bezeichnung | Preis in DM |
---|---|---|
155.10 | Balgengerät Kombination mit Einstellschlitten (2, 3) | 135,20 |
127 | Triotar mit Blende 45 einzeln | 241,50 |
  | Blohm-Zentralblitzeinrichtung ZB 3, komplett mit Kabeln | 310,30 |
155.12 | Haltewinkel für den Reflektorstab (E-Blitz von VEB Elektronik, Plauen) | 12,10 |
  | Endoskop-Anschlusskapsel, Spezialanfertigung (das Endoskoprohr mußte dazu eingesandt werden) | ca. 50,- |
Das Kolpofot war ein Ihagee-spezifisches Spezialangebot für Sonderaufgaben in der medizinischen Fotografie. Im Gegensatz zur Endoskopischen Fotografie wird hier noch mit konventionellen Mitteln für schwach vergrößerte Aufnahmen von Körperhöhlen gearbeitet. Auch in technisch-wissenschaftlichen Fotoanwendungen war das Kolpofot ein wichtiges Hilfsmittel zur Ergänzung der Fotografie mit Röntgenmaterialien.
Die erste Version des Balgengerätes in der medizinischen Version mit dem dazugehörigen Triotar (Blende 45). Bei dem Ringblitz handelt es sich um den späteren RB1 zur Verwendung an einem Blitzgenerator SBN 64 von Elgawa (nicht mit abgebildet).
Die Exakta Varex VX (3.Modell) ist hier mit einem Objektivlupeneinsatz und einer Umbauversion eines Biotar 2/25 in Retrostellung bestückt. Mit diesem kurzbrennweitigen Objektiv ergibt sich ein vergleichsweise großes Einstellfeld.
Unter der Bestell-Nr. 155.11 lieferte die Ihagee seit 1954 ein weiß/elfenbeinfarbig lackiertes Balgengerät mit Einstellschlitten und verchromten Blankteilen. Ergänzungsteile sind ein Ringblitzgerät und ein Teleobjektiv mit größerer Tiefenschärfe. Der Katalogpreis des Kolpofot betrug 1955 DM 743,60 und ab etwa 1958 DM 693,70 (ohne Blitzgenerator).
Der Ringblitz war anfangs das ZB3 von Böhm, Plauen/Voigtland (später VEB Elektronik bzw. ELGAWA). Sowohl das ZB3 als auch die Nachfolgegeräte RB1 und RB2 wurden von der Ihagee direkt vertrieben, doch - zumindest zeitweise - in Plauen hergestellt.
Bei dem Teleobjektiv handelte es sich zunächst um eine bis Blende 45 abblendbare Spezialversion des Zeiss Triotar 1:4/135 mm. Dadurch wird auch im Nahbereich noch ein gewisser Tiefenschärfenbereich möglich. Ab 1963 wird es vom 4-linsigen Sonnar mit gleicher Lichtstärke und Brennweite, gleichfalls bis Bl. 45 (enge Blende) abblendbar, abgelöst.
Eine Anwendungsbeschreibung des Kolpofot würde zum Einen den Rahmen sprengen, zum Anderen auch meine fachliche Kompetenz überfordern. Deshalb beschränke ich mich auch hier auf die Technik.
Bei dem Blitzgerät handelt es sich meines Wissens um das erste elektronische Ringblitzgerät, bestehend aus einer Ringblitzröhre und einem 6 Volt-Einstelllicht (Pilotlicht). Zur Zündung ist eine zusätzliche Spannungsversorgung für die Hochspannung von 500 bis 1000 Volt erforderlich. Diese kann mit entsprechenden fachlichen Fertigkeiten einem handelsüblichen Elektronenbiltzgerät (z.B. Braun Hobby) entnommen werden. Besser ist natürlich ein spezieller Blitzgenerator, wie er auch für Studiozwecke Verwendung fand (und noch findet). In Ihagee-Druckschriften der Zeit ist das Kolpofot mit einem an den Reflektorstabhalter (Bestell-Nr. 155.12) anschraubbaren Generator vom VEB Elektronik, Plauen/Vogtl. abgebildet (Bild rechts).
Als Sucher empfiehlt die Ihagee einen Prismensucher mit Klarlupe und Fadenkreuz (Nr. 302.10 oder 302.14).
Jahre später wurde von ELGAWA Plauen ein solcher Blitzgenerator unter der Typbezeichnung SBN 64 angeboten. Damit ließen sich auch die Nachfolgegeräte (Ihagee-Ringblitze RB1 und RB2) betreiben und weitere Blitzgeräte anschließen. Ab 1964 wurde der bisherige Ringblitz ZB3 durch eine neue Ringblitzleuchte RB1 ersetzt. Ein weiterer Ringblitz RB2, der auch die Verwendung von Normalobjektiven ermöglicht, war 1964 ebenfalls lieferbar.
Endoskopische Fotografie mit der Exakta Varex
Für den Aufgabenumfang der endoskopischen Fotografie gilt zunächst das zuvor zum Kolpofot Beschriebene. Endoskopische Aufnahmen sind mit einer Sucherkamera praktisch nicht machbar, vielleicht abgesehen von standardisierten technischen Kontrollen, bei denen keine Beobachtung über das Sucherbild erforderlich ist.
Zu Lebzeiten der Exakta Varex war die Medizin der Haupteinsatzbereich. Heute werden Endoskope in vielen Bereichen der Technik und Mechanik verwendet. Darauf will ich hier aber nicht eingehen.
Die Ihagee stellte selbst keine endoskopischen Aufnahmegeräte her. Diese stammten im Einsatzbereich der DDR zumeist vom VEB Medizintechnik Leipzig, in Westdeutschland waren (und sind noch) Karl Storz und Richard Wolf die führenden Hersteller.
Vielmehr beschränkte sich das Zubehör für die Exakta auf "Endoskop-Anschlusskapseln". Diese wurden in Einzelfertigung entsprechend der Abmessungen des Endoskops hergestellt, das dazu ins Werk eingeschickt werden musste. Dabei musste auch der Objektiv-Filterdurchmesser angegeben werden.
Diese - zweiteilige - Anschlusskapsel wird mit einem Bajonettanschlussring, vergleichbar dem Mikroskop- oder Astroanschluss, mit dem Kameraobjektiv über dessen Filtergewinde verbunden.
Die Fotos zeigen eine endoskopische Ausrüstung an einer Exakta Varex IIa.
Das Endoskop stammt hier von Medizintechnik Leipzig (heute ein Betriebsteil von Karl Storz).
Die Kamera wird für die Aufnahme mit dem Prismeneinsatz und einer Klarlupe mit Fadenkreuz bestückt.
Weiter war von der Ihagee ein Anschlusskästchen lieferbar, das - am FP oder X-Kontakt der Kamera angeschlossen - kurzzeitig eine Überspannung erzeugt, mit der die Spannung für das Endoskop-Lämpchen verdoppelt wird. Lieferstandard waren dabei 12 V-Lampenspannung und 24 V externe Auslösespannung. Auf Bestellung waren aber auch andere Werte verfügbar.
Spektroskopische Fotografie mit der Exakta Varex
Wurde das Endoskop insbesondere in der medizinischen Technik verwendet, gab es für die optische Industrie oder Forschungszwecke im Bereich der Physik noch einen Ansatz für spektrokopische Aufnahmen mit der Exakta.
Hierfür gilt das bereits zum Emdoskopanschluss Beschriebene. Die Ihagee lieferte bei Einsendung des technischen Gerätes die passenden Ringe zum Anschluss an das Aufnahmeobjektiv.
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