Bevor Sie jetzt anfangen darüber nachzudenken, warum der denn ausgerechnet für die Plastik-Adapterfilter von LIFA eine eigene Seite angelegt hat - hier der Versuch einer Erklärung:
Die Filterschmieden des Keller-Clans in Augsburg gehörten zu ihrer Zeit zu den allerersten Adressen in Sachen Fotofilter. Ob LIFA - der darunter wohl bekannteste Name - wirklich einmal die nach eigener Werbeaussage "Größte Filterfabrik der Welt" gewesen ist, will ich hier nicht weiter prüfen. Jedenfalls ist LIFA für den Filter-Sammler neben Arnz die wohl größte Herausforderung. Deshalb widme ich diesen beiden Herstellern in meinen Filterseiten auch viel Raum.
Nach der allgemeinen Beschreibung auf der Seite Filterhersteller möchte ich hier dem umfangreichen Adapter-System einen besonderen Rahmen geben.
Schon in den 1920er Jahren führte die Lichtfilterfabrik Augsburg, Max Kellner ein umfangreiches Sortiment an Aufnahmefiltern. Bei Fotografen, die mit verschiedenen Filtern hantierten, war es seinerzeit gängige Praxis nicht jedem Filter seine eigene Fassung zu gönnen. Vielmehr tauschte man nur die Glasscheiben aus, wenn eine andere Aufnahmesituation dies erforderte. LIFA fertigte damals die noch "Gelbscheibe" genannten Gelbfilter für orthochromatische oder panchromatische Platten und Films nach verschiedenen Rezepten, etwa Frhr v. Hübl, nach dem Pina-Handbuch (Dr. E. König), als Tartrazin-Filter nach Schiel und etliche weitere „tonrichtige" Filter nach eigenem Standard. Ein LIFA No.1 oder No.2-Filter nannte damals fast jeder Photoamateur sein Eigen...
Die Auswahl an Fassungen und Gläsern in unterschiedlichen Durchmessern war riesig, deren Bezeichnungen nach heutigen Maßstäben konfus. Im Übrigen konnten auch Wunschmaße bestellt werden; die exakte Lieferung in mm-Bruchteilen kostete allerdings Aufpreis. An anderer Stelle schrieb ich es schon - LIFA-Filter sammeln kann ein Leben er- und etliche Vitrinen auffüllen.
Hier beschäftigen wir uns allerdings nicht mehr mit den klassischen Filtern der Vorkriegsjahre, sondern dem LIFA-Filtersystem aus den 1950ern. Von anderen Filterherstellern dieser Zeit unterschied sich das Programm der Augsburger Hersteller auch durch die Glasherstellung in Eigenregie. Während andere west- und ostdeutsche Filterhersteller damals zeitweilig kooperierten und die Gläser von Schott Jena bezogen, gingen LIFA + Co eigene Wege. Dadurch waren sie auch schon in den frühen 1950er Jahren einer der ersten Anbieter vergüteter Filter.
Die Augsburger Filterhersteller LIFA, Solcolor und Optochrom schlossen sich zu einer Arbeitsgemeinschaft der Lichtfilterfirmen - ALFI - zusammen, Kelpan verband sich dagegen mit Heliopan. Für den Sammler ergibt sich daraus, dass er im Adapter-System der 1960/70er Jahre bautechnisch gleiche Filter unterschiedlicher Hersteller findet. Dabei geht es zwischen alfi, LIFA, Optochrom und Solcolor ziemlich durcheinander. Zwar hat jede dieser Marken eigene Verpackungen. Doch schon die Filteretuis sind baugleich. Sie unterscheiden sich nur durch andersfarbige Dosen auf denen jeweils die Adaptergröße und eine Filterübersicht eingeprägt sind (Lifa = weiß, Optochrom = blau, Solcolor = rot), was sich aber jeweils in den Kartons findet, ist nicht immer vorauszusehen.....
Sehr beliebt waren in den frühen 1950er Jahren die Filtersätze von LIFA, bestehend aus einem mittleren Gelbfilter (Orthocolor 2), einem Gelbgrünfilter (Panchrom 0) sowie einer passenden Sonnenblende. Die Sonnenblende ist zugleich Teil des Filteretuis.
Die zugehörigen Filter stammen aus dem normalen Lieferprogramm von LIFA, sie wurden auch einzeln angeboten. Zum "Satz" wurden sie durch die passende Sonnenblende, die mit dem zugehörigen Deckel zugleich als Transport- oder Aufbewahrungsetui dient.
Die Sets gab es in gängigen Größen meist mit Aufsteck-, aber auch mit Einschraubfassung. Beim Kauf war noch eine weiße Plastikschale dabei, damit die beiden Filter in der Blende nicht klapperten. Entfernt man diese, findet noch ein weiteres Filter platz. Die Filter mit blanken Fassungen waren bereits vergütet. Lifa-Filtersätze waren ein beliebter Bestandteil des klassischen "Porst Päckchen".
Photo-Porst-Werbung für den LIFA-Filtersatz (Bild rechts).
Lifa-Filtersätze in 30, 32, 34 und 37 mm Aufsteckfassung. Frühere Lifa-Filter hatten eine schwarz lackierte Messingfassung.
Spätere Ausführungen (Foto) wurden mit blanker Alufassung ausgeliefert. In aller Regel sind die Lifa-Filter in den blanken Fassungen bereits vergütet!
Auch bei gleicher Kartonverpackung war der Inhalt nicht immer gleich. Das Foto links zeigt einen LIFA-Satz 32 in der späteren schwarz/goldenen Packung, aber noch mit Filtern in schwarzer Fassung. Im Foto unten ein Filtersatz 30A von Photo Porst.
Die beiden Deckel der Etui-Sonnenblende waren anfangs aus schwarzem Bakelit, der untere mit Schraubgewinde. Spätere Ausführungen erhielten Deckel aus klarem Plexi, die Blende selbst blieb unverändert. Manche Sets, wie die "G"-Ausführung von Porst, sind auch ohne Deckel nur mit der weißen "Anti-Rappel-Scheibe" zu finden.
In das Sonnenblenden-Etui passte nach Entfernen der weißen Filterschale (s. Foto unten rechts) leicht noch ein dritter Aufsatz, wie in diesem Foto des Filtersatzes 34A für die Braun Paxette eine Vorsatzlinse.
LIFA, seinerzeit nach eigenen Werbeangaben "größter Filterhersteller der Welt", entwickelte um 1955 ein spezielles Adaptersystem mit Schnellwechsel-Bajonettanschluss. Dies ermöglicht in gewissem Rahmen die Verwendung des gleichen Filters für verschiedene Objektivdurchmesser. Mit diesem Filtersystem schuf LIFA ein neues Konzept, dass sich von seiner praktischen Handhabung etwa in der Mitte zwischen der Verwendung von Einzelfiltern und den unhandlichen Serien- oder Wechselfilterfassungen ansiedelte.
Vom bisher angebotenen Set-Programm wurde - bis auf die Gläser und deren Kennzeichnungen - nichts übernommen. Vor allem die bisherige, optisch nicht immer optimale "topfförmige" Blende wurde von einer gefälligeren und nicht mehr vignettierenden Form abgelöst.
Schemadarstellung eines Filtersets aus dem LIFA-Adaptersystems:
links und rechts außen die Verschlussdeckel, dazwischen die Gegenlichtblende,
drei Schwarz-Weiß-Adapterfilter sowie ein Adapterring
Das Foto unten zeigt einen LIFA-Filterverkaufskasten.
Er enthält Adapterringe und Filter für die Adaptergrößen IVa bis VI.
Natürlich ist das Sortiment nicht vollständig, das Bild zeigt aber eindrucksvoll,
welche Herausforderung das Lifa-Adaptersystem an einen Sammler stellt...
Die von LIFA mit diesem System propagierte Revolution des Filter-Marktes blieb aus, die Verbreitung vergleichsweise gering. Während der Bauzeit verlor LIFA seine führende Herstellerposition als "Größte Filterfabrik der Welt" - ein klassisches Beispiel für eine unternehmens- und marktpolitische Fehlentscheidung! Für den engagierten Sammler ist dieses Filtersortiment allerdings auf jeden Fall eine attraktive Angelegenheit und zugleich ziemliche Herausforderung. Es wird wohl kaum (s. meine Bemerkung oben) zu schaffen sein, eine nur halbwegs "komplette" Sammlung zusammenzutragen. In einer 50er Jahre- oder Filtersammlung sind LIFA-Adapterfilter jedoch unverzichtbar!
Passende Filter für dieses Adaptersystem lieferten auch die ebenfalls in Augsburg ansässigen Firmen Optochrom und SOLCOLOR. Zuletzt waren Filter und Adapter in Packungen mit "alfi"-Aufdruck erhältlich. Vergleichbar den Serienfiltern wurde eine Palette von anfangs 5 (IVa-VII), später 7 unterschiedlichen Filtergrößen angeboten, dazu gab es eine Vielzahl von Adaptern für alle üblichen Kameras und Objektivdurchmesser. Damit wurden – lt. LIFA-Prospekt – 97 % aller Kameras versorgt.
Serie | Aufsteck Ø | Einschraub Ø | Zwischenring |
---|---|---|---|
IVa | 15-24 mm | 14,5-24,5 mm | |
V | 25-29 mm | 25-28,7 mm | IVa/V |
Va | 29,5-36 mm | 29,5-35,5 mm | IVa/Va, V/Va |
VI | 36,5-43,2 mm | 36-42 mm | IVa/VI, V/VI, Va/VI |
VII | 43,5-51 mm | 43-51,5 mm | IVa/VII, V/VII, Va/VII, VI/VII |
VIII | 52-62,5 mm | 52-62 mm | IVa - VII/VIII |
IX | 63-76 mm | 63-76 mm | IVa - VIII/IX |
Die Filter wurden sowohl einzeln angeboten, als auch im 3er Satz mit LIFA-Sonnenblenden-Etui verkauft. Der "Kleine Filtersatz SW" bestand aus einem Kameraadapter, Gelbfilter G2, Gelbgrünfilter P0 und Orangefilter R0 sowie einem Sonnenblenden-Etui mit abschraubbarem Boden und Deckel. Zum "Kleinen Color-Filtersatz" gehören neben Adapter und Sonnenblende ein Skylight-Filter CR3, Blaustichfilter CR6 und Rotstichfilter CB3. Aus CR3 und CR6 lässt sich ein Konversionsfilter CR9 kombinieren.
Der Käufer konnte aber auch beliebig andere Zusammenstellungen wählen, als im "Kleinen Filtersatz" standardmäßig enthalten. Die Setkartons hatten für diese Fälle zusätzliche Kennzeichnungsfelder (Bild rechts). Ansonsten waren eine komplette Filterpalette für Schwarzweiß- und Farbfilme lieferbar, dazu Vorsatzlinsen für Nahaufnahmen und Weichzeichner:
Farbfilter für Schwarz Weiß
Gelb (G0, G1, G2, G3), Gelborange (G4), Gelbgrün (P0), Grün hell und mittel (P1+P2), UV 1 (farblos), UV 2 (leicht gelbgrün), Rotorange (R0), Rot (R1), Infrarot (R2)
Colorfilter für Farbfilm
CR1,5 (Skylight), 3, 6, 9 und 12; CB1,5, 3, 6, 9 und 12
für Farb- oder Schwarzweißfilm
UV 1, Grau (N0,5, N1, N2), Weichzeichner W0, W1, W2, Vorsatzlinsen 1-3 und PS (Pol-Filter).
LIFA-Adaptersystem Serie IVa mit verschiedenen Aufsteck- (links) und Einschraubadaptern (rechts).
Auf der linken Bildseite vier LIFA- (weiße Dosen), rechts vier SOLCOLOR-Filter (rote Dosen).
Aus der Zeit nach dem Zusammenschluss der Augsburger Filterhersteller sind die Einzelteile des Adaptersystems zwar in verschiedenen Verpackungen zu finden (Bild links), technisch jedoch identisch und untereinander kompatibel.
LIFA bewarb das Filterpaket mit der Aussage: "1 Sonnenblende gratis, 1 Filter gratis (durch die Kombination von G2 + P0 entsteht ein 4. Filter)". In eine Aufbewahrungsdose für Einzelfilter (wenn die Sonnenblende weggelassen wird) können drei Filter, in das Sonnenblendenetui sechs Filter - ohne Adapter - eingeschraubt werden.
"Kleiner LIFA-Filtersatz SW" hier in Serie Va, bestehend aus Gelbfilter G2, Gelbgrünfilter hell P0, Rotorange-Filter R0 sowie einem Adapter A34 im Sonnenblenden-Etui.
"Kleiner Color-Filtersatz" aus dem LIFA-Adaptersystem Serie Va mit Filtern CR3 (stärkeres Skylightfilter), Blaustichfilter CR6 und Rotstichfilter CB3 sowie der Sonnenblende.
Nach der LIFA-Werbung gibt es dabei noch ein 4. Filter gratis, wenn aus CR3 und CR6 ein Konversionsfilter CR9 kombiniert wird... (rechtes Bild)
"Kleiner Filtersatz", hier von Optochrom in Serie VIII, ansonsten in gleicher Zusammensetzung wie die zuvor Abgebildeten von LIFA. Der Unterschied besteht lediglich in der blauen Aufbewahrungsdose...
LIFA-Adaptersystem Serie 6 mit vier unterschiedlichen Adaptern (rechtes Bild)
LIFA-Adaptersystem Serie 6 mit Adapter 40,5 ES (z.B. für das alte Biotar, Bild rechts).
Alle im vorherigen Foto gezeigten Adapterfilter sind hier für den Transport zusammengesteckt.
Adapterring VII auf einem Tessar 2,8/50 mit Filteranschluss ES49 montiert (unten)
Weichzeichner W1 für das LIFA-Adaptersystem, hier für die Serie VII
Vorsatzlinsen V1 und V2 für das LIFA-Adaptersystem, hier für die Serie VII
Neben den in obiger Tabelle aufgeführten Bajonett-Zwischenringen zum Verbinden unterschiedlicher Filterbajonett-Anschlüsse waren auch Anschlussadapter für spezielle Kameraanschlüsse, etwa für Leica-Objektive, wie das Elmar 3,5 (S19), die typische Leica-Aufsteckfassung (A35,9) oder das Summitar mit dem versenkten Schraubgewinde (E36,5) sowie für die verschiedenen Rolleiflex-Bajonette im Lieferprogramm.
Die Fotos zeigen drei Adapterringe für das Rollei-Bajonett 2 (links und mitte) und 3 (rechts). Für die Rollei 3,5 mit dem Bajonett 2 waren sogar Adapterringe für die Serien Va oder VI erhältlich.
G2-Gelb, P0-Gelbgrün und R0-Orangefilter aus dem kleinen Filtersatz SW mit einem Anschlussadapter der Größe VI für das spezielle ES36,5 Filtergewinde des Leitz Summitar 2/5 cm.
Man hatte also nicht nur die Qual der Wahl, sondern auch etliche Möglichkeiten, um verschiedene Kameras mit dem gleichen Filtersortiment zu betreiben...
Vergleichsübersicht von Filtern verschiedener Anbieter
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