Herzlich Willkommen im Kleinbildregal von Photo but More by Horst Neuhaus
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Die Mär vom Kleinbild

Untrennbar ist der Name "Kleinbildkamera" mit der Leica verbunden. Diese benutzte erstmals den vorhandenen 35 mm-Kinofilm als Negativmaterial. Ihr Entstehen verdankt sie dem Konstrukteur Oskar Barnack, der das erste Muster schon 1913 entwickelte, und dem Fabrikanten Ernst Leitz (das Foto zeigt einen von Leitz gefertigten Nachbau). Wie so manche bahnbrechende Erfindung früherer Zeiten war auch die Leica eher ein Zufallsprodukt. Oskar Barnack - seit 1911 Versuchsmechaniker bei Leitz - war im Hause Leitz mit der Konstruktion einer Kinokamera beauftragt. Für seine Versuche fehlte ihm ein Gerät, mit dem er Probeaufnahmen zur Belichtungsermittlung anfertigen konnte. Aus dem zu diesem Zweck konstruierten kleinen Ganzmetallgehäuse für perforierten Kinofilm wurde die Ur-Leica. Barnack erkannte schnell, dass das Gerätchen auch anderweitig nutzbar war. Leica-Fotos verhalfen ihm im ersten Weltkrieg zu mancher Nahrungsmittelhilfe von hessischen Bauern .

Doch machte der 1. Weltkrieg zunächst auch eine Entwicklungspause erforderlich. Auch nach dessen Ende war keine rechte Zeit für eine solche Neuschöpfung. 1920 starb Ernst Leitz und sein Sohn musste sich mit der beginnenden Weltwirtschaftskrise auseinandersetzen. Dennoch wurde Professor Berek mit der Konstruktion eines passenden Objektives beauftragt und schuf mit dem Elmax das erste Kleinbildobjektiv. Erst 1924 begann die Fertigung der Leica mit einer ersten Serie von 500 Apparaten. Auch danach brauchte es noch einige Jahre bis der Siegeszug der Leica und der Kleinbildkamera überhaupt begann.

Ur-Leica

In den Jahren darauf entdeckten weitere Kamerahersteller die Vorzüge dieses Aufnahmematerials. Contax, Exakta, Retina, Baldina und erst viele Jahre später auch Paxette und Silette sind die bekanntesten - viele weitere grosse. kleine, bekannte und heute völlig unbekannte Marken kamen hinzu. Manche waren Zufallsprodukte oder wurden nur in kleinen Stückzahlen gebaut. Ein großer Teil wendete sich mit vergleichsweise geringen Preisen an den sogenannten "Fotoamateur". Andere wiederum waren technische Feinmechanik-Monster. Ein Eldorado für Sammler, im Laufe der Zeit werde ich hier die aus meiner Sicht interessantesten Produkte vorstellen.

Das Kleinbildformat

Wohl unstreitig ist, dass die Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges das wohl umfassendste und vielfältigste Angebot an Kleinbildkameras hervorgebracht haben. Inzwischen hatte sich auch der Begriff „Kleinbildkamera“ weitgehend an der Verwendung des 35 mm breiten Kinofilmes (Kleinbildfilm, Leicafilm) orientiert. Mit diesem - auch 135er – Film waren die Bildformate 18x24, 24x24 und 24x36 mm üblich. Andere Formate sind selten, zwei Hersteller verwendeten vorübergehend 24x30 und 24x32 mm. Im Gegensatz zu dem schon lange verbreiteten Rollfilm erfolgte der Filmtransport unter Verwendung der beidseitig vorhandenen Perforation. Durch Verzicht auf Kontrollfenster und Schutzpapier ließ sich mehr Filmmaterial im Kameragehäuse unterbringen. Das bedeutete geringere Kosten und für den Fotografen eine größere Bildreserve sowie weniger Zeitaufwand für Filmwechsel. Aufgrund des jedoch zwingend erforderlichen Bildzählwerks (beim Rollfilm war die Bildzahl vom Papierschutz im Kontrollfenster ablesbar) wurde der feinmechanische Aufwand höher.

KleinbildformateAls Synonym für das "Kleinbild" schlechthin gilt das Format 24x36 mm. Kameratechnisch erstreckt es sich über 8 Perforationslöcher des Films. Die Größe 18x24 wird auch „Halbformat“ genannt, sie ergibt bei gleicher Filmlänge die doppelte Anzahl Aufnahmen. Wenige Kameras ermöglichten beide Formate – Filme damit im "gemischten" Format waren die Lieblinge aller Labors... Das quadratische 24x24 mm-Format ist die Spezialität der/des ROBOT. Auch einige andere Kameras benutzten diese Bildgröße.

Anfangs war es durchaus nicht selbstverständlich, "Kleinbild" mit dem 35 mm-Film gleichzusetzen. Großer Beliebtheit erfreute sich in den 30ern bis noch weit in die 50er Jahre der 127er Rollfilm. Die Bildgröße – meist 4,5 x 6 cm – ließ gerade noch preiswerte Kontaktabzüge zu, das Rechteckformat hatte gegenüber dem üblichen 6x6 cm Rollfilm einige Vorzüge. Zudem entsprachen 16 Bilder mit der Standard-Filmpackung ziemlich genau den Bedürfnissen der "Amateure". Auch die erste Exakta aus dem Jahr 1933 setzte auf den 127er Film, allerdings mit dem ungewöhnlichen Bildformat 4x6,5 cm (für 12 Aufnahmen). Einige Rollfilmkameras konnten wahlweise für die Formate 4,5x6, 6x6 oder 6x9 erworben werden oder ließen über eine Filmfenster-Schablone auch das Format 4,5x6 cm zu. Solche Aufnahmegeräte zähle ich jedoch zur Kategorie "Rollfilm"; sie sind hier nicht zu finden. Den 35er Film hat es auch in einer nichtperforierten Version gegeben, die jedoch nur von der Kodak Bantam (Bildformat 28x40 mm) benutzt wurde.

KleinbildfilmeNicht Wenige empfanden auch die 36 möglichen Aufnahmen der neuen "Kleinfilmkameras" als Filmverschwendung, weil die Motivauswahl und Aufnahmevorbereitung damals noch sehr sorgfältig erfolgten. Manche Kamerahersteller reagierten mit Filmpatronen, die mit weniger als den üblichen 1,6 m Film bestückt werden konnten (z.B. Contax Kurzspule für 18 Aufnahmen) oder gar einer Abschneidevorrichtung für teilbelichtete Filme (Kine Exakta). Filmhersteller boten Kleinbildfilm neben der 36er Standardpackung auch als Meterware, in konfektionierten Patronen oder Nachfüllpackungen (Tageslichtpackung) für 12, 18 und 24 Aufnahmen an.

Kodak - damals Weltmarktführer und vielfach Trendsetter für photographische Produkte entdeckte den Kleinbildfilm erst 1934. Zeitgleich mit der Vorstellung der Retina aus dem kurz zuvor erworbenen Dr. Nagel-Werk in Stuttgart wurde auch passendes Filmmaterial dazu angeboten. Zwar hatte Kodak damit den Kleinbildfilm nicht erfunden. Doch die Einführung des "Typ 135" genannten Aufnahmematerials in einer Patrone für 36 Aufnahmen erleichterte die Handhabung ungemein. Bislang musste der Fotograf die Contax- oder Leica-Filmpatronen in der Dunkelkammer von großen Filmpackungen selbst befüllen. Das war zwar nicht Jedermanns Sache, allerdings gegenüber fertig konfektionierten Filmen erheblich billiger und noch lange eine Alternative für Vielfotografen.

Dennoch, die neuen Filmpatronen - anfangs aus Blech, später auch aus Kunststoff - wurden von anderen Filmherstellern schnell übernommen und trugen zur raschen Verbreitung des Kleinbildformates mit bei. Trotz einiger Versuche, andere Film- oder Kassettenformate einzuführen (Rapid, 126, APS) blieb die 135er Patrone bis zuletzt der Standard für Kleinbildfilme.

1950er Jahre - Die Glanz- und Blütezeit der deutschen Kameraindustrie

VW 1960

Was hier wie eigene Wortschöpfung klingen mag, ist es ganz und gar nicht. Photographische Erzeugnisse aus Deutschland dominierten lange Jahre die Welt. Der deutsche Fotograf war noch der Photoamateur. Canon, Minolta, Nikon oder Olympus kannten allenfalls wenige Ostasien-Fans oder preisbewusste Amerikaner, denen nur ein sehr begrenztes eigenes Photoangebot vergönnt war.Phokina 1950

Kleinbildkameras aus Deutschland waren das Maß der Dinge. Zwar hatte es schonmal in den 1930ern geblüht, doch war es hier überwiegend der Rollfilm, zudem kam von 1939 bis 45 ein Winter dazwischen der alle Blüten zerstörte....



Auch ein Symbol der 1950er - der VW Käfer (Exakta-Foto)
der Mensch mit der Elvis Presley-Frisur - der die Autotür festhält - ist der damals noch jugendlich-frische Verfasser dieser website
In Köln startete 1950 die PHOTOKINA Messe - im Jahr zuvor hieß sie noch PHOKINA


Die 1950er Jahre waren für den Fotofreund das goldene Zeitalter schlechthin. Zwar gab es auch in den Jahren um 1920/1930 einen ersten Fotoapparate-Boom, doch bekamen nun Leica und Contax immer mehr Konkurrenz an Fotogeräten mit mehr oder weniger aufwändiger Feinmechanik. Zwar war für den Profi sowiesoo, aber auch für den anspruchsvollen "Photoamateur", die Leica nach wie vor das Maß der Dinge (mit dem nur die Contax soeben noch mithalten konnte). Doch andere Fotohersteller schufen in den Jahren nach dem Krieg Kameras, die sich mit ihrer Technik vor den Platzhirschen nicht verstecken mussten. Lässt man die eher prinzipelle Verschlussausstattung - Schlitz oder Zentral - einmal außen vor, hatte der Käufer damals viel Qual bei der Wahl. Wer nicht so sehr auf die Geldscheine gucken musste, konnte als Alternative etwa zur Voigtländer Prominent, Metz Mecaflex, Exakta Varex, Futura greifen.

NeccaDoch auch wer sich nicht dazu entschließen konnte, mehrere Monatsgehälter in eine Fotoausrüstung zu stecken, musste nicht verzagen. Gleich mehrere Kamerasysteme nahmen für sich in Anspruch, die "Leica des kleinen Mannes" sein zu wollen. Damit waren nicht Miniaturkameras, wie Minox oder Photavit für Kleinwüchsige gemeint, sondern Systemkameras für den schmalen bis mittelschweren Geldbeutel. Neben der Braun Paxette, die sich lange Jahre hinweg einen guten Ruf verschaffen konnte, ist in erster Linie die Akarette / Akarelle zu nennen. Auch die spätere M3-Imitation Ambi Silette oder die Kodak Retina schufen sich jeweils unterschiedliche Freundeskreise.

Auch etliche längst vergessene Namen - etwa die Necca - läuteten nach der Währungsreform den Kleinbildkamera-Boom der 1950er Jahre ein. Hier eine zeitgenössische Anzeige aus der "PhotoPresse" vom 26. August 1949.

Nie zuvor oder danach konnten Photobegeisterte aus einer derartigen Angebotsvielfalt wählen. Zwar muss man gar nicht darüber streiten - an Masse übertrifft das heutige Digitalangebot leicht die 50er und 60er, nicht jedoch an Vielfalt. Der Digi-Fotograf darf und muss zwischen einem Dutzend Hersteller wählen, die mehr oder weniger gleiche Produkte im Halbjahresrhythmus auf den Markt werfen und dabei doch nur ein einziges Aufnahmeverfahren anbieten.

Porst Katalog 1955Der Photoamateur hingegen hatte die Qual der Wahl zwischen vielen Bildformaten und hunderten Kamera-, Objektiv- und Zubehörherstellern. Bevor er einer staunenden Öffentlichkeit seinen ersten Photoabzug präsentieren konnte, waren noch Film und Verarbeitungsverfahren bis hin zur Dunkelkammerchemie oder Diaprojektion auszuwählen. Die Entscheidungsfindung und endloses Katalog- und Literaturstudium brachte manch Einen um den Schlaf. Fotograf war ein anerkannter Handwerksberuf und wem einmal ein klassischer Dunkelkammer- oder Laborkatalog in die Finger fällt, der versteht auch warum....
Agfa für den AmateurNach dem fotografischen Können und nötigem Sachverstand bestimmten Equipment und Verarbeitung damals sehr viel mehr das fotografische Endergebnis als dies mit den Knipsautomaten unserer Zeit der Fall ist.

Der Photo Porst Katalog war in den 1950er Jahren die Bibel der Photoamateure
(Katalog-Titelbild der Ausgabe 1955)

Was da so alles angezeigt war, in den glänzenden 1950er Jahren lässt sich auf einer Sammlerhomepage auch nicht halbwegs umfassend darstellen. Es soll deshalb ein Ausschnitt des Fotospektrums dieser Jahre werden, wie ich es als angehender Fotoamateur aus Photo-Porst-Katalogen und Schaufenstergucken damals erfahren konnte. Wenn da die eine oder andere Sammlerspezialität fehlt, bin ich mir dessen durchaus bewusst. Doch geht es mir hier weniger um die Raritäten sondern die "Best of" dieser Jahre. Verkaufszahlen hab’ ich zwar keine, somit ist diese Auflistung voll und ganz subjektiv geprägt.

Auch können Sie von einem Exakta-Fan natürlich keine Hommage auf Leitz, Voigtländer und Konsorten erwarten. Dafür gibt es schließlich durchgegarte Spezialisten. Diese Galerie kann Einstieg für Sammler-Newcomer in unser Technikhobby sein. Dem spezialisierten Sammler vermittelt sie eine Übersicht der nebensächlichen Randprodukte seines Tuns.

Kleinbildkameras sammeln...

Eine Weile habe ich - neben meinen Exakta's - auch Kameras und Geräte aus dieser Zeit gesammelt. Immer noch erfreue ich mich an den feinmechanischen Delikatessen dieser Präzisionsinstrumente. Sicher gab es auch rigide Ausreißer, bei denen man verwundert ist, dass damit überhaupt Fotos angefertigt werden konnten. Gerade im Vergleich zwischen Porsteinfachsten und Spitzengeräten sehe ich ein attraktives Spannungs- und Betätigungsfeld für Sammler. Auch macht es - vor allem im Vergleich zum heutigen, recht übersichtlichen Angebot an Herstellern von Fotogeräten - Freude, immer wieder neue Kameraproduzenten zu entdecken. In diesen Jahren findet fast jeder Sammler auch einen Hersteller in seiner Heimat- oder Geburtsstadt und hat damit schon sein naturgegebenes Sammelgebiet gefunden...

Die allermeisten dieser Kameras sind noch mit überschaubarem finanziellen Einsatz zu erwerben. Es gibt auch keinen Zwang zur Vollständigkeit, nach oben hin ist bis zur Leica IIIg alles offen. Und wer aus Überzeugung z.B. eine Adox Golf als Knipserkasten verabscheut, lässt sie eben einfach weg.

Retinette mit AngenieuxWeshalb nun gerade 50er Jahre? Wen meine vorherigen Ausführungen nicht beeindrucken, der darf natürlich auch eine Marktübersicht der Fotogeräte aus den 1980er Jahren in die Vitrine stellen. Alternativ könnte die Sammlung auch mit Kunststoff- und Elektronikschrott aus jüngerer Zeit beginnen. Abgesehen von den aus dem Zerfall dieses Krams resultierenden Gesundheitsschäden wird sich nur wenig Sammlerfreude an dem weitgehend funktionslosen Zeugs einstellen. Spätestens bei der Explosion einer nach langem Suchen doch noch gefundenen exotischen Motorbatterie wird man das Vorhaben mangels noch hinreichend verfügbarer Gliedmaßen aufgeben (müssen). Deshalb ist hier Feinmechanik aus der Zeit bis maximal 1975 angesagt!

Schnell findet der 50er-Jahre-Sammler auch solche unscheinbaren Raritäten, wie diese Retinette. Na und? Aber gucken Sie mal auf's Objektiv - dieses stammt von Pierre Angéniux aus Paris! Die "normale" Retinette finden Sie weiter unten in der Kamera-Auflistung zur Preisgruppe 2.

Zumeist lässt sich mit dem Großteil dieser alten und mehr oder weniger handlichen Geräte durchaus noch praktisch fotografieren (solang’s noch 135er Filme und Labors dafür gibt). Wer sich als Angehöriger der Handy-Generation in einem der zeitgenössischen Fotolehrbücher (z.B. Porst großer Photohelfer von Temmler oder Windisch’s neue Fotoschule) mit ein wenig Fachwissen versorgt, wird es zu schönen Ergebnissen bringen. Das immer nötige Talent für’s richtige Motiv natürlich vorausgesetzt. Und – der Aha-Effekt nach der in der nostalgischen Fotografiererei obligatorischen Wartezeit zwischen Aufnahme und Vorliegen des Bildergebnisses bringt sehr viel mehr Erfolgserlebnis als das direkt konsumierte Monitorbildchen auf der Digitalknipse.

Also denn – Start ist so um 1950 rum. Da habe ich meine ersten Fotogehversuche mit Vaters Leica gemacht und in der Folge Spass an der Sache und im häuslichen Labor gefunden. Nachdem ich im Laufe meines Sammlerlebens einen Großteil damals hergestellter Modelle zusammengetragen hatte, widmete ich mich wieder anderen unwichtigen Dingen des Lebens. Vor allem Platzprobleme erforderten später, mich von etlichen Stücken wieder zu trennen. Trotzdem - Einiges ist noch geblieben, mit dem ich die Kamerapalette dieser Jahre hier vorstellen möchte. Ach so - hier gibt’s nur Kleinbild-Sucherkameras, Spiegelreflexen und sowas finden Sie in anderen Teilen meiner Seite.

Kameratypen und Preisgruppen

ROBOT Royal

Für den Sammler stellt sich immer wieder die Frage: wie sortiere ich meine Schätze? Immerhin möchte man eine gewisse Ordnung oder Übersichtlichkeit erreichen. Das geht nach Fabrikaten, Baujahr oder auch technischer Ausstattung.

Sowas war damals für den Fotografen und ist heute für Sammler - einer der begehrenswertesten Fotoapparate. Der ROBOT - hier eine Royal 24 - gehört zu den Fotoapparaten mit der längsten Bauzeit. Und ist dennoch eine Rarität...
Sie finden die ROBOT-Kameras in der Gruppe 5 meiner Aufstellung.


Ich will hier jedoch eine Einteilung wählen, über die sich zwar trefflich streiten lässt, nach der sich aber schon in frühen Jugendjahren mein Interesse an Fotoapparaten orientierte – dem Kaufpreis. Im Anhang mancher Verkaufskataloge, z.B. bei Photo Porst, fand sich denn auch neben dem alphabetischen Suchverzeichnis die Rubrik "Welche Kamera zu welchem Preis". Das sollte man nicht pingelig handhaben, eine Schwankungsbreite von +/- 50 Mark lässt auch Übergänge zwischen der Gruppenaufteilung zu, die von den Herstellern damals sicherlich sogar gewollt war um in der großen Konkurrenz bestehen zu können. Hier also meine Einteilung:

1. Gruppe bis etwa 120 DM Kaufpreis, heute würde man sie Einsteigerkameras nennen, mit einfacher Ausstattung. Diese Kameras haben in der Regel weder Wechseloptik noch eingebaute Entfernungs- oder Belichtungsmesser und meist 3linsige Objektive mit Lichtstärken um 1:3,5.

2. Gruppe von etwa 100 – 250 DM Kaufpreis, die man heute Aufsteigermodelle nennen würde. Hier finden sich schon anspruchsvollere Verschlüsse mit Langzeitwerk, Entfernungsmesser und / oder Belichtungsmesser. Objektive sind meist 4linsige Tessartypen mit Lichtstärke 1:2,8, manche gar schon Sechslinser mit 1:2. Systemkameras dieser Preisklasse mit Wechseloptik stufe ich jedoch in die nächste Gruppe ein.

3. Gruppe von etwa 150 – 300 DM Kaufpreis. Dafür gab es noch keine neue Leica, doch immerhin schon komfortabel ausgestattete Kameras mit Wechselobjektiven. Mancher Hersteller bot in dieser Preisklasse bereits Systemkameras für mehr oder weniger umfangreiches Zubehör an.

4. Gruppe ab etwa 250 DM Kaufpreis und darüber. Hier hinein passt alles, was die Fotoindustrie seinerzeit an Technik zu bieten hatte. Für die paar Spitzenkameras habe ich eine eigene

5. Gruppe, für Kameras ab etwa 500 DM Kaufpreis geschaffen. Hierzu zählen dann neben der Leica III oder M auch Spezialgeräte, wie z.B. ein(e) ROBOT.

Kleinbild-Sucherkameras der 1950er Jahre

Bevor ich endlich mit der Hardware beginne, hier noch ein wenig Grundsätzliches zur begrifflichen Einordnung der Materie und der Ausstattung klassischer Kameras.

Bauweise und technische Ausstattung der Kameras

Prinzipiell unterschied sich die Art und Weise der Kameraproduktion der 50er wenig: die meisten Hersteller fertigten die Gehäuse und die Kameramechanik selbst und bezogen Verschlüsse und optische Elemente (Objektive, Sucher, Entfernungsmesser) von Zulieferern. Nur wenige Hersteller, wie Agfa, Leitz, Voigtländer oder Zeiss produzierten fast alle Funktionseinheiten selbst. Und selbst in Kameras dieser Unternehmen sind - mit Ausnahme der Leica - Verschlüsse und/oder Objektive anderer Hersteller zu finden.

Bei Gehäuse und Technik finden sich Unterscheidungsmöglichkeiten im Detail. Gehäusematerial ist meist Spritzguss aus Aluminium oder Zinklegierungen, seltener formgepresstes Messingblech (Leica), Stahl (Robot), Bakelit oder Kunststoff. Äußere Metallteile wurden vernickelt oder später auch verchromt. Der Filmtransport wird per Drehknopf, Schnellschalthebel, manchmal auch von einem Schiebemechanismus oder Druckstift erledigt. Meist ist der Verschlussaufzug mit dem Filmtransport gekuppelt, manchmal muss der Verschluss extra gespannt werden. Das war günstig für gewollte Doppelbelichtungen; ansonsten hatten die meisten Modelle eine Doppelbelichtungssperre.

Agfa KaratFrühe Kleinbildkameras wurden meist noch mit den von den Rollfilmverwandten bekannten "Scherenspreizen" gebaut. Bei dieser Bauweise behindert der Lederbalgen eine mechanische Verbindung zwischen Gehäuse und Objektiv. Für Auslöser, Aufzug, Entfernungsmesser usw. mussten mehr oder weniger aufwendige Übertragungsmechanismen verwendet werden. Es sei denn, man verzichtete bei einfachen Kameras (wie der in der Grafik rechts gezeigten Agfa Karat) darauf. Diese Bauform wurde nach und nach aufgegeben und zuletzt nur noch von Kodak für die Retina und bei der Vitessa verwendet. Ihr Vorzug des flachen Gehäuses und geringeren Gewichts hatte zuletzt keine Verkaufsbedeutung mehr.
Taxona TubusNach dem Vorbild von Leica und Contax setzten sich die "balgenlosen" Kameras mit festem oder versenkbarem Objektivtubus durch. Hiermit konnten die Vorzüge der Kleinbildkameras feinmechanisch besser (und billiger!) verwirklicht und zudem Systemkameras mit echter Wechseloptik gebaut werden.

Im Bild links eine Tubuskamera (Zeiss Taxona) die im Vergleich zur Karat-Grafik recht gut die Vorzüge dieser Bauweise zeigt. In etwa der gleichen Preisklasse und im Robot-Format 24x24 vereint diese Kamera einfache Bedienung mit kleiner Bauweise.

Manche Kameras, wie Braun Paxette oder Voigtländer Vito B, sind nur mit eingelegtem Film zu bedienen, bei anderen (Retina) gibt es Sperren wenn der Film zu Ende ist. Bei fast allen muss der belichtete Film per Drehknopf in die Patrone zurücktransportiert werden.

Im übrigen unterscheiden sich Kleinbildkameras rein technisch beim Filmtransport des perforierten 35 mm-Films so gut wie nicht. Nur wenige Kameras bieten die Möglichkeit von Patrone zu Patrone zu arbeiten (Contax, Exakta, Leica). Bei der Agfa Karat - die diese Möglichkeit auf einfache Weise schon in den 30er Jahren anbot - war die Filmlänge allerdings auf 12 oder 18 Aufnahmen beschränkt.

Leica SBOOISucher – wegen des kurzen Auszuges kamen Kleinbildkameras ohne den bei vielen Rollfilmkameras üblichen Aufsichtssucher aus. Meist wurde der sogenannte „Fernrohrsucher“ eingebaut, der ein verkleinertes Motivbild etwa im Verhältnis zum Bildformat zeigt. Wenige ganz einfache Kameras hatten nur einen Rahmensucher. Nach dem Erscheinen des Spiegelsuchers für die Leica If (SBOOI, Foto rechts) kamen nach und nach die „Kristall- oder Leuchtrahmensucher“ in Mode. Eine der ersten Kleinbildkameras mit dieser Verbesserung war die Voigtländer Vito B. In den Folgejahren wurde dieser Suchertyp weiterentwickelt, ab etwa 1960 war er Standard. Bei Systemkameras konnten verschiedene Begrenzungen eingespiegelt werden, bei den teuren sogar je nach verwendetem Wechselobjektiv.
Messsucher

Anfangs noch Luxus, erhielten mit der Zeit mehr und mehr Kameras auch der mittleren Preisklasse einen Entfernungsmesser. Ist das Entfernungsmesserbild mit der Objektiveinstellung gekuppelt, spricht man von einer „Messsucher-Kamera“. Kameras mit dieser Ausrüstung erkennt man oft am Zusatz „Super“ (Super Baldina, Super Paxette, Super Silette).

Zur Entfernungsbestimmung bediente man sich unterschiedlicher Methoden. Meist wurde der sogenannte „Mischbildsucher“ verwendet, dabei decken sich bei richtiger Entfernungseinstellung zwei verschiebbare Sucherbilder. Um diese zu erzeugen sind mehrere Sucherfenster erforderlich (mindestens 2). Der Abstand der Sucherbilder wird als Messbasis zur Entfernungsermittlung benutzt. Je größer diese Messbasis, umso genauer die Entfernungsbestimmung. Meist ist das Mischbild über teildurchlässige Spiegel in den eigentlichen Sucher eingespiegelt. Die Leica II und III haben dafür ein getrenntes Okular und verwenden auch ein etwas anderes Messverfahren.

Einer oder mehrere Spiegel sind dabei beweglich angeordnet, der per Drehknopf eingestellte Drehwinkel übermittelt die gemessene Entfernung. Bei Messsucher-Kameras ist dieser Drehmechanismus mit dem Entfernungsring des Objektivs gekuppelt. Seltener werden Schwenk-(Contax) oder Drehkeilentfernungsmesser verwendet. Bei der Karat und der Edina verwendete man einen Teilbild-Entfernungsmesser, dem bei Spiegelreflexkameras üblichen „Schnittbildsucher“ verwandt. Hier müssen zwei Teilbilder horizontal oder vertikal in Übereinstimmung gebracht werden.

Arbeitsweise eines Mischbildentfernungsmessers
Erst gegen Ende der 50er Jahre wurden elektrische Belichtungsmesser in die Kameragehäuse integriert. Zuvor gab es nur wenige Kameras, die eine Belichtungskontrolle oder gar Messung (Contax III) ermöglichten. Die erste Braun Paxette hatte einen eingebauten optischen Belichtungsmesser, äußerlich wirkt sie aufgrund ihrer beiden Frontfenster wie eine Messsucherkamera... In der Folge finden sich eine Reihe unterschiedlicher Wege, die Belichtungszeit oder Blende mit den Einstellorganen der Kamera zu verbinden. Beim „Nachführprinzip“ werden die Belichtungszeit oder Blende mit einem vorgewählten Wert abgeglichen.

Zu diesem Zweck entstand auch der „Lichtwert“ als Kombinationszahl aus Blende und Belichtungszeit. Damit sollte dem gemeinen Knipser der Umgang mit der "gefürchteten" Abhängigkeit zwischen den Einstellungen von Belichtungszeit und Objektivblende erleichtert werden. In der praktischen Handhabung sind diese gekuppelten Zeit-/Blendenringe eher fingerfeindlich und für den einigermaßen mit Fachwissen ausgestatteten Fotografen ein Ärgernis.

In der Spätzeit dieser Entwicklung mutierten solche Belichtungs- und Nachführautomatiken in Verbindung mit den üblichen Zentralverschlüssen zu Mechanikmonstern - einem komplizierten Räderwerk, dessen aufwendige Herstellung wohl auch zum Niedergang der deutschen Fotoindustrie beigetragen haben wird. Als feinmechanische Leckerbissen sind diese Teile allemal sammelnswert, auch wenn sie meist nicht mehr funktionstüchtig sind...

Prontor SSynchro Compur LWDie Verschlüsse der Kameras dieser Jahre waren überwiegend Zentralverschlüsse. Sie stammten durchweg von zwei Herstellern – Deckel (Compur) und Gauthier (Prontor). Ursprünglich erbitterte Konkurrenten, schlossen sie sich später zusammen und wurden zuletzt gar von Zeiss Ikon vereinnahmt. Ihre einflussreiche Marktposition verhinderte lange die Entwicklung konkurrenzfähigerer Kameras mit Schlitzverschluss und echter Wechseloptik. Schlitzverschlüsse sind in westdeutschen Kleinbildkameras dieser Jahre - abgesehen von Leica oder Contax - nicht zu finden.

Compur-Verschlüsse von Deckel galten als hochwertiger, weil durchweg auch mit Langzeiten ausgerüstet und in Fachkameras verwendet. Die Gauthier-Fertigungspalette war breiter angelegt. Vom Vario oder Vero für preiswerte Kameras, über Pronto bis zum Prontor SVS gab es etliche Varianten, die sich durch Zeitenumfang, Selbstauslöser oder Blitzsynchronisation unterschieden. Zunächst waren die Verschlüsse noch nicht für den Anschluss von Blitzgeräten (Synchronisation) vorgesehen. Erst ab etwa 1950 erhielten sie einen Blitzanschluß, auf den auch mit geändertem Namen verwiesen wurde (Synchro-Compur).

Prontor Verschlüsse von Gauthier (links); Synchro Compur-Verschluss von Deckel mit Lichtwertskala (rechts)

EinheitsbajonettEinheitsbajonettDer Zentralverschluss soll idealerweise als "Zwischenlinsenverschluss" in der Blendenebene des Objektivs angeordnet sein. Bei normalen Sucherkameras ist dies in aller Regel auch der Fall. Allerdings erschwerte diese technisch-/optische Grundregel die Konstruktion von Systemkameras mit Wechselobjektiven. Hier müssten die Verschlusslamellen entweder mit aufwendigen Übertragungsmechanismen in jedes Wechselobjektiv eingebaut, oder der Verschluss dem Objektiv "nachgesetzt" werden. Meist entschied man sich für die zweite Methode und ordnete den Verschluss in einem mit dem Kameragehäuse fest verbundenen Tubus an (z.B. Akarelle).

Gegenüber Schlitzverschlusskameras war dies ein immanenter Nachteil, der nur mit erhöhtem feinmechanischen Aufwand lösbar war und die Wechselobjektive verteuerte. Die Firma Deckel schuf gegen Ende der 50er Jahre mit ihrem sog. "Deutschen Einheitsbajonett" einen quasi-Standard für Wechselobjektive. Der Verschlussmechanismus verbleibt dabei am Kameragehäuse und die Blende im Objektiv. Solche Objektve ließen sich - ähnlich SLR-Standardanschlüssen wie M42 - an verschiedenen Kameras verwenden. Allerdings nutzten nicht alle Hersteller dieses System. Zudem behinderten sie noch eine universelle Austauschbarkeit, indem sie die Wechselbajonette kameraspezifisch modifizierten.

Wenn Sie mehr über Kameraverschlüsse erfahren möchten, finden Sie Informationen über den Deckel-Compur-Verschluss und das sogenannte "Deutsche Einheitsbajonett" auf meiner DKL-Compur-Seite.

Zum Objektiv – dem Auge der Kamera – als dem eigentlich bildbestimmenden Bauteil fotografischer Aufnahmegeräte gibt es zahllose Informationen. Auch auf meiner Seite finden Sie an anderen Stellen mehr dazu. Gab es in den Anfangsjahren der Fotografie durchaus noch „gute“ und „schlechtere“ Objektive, ist der Leistungsstandard der Linsensysteme bei den Kameras der 50er Jahre allgemein gut bis sehr gut. Kurz – mit allen Fotogeräten konnten brauchbare Aufnahmen angefertigt werden. Entsprechend den Anforderungen der Fotografen und ihrem Geldbeutel bot die optische Industrie mit den Jahren immer weiter verfeinerte Objektive, bei denen sich Leistungsunterschiede zuletzt nur noch mit aufwendigen Messverfahren ausmachen lassen. Davon abgesehen blieb die bauartbedingte Bildwirkung der unterschiedlichen Objektivtypen für die gestalterische Fotografie bedeutsam und ist es noch heute (Stichwort Bokeh).

FrontlinseneinstellungSchneckengangeinstellungBei Bauweise bzw. Bedienung der Objektive ist mechanisch wie optisch zwischen Frontlinsenverstellung (Foto links) und Schneckengang (Foto rechts) zur Entfernungseinstellung zu unterscheiden. Einfache Kameras haben meist die preiswertere Frontlinsenverstellung, die jedoch nur bei dreilinsigen Objektiven ohne verkittete Linsenelemente sinnvoll ist. Ansonsten ist der Schneckengang die präzisere Methode, bei der meist das gesamte Linsenpaket bewegt wird und die Scharfstellung durch die Veränderung des Linsenabstandes zur Filmebene erfolgt.

Das „Standardobjektiv“ der Kleinbildkameras in der Gruppe 1 war ein 3-linsiges Triplet mit der Lichtstärke 1:3,5 und einer Brennweite von 50 oder 45 mm (im Format 24x36). Für etwas mehr Geld gab es wahlweise auch die Lichtstärke 1:2,8. Leistungsschwächere Optiken, etwa mit Lichtstärken 1:4,5 und einfachere Linsenkonstruktionen sind seltener zu finden. Damit bestückte Kameras haben deshalb oft höheren Sammlerwert. Ab Gruppe 2 ist die Standardausrüstung oft schon ein 4-Linser, meist mit Lichtstärke 1:2,8. Wer mehr Geld ausgeben konnte, erhielt ein Objektiv mit der Lichtstärke 1:2 und meist mit 6 Linsen. Noch höhere Lichtstärken für Systemkameras waren selten.

In diesem Ausstattungsumfeld tummelten sich seinerzeit etliche Hersteller. Leitz, Schneider, Steinheil, Voigtländer oder Zeiss kennt nahezu jeder fototechnisch Interessierte, andere Namen sind hingegen heute nahezu unbekannt. Dabei kamen auch aus kleineren Optikschmieden, wie Roeschlein, Schacht oder Dr. Staeble hervorragende Objektive. Einer der ganz großen Optikhersteller, ENNA München, lieferte viele seiner Produkte auch unter anderen Namen.

Nicht allein aus Preis- oder Qualitätsgründen boten die Kamerahersteller in den 1950er Jahren Ausstattungsvarianten mit Objektiven unterschiedlicher Herkunft an. Oft war auch die Verfügbarkeit der Grund, eine Serie mit einem anderen Objektiv zu fertigen. Dem Sammler bietet sich daher ein attraktives Betätigungsfeld. Gelegentlich lässt sich sogar eine Kleinbildkamera aus diesen Jahren finden, die es eigentlich in dieser Verschluss-/Objektivzusammenstellung gar nicht gegeben hat.

1. Einfache Kleinbildkameras bis etwa 120 DM Kaufpreis

BILORA RADIX 24x24 - Kürbi & Niggeloh, Radevormwald; seit 1909

Bilora RadixUnter dem Markennamen BILORA machte sich das Unternehmen in den 1930er Jahren mit Boxen und Stativen einen guten Namen. 1948 wurde mit der BILORA RADIX erstmals eine Kamera für das Kleinbildformat 24x24 mm entwickelt. Mit dem kleinen Gehäuse, dem Schiebe-Schnellaufzug und dem 135er Film in Agfa Karat-Kassette für 16 Aufnahmen waren die Konstrukteure ihrer Zeit weit voraus. Ausstattung, Form und Kassettenfilm können durchaus als Vorlage für die erst 20 Jahre späteren Kodak Instamatic durchgehen. Leider stellte Agfa den Karat-Film schon bald ein, so dass auch die solide Kamera schon 1954 ihre Daseinsberechtigung verlor. Zwar wurde der Karat-Film in den 1970er Jahren als Agfa's Antwort auf die Kodak Instamatic in Form der Rapid-Kassette wiederbelebt - doch für die Radix leider zu spät...

Die Radix wurde mit Objektiven von Schneider Kreuznach in der 24x24-üblichen 38mm-Brennweite (einige auch 40mm) geliefert. Im Laufe der 4 Produktionsjahre gab es einige nur geringfügig unterschiedliche Typen im gleichen Gehäuse. Die ungewöhnliche Kamera war gut ausgestattet, mit Schiebe-Schnellaufzug und seitlichem Drahtauslöseranschluss; der Schiebeauslöser verhindert Verwacklungen! Ein großer Verkaufserfolg war der Radix nicht beschieden. Die Zeit war noch nicht reif für eine solche Schnellschuss-Taschenkamera - vielleicht traute man auch dem damals eher durch Boxen und Stative bekannten Hersteller eine gute Kleinbildkamera nicht zu...
Modellübersicht

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
RADIX
1948
RM 58,-
Schiebe-Schnellaufzug, Karat-Film Klappverschluss 1/60s, B BILOXAR 1:5,6/40mm, Fixfokus (2-Punkt)
RADIX 56
1949
58,-
Schiebe-Schnellaufzug, Karat-Film Klappverschluss 1/60s, B Schneider-Biloxar 1:5,6/40mm
RADIX 35
1949
78,-
Schiebe-Schnellaufzug, Karat-Film Klappverschluss 1/60s, B Schneider Radionar 1:3,5/38mm
RADIX 56A
1950
48,-
Schiebe-Schnellaufzug, Blitzkontakt, Karat-Film Klappverschluss 1/60s, B Schneider-Biloxar 1:5,6/38mm
RADIX 35B
1950
64,-
Schiebe-Schnellaufzug, Aufsteckschuh, Blitzkontakt, Karat-Film Klappverschluss 1/60s, B Biloxar 1:3,5/38mm
RADIX 35S
1950
78,-
Schiebe-Schnellaufzug, Aufsteckschuh, Blitzkontakt, Karat-Film Klappverschluss 1/60s, B Schneider Radionar 1:3,5/38mm
RADIX 35BH
1951
94,50
Schiebe-Schnellaufzug, Aufsteckschuh, 2 Blitzkontakte, Karat-Film 5-Zeiten-Verschluss 1/2-1/200s Biloxar 5,6/38mm
RADIX 35SH
1951
114,-
Schiebe-Schnellaufzug, Aufsteckschuh, 2 Blitzkontakte, Karat-Film 5-Zeiten-Verschluss 1/2-1/200s Schneider Radionar 3,5/38mm



Dignette - Dacora Dangelmaier & Co, Reutlingen

DignetteAuch Bernhard Dangelmaier gehörte 1946 mit einer Werkstatt für Optik und Feinmechanik zu den Gründervätern der goldenen 1950er Kamerajahre. 1948 kam die erste Daco Box aus Reutlingen, es folgten einige meist einfachere Rollfilmkameras. Dazu zählte auch die Digna, meine erste eigene Kamera überhaupt. Sie sah schon aus wie eine richtige Kamera, nicht wie eine Box und war - soweit das Taschengeld oder Papa's Zuschuss für die Filme reichten - eine Zeitlang mein ständiger Begleiter.

Im Jahr 1954 gab es dann auch die erste Dacora Kleinbildkamera aus Reutlingen, eine Dignette. Eine gewisse Ähnlichkeit, sowohl im Namen wie auch im Äußeren, mit der Kodak Retinette war wohl nicht ungewollt. Jedenfalls war die Dignette eine hübsche und preiswerte Kleinbildkamera, die sich recht gut verkaufte. Die Modellreihe wurde bis 1963 in verschiedenen Ausstattungsvarianten gebaut und dann durch eine neue ziemlich brikettförmige Kameraserie ersetzt.

Einige Dignettes hat Dacora auch in Auftragsfertigung produziert, unter anderem für Ilford (Sportsman). Es gab darunter die eine oder andere ungewöhliche Kamera aus Reutlingen, teils auch unter dem Herstellernamen "Dacora". Die Dacora matic 4 D etwa war 1960 weltweit der erste Drucktastenautomat. Jede der 4 Tasten erledigte neben der Belichtungsregelung auch die Entfernungs- und Verschlusseinstellung. Es sollte aber eine Eintagsfliege mit Drucktasten bleiben....

Dignette

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Dignette (Foto)
1954-1957
59,50
Sucherkamera mit Schnellaufzug Vario Dignar 3,5/45
Dignette
1954-1957
78,-
Sucherkamera mit Schnellaufzug Pronto Steinheil Cassar 2,8/45
Dignette
1954-1957
105,-
Sucherkamera mit Schnellaufzug Prontor SVS Steinheil Cassar 2,8/45
Dignette
1958
63,-
Sucherkamera mit Schnellaufzug, Leuchtrahmensucher Vario Dignar 3,5/45




FINETTA 24 x 36 - Kamerawerk Peter Sarabér / FINETTA-Werk, Goslar; 1945 - 1957

Finetta 1aFinetta Anzeige 1949
Eine der ersten deutschen Kleinbildkameras nach dem 2. Weltkrieg war 1947 die Finette (Foto rechts), später Finetta. Sie wurde vom Hersteller bis 1949 als "Kleinbild-Box" beworben. Als nach der Änderung der Firmenbezeichnung in "FINETTA-Werk" im Dezember 1949 mit dem Modell IIID eine besser ausgestattete Version herauskam, änderte sich der Slogan in "Die volkstümliche Kleinbild-Kamera".

Von diesem Modell hat es eine ganze Reihe Varianten gegeben, die sich von der im linken Foto gezeigten Finetta Ia nur geringfügig unterschieden. Die Objektive - Meniscus (1:11), Achromate (1:5,6) und Triplets - wurden von Staeble, München geliefert.
FinetteAb 1950 (Finetta IVD) wurden die Kameras mit einem 2poligen Blitzkontakt ausgestattet. Erst die Finetta Super erhielt ein neues Gehäuse mit Wechselobjektiv. Sie war 1952 auch die erste Kleinbildkamera mit einem in den Zubehörschuh integrierten Synchronkontakt für das hauseigene Finelux-Blitzgerät.
Modellübersicht

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
FINETTE I
1947
RM 34,50
Gehäuseteile glanzpoliert Klappverschluss 1/38s, B Fenar 11/4,3 cm, Fixfokus, feste Blende 11
FINETTE II
1947
 
Gehäuseteile glanzpoliert Klappverschluss 1/38s, B Finar 5,6/4,3 cm, Fixfokus, Blenden 5,6-22 nach Farbpunkten
FINETTA Ia
1949
34,50
Gehäuseteile glanzpoliert Klappverschluss 1/38s, B Finar 11/4,3 cm, Fixfokus, feste Blende 11
FINETTA ID
1949
39,60
Gehäuseteile verchromt Klappverschluss 1/38s, B Finar 11/4,3 cm, Fixfokus, feste Blende 11
FINETTA IIa
1949
43,50
Gehäuseteile glanzpoliert Klappverschluss 1/38s, B Finar 5,6/4,3 cm, Fixfokus, Irisblende 5,6-22 nach Farbpunkten
FINETTA IID
1949
49,50
Gehäuseteile verchromt Klappverschluss 1/38s, B Finar 5,6/4,3 cm, Fixfokus, Irisblende 5,6-22 nach Farbpunkten
FINETTA III
1950
48,-
Gehäuseteile glanzpoliert Klappverschluss 1/38s, B Finar 4/4,3 cm, Schneckengangentfernungseinstellung
FINETTA IIID
1950
53,-
Gehäuseteile verchromt Klappverschluss 1/38s, B Finetar 4/4,3 cm, Schneckengangentfernungseinstellung
Finetta IVD
1950
DM
Gehäuseteile verchromt, Doppelbelichtungssperre, Zubehörschuh ZV 1/25 - 1/100, Blitzkontakt (Doppelbuchsen) Wechselobjektiv (M 27) Finetar 1:4/43 oder 45 mm
Finetta IVa
1950
DM
Doppelbelichtungssperre, ohne Zubehörschuh ZV 1/25 - 1/100, Blitzkontakt (Doppelbuchsen) Finetar 1:7,7/43 mm (nicht wechselbar)
Finetta IVD Mod. 1951
1951
DM
Doppelbelichtungssperre, Zubehörschuh ZV 1/25 - 1/100, Blitzkontakt (Doppelbuchsen) Wechselobjektiv (M27) Finetar 1:2,8/45 mm
Finetta Super
1952
DM
Neues Gehäuse (wie Finetta 88); Zubehörschuh mit Mittenkontakt für Finelux-Blitzgerät ZV 1/25 - 1/100, Blitzkontakt (Doppelbuchsen) Wechselobjektiv Finetar 1:2,8/45 mm


FINETTA 88 - Kamerawerk Peter Sarabér / FINETTA-Werk, Goslar; 1945 - 1957

Finetta 88Schon 1945 gründete der im 2. Weltkrieg aus den Niederlanden in den Harz verschlagene Peter Sarabér ein Konstruktionsbüro in Goslar. Die dort entwickelte neue Kleinbildkamera stellte er ab 1947 als "FINETTE" in einer eigenen Werkstatt her. Im Jahr 1949 wurde der Betrieb in "Finetta-Werk" umbenannt. Später entstanden dort bis etwa 1956 eine Reihe technisch interessanter fotografischer Produkte wie die Robot-ähnliche Motorkamera Finetta 99 und deren kleinere Schwester Finetta 88 sowie eigene Objektive. Bis zur Auflösung des Werkes wurden in Goslar rund 100.000 Kameras gebaut.

Im Jahr 1952 erhielt die letzte Version der ersten Baureihe, die Finetta Super ein neues Gehäuse und Wechselanschluss. Im gleichen Gehäuse erschienen auch die Motorkamera Finetta 99 (s. Gruppe 5) und das letzte Kameramodell aus Goslar, die Finetta 88 aus dem Jahr 1954. Was aber Peter Sarabér jedoch dazu veranlasst haben mag, jeder dieser drei Kameras mit Wechseloptik einen eigenen Objektivanschluss zu verpassen, wird wohl für immer sein Geheimnis bleiben.

Finetta 88 BajonettWeil die Finetta Super in die Jahre gekommen war und die motorbetriebene Finetta 99 nur ein spezielles Publikum ansprach, war die Vorstellung eines neuen Modells zwangsläufig. Wie die Finetta 99 hat auch die Finetta 88 eine Bajonett-Wechseloptik, allerdings nicht kompatibel mit den anderen Finettas.

Das einfache Objektivbajonett der Finetta 88 (rechtes Foto) ähnelt dem der Finetta 99, ist aber im Durchmesser kleiner.

Die Kamera hat Zentralverschluss B, 1/25-1/250s und ist mit einem FINETAR 2,8/45 mm bestückt. Dessen Konstruktion stammt von Dr. Staeble, München, gebaut wurde es wohl in Goslar. Die Deckkappe war mit der der Finetta 99 nahezu baugleich. Der hauseigene Blitzanschluss des Vormodells Finetta Super wurde von einer PC-Normbuchse abgelöst, der Mittenkontakt für das Blitzgerät Finelux entfiel. Die meisten Finetta 88 wurden exportiert, nur wenige in Deutschland verkauft; eine identische Hanimar-Version gab es im Hanimex-Vertrieb. Obwohl die Finetta 88 als eine Wechselobjektivkamera konzipiert war, gab es nur wenig Zubehör. Abgesehen von unterschiedlichen Belederungen (schwarz, grau) ist sie auch nur in einer Ausstattungsversion geliefert worden, so dass sich eine Tabelle erübrigt. Verkaufspreis war 98,- DM. Als Wechselobjektiv ist nur das bereits zur Finetta Super (IVD) angebotene Tele-Finar 6,3/70mm bekannt.


Gloriette

Gloriette - Camera-Werk Carl Braun, Nürnberg

Nach dem durchschlagenden Erfolg der Paxette (s. Gruppen 2 und 3), die mit der Vorstellung der Paxette II im Jahr 1954 bereits zur Systemkamera aufgestiegen war, musste man sich im Hause Carl Braun Camerawerk Nürnberg mit einem neuen Einstiegsmodell befassen. Zur Photokina 1954 wurde dieses mit der Gloriette vorgestellt. "Formschön, handlich und von präziser Konstruktion erfüllt die Gloriette im Format 24x36 mm alle Voraussetzungen zu einem erfolgreichen Start in die Photosaison 1954" (Werbetext).

Die preiswert angebotene Kamera hatte Schnellaufzug und war mit allem ausgestattet, was man sich bei einer Kamera unter 100 DM überhaupt nur vorstellen konnte. Das Gehäuse war in schwarz oder beigefarben beledert erhältlich. Exportmodelle wurden in den USA in gleicher Ausstattung unter dem Namen "Bolsey" verkauft. Ganz so erfolgreich wie ihre große Schwester Paxette entwickelte sich die Gloriette nicht; sie wurde 1956 von der Colorette abgelöst.

Modellübersicht Gloriette

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Gloriette
1954
75,-
Schnellaufzug Vero Steinheil Cassar oder Enna Ennagon 2,8/45
Gloriette
1954
90,-
Schnellaufzug Pronto Steinheil Cassar 2,8/45
Gloriette B
1955
129,-
eingebauter ungekuppelter Belichtungsmesser Vero Steinheil Cassar 2,8/45
Gloriette B
1955
165,-
eingebauter ungekuppelter Belichtungsmesser Prontor SVS Steinheil Cassar 2,8/45
Gloriette
1955
108,-
Deckkappe wie Modell B, jedoch ohne Belichtungsmesser Prontor SVS Steinheil Cassar 2,8/45



Ideal Color 35

Ideal-Color 35 - Camera-Werk Adolf Gerlach / Nixon, Wuppertal

Mit dieser Ideal Color 35 kommt nun auch etwas Heimatgefühl auf. Diese Kamera entstand um 1955 in Wuppertal-Barmen im Camera-Werk Gerlach. Gerlach, der zuvor die Kameramarke "Nixon" hatte schützen lassen (keine Verwandschaft mit dem ehemaligen US-Präsidenten), fertigte ansonsten die Rollfilmkameras Trixette und Ideal, aber auch Hausgeräte wie Staubbürsten und sowas. Das bekannteste Gerlach-Produkt ist wohl die Ideal-Box aus dem Jahr 1952.

Die Ideal Color ist auch als "Forette" zu finden. Es ist eine ordentlich gebaute kleine Kleinbildsucherkamera, immerhin mit einem Schnellaufzug und wirkt etwas wie eine im Regen eingelaufene Voigtländer Vito B... Das Objektiv ist ein Nixon 3,5/45 mm. Der hauseigene Verschluss liefert 4 Geschwindigkeiten (1/25, 1/50, 1/100, B).

Als Besonderheit wartete der Winzling mit einem Filmtransportsystem auf, das die Perforation des Kleinbildfilmes ignoriert. Der Film muss hierzu nach Abnehmen der Bodenplatte (wie bei der Leica) um eine Aufwickeltrommel gelegt werden. Ob das immer gut ging weiß ich nicht, ich habe nie mit dieser Kamera fotografiert. Trotz ihres volkstümlichen Preises von nur 49,75 DM war sie wohl kein größerer Erfolg. Jedenfalls sollte sie die einzige Kleinbildkamera aus Wuppertal bleiben.




Iloca I, Ia, Quick - Iloca-Camera-Werk, Wilhelm Witt, Hamburg

Iloca Ia

Ihren Namen erhielten die Hamburger Kameras nach ihrem Gründer Walter Illing, der dort 1947 eine feinmechanische Werkstatt gründet. Diese wurde 1950 von Wilhelm Witt übernommen, nachdem die Fertigung bereits 1 Jahr zuvor in größere Räume verlegt worden war.

Iloca produzierte seit 1947 Kleinbildkameras, bekannt wurde der Name mit einer Stereokamera 24x33mm. Wie damals üblich, wurden Kameraverschlüsse und Objektive von Spezialherstellern bezogen. Die Objektive erhielten dabei ein "Ilitar"-Namensschild, stammten aber meist von Enna oder Isco, zuletzt auch von Steinheil.

Das Unternehmen entwickelte 1958 eine weltweit erste automatische Motorkamera für Kleinbild. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten bei den Verschlüssen musste Witt Konkurs anmelden in dessen Folge das Werk von Agfa übernommen wurde. Die Produktion in Hamburg wurde 1961 eingestellt, die Motorkamera wurde von Agfa mit nur geringfügigen Änderungen als Selecta-m noch kurze Zeit weiter gebaut.

Die Iloca war um 1948 das erste Kleinbildkamera-Modell aus dem Hamburger Werk, noch unter der Regie seines Gründers Illing entwickelt. Es war eine einfache und preiswerte aber grundsolide gebaute Kamera, die vom Start weg recht erfolgreich war. Beim Erscheinen ihrer Nachfolger erhielt sie die Typenangabe Iloca I. Der Verschluss war anfangs eine frühe Version des Vario, mit dem üblichen Auslöser am Objektiv. Der Verschlussaufzug war noch nicht mit dem Filmtransport gekuppelt. Die Folgeversion Ia unterschied sich neben dem neuen Verschluss, der jetzt einen Gehäuseaulöser ermöglichte nur in Details, etwa durch das in die Deckplatte eingelassene Bildzählwerk.

Das Foto zeigt eine Iloca Ia mit Prontor-S-Verschluss


Modellübersicht

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Iloca
1949
81,-
Verschlussaufzug am Objektiv, schwarze Objektivfrontplatte Vario-Verschluss 1/25, 1/50, 1/100s, B 3-linsiges Objektiv Illing Ilitar 1:3,5/4,5cm
Iloca I
1950
?
Verschlussaufzug am Objektiv Prontor II-/ Prontor S-Verschluss 1 - 1/300s, B 3-linsiges Objektiv Iloca Ilitar 1:2,9/4,5cm
Iloca Ia
1950
87,-
Gehäuseauslöser, Verschlussaufzug am Objektiv Vario-Verschluss 1/25, 1/75, 1/200s, B 3-linsiges Objektiv Iloca Ilitar 1:2,9/4,5cm
Iloca Ia
1950
108,-
Gehäuseauslöser, Verschlussaufzug am Objektiv Prontor-S Verschluss 1 - 1/300s, B, Selbstauslöser 3-linsiges Objektiv Iloca Ilitar 1:2,9/4,5cm

Iloca Quick

Die Iloca Quick war nach den Modellen I, Ia und IIa die dritte Kleinbildkamerabaureihe aus dem Hamburger Werk. Sie entsprach konstruktiv dem Modell I mit einem modernisierten und für damalige Verhältnisse eleganten Gehäuse. Verschlussaufzug und Filmtransport waren jetzt kombiniert, Rückwand abnehmbar.


Modellübersicht

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Iloca Quick
1952
96,-
Anzeige der Aufnahmebereitschaft durch rotes Signal Vario-Verschluss 1/25, 1/75, 1/200s, B 3-linsiges Objektiv Ilitar 1:3,5/45mm
Iloca Quick
1952
132,-
Anzeige der Aufnahmebereitschaft durch rotes Signal Prontor-SV Verschluss 1 - 1/300s, B, Selbstauslöser 3-linsiges Objektiv Ilitar 1:2,9/45mm



Infra 24x24 - Feingerätebau Bernhard Julius Oehler, Wetzlar / Kurt Kühn, Wetzlar

Infra

Bernhard J. Oehler gründete 1919 in Wetzlar eine Fabrik für optische Geräte. Die Infra war jedoch seine einzige Kamera. Sie entstand in Kooperation mit den anderen Wetzlarer Optikhersteller (Kühn, Will und wohl auch Leitz) und wurde bei Kühn produziert, der sie zeitweise auch unter eigenen Namen anbot. Obwohl für ihre Zeit gut ausgestattet, wurde die Infra kein großer Erfolg.

Den damals gewählten 135er Film in Agfa Karat-Kassette für 16 Aufnahmen stellte Agfa schon bald ein, so dass auch die Infra ihre Existenzgrundlage verlor. Zwar wurde der Karat-Film in den 1970er Jahren als Agfa’s Antwort auf die Kodak Instamatic in Form der Rapid-Kassette wiederbelebt, doch kam dies für die Kameras auf Karat-Basis zu spät...

Diese 24x24 Kleinbildkamera mit Zentralverschluss wurde angeblich in zwei Versionen gebaut. Wie abgebildet, mit dem Zählwerk auf der rechten Seiten sowie in einer "seitenverkehrten" Ausführung mit dem Aufzugsknopf links. Das Gehäuse ist aus Bakelit mit Deck- und Bodenplatte aus Metall. Die Kamera hat Drahtauslöseranschluss und Blitzsynchronisation und als Besonderheit einen eingebauten optischen Belichtungsmesser (wie die erste Braun Paxette) neben dem Sucher.

Das Objektiv, ein vergütetes 3linsiges Felgner Punktar 1:2,8/35 mm, ist auswechselbar. Es wurde von einem Mitarbeiter des Wetzlarer Optik-Herstellers Will entwickelt und dort wohl auch gebaut. Zusatzobjektive mit diesem Gewinde sind jedoch nicht bekannt.


Modellübersicht

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Infra
1950
77,-
Bakelit-Gehäuse, optischer Belichtungsmesser Vario-Verschluss 1/25, 1/75, 1/200s, B Wechselobj. Felgner Punktar 1:2,8/35mm
Infra
1950
85,-
Bakelit-Gehäuse, optischer Belichtungsmesser Pronto-Verschluss 1/25 - 1/200s, B, T, Selbstauslöser Wechselobj. Felgner Punktar 1:2,8/35mm
Infra I
1950
?
Bakelit-Gehäuse, optischer Belichtungsmesser, Aufzug links Pronto-Verschluss 1/25 - 1/200s, B, T, Selbstauslöser Wechselobj. Felgner Punktar 1:2,8/32,5mm



Leidox / Lordox - Leidolf, Optisch-Feinmechanische Fabrik Wetzlar / Widina/Wedena, Bad Nauheim

LordoxMit "Wetzlar" verbindet der gemeine Fotoamateur in aller Regel die Leica. Doch beheimatete die nordhessische Stadt an der Lahn neben dem weltbekannten Kleinbildpionier auch einige andere Optik- und Kamerabetriebe. Rudolf Leidolf begann 1921 mit der Produktion von Mikroskop- und Objektivteilen; 1937 folgten Prismenferngläser und ab 1948 die Fertigung von Kameras. Den Vertrieb der Kameras übernahm Widina (später Wedena) in Bad Nauheim. 1962 wurde Leidolf an Wild / Heerbrugg verkauft (die später zeitweilig auch Leitz übernahmen).

Das erste Modell war 1949 die "LEIDOX" für das 4x4 Format auf A8-Rollfilm und passt eigentlich nicht in diese Aufstellung. Nach einem Namensstreit mit Leitz in LORDOX umbenannt, erschien die Kamera 1952 auch in einer 24x36 mm Version für Kleinbildfilm. Die anfängliche 4x4 Version wurde 1954 eingestellt. In den Folgejahren wurde Leidolf mit den Systemkameras Lordomat bekannter. Diese stelle ich bei den Systemkameras in der 4. Gruppe vor. Zeitgleich erhielt auch die Lordox ein neues Gehäuse, in dem sie als Lordox Baby und Lordox Junior angeboten wurde.

Die von Artur Seibert (Leitz) berechneten Objektive baute anfangs die Optikwerkstätte Rau in Wetzlar.


Modellübersicht LEIDOX / LORDOX

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
LEIDOX 4x4 s. Foto
1949
69,-
Alu-Gehäuse, Blenden in Leica-Stufen 3,8-12 Vario-Verschluss 1/25, 1/75, 1/200s, B Triplet 1:3,8 f=5 cm
LORDOX 4x4
1953
66,-
Alu-Gehäuse Vario-Verschluss Triplet 1:3,8 f=5 cm
LORDOX IA 4x4
1953
87,-
Alu-Gehäuse Prontor-S Triplet 1:3,8 f=5 cm
LORDOX IIS 4x4
1953
120,-
Alu-Gehäuse Prontor-S Triplon 1:2,8 f=5 cm
LORDOX IIa (24x36)
1952
99,-
Alu-Gehäuse, neue, verchromte Deckplatte Pronto Triplet 1:3,8 f=5 cm
LORDOX Ib (24x36)
1952
126,-
Alu-Gehäuse, neue, verchromte Deckplatte Pronto Triplon 1:2,8 f=50 mm
LORDOX I (24x36)
1952
142,-
Alu-Gehäuse, neue, verchromte Deckplatte Prontor SVS Lordon 1:2,8 f=50 mm
LEIDOX IIS (24x36)
1953
69,-
Neue Deckkappe, Gehäuseauslöser Prontor-S Triplon 1:2,8 f=50 mm
LORDOX Baby (24x36)
1956
69,- (Foto Quelle)
Neues Gehäuse wie Lordomat, Schnellaufzug Pronto Triplon 1:2,8 f=50 mm
LORDOX Junior (24x36)
1956
95,- (Foto Quelle)
Neues Gehäuse wie Lordomat, Schnellaufzug Prontor SVS LW Triplon 1:2,8 f=50 mm
LORDOX Primus
1956
128,- (Foto Quelle)
Neues Gehäuse wie Lordomat, Schnellaufzug, gekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS LW Triplon 1:2,8 f=50 mm



Regula - Kamerwerk King KG, Bad Liebenzell

RegulaSchwarzwälder Präzision verbürgten die Regulas aus Bad Liebenzell. An sich war Pius King gelernter Uhrmacher, als er 1936 zunächst in Pforzheim sein Unternehmen gründete; bereits 1938 verlegte er es in den Schwarzwald. Das nach Kriegsende völlig demontierte Werk baute er bis 1949 wieder auf und entwickelte und produzierte fortan Kameras. Die "Regula", wie er seine Schöpfung nannte, wurde bis 1965 rund 1/2 Million mal gebaut.

Trotz einer Lizenzvergabe und teilweiser Produktionsverlagerung nach Indien Mitte der 70er Jahre musste 1984 Konkurs angemeldet werden. Darüber half auch die - nach vorheriger Übernahme des Calwer Blitzgeräteherstellers Schmidt (ticky) - zusätzliche Blitzgeräteproduktion nicht hinweg. Noch bis 1992 wurden danach in einer neugegründeten Regula GmbH sehr gute Elektronenblitzgeräte hergestellt, doch war danach endgültig Schluss mit Regula...

Die im Foto links abgebildete Ur-Regula kam 1949 kurz nach der Währungsreform zwar als Neuling in die Läden, verkaufte sich aber von Beginn an gut. Simpel ausgestattet aber in ausgezeichneter Qualität fand die hübsche kleine Kamera für 114 DM ihre Käufer. Schon ab 1950 gab es die Regula IB mit nur geringen Änderungen, aber einem Zubehörschuh und nun bereits für 105 DM. Mit der Regula IC wurden Zubehörschuh und Preis ein wenig höher gesetzt. Die ebenfalls 1950 angebotene Regula I P-ST mit ihrem nicht mit dem Verschluss gekuppelten Schnellschalthebel war eher ein Provisorium und entspricht im Übrigen dem Modell I B.

Die Regula I P-a erhielt 1954 gekuppelten Schnellschalthebel und eingebauten optischen Belichtungsmesser, der Preis für das günstigste Modell sank sogar auf 96 DM. Im gleichen Jahr wurde auch die Cita in verschiedenen Ausstattungsvarianten, aber noch im gleichen Gehäuse angeboten. Ab 1957 wurden in einem neuen Gehäuse gleich mehrere Regulas unterschiedlicher Ausstattung, sogar als Systemkamera (Regula IIID) herausgebracht und in den Folgejahren gab es etliche Weitere. Ein durchaus attraktives Schlachtfeld für Sammler, meine Aufstellung enthält nur einen Auszug der umfangreichen Regula / Cita Palette.

Modellübersicht Regula

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Regula (I)
1949/1950
Sucherkamera 24x36 Vario oder Prontor-S Anastigmat 4,5/4,5 cm
Regula (I) Foto
1949/1950
114,-
Sucherkamera 24x36 Prontor-S oder Compur Steinheil Cassar 2,8/5 cm
Regula I B
1950
Sucherkamera, jetzt mit Aufsteckschuh, ohne Objektivplatte Prontor-S Steinheil Cassar 3,5/45
Regula I B
1950
105,-
Sucherkamera, jetzt mit Aufsteckschuh, ohne Objektivplatte Compur Rapid Steinheil Cassar 2,8/50
Regula I P-ST
1950
120,-
nicht gekuppelter(!) Schnellaufzug Prontor-S Steinheil Cassar 2,8/50
Regula I P-ST
1950
138,-
nicht gekuppelter(!) Schnellaufzug Compur-Rapid Steinheil Cassar 2,8/50
Regula I C
1952
132,-
Sucherkamera, höherer Aufsteckschuh, ohne Objektivplatte Prontor-S Steinheil Cassar 2,8/50
Regula I P-a
1954
96,-
Schnellaufzug, neu gestaltete Deckkappe, integrierter opt. Belichtungsmesser Pronto Steinheil Cassar 3,5/40
Regula I P-a
1954
126,-
Schnellaufzug, neu gestaltete Deckkappe, integrierter opt. Belichtungsmesser Prontor SVS Steinheil Cassar 2,8/45



Silette - Agfa Kamerawerk AG, München

SiletteAgfa ging in Sachen Kleinbildkamera von Beginn an einen anderen Weg als die Konkurrenten. Während Kodak mit dem 135er Film und der Retina Zukunftsmaßstäbe setzte, vertraute Agfa 1937 auf die Karat. Dafür kreierte man mit der Karat-Patrone auch ein eigenständiges Filmsystem. Offenbar ließ man sich von der Kritik nicht weniger Fotoamateure damals beeinflussen, denen die 36 Aufnahmen mit der 135er Normalkassette zuviel waren. Das Konzept ging zunächst auch auf, die hübsche kleine Kamera mit 12 möglichen Fotos auf Karat-Film bei zugleich einfachster Handhabung fand viele Anhänger.

Die Agfa Karat verkaufte sich zunächst recht gut; aus den Vorkriegsjahren gibt es ein halbes Dutzend verschiedene Versionen. Doch ein Aufstieg in die Kamera-Mittel- oder gar Oberklasse war mit der mickrigen Karat-Kassette nicht möglich. Die aufwendigere Karat 12/2,8 aus dem Jahr 1947 floppte kräftig, die kleinere Schwester Karat/3,5 beendete 1950 dann die Karat-Ära. Nur wenige andere Kamerahersteller (Bilora, Infra) setzten noch bis Anfang der 50er Jahre auf Karat-Kassetten. Folgerichtig stellte Agfa um 1955 den Karat-Film ein, die dafür geschaffenen Kameras verloren ihre Daseinsberechtigung. Zwar wurde der Karat-Film in den 1970er Jahren als Agfa's Antwort auf die Kodak Instamatic in Form der Rapid-Kassette wiederbelebt - doch ist das eine andere Geschichte.

Nach dem nicht so richtig gelungenen Umstieg mit den für 135er Kleinbildfilm umkonstruierten Karat 36 war die Solinette 1952 schon ganz nah am Käufergeschmack und mit der Silette gelang dann 1953 der große Wurf. Die Silette mit ihren in den Folgejahren zahlreich angebotenen Varianten sollte die erfolgreichste Kleinbildkamera der 1950er Jahre werden. "Kein Haushalt ohne Silette" war zwar meines Wissens kein Agfa-Werbespruch, aber ein geflügeltes Wort aus der Zeit. Ein wenig geringschätzig guckten nicht nur die Eigner von Contax, Exakta, Leica, Prominent oder Rollei auf die "Silette-Knipser".

Die Agfa ging in diesen Jahren selbst kräftig auf Einkaufstour, Iloca in Hamburg, Uca in Flensburg, die Traditions-Optikschmiede Dr. Staeble in München wurden einverleibt, international kooperierte man u.a. mit Ansco (USA) und Gevaert (Belgien). Für Sammler ist die Silette nicht unbedingt eine Herausforderung, es gibt nahezu alle Typen zu überschaubaren Preisen zu kaufen. Manchmal hat man Glück und findet eine exotische Objektiv-/Verschlusskombination. Die Agfa-eigenen Objektive Apotar, Solinar oder Solagon erwarben sich einen guten Ruf - kein Wunder wurden sie doch von Staeble gebaut.

Auf eine Silette-Aufstellung will ich hier verzichten, weil ich damit in keiner Weise Anspruch auf Vollständigkeit erheben könnte. Auch wenn ich nie selbst mit einer fotografiert habe, gehört doch die Silette so selbstverständlich in die 50er Jahre wie der Nierentisch.... Das Foto zeigt das erste Modell einer Silette aus dem Jahr 1953 (erkennbar am Blitzkontakt links unten) mit Apotar 3,5/45 mm und Prontor SVS-Verschluss (Preis 129 DM). In der preiswertesten Ausführung mit Pronto-Verschluss war eine Silette schon für 98 DM zu erstehen. Es gab eine breite Palette mit vielen Objektiv-/Verschlusskombinationen, dabei waren natürlich alle hauseigenen Agfa-Linsen aber auch Schneider, Steinheil und andere. Verschlüsse finden sich ebenfalls in der vollen Bandbreite des damaligen Marktes vom Vero bis zum Synchro Compur. Bei der zweiten Ausführung wanderte der Blitzkontakt übrigens nach unten rechts. In anderen Rubriken finden Sie noch die Aufsteiger-Siletten, wie Ambi- oder Super Silette.



2. Kleinbildkameras zwischen etwa 100 - 250 DM Kaufpreis

Edixa (I)

Edixa I (Edinex) - EDIXA GMBH, Wiesbaden

Mit dem Namen Edixa verbinden wohl die meisten Photographica-Sammler die Kleinbild-Spiegelreflexkamera mit M42-Objektivanschluss. Doch wurden in Wiesbaden schon sehr viel früher Kameras aller Art gebaut. Zugegeben, in Deutschland waren sie zumeist nicht sehr bekannt und auch nur wenig verbreitet. Bereits in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg wurden viele in den USA verkauft.

Die Wirgin-Firmengeschichte in der Vorkriegszeit war erheblich durch das damalige Regime beeinträchtigt. Beide Firmeninhaber der Gebr. Wirgin Kamerawerk OHG mussten 1937 emigrieren. Die Produktionsstätte wurde in der Folge von Dr. Schleussner gekauft und unter dem Namen Adox Camerawerk betrieben. Deshalb sind die Vorkriegskleinbildkameras - schon 1934 wurde die "Edinex" gebaut - auch unter dem Adox-Label (Adrette) bekannt.

Nachdem das Werk nach 1945 an die Besitzerfamilie Wirgin zurückübertragen wurde, übernahm Henry Wirgin die Betriebsführung, Bruder Max blieb in den USA und baute dort die bekannte Niederlassung auf. Später übernahm Wirgin auch die Franka Werke, Bayreuth, musste jedoch zu Beginn der 1970er Jahre die Kameraproduktion einstellen. Bevor 1952 mit der Einstellung des aus der DDR geflüchteten Ihagee-Werkleiters Helfricht die Edixa-Entwicklung begann, waren schon einige Kleinbildkameras wieder im Werk entstanden. Zur Edixa SLR und Otto Helfricht erfahren Sie bei Interesse mehr auf meiner Edixa-Seite.

Edixa IDie Edixa (I) war die allererste Wirgin-Nachkriegskamera aus dem von der amerikanischen Besatzungsmacht zurückübertragenen Werk in Wiesbaden. Diese Edixa entsprach bis auf wenige Details ziemlich genau den vorherigen Modellen aus den Jahren 1935-1939. Deswegen wird auch kaum jemand bemerken, dass ich im großen Foto (links) die Vorkriegsversion Edinex (0) zeige. Wesentlicher Unterschied ist der neu konstruierte Gehäuseauslöser (zuvor am Objektiv). Das Foto rechts zeigt die Nachkriegsausführung mit geringfügig veränderter Zählwerksplatte, neuen Knöpfen und dem Gehäuseauslöser.

Wegen ihrer leicaähnlichen Konstruktion - das Objektiv sitzt (wie Elmar oder Summar) bei allen Modellen in einem ausziehbaren Tubus - galt die Edinex auch als "Nachbau der Compur-Leica. Das dies nicht ganz unberechtigt war, zeigt auch diese Edixa (I), bei der die Bedienung nahezu identisch mit älteren Leica-Standard-Modellen war. Sogar der per Bajonett aufsteckbare Leitz-Entfernungsmesser passt... Eine Typenangabe ist auf der Kamera nicht zu finden, lediglich die "Wirgin"-Gravur auf der Zählwerksplatte gibt einen Hinweis auf den Hersteller. Von dieser Kamera sind nur zwei Objektiv-/Verschlusskombinationen bekannt.

Modellübersicht Edixa (I)

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Edixa (I)
1948/49
Gehäuse wie Vorkriegsversionen, neu gestaltete Deckkappe, Gehäuseauslöser Prontor-S Schneider Radionar 2,9/5 cm
Edixa (I)
1948/49
Gehäuse wie Vorkriegsversionen, neu gestaltete Deckkappe, Gehäuseauslöser Prontor-S Enna Ennagon 3,5/5 cm


Edinex I / II - EDIXA GMBH, Wiesbaden

EdinexEdinex IDie Edinex war im Jahr 1951 nach der ersten Wirgin-Nachkriegsversion der Edixa (I) das zweite Kameramodell aus Wiesbaden. Das Gehäuse und auch die übrige Bauweise basierten noch auf dem Vormodell. Die Deckkappe war jedoch eine komplette Neukonstruktion. Neben der Suchergehäuse-Gravur "EDINEX" trugen spätere Modelle auch noch die Gravur "I".

Zur Wirgin-Firmengeschichte finden Sie Einiges bei der oben beschriebenen Edixa. In diese Geschichte passt sich auch diese Edinex ein, die in der namensgleichen Kleinbildkamera aus dem Jahr 1934 ihr Vorbild hat.

Wegen ihrer - abgesehen vom bauchigen Gehäuse - leicaähnlichen Bauart, auch das Objektiv sitzt (wie Elmar oder Summar) in einem ausziehbaren Tubus, galt die Edinex auch als "Nachbau der Compur-Leica. Das dies nicht ganz unberechtigt war, zeigt die Vorversion, bei der die Bedienung nahezu identisch mit älteren Leica-Standard-Modellen war. Sogar der per Bajonett aufsteckbare Leitz-Entfernungsmesser passt auf die Edixa...

Das Spitzenmodell III dieser Edinex / Edixa-Kamerareihe finden Sie in der Gruppe 3 weiter unten.

Modellübersicht Edinex

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Edinex (I) s. Foto
1950
Gehäuse wie Vorkriegsversionen, neu gestaltete Deckkappe Vario Stable Kata 2,8/50
Edinex (I)
1950
Gehäuse wie Vorkriegsversionen, neu gestaltete Deckkappe Pronto Edinar 3,5/43
Edinex (I)
1950
119,50
Gehäuse wie Vorkriegsversionen, neu gestaltete Deckkappe Pronto Schneider Radionar 2,9/50 oder Steinheil Culminar 2,8/42
Edinex I
1951
Gehäuse wie Vorkriegsversionen, neu gestaltete Deckkappe Compur Stable Kata 2,8/50
Edinex II
1951
Gehäuse wie Vorkriegsversionen, neu gestaltete Deckkappe Prontor-S Steinheil Cassar 2,8/50

EDIXA

Edina / Edixa / EDIXA I+II / Wirgin - EDIXA GMBH, Wiesbaden

Mit dem Namen Edixa verbinden wohl die meisten Photographica-Sammler die Kleinbild-Spiegelreflexkamera mit M42-Objektivanschluss. Doch wurden in Wiesbaden schon sehr viel früher Kameras aller Art gebaut. Zugegeben, in Deutschland waren sie nicht sehr bekannt und auch nur wenig verbreitet. Die allermeisten Photoerzeugnisse aus Wiesbaden wurden in den USA verkauft, wo Wirgin in Person der Bruders Max des Wiesbadener Firmeninhabers eine sehr aktive Niederlassung betrieb. Zur Wirgin-Firmengeschichte finden Sie beim zuvor beschriebenen Modell Edixa (I) noch ein wenig mehr.

Während mit der "Edixa I" und der "Edinex" im Jahr 1948 zunächst die Fertigung der Vorkriegskameras wieder aufgenommen wurde, ist diese ab 1953 gebaute Kamerareihe Edina / Edixa eine Neuentwicklung.
Abgesehen von geringen modelltechnischen Unterschieden wurden die Kameras unter den Namen "Edina", "Edixa" oder "Wirgin" (Fotos links) vertrieben. Dabei waren üblicherweise der Herstellername auf die Front und der Kameraname auf den Deckel graviert, gelegentlich aber auch umgekehrt!


Die erste Version der neukonstruierten EDIXA aus dem Jahr 1953,hier mit Gauthier VERO-Verschluss und Steinheil Cassar 1:3,5/40(!) mm



Wirgin EdixaEdixaAuch andere Verschluss-/ Objektivkombinationen als in der Tabelle unten aufgeführt lassen sich finden. Soweit die Geräte damals in Deutschland überhaupt erhältlich waren, wurden sie vergleichsweise preiswert angeboten. Allerdings sind auch nicht für alle in der Tabelle enthaltenen Kameras DM-Verkaufspreise bekannt.

Der Entfernungsmesser verwendete im Übrigen das eher seltene Teilbild-Prinzip (wie Agfa Karat). Es gibt hier für Sammler also noch Einiges zu entdecken...


EDIXA II aus dem Jahr 1954, Messsucherkamera mit gekuppeltem Entfernungsmesser, hier mit Prontor SVS-Verschluss und ISCO Isconar 1:2,8/43 mm

Modellübersicht Edina / Edixa / Wirgin

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Edina
1952
115,-
Schnellaufzug, gekuppelter Entfernungsmesser (!) Pronto Isco Isconar 2,8/43
Edina
1952
135,-
Schnellaufzug, gekuppelter Entfernungsmesser (!) Prontor SVS Steinheil Cassar 3,5/43
Edixa / Wirgin (Foto)
1953
69,-
"WIRGIN" Front- / "EDIXA"-Deckelgravur, Schnellaufzug Vero Steinheil Cassar 3,5/40
Edixa / Wirgin
1953
"WIRGIN" Front- / "EDIXA"-Deckelgravur, Schnellaufzug Vero / Vario Steinheil Cassar 2,8/45
Edixa I / Wirgin
1954
69,-
"WIRGIN" Front- / "EDIXA"-Deckelgravur, Schnellaufzug Vario Edinar 3,5/43
Wirgin / Edixa I
1954
69,-
"Edixa" Front- / "WIRGIN"-Deckelgravur, Schnellaufzug Vario Edinar 3,5/43
Edixa I / Wirgin
1953
"WIRGIN" Front- / "EDIXA"-Deckelgravur, Schnellaufzug Pronto Steinheil Cassar oder ENNA Ennagon 2,8/45
Edixa II
1954
148,50
Schnellaufzug, gekuppelter Entfernungsmesser (Edina-Nachfolger) Prontor SVS Steinheil Cassar 3,5/43
Edixa II (s. Foto)
1954
164,-
Schnellaufzug, gekuppelter Entfernungsmesser (Edina-Nachfolger) Prontor SVS Isco Isconar 2,8/43
Edixa I-L
1954-1957
98,-
Schnellaufzug Prontor SVS ENNA Ennit 2,8/45
Edixa II-L
1954-1957
Schnellaufzug, gekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS Isco Westar / Westanar 2,8/45



Franka / Franka REKORD - Franka-Werk, Wolfgang Hirschmann, Bayreuth

FrankaAnders als viele andere Hersteller der 50er Jahre gehört das Franka-Werk zu den Traditionsunternehmen, die bereits vor dem 2. WK Fotogeräte herstellten. Schon 1917 übernahm Wolfgang Hirschmann die bereits bestehende Produktionsstätte. In den Vorkriegsjahren wurden jedoch ausschließlich preiswerte Rollfilm-Klappkameras hergestellt. Im Jahr 1961 kaufte Wirgin (Edixa) das Werk, stellte die Fertigung in Bayreuth jedoch bald ein.

Mit der offizell nur als "Franka" bezeichneten Franka Rekord begann 1946 der Einstieg in den Markt für Kleinbildkameras nur zögernd, obwohl die Kamera schon um 1940 beworben wurde. Die Gehäuseform lässt darauf schließen, dass sie für künftige Erweiterungen auch mit Meßsucher geplant war; jedoch sind von diesem Modell nur zwei Versionen und eine Exportvariante bekannt. Diese erste Kleinbild-Franka wurde auch nur bis 1950 gebaut. Erst mit der in einem neuen Gehäuse ab Mitte der 1950er Jahre angebotenen Frankarette gelangen dem Unternehmen auch mit Kleinbildkameras beachtliche Verkaufserfolge (s Vorstellung weiter unten).


Das Foto zeigt eine Franka REKORD in der zwischen 1948 bis 1951 angebotenen Ausführung. Trotz guter technischer Ausstattung - sogar mit Schnellaufzug - blieben die Verkaufserfolge jedoch aus.

Modellübersicht Franka

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Franka
1946-48
Verschluss-Schnellaufzug, Tiefenschärfentabelle auf Deckkappe, FRANKA-Gravur auf Verschlussgehäuse Compur Rapid Schneider Radionar 1:2,9/5 cm
Franka
1948
Verschluss-Schnellaufzug, Tiefenschärfentabelle auf Deckkappe, FRANKA-Gravur auf Verschlussgehäuse Compur Rapid Steinheil Cassar 1:2,9/5 cm
Franka RECORD (Exportvariante)
1948
Verschluss-Schnellaufzug, Tiefenschärfentabelle auf Deckkappe, RECORD-Gravur auf Verschlussgehäuse Compur Rapid Steinheil Cassar 1:2,9/5 cm
Franka REKORD s. Foto
1948-1951
Verschluss-Schnellaufzug, Tiefenschärfentabelle auf Deckkappe, Zubehörschuh, REKORD-Gravur Compur Rapid Schneider Radionar 1:2,9/5 cm

Frankarette Super

Frankarette - Franka-Werk, Wolfgang Hirschmann, Bayreuth

Mit der zuvor beschriebenen Franka Rekord begann der Einstieg in den Markt für Kleinbildkameras nicht besonders vielversprechend. In den Folgejahren widmete sich das Unternehmen zwischen 1950 und 1955 deshalb wieder ausschließlich den Rollfilmkameras.

Einer Neukonstruktion - der Frankarette - sollte 1955 ein Neustart gelingen. Nicht ohne Hintersinn wird dabei die bei etlichen Unternehmen erfolgreiche Namensendung "ette" verwendet worden sein. Akarette, Baldinette, Gloriette, Paxette, Retinette, Silette und noch einige mehr kamen bei Käufern preiswerter Kameras damals gut an. Und in diesem Segment waren seit jeher auch die Produkte aus Bayreuth angesiedelt. Vor allem im Export wurden die neuen Modelle zunächst auch nur unter dem Namen "Franka" angeboten.

Das Foto links zeigt eine Super Frankarette / Franka mit gekuppeltem Entfernungsmesser.
Im Bild rechts eine vom Müncher Kameravertrieb Obergassner unter deren Markennamen "OGA" angebotene Frankarette im gleichen Gehäuse, jedoch ohne Entfernungsmesser. Das E-Messer-Fenster des Super-Modells ist hier mit einem Alu-Plättchen abgedeckt.

Frankarette / OgaOffensichtlich war diese Idee so schlecht nicht, mit der ab Mitte der 1950er Jahre angebotenen Frankarette gelangen beachtliche Verkaufserfolge. Sie wurde in zahlreichen, weitgehend baugleichen Ausstattungs-Varianten als Franka oder Frankarette angeboten. Auch der bekannte Name "Solida" findet sich 1957 als Kleinbildkamera wieder - es handelt sich dabei ebenfalls um Varianten der Franka/Frankarette jedoch mit Anschluss für Wechselobjektive.

Franka lieferte auch viele sogenannte "Hausmarken", z.B. für Foto Quelle, Kaufhof (Reporter), Karstadt, Oga, Porst u.a. Bekannter als die Kleinbildkameras waren die in noch zahlreicheren Varianten gebauten Rollfilmkameras (Bonafix, Solida, Rolfix, Zweiformat) aus Bayreuth. Die letzten Franka/Frankarette wurden nach dem Verkauf an Wirgin als "Edixa" vertrieben. In meiner Tabelle ist aufgrund der Vielfalt von Namens- und Austattungsvarianten nur ein Auszug der Franka-Produktionspalette zu finden.

Um 1960 - kurz vor Verkauf des Werkes an Wirgin - wurde noch einmal das Gehäuse überarbeitet und fast alle Franka-Modelle erhielten eine neue Deckkappe.

Modellübersicht Frankarette

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Franka
1956
2 Sucherfenster (eins blind), Frontlinseneinstellung, Schnellaufzug Pronto oder Prontor SVS Isco Isconar 1:2,9/45 mm / Westar 1:2,9/45 mm
Franka
1956
2 Sucherfenster (eins blind), Frontlinseneinstellung, Schnellaufzug Pronto oder Prontor SVS Schneider Xenar 1:2,8/45 mm
Franka L
1956
eingebauter Belichtungsmesser (Gossen), Frontlinseneinstellung, Schnellaufzug Pronto oder Prontor SVS Isco Isconar 1:2,9/45 mm / Westar 1:2,9/45 mm
Franka Super (E)
1956
gekuppelter Entfernungsmesser, Frontlinseneinstellung Pronto oder Prontor SVS Isco Isconar 1:2,9/45 mm / Westar 1:2,9/45 mm
Franka Super (E)
1956
gekuppelter Entfernungsmesser, Frontlinseneinstellung Pronto oder Prontor SVS Schneider Xenar 1:2,8/45 mm
Frankarette
1956/57
2 Sucherfenster (eins blind), Schneckengang-Einstellung Pronto oder Prontor SVS Isco Isconar 1:2,9/45 mm / Westar 1:2,9/45 mm
Frankarette Foto rechts (OGA-Version)
1956/58
2 Sucherfenster (eins blind), Schneckengang-Einstellung Pronto oder Prontor SVS Schneider Xenar 1:2,8/45 mm
Frankarette L
1956-1958
210,-
eingebauter Belichtungsmesser (Gossen), Schneckengang-Einstellung Prontor SVS Schneider Xenar 1:2,8/45 mm
Solida 35
1956-1958
2 Sucherfenster (eins blind), Schneckengang-Einstellung, Wechselobjektiv Prontor SVS Schneider Xenar 1:2,8/50 mm
Solida 35 L
1957-1958
eingebauter Belichtungsmesser (Gossen), Schneckengang-Einstellung, Wechselobjektiv Prontor SVS Schneider Xenar 1:2,8/50 mm
Super Frankarette s. Foto oben
1958
gekuppelter Entfernungsmesser, Schneckengang-Einstellung Prontor SVS ENNA Ennit oder ISCO Westanar 1:2,8/45 mm
Super Frankarette
1957-1958
gekuppelter Entfernungsmesser, Schneckengang-Einstellung Prontor SVS Schneider Xenar 1:2,8/45 mm
Super Frankanette
1958
216,-
gekuppelter Belichtungsmesser (Gossen), Schneckengang-Einstellung Prontor SLK ENNA Ennit oder ISCO Westanar 1:2,8/45 mm
Super Frankarette L
1959
gekuppelter Entfernungsmesser + Nachführ-Belichtungsmesser (Gossen), Schneckengang-Einstellung Prontor SVS Schneider Xenar 1:2,8/45 mm



Ikonta 35 früh

Ikonta 35 / Contina (I) - Zeiss Ikon AG, Stuttgart

Zur Zeiss Ikon Historie gibt es soviele Informationen, dass ich hier darauf verzichten kann. Nur soviel sei gesagt, dass die geschichtliche Entwicklung der Fotografie in West- wie in Ostdeutschland ganz wesentlich von den Zeiss Werken in Dresden, Jena und Stuttgart mit bestimmt worden ist. Während die Kamerafertigung in Jena geringere Bedeutung hatte als die der Objektive, hat Zeiss Stuttgart die komplette fotografische Palette bedient. Als einer von wenigen deutschen Kameraherstellern verbaute Zeiss neben den (in den allermeisten Fällen) selbst hergestellten Objektiven anfangs auch eigene Verschlüsse. Allerdings hat Zeiss durch nicht immer glückliche Unternehmensentscheidungen auch in nicht unerheblichem Maße mit zum Niedergang der (west)deutschen Kamerafertigung beigetragen.

Zeiss-Kameras standen bei mir nie in vorderen Reihen meiner fotografischen Interessen. Deshalb ist Zeiss auch in meiner Sammlung nur sehr spärlich vertreten. Diese Ikonta 35 (spätere Contina) ist aufgrund ihres eigenwilligen Aussehens und Aufbaus eine der wenigen Ausnahmen. Die Ikonta hat auf ihrer Deckkappe - bis auf die Filmmerkscheibe - keine Bedienungselemente. Dafür findet sich unter einer Schraube auf der rechten Seite der Gewindeanschluss für Stativ und Blitz....

Ikonta 35 - 2. VersionIkonta 35 war nach Kriegsende im Jahr 1948 die erste Neuentwicklung aus Stuttgart. Ihr Name wurde von der großen Schwester mit dem weltweiten Ruf entlehnt. Nach 1954 wurden die Kameras nahezu unverändert bis 1957 als Contina weitergebaut, auch eine Contina II mit ungekuppeltem Entfernungsmesser wurde noch als Spreizenkamera angeboten. In der fast zehnjährigen Bauzeit gab es so gut wie keine mechanischen Veränderungen. Auf die Besonderheit der Deckkappe wies ich schon hin. Beim ersten Modell fand sich noch eine Zeiss-Ikon-Gravur auf dem Sucherbuckel, bei der zweiten Version war der Aufsteckschuh drübergeschraubt.

Wie bei der Kodak Retina sind auch bei den Zeiss Kameras die Typennummern wichtige Unterscheidungsmerkmale. Im Gegensatz zu den Retinas sind die Zeiss-Nummern meist als Prägung in der Belederung zu finden. Die Ikonta trägt durchgängig, also auch nach ihrer Umbenennung in Contina, die Nummer 522/24.





Die Fotos zeigen oben eine Ikonta aus dem ersten Produktionsjahr mit einem unbezeichneten Gauthier-Verschluss 1-1/250s und in der Aufsicht ein späteres Modell mit Aufsteckschuh und Prontor-S-Verschluss. In dem Aufsichtsfoto ist die (meist fehlende) Blindschraube zu sehen, mit der das Stativgewinde in der Deckkappe bei Nichtgebrauch verschlossen wird.

Modellübersicht Ikonta 35 / Contina

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Ikonta 35 (522/24)
1948
152,-
ohne Sucherschuh, Prägung "Zeiss Ikon" auf der Deckkappe Gauthier-Verschluss 1-1/250s Novar 4,5/4,5 cm (unvergütet)
Ikonta 35 (522/24)
1948-1950
145,-
ohne Sucherschuh, Prägung "Zeiss Ikon" auf der Deckkappe Prontor S-Verschluss 1-1/300s Novar 4,5/4,5 cm
Ikonta 35 (522/24)
1948-1950
224,-
ohne Sucherschuh, Prägung "Zeiss Ikon" auf der Deckkappe Compur-Rapid Schneider Xenar 2,8/4,5 cm
Ikonta 35 (522/24) 2. Serie
1950-1952
145,-
mit Sucherschuh, "Zeiss Ikon" nur auf dem Objektivring Prontor-S Novar 3,5/4,5 cm
Ikonta 35 (522/24) 2. Serie
1950-1952
190,-
mit Sucherschuh, "Zeiss Ikon" nur auf dem Objektivring Compur-Rapid Schneider Xenar 2,8/4,5 cm
Ikonta 35 (522/24) 2. Serie
1950-1952
220,-
mit Sucherschuh, "Zeiss Ikon" nur auf dem Objektivring Compur-Rapid Zeiss Opton Tessar 2,8/4,5 cm
Ikonta 35 (522/24) 3. Serie
1952/1953
160,-
mit Sucherschuh, blanker Objektivring, "Zeiss Ikon" auf der Belederung Prontor SVS Novar 3,5/4,5 cm
Ikonta 35 (522/24) 3. Serie
1952/53
245,-
mit Sucherschuh, blanker Objektivring, "Zeiss Ikon" auf der Belederung Synchro Compur Zeiss Opton Tessar 2,8/45 mm
Contina (I) (522/24)
1953-1957
122,-
blanker Objektivring, "Zeiss Ikon" auf der Belederung Pronto Zeiss Novar 3,5/45 mm
Contina (I) (522/24)
1953-1957
160,-
blanker Objektivring, "Zeiss Ikon" auf der Belederung Prontor SVS Zeiss Novar 3,5/45 mm
Contina (I) (522/24)
1953-1957
242,-
blanker Objektivring, "Zeiss Ikon" auf der Belederung Synchro Compur Zeiss Tessar 2,8/45 mm



Iloca IIa - Iloca-Camera-Werk, Wilhelm Witt, Hamburg

Iloca IIa

Ihren Namen erhielten die Hamburger Kameras nach ihrem Gründer Walter Illing, der dort 1947 eine feinmechanische Werkstatt gründet. Diese wurde 1950 von Wilhelm Witt übernommen, nachdem die Fertigung 1 Jahr zuvor in größere Räume verlegt worden war.

Iloca produzierte seit 1947 Kleinbildkameras. Wie damals üblich, wurden Kameraverschlüsse und Objektive von Spezialherstellern bezogen. Die Objektive erhielten dabei ein "Ilitar"-Namensschild, stammten aber meist von Enna oder Isco, zuletzt auch von Steinheil.

Das Unternehmen entwickelte 1958 eine weltweit erste automatische Motorkamera für Kleinbild. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten bei den Verschlüssen musste Witt Konkurs anmelden in dessen Folge das Werk von Agfa übernommen wurde. Die Produktion in Hamburg wurde 1961 eingestellt, die Motorkamera wurde von Agfa mit geringfügigen Änderungen als Selecta-m noch kurze Zeit weiter gebaut.

Die Iloca I war um 1948 das erste Kleinbildkamera-Modell aus dem Hamburger Werk, noch unter der Regie seines Gründers Illing entwickelt. Es war eine einfache und preiswerte aber grundsolide gebaute Kamera, die vom Start weg recht erfolgreich war. Der Verschluss war anfangs eine frühe Version des Vario, mit dem üblichen Auslöser am Objektiv. Der Verschlussaufzug war noch nicht mit dem Filmtransport gekuppelt. Die Folgeversion Ia unterschied sich neben dem neuen Verschluss, der jetzt einen Gehäuseaulöser ermöglichte nur in Details, etwa durch das in die Deckplatte eingelassene Bildzählwerk. Das Foto zeigt eine Iloca IIa mit Prontor-SV-Verschluss und gekuppeltem Entfernungsmesser.


Modellübersicht

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Iloca IIa
1950
186,-
Gehäuseauslöser, gekuppelter Entfernungsmesser Prontor-SV Verschluss 1 - 1/300s, B, Selbstauslöser 3-linsiges Objektiv Iloca Ilitar 1:3,5/45mm

Iloca Rapid I, IB, IL, IIL - Iloca-Camera-Werk, Wilhelm Witt, Hamburg

Iloca Rapid IILDas von Walter Illing 1947 gegründete und 1950 von Wilhelm Witt übernommene Kamerawerk produzierte bis Mitte der 1950er Jahre - bis auf die Stereokameras 24x33 - einfach ausgestattete Kleinbildkameras. Kameraverschlüsse und Objektive (mit Namensgravur "Ilitar") wurden von Spezialherstellern bezogen. Mit steigendem Lebensstandard in den 50ern wuchsen auch bei den "Fotoamateuren" Wünsche nach höherwertigen oder besser ausgestatteten Geräten. Dem wollte auch Iloca 1956 mit der Rapid entsprechen.

Iloca Rapid IILWie auch schon damals mittlerweile üblich, wurde die Iloca Rapid vom Hamburger Werk im Baukastenkonzept entwickelt. Die einfachste - und mit 132 DM noch recht preiswerte - Version entsprach dabei der mittlerweile auch mit einem neuen kantigeren Gehäuse aufgewerteten Iloca Quick. Im Unterschied zur Quick erhielten die Rapid einen Schnellaufzug. Die Objektive stammen jetzt überwiegend von Steinheil und sind auch als solche gekennzeichnet. Eine Luxusversion konnte mit einem Rodenstock Heligon 2,0/50 gekauft werden. Die Ausstattungsvarianten sind der folgenden Tabelle zu entnehmen.

Die Fotos zeigen eine Iloca Rapid IIL mit Prontor-S-Verschluss


Modellübersicht

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Iloca Rapid
1956
132,-
Schnellaufzug, ohne E-Messer Prontor SV-Verschluss 1 - 1/300s, B 3-linsiges Objektiv Steinheil Cassar 1:2,8/45mm
Iloca Rapid I
1956
158,-
Schnellaufzug, ohne E-Messer Compur-Rapid LW 1 - 1/500s, B 3-linsiges Objektiv Steinheil Cassarit 1:2,8/50mm
Iloca Rapid IL
1956
208,-
Schnellaufzug, ohne E-Messer, Metraphot-Belichtungsmesser Compur-Rapid LW 1 - 1/500s, B 3-linsiges Objektiv Steinheil Cassarit 1:2,8/50mm
Iloca Rapid B
1956
198,-
Schnellaufzug, gekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS LW 1 - 1/500s, B 3-linsiges Objektiv Steinheil Cassarit 1:2,8/50mm
Iloca Rapid B
1956
198,-
Schnellaufzug, gekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS LW 1 - 1/500s, B 4-linsiges Objektiv Ilitar Super 1:2,8/50mm
Iloca Rapid IIL
1956
238,-
Schnellaufzug, gekuppelter Entfernungsmesser, Metraphot-Belichtungsmesser Compur-Rapid LW 1 - 1/500s, B 3-linsiges Objektiv Steinheil Cassarit 1:2,8/50mm
Iloca Rapid IIL
1956
225,-
Schnellaufzug, gekuppelter Entfernungsmesser, Metraphot-Belichtungsmesser Prontor SVS LW 1 - 1/300s, B 3-linsiges Objektiv Steinheil Cassar S 1:2,8/50mm
Iloca Rapid IIL
1956
330,-
Schnellaufzug, gekuppelter Entfernungsmesser, Metraphot-Belichtungsmesser Synchro-Compur LW 1 - 1/500s, B 6-linsiges Objektiv Rodenstock Heligon 1:2,0/50mm



Paxette (I) - Camera-Werk Carl Braun, Nürnberg

Ur-PaxetteDie seit 1906 bestehende Karl Braun KG fertigte zwar schon vor dem 2. Weltkrieg optische Geräte, jedoch keine Kameras. Erst 1948 und nach Umbenennung in Carl Braun Camerawerk begannen die Nürnberger mit dem Bau von Fotoapparaten. Anfangs waren es Boxen, Imperial oder Ideal und einfache 6x6-Rollfilmgeräte, wie Norca, Pax oder Paxina. 1950 wurde dann mit der Paxette das erste Kleinbildmodell vorgestellt. Die Paxette mauserte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer der erfolgreichsten deutschen Kameras.
Paxette Tabelle
Die hübsche kleine Kamera bot in einer Vielzahl an Ausstattungs-, Objektiv- und Verschlussvarianten zu ihrer Zeit alles, was der Fotoamateur brauchte. Gleich bei ihrer Vorstellung war sie ein Erfolg.

Wo sonst gab es für 120 Mark eine Kleinbildkamera mit Prontor SVS Verschluss und einem Objektiv in Lichtstärke 1:2,8? Dazu hatte die Kamera noch einen Belichtungsmesser an Bord, keinen elektrischen zwar aber das optische Lichtband lieferte für den Normalgebrauch passende Einstellwerte. Die erforderliche Zeit-/Blendentabelle (Bild rechts) dazu war auf die Bereitschaftstasche genietet.

Paxette Ur

Ihren umgangssprachlichen Beinamen "Lehrer-", "Beamten-" oder "Studienrat-Leica" erhielt sie durchaus zu recht. Bei nahezu identischer Praxistauglichkeit wie der berühmte Platzhirsch konnte die Paxette um etliche D-Mark günstiger erstanden werden. Nach meinem eigenen Fotostart mit einer Dacora Digna war die Wechseloptik-Paxette (neben der Akarelle) meine Wunschkamera, nach der ich mir immer die Nase an den Schaufenstern der Fotogeschäfte plattdrückte. Doch das Taschengeld reichte leider nicht...

Paxette (1)Paxette IMSchon 1951 gab es die Paxette in diversen Objektiv-/Verschlusskombinationen ab 99 DM zu kaufen. Bis auf die modifizierte Deckkappe und einen Schnellschalthebel blieb das Gehäuse in den ersten Jahren weitgehend unverändert. Gab es anfangs nur die "Paxette", wurden erst mit Erscheinen der Wechseloptik-Paxette II (1953) die Modelle mit fest eingebauter Optik zur Paxette I.

War die Klassifizierung nach I, Ia, Ib, IM, II oder Super Paxette (mit Meßsucher) schon damals nicht wirklich übersichtlich, geht die Typisierung bei Sammlern heute ziemlich durcheinander. In der Sammler-Nomenklatur gehören alle Paxetten ohne Wechseloptik zum Typ I. Mit meiner Aufstellung habe ich mich um ein wenig Ordnung bemüht. Sicher werden noch weitere oder andere Kombinationen zu finden sein.


In den drei kleinen Fotos erkennen Sie die sich wandelnde Gestaltung der Deckkappe bei den frühen Paxetten. Oben das noch recht rustikale Oberdeck der Ur-Paxette, darunter die schon mit etwas mehr Aufwand gearbeitete und verchromte Kappe des Folgemodells. Bei beiden waren die Drehknöpfe aus Rohaluminium und sind heute oft ziemlich unansehnlich. Erst mit der überarbeiten stufigen Deckkappe ab 1953 (Foto rechts Paxette IM mit Objektiv Stable Kata 1:2,8/45 mm) wurden auch die Knöpfe gefälliger.



Modellübersicht Paxette / Paxette I


Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Paxette - Ur-Modell
1950/1951
99,-
Flache Deckkappe, Aufsteckschuh darin eingelassen, optischer Belichtungsmesser Pronto Staeble Kata (Kataplast), Roeschlein Pointar oder Steinheil Cassar 2,8/45
Paxette - Ur-Modell (Foto oben)
1950/1951
120,-
Flache Deckkappe, Aufsteckschuh darin eingelassen, optischer Belichtungsmesser Prontor-S Staeble Kata (Kataplast), Roeschlein Pointar oder Steinheil Cassar 2,8/45
Paxette (I)
1951/1952
99,-
Aufsteckschuh in flache Deckkappe eingesetzt, optischer Belichtungsmesser Pronto Staeble Kata (Kataplast), Roeschlein Pointar oder Steinheil Cassar 2,8/45
Paxette I
1952/1953
120,-
Aufsteckschuh in flache Deckkappe eingesetzt, optischer Belichtungsmesser Prontor-S Staeble Kata (Kataplast), Roeschlein Pointar oder Steinheil Cassar 2,8/45
Paxette I / Schnellaufzug
1953
120,-
Aufsteckschuh in flache Deckkappe eingesetzt, optischer Belichtungsmesser Prontor-S Staeble Kata (Kataplast) oder Steinheil Cassar 2,8/45
Paxette I / Schnellaufzug
1953/1954
120,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, optischer Belichtungsmesser Prontor-S Staeble Kata (Kataplast) oder Steinheil Cassar 2,8/45
Paxette IM / Schnellaufzug
1953/1958
132,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, ungekuppelter Entfernungsmesser Prontor-S / Prontor SVS Staeble Kata (Kataplast), Roeschlein Pointar 2,8/45
Paxette IM / Schnellaufzug
1954/1958
144,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, ungekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS Steinheil Cassarit oder Steinheil Cassar 2,8/45
Paxette I / Schnellaufzug
1954
99,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, optischer Belichtungsmesser Vario Staeble Kataplast 3,5/45
Paxette Ia / Schnellaufzug
1954/1958
120,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, optischer Belichtungsmesser Prontor SVS Staeble Kata (Kataplast) oder Steinheil Cassar 2,8/45
Paxette Ia / Schnellaufzug
1956/1958
132,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, optischer Belichtungsmesser Prontor SVS LW ENNA Plastigon 2,8/50
Paxette Ib / Schnellaufzug
1956
99,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, optischer Belichtungsmesser Pronto Staeble Kata oder Steinheil Cassar 2,8/45
Super Paxette Ib
1955/1956
138,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, gekuppelter Entfernungsmesser Pronto Staeble Kata oder Steinheil Cassar 2,8/45
Super Paxette I
1956/1958
159,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, gekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS Steinheil Cassarit 2,8/45

Paxette II und Super Paxette II finden Sie in Gruppe 3.



Photavit 24x24 - Photavit-Werk, Nürnberg (ehem. Bolta-Werk)

Photavit IV Die Ur-Version der Photavit wurde bereits 1935 von Johann Bolten entwickelt, der später in die USA emigrierte und dort weiter Kameras herstellte. Die ersten "Boltavit"-Kameras benutzten noch Spezial-Rollfilm für das Format 25x25 mit 40mm-Objektiven. Ab 1938 entstanden die Modelle I-III, ab 1947 die Photavit IV und V.

"Die kleinste Camera der Welt für den 35mm Normalfilm erobert die Welt" war der Werbespruch für ein Kleinod deutscher Kamerabaukunst der frühen Nachkriegsjahre. Die Photavit verwendet zwar normalen Kleinbildfilm, benötigt aber Spezialkassetten für 25 Aufnahmen im Format 24x24. Sie wurde noch einige Jahre in etlichen Verschluss-/Objektivkombinationen Versionen gebaut und um 1955 eingestellt. Preisunterschiede zwischen 95 bis 190 DM resultierten aus unterschiedlicher Verschluss- und Objektivbestückung.
Photavit






Das Foto zeigt eine Photavit IV mit Compur-Verschluss und Schneider Xenar. Im rechten Foto sehen Sie eine komplette Photavit-Ausrüstung mit Spezial-Filmkassetten und dem zur Befüllung der Kassetten notwendigen Umspulgerät.

Modellübersicht

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Boltavit / Photavit 25x25
1935-1937
RM 14,50 - RM 57,-
Ganzmetallgehäuse schwarz oder verchromt Photavit Spezial / Prontor II Boltar 7,7/40 / Corygon, Trioplan o. Pololyt 4,5/40 / Trioplan 3,5/40 / Corygon 2,9/40
Photavit I-III 24x24
1938
Metallgehäuse schwarz oder chrom diverse diverse
Photavit IV
1947
152,-
Metallgehäuse Compur-Rapid 1-1/500s Schneider Xenar 3,5/37,5mm
Photavit IV
1948
182,-
Metallgehäuse Prontor-S 1-1/300s Schneider Xenar 2,8/37,5mm
Photavit IV
1949
98,-
Metallgehäuse schwarz Prontor II 1-1/200s Schneider Radionar 3,5/37,5mm
Photavit IV
1949
141,-
Metallgehäuse chrom Prontor-S 1-1/300s Schneider Radionar 3,5/37,5mm
Photavit IV
1949
146,-
Metallgehäuse chrom Compur-Rapid 1-1/500s Schneider Radionar 3,5/37,5mm
Photavit IV
1949
160,-
Metallgehäuse chrom Compur-Rapid Schneider Xenar 3,5/37,5mm
Photavit IV (s. Foto)
1949
186,-
Metallgehäuse chrom Compur-Rapid Schneider Xenar 2,8/37,5mm
Photavit V
1950
105,-
Metallgehäuse chrom Vario Luxar 2,9/38mm
Photavit V
1951
120,-
Metallgehäuse chrom Prontor-S Luxar 2,9/38mm
Photavit V
1951
129,-
Metallgehäuse chrom Prontor-SV Luxar 2,9/38mm
Photavit V
1951
180,-
Metallgehäuse chrom Compur-Rapid Schneider Xenar 2,8/37,5mm



Retina I / Ia / Ib - Kodak AG, Stuttgart

Retina (Type 117)Retina IbSeit 1934 hatte Kodak mit der Retina aus dem 1931 gekauften Nagel-Werk in Stuttgart einen Kleinbildklassiker im Rennen. Nach dem Start von Contax und Leica, die schon damals in einer anderen Klasse spielten, begründete die kleine Retina einen neuen Typ Kleinbildkamera. Die Klapp- oder Spreizenkamera war vielen Fotofreunden vom Rollfilm vertraut, so dass die gleichartig konstruierte Retina von Anbeginn zum Vertrauen in das neue Format beitrug. Viele Konkurrenten von Agfa bis hin zu Zeiss boten in der Folgezeit bis noch weit in die 1950er Jahre gleichartige Kameras an. Das linke Foto zeigt die Ur-Retina (Type 117)

Auch nach Kriegsende blieb Kodak diesem Kameratyp treu. Schon 1945 wurde die bereits seit 1939 angebotene Retina I wieder produziert (Type 010). 1949 folgte ein überarbeitetes Modell mit neuer Deckplatte (Type 013) und 1951 erhielt die Retina Ia (Type 015) einen Schnellaufzug. Obwohl die Konkurrenten mittlerweile von der Spreizenkamera zum festen Objektivtubus wechselten, blieb Kodak der guten alten Klappkamera noch lange treu. Die Retina Ib erschien 1954 mit einem - von der Klappe abgesehen - völlig überarbeiteten Gehäuse. Der Schnellaufzug wanderte auf den Kameraboden und war in dieser Form ein Identifikationsmerkmal der Retina bis zu ihrem Lebensende Ende der 60er Jahre. Erst 1959 vollzog auch die Retina den Wechsel vom Objektivtürchen zum fest in das Gehäuse eingebauten Objektiv.

Retina IaDie von Kodak für die Retinas wahlweise lieferbare Objektivpalette ist Legende. Ich kann in meiner Aufstellung unten nur ein Auswahl aufführen. Lediglich die Ib (Type 018) ist normalerweise nur mit einem Xenar 2,8/50 zu finden. Hingegen hielten die Retinas beim Verschluss treu zum Hersteller Deckel, alle sind mit Compur-Verschlüssen bestückt. Allerdings kann man um 1952 herum davon zwei verschiedene Versionen finden - den Compur Rapid und den neueren Synchro Compur.

Als Sammler hat mit den Retinas also Einiges zu tun. Bei den Typenbezeichnungen muss zudem nicht nur a, b oder c unterschieden, sondern auch noch auf Groß- und Kleinschreibung dieses Zusatz-Buchstabens geachtet werden! Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen Kameraversionen ist nur der aus Typ + Zahl bestehende Zusatz. Doch dieser steht leider nicht auf den Kameras sondern ist nur in der Literatur zu finden.




Bei der ersten Retina (Ia) mit Schnellaufzug war dieser - wie auch bei den meisten anderen Herstellern üblich - oben auf der Kamera zu finden. Erst die folgenden Modelle konnten dann die bei Kodak immer mit Spannung erwartete Inovation vorweisen, der Schnellaufzug wanderte auf die rechte Seite des Kamerabodens. Das fand so viele Nachahmer nicht.....

Retina I, Ia, Ib

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Retina I (Type 010)
1945-1949
~100 RM
stufiger Deckel (zweiteilig); ohne Aufsteckschuh, sonst ähnlich Vorkriegsversion Type 148 Compur / Compur-Rapid Schneider Retina-Xenar 3,5/5 cm (anfangs noch unvergütet)
Retina I (Type 010)
1945-1949
~100 RM
stufiger Deckel (zweiteilig); ohne Aufsteckschuh, sonst ähnlich Vorkriegsversion Type 148 Compur / Compur-Rapid Kodak Anast. oder Ektar 3,5/5 cm oder 50 mm
Retina I (Type 010)
1945-1949
~100 RM
stufiger Deckel (zweiteilig); ohne Aufsteckschuh, sonst ähnlich Vorkriegsversion Type 148 Compur / Compur-Rapid Rodenstock Ysar 3,5/5 cm
Retina I (Type 013)
1949-1950
156,-
einteiliger Deckel mit Aufsteckschuh Compur-Rapid Schneider Retina-Xenar 3,5/50
Retina I (Type 013)
1949-1950
190,-
einteiliger Deckel mit Aufsteckschuh Compur-Rapid Schneider Retina-Xenar 2,8/50
Retina I (Type 013)
1949-1950
einteiliger Deckel mit Aufsteckschuh Compur-Rapid Kodak Ektar 3,5/5
Retina Ia (Type 015) Foto
1951-1952
156,-
einteiliger Deckel mit Aufsteckschuh, Schnellaufzug Compur-Rapid Schneider Retina-Xenar 3,5/50
Retina Ia (Type 015)
1952-1954
188,-
einteiliger Deckel mit Aufsteckschuh, Schnellaufzug Synchro Compur Schneider Retina-Xenar 3,5/50
Retina Ia (Type 015)
1951-1954
218,-
einteiliger Deckel mit Aufsteckschuh, Schnellaufzug Compur-Rapid / Synchro Compur Schneider Retina-Xenar 2,8/50
Retina Ia (Type 015)
1951-1954
einteiliger Deckel mit Aufsteckschuh, Schnellaufzug Compur-Rapid / Synchro Compur Kodak Ektar 3,5/50
Retina Ib (Type 015)
1954-1958
198,-
neues Gehäuse (wie Retinette), Schnellaufzug am Kameraboden Synchro Compur Schneider Retina-Xenar 2,8/50
Retina IB (Type 019)
1957-1958
246,-
größtere Deckkappe mit eingeb. Belichtungsmesser, Schnellaufzug am Kameraboden Synchro Compur Schneider Retina-Xenar 2,8/50
Retina IB (Type 019 2. Serie)
1958-1960
246,-
Großbildsucher (2 Fenster), eingeb. Belichtungsmesser Synchro Compur Schneider Retina-Xenar 2,8/50



Retinette - Kodak AG, Stuttgart

Retinette 022Seit 1934 hatte Kodak mit der Retina aus dem 1931 gekauften Nagel-Werk in Stuttgart einen Kleinbildklassiker im Rennen. Nach dem Start von Contax und Leica, die schon damals in einer anderen Klasse spielten, begründete die kleine Retina einen neuen Typ Kleinbildkamera. Die Klapp- oder Spreizenkamera war vielen Fotofreunden vom Rollfilm vertraut, so dass die gleichartig konstruierte Retina von Anbeginn zum Vertrauen in das neue Format beitrug. Viele Konkurrenten von Agfa bis hin zu Zeiss boten in der Folgezeit bis noch weit in die 1950er Jahre gleichartige Kameras an.

Doch spätestens seit Erscheinen von Akarette, Paxette oder Vito B geriet die Welt für Kodak in Unordnung. Plötzlich wurde die Retina zum teuren Sonderling unter den Kleinbildkameras. Kodak reagierte zwar schon 1949 mit einer Spar-Retina, der Retinette (Typ 012). Doch brachte diese, neben einem schwachbrüstigen 1:4,5-Objektiv auch noch - ebenso die nachfolgende Retinette (017) - den Klappmechanismus mit.

Erst zu Weihnachten 1954, fast zeitgleich mit der Voigtländer Vito B, kam die Retinette (022, s. Foto) mit festem Objektivtubus in die Läden. Sie wurde ein Verkaufshit, nach der Agfa Silette die in den 50er Jahren wohl meistverkaufte Kleinbildkamera. Ihr Preis lag zunächst mit 118 DM knapp unter der Vito B, dafür hatte sie den Renommierverschluss Compur-Rapid an Bord. Nach dem erfolgreichen Verkaufsstart hob man den Preis schon kurz darauf auf 128 DM an. Bis 1958 wurden von der Retinette fast 250.000 Exemplare verkauft! Alternativ-Retinetten mit anderer Optik oder Verschluss gab es für den deutschen Markt keine, dafür war ja schließlich die Retina noch im Angebot.


Retinette (Typ 022) mit Schneider Reomar 3,5/45 und Compur-Rapid-Verschluss


Retinette (Typ 022)

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Retinette
1954
118,-
Schnellaufzug, Aufsteckschuh, Synchro-Anschluss noch am Verschluss Compur-Rapid Schneider Reomar 3,5/45
Retinette (s. Foto)
1955-1958
128,-
Schnellaufzug, Aufsteckschuh, Synchro-Anschluss jetzt in der Frontplatte Compur-Rapid / Compur Schneider Reomar 3,5/45




Solinette / Super Solinette - Agfa Kamerawerk AG, München

SolinetteIn Sachen Kleinbildkamera ging Agfa von Beginn an einen anderen Weg als die Konkurrenten. Während Kodak mit dem 135er Film und der Retina Zukunftsmaßstäbe setzte, vertraute Agfa 1937 auf die Karat. Mit der Karat-Patrone kreierte man dazu auch ein eigenständiges Filmsystem. Agfa kam damit den Wünschen nicht weniger Fotoamateure nach, denen 36 Aufnahmen mit der 135er Normalkassette zuviel waren. Das Konzept ging zunächst auch auf, die hübsche kleine Kamera mit 12 möglichen Fotos auf Karat-Film fand viele Anhänger.

Doch der Aufstieg in die Kamera-Mittel- oder gar Oberklasse war mit der mickrigen Karat-Kassette nicht möglich. Die aufwendigere Karat 12/2,8 aus dem Jahr 1947 floppte kräftig, die kleinere Schwester Karat/3,5 beendete 1950 dann die Karat-Ära. Nur wenige andere Kamerahersteller (Bilora, Infra) setzten noch bis Anfang der 50er Jahre auf Karat-Kassetten. Folgerichtig stellte Agfa um 1955 den Karat-Film ein, die dafür geschaffenen Kameras verloren ihre Daseinsberechtigung. Zwar wurde der Karat-Film in den 1970er Jahren als Agfa's Antwort auf die Kodak Instamatic in Form der Rapid-Kassette wiederbelebt - doch ist das eine andere Geschichte.

Nach dem nicht so recht gelungenen Umstieg mit den für 135er Kleinbildfilm umkonstruierten Karat 36 war diese Solinette 1952 durchaus zeitgemäß. Das klassische Spreizensystem entsprach (noch) dem Publikumsgeschmack und die Technik der Solinette war - vergleichbar mit der Voigtländer Vito - bis auf den fehlenden Schnellaufzug auf der Höhe der Zeit. Vielleicht erschreckte der Kaufpreis ab 146 DM aufwärts das Käuferklientel der Agfa, jedenfalls war den Solinettes ein längerfristiger Erfolg nicht vergönnt. Schon kurz nach Vorstellung der Meßsucherversion II wurde die Solinette-Produktion 1955 eingestellt. Aber zu dieser Zeit "brummte" ja bereits die Silette...

Aufgrund der Kooperation mit ANSCO (USA) wurden Solinette und Super Solinette auch in einer US-Ausführung als "Regent" bzw. "Super Regent" geliefert. Beide waren bis auf die unterschiedlichen Typenbezeichnungen baugleich. Mir ist auch nicht bekannt, ob die Exportversionen - wie bei anderen Herstellern nicht unüblich - auch mit landestypischen Objektiven bestückt lieferbar gewesen sind. Deshalb sind die Solinettes mit nur drei Varianten - völlig agfauntypisch - eine übersichtliche Aufgabe für Sammler.

Solinette

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Solinette (Typ 2030)
1952
146,-
Spreizenkamera mit Aufsteckschuh, Radaufzug Prontor SVS Agfa Apotar 3,5/50
Solinette (Typ 2030) - gelegentlich auch als Solinette II bezeichnet
1952
175,-
Spreizenkamera mit Aufsteckschuh, Radaufzug Compur Rapid Agfa Solinar 3,5/50
Super Solinette (Typ 2035)
1954
225,-
Spreizenkamera mit Aufsteckschuh, gekuppelter Entfernungsmesser, Radaufzug Synchro Compur, teilweise schon mit Lichtwertskala Agfa Solinar 3,5/50




VITO B

VITO - Baureihe 1939 bis 1970; Voigtländer AG, Braunschweig

Für 119 DM eine Voigtländer Kamera mit Schnellaufzug und dem weltberühmten Color-Skopar? Gab's 1954 zu kaufen - die "Volks-Voigtländer", eine Vito B mit Color-Skopar 1:3,5 und Pronto-Verschluss. Das Skopar - ein 4-linsiger Triplet-Typ entspricht in seiner Bauart dem Zeiss Tessar oder Leitz Elmar. Im Jahr 1949 wurde es neu berechnet. Gleichzeitig wurden alle Linsen vergütet und das Objektiv fortan als Color-Skopar angeboten.

In der fotografischen Fachwelt war das seinerzeit eine Sensation und das Color-Skopar erhielt weltweite Anerkennung sowie allerbeste Kritiken. In seiner optischen Leistung wurde es höher bewertet als die Platzhirsche Elmar oder Tessar. Zugleich trug die neue Benennung "Color" ganz erheblich zum Start des Siegeszuges der Farbfotografie bei. Die Objektivvergütungen lösten damals eine Euphorie ohnegleichen aus. Dem Color-Skopar wurden - zu recht oder unrecht lasse ich mal offen - Wunderdinge in der Abbildungsleistung nachgesagt. Viele Amateurfotografen trugen daraufhin ihre klassischen Biotare, Elmare oder Tessare zur Nachvergütung zu Leitz oder Zeiss.

Foto links - die 1. Version der Vito B, die sogenannte "Volks-Voigtländer" hier mit Color Skopar 3,5/50 und Prontor SVS-Verschluss. Wer auf die langen Zeiten verzichtete, konnte die Kamera mit Pronto-Verschluss schon für sagenhafte 119,- DM kaufen.

Zu diesem Kameramodell habe ich auch persönliche Affinitäten, war doch eine Vito B die zweite eigene Kamera nach meinem Fotografenstart als Sechsjähriger mit einer Digna. Sie war 1954 mein Geburtstagsgeschenk. Ich liebte sie nicht sonderlich, weil ich mir eine Akarelle oder Paxette gewünscht hatte und habe auch nicht wirklich viel damit fotografiert. Papa's Leica hatte eine größere Anziehungskraft, bis ich mir 1962 vom ersten Selbstverdienten eine Exakta Varex IIb kaufte.
Mein Vater, ansonsten fanatischer Leica-Anhänger, ließ sich offenbar von dem Color-Skopar-Rummel beeindrucken und schenkte mir eine Vito B zum Geburtstag. Doch eigentlich hatte ich mir ja eine Paxette mit Wechselobjektiv gewünscht....
Immerhin verführte mich meine persönliche Vito-Verbindung dazu, den diese Kamera betreffenden Teil meiner website ausführlicher zu gestalten als es bei den anderen 50er Jahre-Kameras der Fall ist.

Vito, Vito II, Vito IIa, Vito B - Voigtländer AG, Braunschweig

Mit der Vito stellte Voigtländer bereits 1939 erstmals eine recht preiswerte Kleinbildkamera vor, die bis Ende der 1960er Jahre in zahlreich veränderten Varianten angeboten wurde. Infolge des Kriegsausbruchs wurde die Produktion des ersten Modells jedoch nach nur kurzer Bauzeit wieder eingestellt. Es wurde nur ganz wenige dieser Kameras ausgeliefert. Nach Kriegsende im Jahr 1947 sollen einige weitere Exemplare der ersten Vito gebaut worden sein, bevor 1949 eine in Teilen überarbeitete Kamera erschien.

Vito 1939Vito 1939Vito (0) - Version 1939; mit Compur-Verschluss und Skopar 3,5 / 5cm und Auslöserstift an der Objektivklappe. Objektiv Skopar 1:3,5 f=5cm #2460130.





Eine Besonderheit der ersten Vito-Kleinbildkamera ist der abklappbare Filterhalter für Voigtländer Einlegefilter Gr. 1 und bei den frühen Exemplaren die runde Abdeckung hinter dem Zählwerk.


Vito TransportwalzeDie erste Version der Vito (0+I) war noch für die wahlweise Verwendung mit Rollfilm und 135er Kleinbildfilm vorgesehen. Dafür hatte sie auf der Filmtransportachse anstelle des bei anderen Kleinbildkameras üblichen Zahnrädchens eine Walze mit Noppen (Bild rechts) um bei Rollfilmverwendung eine Filmbeschädigung zu vermeiden. Als Nachteil dieser Konstruktion ergaben sich aber mit Kleinbildfilmen hin und wieder Transportschwierigkeiten.
Es gab die Kamera ausschließlich mit dem - noch unvergüteten - Skopar 3,5/5 cm. Eine weitere Besonderheit der Vorkriegsversion, wie auch der allerersten Nachkriegskameras, ist der neben dem Objektiv angebaute, klappbare Filterhalter. Er ist zur Aufnahme der frühen Voigtländer Einlegefilter mit 27,5 mm Ø vorgesehen. Eine weitere Besonderheit, bei späteren Vito's nicht mehr zu finden, ist ein Knopf bzw. eine Lagerniete auf der Deckkappe hinter dem Zählwerkfenster. Dessen Funktion ist jedoch nicht bekannt, vermutlich handelt es sich um den Lagerdeckel für das Filmzählwerk.
Ergänzender Hinweis zur ersten Vito (I bzw. 0): ein Sammlerkollege teilte mir mit, dass bei dieser Vorkriegsversion das Kauf-/Verkaufsdatum unter dem Rückspulknopf vermerkt ist. Da im Internet noch ein weiteres Foto mit dieser Eigenart zu finden ist, wird es sich nicht um einen Einzelfall handeln. Ob dies allerdings bei jeder Vorkriegskamera der Fall ist, weiß ich nicht. Deshalb: bitte nachschauen!
Im Dezember 2017 landete ich bei der Sichtung meiner Kamerabestände - mit dem Ziel, hier etwas Platz schaffen zu müssen - bei den Vito's. Bei genauerem Hinschauen bemerkte ich an den ersten Vito-Modellen überraschende Abweichungen im Detail. Da es wenig Unterlagen zu dieser frühen Vito (0/I) gibt, konnte ich die Veränderungen zeitlich zunächst nicht weiter eingrenzen. Mir war bekannt, dass Voigtländers erste Kleinbildkamera 1939 angeboten, jedoch nach wenigen produzierten Exemplaren kurz nach Kriegsbeginn schon wieder eingestellt worden war. Aus der Zeit nach der Währungsreform 1949 ist eine in Teilen überarbeitete Version - anfangs noch mit der gleichen Deckkappe - jedoch mit einem Auslöserbügel anstelle des Druckstiftes zu finden. Auch Verschlussvarianten gab es in dieser Zeit und das Skopar inzischen als vergütetes "Color"-Skopar und mit mm-Gravur (1:3,5/50 statt 1:3,5 f=5cm).

Zunächst schien die Klassifizierung ja einfach - die mit Klappgelbfilter gehörte zu den wenigen 1939/1940 Produzierten. Ohne Filterhalter müsste es sich dann um die Nachkriegsversion handeln. Die Gehäuse mit der stufigen Deckkappe waren ja gleich, erst die Vito II war mit der glatten Deckkappe gut unterscheidbar.
Doch bei einem Abgleich mit Literaturfotos und dem Internet kamen Zweifel auf. Es sind Vitos mit unterschiedlichen Auslösern, Verriegelungsknöpfen für die Objektivklappe und mit und ohne Voigtländer-Emblem darauf zu finden. Auch sollen bereits 1946/47 Vito's gebaut worden sein, die den Vorkriegsmodellen entsprochen haben. Diese gab's mit dem Filterfenster und einige auch ohne....
Wie also zuordnen? Was war Vorkriegs- und was Nachkriegsversion? Eine Fabriknummer war ja nicht vorhanden. Auch das Verschlussgehäuse trug keine Nummer, wie bei manch anderen Kameras dieser Jahre. Die Brennweitengravur "5cm" war wohl Vorkrieg und "50" Nachkrieg? Meine erste Vermutung - die mit dem Voigtländer-Blechetikett, Auslöserbügel und 5cm-Gravur müsste die Vorkriegsausführung sein - erwies sich als falsch. Denn auch die Vito mit dem Blechetikett gibt es mit und ohne Filterhalter, einige auch mit Compur Rapid-Verschluss.

Mehr zufällig fand ich dann nach Öffnen der Rückwand die in den gehäuseinneren Objektivring eingravierte Objektivnummer. Damit war es leicht, nach Vor- und Nachkriegsproduktion zu unterscheiden - die im 1. Foto gezeigte Vito (0) hat ein Skopar mit der Nummer 2460130, während die Objektivnummern der Vito's mit dem Voigtländerschild über 249xxxx liegen. Demnach wurde die erste Vito, ich nenne sie hier mal "Vito (0)" wohl auch noch 1947 kurze Zeit mit dem Filterhalter, Compur-Verschluss und blanken Klappen-Druckknöpfen angeboten. Allerdings mit Voigtländer Schild und Bügel-Auslöser. Dies wäre dann die "Vito (I)". Danach entstanden bis 1949 sukzessive Folgemodelle mit schwarzen Klappentasten und Compur Rapid-Verschluss, teils mit Auslöserbügel, teils mit -stift durchweg jedoch mit dem Voigtländeretikett auf der Klappenfront. 1949 erschien dann die Vito II mit der neuen Deckkappe und Zahnrad für den Filmtransport, aber wohl ohne Blechetikett auf der Front. Doch selbst die Vito II - meist mit Auslöserstift - ist noch mit Bügelauslöser zu finden.

Vito m. Voigtländer-SchildVito 1. Modell 1947 Hier eine geringfügig andere Version der ersten Vito, noch mit der angebauten Filterklappe - Vito (I).

Jedoch hat dieses Exemplar einen Auslöserbügel anstelle des Stiftes des 1939er Modells. Ob es sich hier um die 1947 neu aufgelegte kleine Baureihe handelt? Im Übrigen ist diese Kamera gleich ausgestattet, wie das Ur-Modell - mit Compur-Verschluss und unvergütetem Skopar 3,5 / 5cm sowie angebautem Filterhalter. Außerdem hat diese Kamera ein violettbraunes Voigtländer-Schild auf der Frontklappe.

Zur Bedienung der ersten Vito (0+I) hier einige Hinweise:
Wer die Kamerafunktionen ausprobieren möchte, stösst zunächst auf Hindernisse. Zum Einen ist dies der Auslöser auf der Objektivklappe. Eine Doppelbelichtungssperre verhindert normalerweise die Betätigung ohne eingelegten Film. Außerdem darf das Filmzählwerk nicht hinter der Endmarke (35) stehen. Das blockiert den Aufzugsknopf auf der Deckkappe! Das Zählwerk lässt sich einstellen, wenn der kleine rückseitige Hebel (mit Federkraft) nach oben gekippt wird. Es sollte dann auf die Marke „F“ gedreht werden. Damit wird der Aufzugsknopf frei.
Weiter sind - wie damals bei den meisten Kameras üblich - Film- und Verschlussaufzug nicht gekuppelt. Der Verschluss wird durch einen Hebel an der Objektivfassung gespannt, indem man ihn nach unten drückt. Bevor man jedoch zum Auslösen kommt, ist noch eine weitere Gemeinheit überwinden - der Filmtransport erfolgt nicht durch die übliche Zahnrolle, deren Zähne in die Filmperforation eingreifen. Stattdessen findet sich bei der Vito hier eine Druckwalze mit kleinen Noppen. Dadurch sollte bei Verwendung von Rollfilm dieser nicht durch die Zacken beschädigt werden.
Will man den Verschluss ohne Film bedienen, muss diese Rolle in der linken Filmkammer mit dem Finger gedreht werden, bis ein leiser Knacks zu hören ist. Erst dann lässt sich der Verschluss spannen und auslösen!


Von meinen persönlichen Animositäten mal abgesehen, waren die Vito's schon feine Geräte. Bereits die ersten - noch Klappkameras nach dem Vorbild der Kodak Retina - überzeugten mit Handlichkeit, guter technischer Ausstattung und einem Top-Objektiv, dem 4-linsigen (Color-)Skopar. Zwar wurden die Vito's - die große Schwester Vito III finden Sie in der Preisgruppe IV - gegen die Konkurrenten von Agfa, Braun oder Kodak keine Verkaufs-Überflieger. Doch vor allem das weltberühmte Objektiv und ihre hervorragende Verarbeitung sorgten für einen guten Ruf.

Vito 1949Vito 1949 Vito I 1949
- noch das erste Modell der Vito mit unvergütetem Skopar 3,5 /5cm und Auslöserbügel an der Objektivklappe.


Diese Vito erhielt bereits einen Compur Rapid-Verschluss (bis 1/500s) und Blitzsynchronisation. Verzichten musste man allerdings auf den vorklappbaren Gelbfilterhalter der Vorkriegsversion.
Die bisher blanken Schließtasten für die Objektivklappe sind jetzt schwarz. Auch diese Kamera hat ein violettbraunes Voigtländer-Schild auf der Frontklappe.

Vito IIVito II Vito II Serie 2
- die zweite Vito-Version mit überarbeiteter Deckkappe; hier mit PRONTOR-S Verschluss und Color Skopar 3,5 /50, jetzt wieder mit Auslöserstift an der Objektivklappe.


Die Vito II erhielt eine neue Deckkappe und wurde mit dem allgemein üblichen Filmtransportrad mit Zahnkranz ausgeliefert. Der 4 cm-Rollfilm, mit dem die erste Version noch zusammenarbeitete, war inzwischen ungebräuchlich. Verzichten musste man allerdings auf den vorklappbaren Gelbfilterhalter des ersten Modells.

Vito IIVito II Vito II Serie 3
- Vito-Version aus dem Jahr 1954; hier mit PRONTOR-SVS-Verschluss und Color Skopar 3,5 /50 jetzt mit einem Zubehörschuh auf der Deckkappe.


Außerdem unterscheiden sich die Spreizen-Vitos aus den Nachkriegsjahren noch durch die jetzt schwarzen Auslösehebel für die Frontklappen-Arretierung. Bei den Vorkriegskameras waren diese noch blank.



Vito IIaVito IIaVito IIa - 1955

Die zu dieser Zeit nach wie vor beliebte Faltbauweise machte die Vito zur idealen Taschenkamera. Ähnelte die erste Vito noch sehr der Retina I, erhielt die Vito II bereits in ihrem ersten Baujahr 1950 ein schon eigenständigeres Outfit. Mit abnehmender Beliebtheit dieser Spreizenkamera-Bauart stieg Voigtländer rechtzeitig auf die Tubus-Bauweise um und präsentierte 1954 die Vito B, mit Schnellaufzug und wahlweise einem lichtstärkeren Color-Skopar 1:2,8/50mm. Den Faltenbalg-Anhängern gönnte man 1955 noch die Vito IIa, mit der Deckkkappe der Vito B und deren Schnellaufzug, aber eben klappbar...



VITO BVITO BVito B - 1954
- Die Vito B begründete 1954 eine ganze Generation von Kameras. Im Bild das 1. Modell mit Color Skopar 3,5/50 und Pronto-Verschluss (119,- DM).


In den Folgejahren änderten sich Gehäuseform und -größe nicht wesentlich. Es wurden jedoch etliche Varianten mit unterschiedlichster Ausstattung angeboten, über Entfernungs- und Belichtungsmesser bis hin zur vollautomatischen Steuerung Ende der 60er Jahre.

Viele davon, etwa die Vito CLR, CSR oder gar die Vitomatic-Modelle gehören mit Preisen bis fast 500 DM nicht mehr in diese Kategorie. Aber auch einfacher ausgestattete Kameras mit 3-linsigen Lanthar-Objektiven und Preisen unter 100 DM zählen zur "jüngeren" Vito-Familie. In die nachfolgende Tabelle habe ich neben den abgebildeten Vito's nur noch zwei unmittelbare Folgemodelle, die Vito B (Serie 2/1957) mit Leuchtrahmensucher und die erste Vito mit eingebautem Belichtungsmesser (BL/1956) aufgenommen.

Modellübersicht Vito

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Vito
1939
69,- RM (?)
Faltkamera mit fest angebautem, klappbarem Filterhalter, Schließtasten für Objektivklappe blank Compur Skopar 3,5/5cm
Vito
1947
? RM
Faltkamera / Spreizenkamera, Schließtasten für Objektivklappe blank Compur / Prontor II Skopar 3,5/5cm
Vito
1949
140,-
Faltkamera / Spreizenkamera, Auslöserbügel; Schließtasten für Objektivklappe schwarz Prontor-S Skopar 3,5/50
Vito
1949
156,-
Faltkamera / Spreizenkamera, Auslöserbügel, Schließtasten für Objektivklappe schwarz Compur-Rapid 1-1/500s, synchronisiert Skopar 3,5/50
Vito
1949
?
Faltkamera / Spreizenkamera, Auslöserbügel, Schließtasten für Objektivklappe schwarz Compur-Rapid 1-1/500s Voigtar 3,5/50
Vito
1950
156,-
Faltkamera / Spreizenkamera, Auslöserstift Compur-Rapid 1-1/500s Color-Skopar 3,5/50
Vito II / Serie 1
1949
140,-
Faltkamera mit neuer Deckkappe, Auslöserbüger Prontor-S Color-Skopar 3,5/50
Vito II / Serie 1
1949
140,-
Faltkamera mit neuer Deckkappe, jetzt mit Auslöserstift Prontor-S Color-Skopar 3,5/50
Vito II / Serie 1
1949
156,-
Faltkamera mit neuer Deckkappe Compur-Rapid 1-1/500s Color-Skopar 3,5/50
Vito II / Serie 2
1950
156,-
Faltkamera mit neuer Deckkappe, jetzt mit Auslöserstift (statt Bügel) Prontor-S / Prontor SVS Color-Skopar 3,5/50
Vito II / Serie 2
1950
166,-
Faltkamera mit neuer Deckkappe, jetzt mit Auslöserstift (statt Bügel) Compur-Rapid 1-1/500s, synchronisiert Color-Skopar 3,5/50
Vito II / Serie 2
1952
Faltkamera, mit neuer Deckkappe, Auslösestift Synchro Compur 1-1/500s Color Skopar 3,5/50
Vito II / Serie 3
1953
126,-
Faltkamera, jetzt mit Aufsteckschuh Prontor-S Color Skopar 3,5/50
Vito II / Serie 3
1954
136,-
Faltkamera, jetzt mit Aufsteckschuh Prontor SVS Color Skopar 3,5/50
Vito II / Serie 3
1954
146,-
Faltkamera, jetzt mit Aufsteckschuh Synchro Compur 1-1/500s Color Skopar 3,5/50
Vito IIa
1955
139,-
Faltkamera, Deckkappe wie Vito B, Schnellaufzug Prontor SVS Color Skopar 3,5/50
Vito B
1954
119,-
Tubuskamera, neue Bodenklappe für Patronenwechsel, Schnellaufzug Pronto Color Skopar 3,5/50
Vito B
1954
139,-
Tubuskamera, neue Bodenklappe für Patronenwechsel, Schnellaufzug Prontor SVS Color Skopar 3,5/50
Vito B
1954
179,-
Tubuskamera, neue Bodenklappe für Patronenwechsel, Schnellaufzug Prontor SVS Color Skopar 2,8/50
Vito B Leuchtrahmensucher
1957
119,-
Tubuskamera, neue Bodenklappe für Patronenwechsel, Schnellaufzug Pronto Color Skopar 3,5/50
Vito B Leuchtrahmensucher
1957
139,-
Tubuskamera, neue Bodenklappe für Patronenwechsel, Schnellaufzug Prontor SVS Color Skopar 3,5/50
Vito B Leuchtrahmensucher
1957
179,-
Tubuskamera, neue Bodenklappe für Patronenwechsel, Schnellaufzug Prontor SVS Color Skopar 2,8/50
Vito BL Leuchtrahmensucher + Belichtungsmesser
1956
198,-
Tubuskamera, neue Bodenklappe für Patronenwechsel, Schnellaufzug Prontor SVS Color Skopar 3,5/50
Vito BL Leuchtrahmensucher + Belichtungsmesser
1956
238,-
Tubuskamera, neue Bodenklappe für Patronenwechsel, Schnellaufzug Prontor SVS Color Skopar 2,8/50



3. Kleinbildameras zwischen etwa 150 - 300 DM Kaufpreis, auch preiswerte Systemkameras

Ambi-Silette - Agfa Kamerawerk AG, München; "Die Leica des armen Mannes"

AMBI Silette

Mag es bei Ertönen der "Silette" noch in jedem Sammlerhirn klingeln, doch Ambi-Silette? Gefühlt musste ja eigentlich in jedem Haushalt der späten 1950er eine Silette vorhanden gewesen sein. Zwar löste ihr volkstümlicher Verkaufspreis von 99 DM eine wahre Flut technisch ähnlicher Fotogeräte nahezu aller deutschen Kamerahersteller aus. Dennoch dürften alle zusammen die Silette-Verkaufszahlen nicht erreicht haben...


AMBI Silette ProspektMit der Silette ist der Agfa seinerzeit auch etwas gelungen, von dem Marketingler bis in die heutigen Tage träumen - ein echter Trendsetter. Ein Verkaufsrenner war die kleine Kamera allemal, doch ließ sie auch genügend Geld in der Agfa-Kasse klingeln? 99 Mark waren zwar damals 'ne Stange Geld für "Otto Normalverbraucher", doch um die auch ehedem schon geliebten Umsatzzahlen nach oben zu treiben, reichte es wohl nicht ganz.

So sinnierten Techniker wie Verkäufer in München nach Abhilfe. Hatte doch Leitz mit der M3 soeben ein neues Glanzlicht im Fotomarkt platziert von dem sowohl Hersteller als auch Handel Einiges abbekamen?
Ok, ein wirklicher Konkurrent waren die Wetzlarer für die Agfa eher nicht. Sie spielten qualitativ in einer anderen Liga und vermochten auch andere (zahlungsfähige und -willige) Käuferkreise anzusprechen. Am Leica-Image konnte man in München oder Leverkusen nicht kratzen. Warum eigentlich nicht? Verband man doch einfach mal den gängigen Namen Silette mit einigen Ausstattungsfeatures der Leica M3 - so ergab das was? eine Ambi Silette! Der Volksmund machte sie schnell zu "des armen Mannes Leica"...

AMBI Silette
Der Silette 'nen Objektiv-Wechselanschluss zu verpassen war noch leichtes Spiel. Experimentierte man ja bei Spiegelreflexen schon mit eigenem Bajonettanschluss. Compur sowie - mit einigem Abstand - Prontor machten vor, wie sowas ging. In meiner Verschlussabteilung finden Sie Detailinformationen zum damals auch "Deutsches Einheitsbajonett" genannten Spiegelreflex-Compurbajonettverschluss von Deckel.

Auch der Griff in die Objektivkiste war für die Agfa ein Kleines, nachdem man sich zuvor die renommierte Objektivschmiede Dr. Staeble einverleibt hatte. Und schon war eine ordentliche Wechselobjektivpalette geschaffen:
neben dem 4linsigen Standardobjektiv Solinar 2,8/50 wurden ein Weitwinkel (Ambion) und ein 90er Porträt-Tele (Telinear) ins Bajonett gesetzt. Und mit dem von der M-Leica abgeguckten Spiegelsucher wurden die Brennweiten in den Sucher gespiegelt.
Ein richtiges Tele mit der damals beliebtesten mittelangen Brennweite wurde als 130er (richtig, nicht 135!) - plus Aufsteck-Spiegelsucher - um 1960 nachgeliefert.

AMBI Silette SucherAMBISiletteDie Suchermimik mit Parallaxenkorrektur und dem Messsucher (Mischbild-Entfernungsmesser) versteckte man hinter einer überflüssigen aber recht hübschen Klappe. Und fertig war die M-, äh Ambi-, Silette der Agfa.
So weit so gut, aber da war doch noch was? Ach ja, wohl um Patentstreit mit Leitz zu umgehen, verzichtete man auf die automatische Brennweiteneinspiegelung und brachte stattdessen einen kleinen Schiebeschalter auf der Deckplatte an - geschenkt...

AMBI Silette

Für den Preis von DM 298 - so dachte man - würde sich manch Einer anstatt des Solo-Leica-Gehäuses eine komplette Silette-Ausrüstung mit 3 Objektiven für (dann immerhin schon) DM 628 kaufen. Das dachte man, aber so richtig kam das Konzept bei der Agfa-Käuferklientel nicht an. Die Ambi-Silette nicht so recht zur Umsatzsteigerung beitragen. Nach 2 Jahren gab es noch ein Update (mit Trageösen), 1961 verschwand sie wieder aus dem Programm. Was blieb, ist eine kleine Sammlerrarität, die mit dem seltenen und teuren Telinear 4/130 + zugehörigem Sucher heutzutage zu einer echten Rarität mutierte.

Ambi Silette Tropendose

Ach so - nicht zu vergessen, ein Gimmick der AMBI Silette sucht man sogar bei Leitz vergeblich: die Objektive wurden in tropensicheren Plexibehältern geliefert. Tropensicher bedeutete, in einem Behälterfach liegen einige Siliconkügelchen. Solange sie vorhanden sind, ist die Tropensicherheit gewährleistet. Achten Sie beim Kauf darauf! Das Kügelchenfach ist oft leer...
Eine tabellarische Übersicht wie bei den meisten anderen 50erJahre-Geräten kann ich mir bei der AMBI Silette sparen. Es gab sie nur mit dem Standardobjektiv 2,8/50 Solinar und Synchro Compur-Verschlus 1-1/500s. Die Klappe war obligatorisch, fehlt aber heute oft oder ist kaputt...
Hier noch die Daten der Objektive:
Color Solinar 2,8/50mm, 4 Linsen, Tessar-Typ
Color-Ambion 4,0/35mm, 4 Linsen; Verkaufspreis 150 DM
Color-Telinear 4,0/90mm, 5 Linsen, Verkaufspreis 180 DM
Color-Telinear 4,0/130mm, 5 Linsen, Verkaufspreis 280 DM incl. Spiegelsucher und Köcher für Objektiv + Sucher (lieferbar ab 1960)




AkARETTE (I) - Aka Werk Wildbad i. Schwarzwald

Akarette IDr. Eugen und Dr. Max Armbruster begannen 1946 mit der Apparate u. Kamerabau GmbH in Wildbad die Kameraentwicklung. 1949 zog das Unternehmen nach Friedrichshafen, 1959 musste Konkurs angemeldet werden. Die Akarette gehört zu den formschönsten Kameras der 50er Jahre. Sie bestach durch gute Verarbeitungsqualität, kleine Ausmaße und vor allem durch die Möglichkeit das Objektiv zu wechseln. Serienmäßig ist sie bereits mit einem umschaltbaren Sucher für Normal- und Teleoptik ausgerüstet.

Als "Systemkamera zum kleinen Preis" präsentierten sich die AKarette / AKarelle - Modelle in diesen Jahren. Es gab einige, eher geringfügig, unterschiedliche Kameras aus dieser Reihe zwischen 1949 und 1956 zu kaufen. Gegenüber der Paxette, die mit ihrem M39-Objektivgewinde den Ruf für sich vereinnahmte, die "Leica des kleinen Mannes" zu sein, kamen die Aka's mit einem eher dem Contax-Bajonett ähnelnden Schraubanschluss daher. In der Praxis erwies sich dieser als nicht ohne Tücken - Aka-Objektive bekamen bei unvorsichtigem Wechsel schnell die eine oder andere Delle ab.

Akarette I

Die ersten Akarette-Kameras aus Wildbad hatten ein Filmformat 24x32 mm für 40 Aufnahmen. Nach nur kurzer Produktionszeit wurde das Gehäuse jedoch für die üblichen 24x36 umgerüstet und das Bildzählwerk nach und nach auf 35 Aufnahmen umgestellt. Die anfangs sehr hohen Verkaufspreise wurden 1949 (bis auf die Version mit Xenon) drastisch gesenkt.

Das schwarz kräusellackierte Gehäuse erhielt eine gebürstete Aluminium-Frontplatte (spätere Aka’s sind bekannt durch ihre schlechte Verchromung) und eine umfangreiche Belichtungstafel auf der Rückwand. Es wurden zwei umschaltbare Sucher (4,5/5 und 7,5 cm) eingebaut, ein Zubehörschuh fehlte aber noch. Der Verschluss (1-1/300s) ist noch nicht mit Prontor aber teilweise schon mit dem Gauthier-Symbol (AGC) bezeichnet!


Modellübersicht

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
AkARETTE 24x32
1947
RM
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 4,5/5 + 7,5cm Gauthier-Verschluss 1-1/250s, B Schneider Radionar 3,5/5 cm
AkARETTE I 24x36
1948
156,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 4,5/5 + 7,5cm Prontor-Verschluss 1 - 1/300s B Schneider Radionar 3,5/5 cm
AkARETTE I 24x36
1948
290,- / 196,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 4,5/5 + 7,5cm Prontor-Verschluss 1 - 1/300s B Schneider Xenar 3,5/4,5 cm
AkARETTE I 24x36
1948
325,- / 260,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 4,5/5 + 7,5cm Prontor-Verschluss 1 - 1/300s B Schneider Xenar 2,8/4,5 cm
AkARETTE I 24x36
1948
325,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 4,5/5 + 7,5cm Prontor-Verschluss 1 - 1/300s B Schneider Xenon 2/5 cm


AkARETTE 0 - Aka Werk, Friedrichshafen-Seemoos

Akarette OZwei Jahre nach Vorstellung der Akarette wurde mit der AkARETTE O noch eine einfacher ausgestattete Variante eingeführt. Sie hat das gleiche Gehäuse, verzichtete aber auf Belederung und einige Ausstattungsdetails, nicht jedoch auf den Objektiv-Wechselanschluss der Akarette. Damit ist dieses "Einsteigermodell" - obwohl es durchaus noch billigere Geräte mit Wechselobjektiv gab - die preiswerteste Systemkamera der 50er Jahre. Alle Aka-Wechselobjektive können mit dieser Kamera benutzt werden. Die Sucher für Normal- und Teleobjektiv sind bei auch diesem Modell vorhanden, jedoch nicht umschaltbar; vielmehr hat der Telesucher eine gelbe Glasscheibe.

Als Frontplatte erhielt das Modell O ein eloxiertes Alublech, alles übrige ist schwarz kräusellackiert. Ansonsten treffen die die meisten Ausstattungs- und Bedienungsmerkmale der Akarette I/II auch auf dieses Modell zu. Die Verschlüsse wurden von Gauthier geliefert, jedoch an der Kamera nicht als solche gekennzeichnet.

Modellübersicht

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
AkARETTE 0a
1949
98,- / 128,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 50/75 Vario-Verschluss 1/25, 1/75, 1/200s, B Schneider Radionar 3,5/5 cm
AkARETTE 0b
1949
128,- / 148,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 50/75 Prontor-Verschluss 1 - 1/300s B Schneider Radionar 3,5/5 cm


AkARETTE II - Aka Werk, Friedrichshafen-Seemoos

Akarette IIAkarette II neue OesenDiese zweite Akarette blieb gegenüber ihrer Vorgängerin technisch unverändert. Bei Sammlern ist sie heute wegen ihrer miserablen Verchromung bekannt. Vor allem die - im Ursprungszustand attraktiv gestaltete - Kamerafront leidet heute unter mehr oder weniger starken Beeinträchtigungen der Verchromung. Die beiden Fotos zeigen übliche Exemplare, hin und wieder findet man aber auch besser erhaltene. Solche Exemplare mit dem dann durchschimmernden Messingblech halten nicht wenige Sammler für besonders sammelwürdig. Die "Patina" gilt als typisch für diese Zeit. Natürlich gibt es keine grundsätzlichen Einwände, auch eine besser erhaltene Akarette in die Vitrine zu stellen...

Wechseloptik und Doppelsucher - jetzt F=50/75 mm und per Hebel umschaltbar - unterscheiden sich vom Vormodell nicht. Neu hingegen ist der serienmäßige Aufsteckschuh auf dem Suchergehäuse, den gab es bei den Vormodellen erst ganz zuletzt. Der Verschluss ist jetzt mit PRONTOR-S graviert. Einige Gehäuse haben abweichende Riemenösen in ähnlicher Form wie die spätere Akarelle, jedoch vorn auf der Deckplatte (Foto rechts); Standard für diese Version sind Oesen an den Gehäuse-Aussenkanten wie im Foto links zu sehen.

Modellübersicht

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
AkARETTE II
1951
165,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 50/75 Prontor-S-Verschluss 1-1/300s, B Schneider Radionar 3,5/50mm
AkARETTE II
1951
183,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 50/75 Prontor-S-Verschluss 1 - 1/300s B Schneider Xenar 3,5/50mm
AkARETTE II
1951
225,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 50/75 Prontor-S-Verschluss 1 - 1/300s B Schneider Xenar 2,8/4,5cm
AkARETTE II
1951
270,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 50/75 Prontor-S-Verschluss 1 - 1/300s B Schneider Xenon 2,0/50mm



Akarelle Sucher

AkARELLE - Aka Werk, Friedrichshafen-Seemoos

Akarelle (0)Nach einem gerichtlichen Streitverfahren mit Agfa wurde aus dem neuen Modell der bisherigen Akarette die Akarelle.

Grundlegende Veränderungen gegenüber der zuletzt gebauten Akarette II finden sich nicht; sie hat das gleiche Gehäuse, den Doppelsucher und das typische Objektiv-Wechselgewinde mit Überwurfring der Akarette. Die Verchromung der zuletzt produzierten Kameras wurde besser, so dass sich der Sammler gelegentlich auch an schön erhaltenen Akarelle-Kameras erfreuen kann. Jedoch finden sich - abgesehen von Übergangsversionen - nur wenige Varianten dieses Modells.

Akarelle SucherAußerdem wurde der Akarelle ein Schnellaufzug spendiert. Das erste Modell - Akarelle 0 - wurde noch mit den per Hebel umstellbaren Suchern, allerdings jetzt 50 und 90 mm (bei den frühen Nummern noch F=75 mm, s. Foto links oben) geliefert. Ab 1955 wurde auf den Hebel verzichtet und stattdessen drei Bildfeldrahmen (50 / 75 / 90) in den Sucher eingespiegelt. Im Laufe der Bauzeit ließ man die Einspiegelung für das ältere 75er Tele weg. An den beiden Detail-Innenfotos sehen Sie die anfänglichen Veränderungen für den Suchereinblick im Gussgehäuse.

Modellübersicht Akarelle (0)

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
AkARELLE (0)
1954
165,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 50/75/90 Prontor-S, Synchronnippel am Verschluss Schneider Radionar 3,5/50 mm
AkARELLE (0)
1954
183,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 50/75/90 Prontor-S, Synchronnippel am Verschluss Schneider Xenar 3,5/50 mm
AkARELLE (0)
1954
225,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 50/75/90 Prontor-S, Synchronnippel am Verschluss Schneider Xenar 2,8/4,5 cm
AkARELLE (0)
1954
270,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, 2 Sucher 50/75/90 Prontor-S, Synchronnippel am Verschluss Schneider Xenon 2,0/5 cm


Akarelle (1)Das Foto rechts zeigt die endgültige Ausführung der AkARELLE, auch als Akarelle (1) bezeichnet, in der teuersten Ausführung mit Schneider Xenon 2,0/50 mm. Der kleine Hebel für die Sucherumstellung wurde durch zwei, anfangs sogar drei, eingespiegelte Rahmen für Normal- und Teleobjektive ersetzt.

Die Synchronbuchse ist jetzt auf der linken Frontplattenseite unten zu finden, beim Prontor-S-Verschluss saß sie noch am Verschlussgehäuse. Ein gekuppelter Entfernungsmesser blieb den Akarelles jedoch verwehrt. Im Aufsteckschuh steckt deshalb ein Akameter-Entfernungsmesser.

Modellübersicht Akarelle (1)

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
AkARELLE (1)
1954-1957
165,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, Leuchtrahmensucher 50/75/90 Prontor SVS, Synchronnippel im Gehäuse Schneider Radionar 3,5/50 mm
AkARELLE (1)
1955-1957
156,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, Leuchtrahmensucher 50/90 Prontor SVS, Synchronnippel im Gehäuse Isco Westar 3,5/50 mm
AkARELLE (1)
1955-1957
165,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, Leuchtrahmensucher 50/90 Prontor SVS, Synchronnippel im Gehäuse Isco Westar 2,8/50 mm
AkARELLE (1)
1955-1957
165,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, Leuchtrahmensucher 50/90 Prontor SVS, Synchronnippel im Gehäuse Isco Color-Isconar 2,8/50 mm
AkARELLE (1)
1954-1956
183,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, Leuchtrahmensucher 50/75/90 Prontor SVS, Synchronnippel im Gehäuse Schneider Xenar 3,5/50 mm
AkARELLE (1)
1954-1955
225,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, Leuchtrahmensucher 50/75/90 Prontor SVS, Synchronnippel im Gehäuse Schneider Xenar 2,8/4,5 cm
AkARELLE (1)
1955-1957
225,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, Leuchtrahmensucher 50/90 Prontor SVS, Synchronnippel im Gehäuse Schneider Xenar 2,8/50 mm
AkARELLE (1) Foto
1954-1957
270,-
Leichtmetall-Gussgehäuse, Leuchtrahmensucher 50/90 Prontor SVS, Synchronnippel im Gehäuse Schneider Xenon 2,0/50 mm



Argus C3 / Golden Shield / Matchmatic - International Industries Inc., Ann Arbor, Michigan USA

Argus C3

Was hat denn dieser klobige amerikanische Kasten auf einer Sammlerseite für deutsche Kameras der 1950er Jahre zu suchen? Dem Unwissenden mag diese Frage verziehen sein, Ann Arbor ist nunmal auf keiner deutschen Autokarte zu finden... Wer allerdings seine Jugendjahre in süddeutschen Gefilden der amerikanischen Besatzungszone verbrachte, gehört zu den Wissenden. Den Menschen dieser Region war die Kamera durchaus vertraut, die wohl jeder zweite GI damals in seinem Gepäck hatte als er nach Deutschland kam. Photohändler wissen noch mehr - über die US Boys, die mit ihren Argus' im Laden aufkreuzten um sie gegen eine richtige Leica einzutauschen...

Die Argus C3 gehört zu den Kameras weltweit mit der längsten Bauzeit. Als sie 1938 entwickelt wurde, galt sie als die "amerikanische Leica". Vielleicht ein wenig zuviel Ehre für den schwarzen Kasten, der schnell seinen liebevollen Spitznamen "The Brick" erhielt. Dennoch, der Ziegel - manchmal nennt man sie auch "Brikett" - gehört zu den 1950er Jahren wie Paxette oder Silette; nicht Wenige fotografierten wohl noch in Woodstock damit.

Es gab mehrere Versionen dieser robusten Kleinbildkamera, die letzte aus dem Jahr 1966. Um ein Gewicht von 750g zu erreichen, verbaute der Hersteller so gut wie alle im Kamerabau verfügbaren Materialien gleichzeitig - Stahl, Aluminium, Bakelit, Messing, Nickel, Leder und Glas. Ein pikantes Nebenbei - während als Standardobjektiv immer nur die Argus-Eigenschöpfung Cintar 3,5 zum Einsatz kam, lieferte Steinheil die beiden Sandmar-Wechselobjektive aus München (andere Sandmar-Objektive für Kleinbild SLR lieferte auch ENNA). Gelegentlich sind auch Wechseloptiken anderer Hersteller zu finden.

Das Foto zeigt eine C3 aus den späten 1940er Jahren. Der schwarze Aufzughebel war anfangs aus Bakelit und ist oft nicht mehr vorhanden. Spätere Ausführungen aus Zinkguss zerbrachen häufig am Gewinde für die Befestigungsschraube. Die zuletzt auch für Matchmatic oder Golden Shield gebaute Metallversion erwies sich dagegen als dauerhaft.

Argus C3 mit BlitzDie Konstruktion der Kamera ist bemerkenswert unüblich - während man das Prinzip der Entfernungseinstellung per Rädchen auch bei der Contax findet, ist der Verschlussaufzug mit dem kleinen Hebel auf der Frontplatte schon eigenwillig. Dabei hat die Kamera eine schöne klare Form und ist auch einfach zu bedienen - wohl der Grund für ihre Beliebtheit. Technisch hatte Argus für einen vergleichsweise niedrigen Verkaufspreis durchaus Einiges zu bieten, gekuppelter Entfernungsmesser nach dem Prinzip der Leica, Schnellspannhebel für den Verschluss 1/10 bis 1/300 sec. und - manchem Argus Eigner gar nicht bekannt - Wechseloptik.

Argus WechseloptikUm diese zu verstehen, braucht's allerdings ein Studium der Feinwerktechnik. Hier der Versuch einer Kurzanleitung:

zuallererst stellt man das Objektiv per Drehrad a la Contax auf Nahdistanz (0,3 inch). Danach wird die runde Abdeckung des (mittleren) Übertragungsgetriebes abgeschraubt (gut und sicher aufheben!). Anschließdend nimmt man auch das darunterliegende Zahnrad ab (ebenfalls gut aufheben). Das Objektiv lässt sich dann herausdrehen. Beim Wiedereinschrauben ist darauf zu achten, dass auf Naheinstellung fokussiert ist. Danach kann man Zahnrad und Abdeckung - so noch auffindbar - wieder aufsetzen. Das Patent dürften Ingenieure entwickelt haben, deren heutige Nachfahren Getränketütenverschlüsse konstruieren.

Wer der Versuchung widerstand, seine Argus C3 in eine Leica IIf einzutauschen, brachte mit dem Teil durchaus gute Fotos zustande.

Das Foto links zeigt eine C3 mit dem seltenen Original-Blitzgerät. Das Objektiv ist mit einer Sonnenblende für Serienfilter bestückt.
In den beiden Fotos unten sind links eine C3 Golden Shield mit dem dazu angebotenen Aufsteckbelichtungsmesser sowie den beiden Wechselobjektiven 35 und 100 mm und rechts eine C3 Matchmatic, ebenfalls mit passendem Aufsteckbelichtungsmesser zu sehen.


Argus Golden Shield

Für uns Sammler ist eine kleine Argus-Palette eine nette Abwechslung in der Vitrine, zumal um das Argus-Blitzgerät (Foto oben) ergänzt. Noch ein Nebenbei - für den Exakta-Sammler ist es eine späte Rache an Argus, wenn er deren Kameras aus dem Verkehr zieht. War doch Argus mit seinem Varex-Namensschutz im Jahr 1950 die Ursache dafür, dass die neue Exakta Varex in den USA nur "V" heißen durfte...

Argus Matchmatic

Modellübersicht Argus C3 und Verwandte

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
C3 Urversion
1939/57
Gehäuse wie Argus C / C2, mit Blitzsynchronisation, ohne Argus-Schild 1/10-1/300s, B Cintar 3,5/5 cm
C3 Standard
1958/66
technisch wie C3, mit Argus-Schild, Spannhebel zuletzt verchromt 1/10-1/300s, B Cintar 3,5/50 mm
C3 Matchmatic
1958/66
technisch wie C3, beigefarbenes Leder, Verkauf mit Aufsteckbelichtungsmesser 1/10-1/300s, B Cintar 3,5/50 mm
C3 Golden Shield
1958/66
technisch wie Matchmatic, jedoch mit viel Chrom und goldfarbenem Gehäuseschild 1/10-1/300s, B Cintar 3,5/50 mm

Super Colorette II, IIB und IIB L - Camera-Werk Carl Braun, Nürnberg

Die seit 1906 bestehende Karl Braun KG fertigte zwar schon vor dem 2. Weltkrieg optische Geräte, jedoch keine Kameras. Erst 1948 und nach Umbenennung in Carl Braun Camerawerk begannen die Nürnberger mit dem Bau von Fotoapparaten. 1950 wurde mit der Paxette das erste Kleinbildmodell vorgestellt. Die Paxette mauserte sich im folgenden Jahrzehnt zu einer der erfolgreichsten deutschen Kameras.

Doch das hielt die Braun-Konstrukteure nicht davon ab, auch andere Kameramodelle zu entwickeln. Ursache dafür mag gewesen sein, dass der Schraubgewindeanschluss M39, mit dem die Wechseloptik-Paxetten ausgestattet waren, gegen Ende der 1950er Jahre an Akzeptanz verlor. Seit Leica mit der M3 ein Objektivbajonett eingeführt hatte und auch andere Systemkameras, wie Contax oder Prominent schon seit jeher mit einem Bajonett daherkamen, war Schraubanschluss praktisch out.

Compur EinheitsbajonettDies hatten auch die Verschlusshersteller Deckel und Compur erkannt, die - bereits zu einem gemeinsamen Unternehmen fusioniert - den sogenannten "Deutschen Einheitsverschluss" entwickelten. Mit diesem neuen Verschluss, der zugleich ein Wechselbajonett beinhaltete, konnten nun alle Kamerahersteller auch mit ihren Zentralverschlusskameras in die Eliteliga der Systemkameras mit Wechselbajonett aufsteigen. Zwar erwies sich - in der Konkurrenz zu den Schlitzverschlusskameras - dieser Weg letztlich als Sackgasse, doch wurde er von einigen großen deutschen Kameraherstellern (Braun, Edixa, Kodak, Regula, Voigtländer) für einige Messsucher- und Spiegelreflexkameras gewählt. Lediglich Agfa beteiligte sich nicht und ging einen eigenen ebensowenig erfolgreichen Weg.

Hervorstechendes äußeres Merkmal der Super-Colorette-Reihe waren ihre kantigen Gehäuse, die sich deutlich von der rundlichen Paxette unterscheiden. Es gab zwei Baureihen - Super Colorette I ohne und Super Colorette II mit Wechseloptik. Der Zusatz B versprach noch einen eingebauten Belichtungsmesser, anfangs von von Metrawatt. Das "Super" im Namen war allgemeingebräuchlich die Kennzeichnung für Kameras mit gekuppeltem Entfernungsmesser. Während die Super Coloretten I und II formal noch an die Paxette erinnerten, waren die kantigen Gehäusedeckel der B-Version schon äußerlich ein anderes Kaliber.

Rückansicht eines Wechselobjektivs der Super Colorette IIB

Super Colorette IIBL

Den umgangssprachlichen Beinamen "Lehrer-", "Beamten-" oder "Studienrat-Leica" der Paxette behielt auch die Super Colorette IIBL, ergänzt um ein "M". Gelegentlich wurden die Wechseloptik-Kameras auch als "Leica M"-Plagiate betitelt - meist war dies eher nicht als Kompliment gemeint. Standen doch die Braun'schen Ersatzleicas ihren Vorbildern in der Praxistauglichkeit nicht nach....

Das "Einheitsbajonett" hatte zwar einen herstellerspezifischen Bajonettnocken, der den einfachen Objektivwechsel zu anderen Herstellern verhinderte. Doch konnte dieser durch einen vergleichsweise einfachen mechanischen Eingriff so verändert werden, dass z.B. auch ein Voigtländer Color Skopar von der Vitessa T mit der Super Colorette II verwendbar ist (und umgekehrt). Preislich waren die Coloretten etwas unter den ebenfalls aufgerüsteten Super Paxette-Modellen angesiedelt, die Anfang der 1960er mit der automatic Super III ebenfalls ein Objektivbajonett (allerdings kein "Einheitsbajonett") erhielt.

Das Foto zeigt eine Super Colorette IIBL, etwa aus dem Jahr 1960. Dieses Modell erhielt einen Nachführbelichtungsmesser von Gossen anstelle des bisherigen Metraphot. Das "L" steht jedoch für die bedeutendere Veränderung, einen Leuchtrahmensucher ähnlich dem der Leica M.

Modellübersicht Super Colorette II, IIB, IIB L

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Super Colorette II
1956
243,-
Messsucherkamera mit Wechseloptik Synchro Compur LW 1-1/500s Steinheil Cassarit 2,8/50
Super Colorette II
1956
262,-
Messsucherkamera mit Wechseloptik Synchro Compur LW 1-1/500s Steinheil Culminar 2,8/50
Super Colorette II
1956
282,-
Messsucherkamera mit Wechseloptik Synchro Compur LW 1-1/500s Rodenstock Ysarex 2,8/50
Super Colorette II
1956
282,-
Messsucherkamera mit Wechseloptik Synchro Compur LW 1-1/500s Schneider Xenar 2,8/50
Super Colorette IIB
1957
279,-
Messsucherkamera mit Wechseloptik und Belichtungsmesser Synchro Compur LW 1-1/500s Steinheil Cassarit 2,8/50
Super Colorette IIB
1957
298,-
Messsucherkamera mit Wechseloptik und Belichtungsmesser Synchro Compur LW 1-1/500s Steinheil Culminar 2,8/50
Super Colorette IIB
1957
318,-
Messsucherkamera mit Wechseloptik und Belichtungsmesser Synchro Compur LW 1-1/500s Rodenstock Ysarex 2,8/50
Super Colorette IIB
1957
318,-
Messsucherkamera mit Wechseloptik und Belichtungsmesser Synchro Compur LW 1-1/500s Schneider Xenar 2,8/50
Super Colorette IIB L
1960
,-
Leuchtrahmen-Messsucherkamera mit Wechseloptik und Belichtungsmesser Synchro Compur MXV 1-1/500s Steinheil Cassarit 2,8/50
Super Colorette IIB L
1960
Leuchtrahmen-Messsucherkamera mit Wechseloptik und Belichtungsmesser Synchro Compur MXV 1-1/500s Steinheil Culminar 2,8/50
Super Colorette IIB L
1960
Leuchtrahmen-Messsucherkamera mit Wechseloptik und Belichtungsmesser Synchro Compur MXV 1-1/500s Rodenstock Ysarex 2,8/50
Super Colorette IIB L
1960
,-
Leuchtrahmen-Messsucherkamera mit Wechseloptik und Belichtungsmesser Synchro Compur MXV 1-1/500s Schneider Xenar 2,8/50



Diax / Diax I / Diax Ia / Diax Ib - W. Voss, Diax-Kamera-Werk, Ulm

DiaxDiax IAuch Walter Voss war 1946 einer der ersten Begründer der neuen Generation von Kameraherstellern. Ende 1947 stellte er die Diax Kleinbildkamera vor. Ihr folgten in jährlichem Abstand die verbesserte Diax I mit Synchronbuchse und 1950 eine neue Version mit größerem Sucher und dazu vergrößerter Oberkappe.

1951 gab es dann als Diax II eine Meßsucherkamera und 1952 mauserten sich die Diax Ia und IIa zu Systemkameras mit wechselbaren Objektiven. 1956 gab es dann noch ein neues Gehäuse und Schnellaufzug, bevor die Produktion Ende 1957 aufgegeben wurde.

Die Diax-Kameras waren hochwertig gebaute Konstruktionen, das bemerkt man schon am Gewicht. Mit den "a" Modellen wurde zugleich ein unverwechselbares Design geschaffen an dem eine Diax sofort erkennbar ist - den drei Sucherfenstern. Beim Modell I dienten die Fenster zur Anzeige des korrekten Bildausschnittes für verschiedene Objektivbrennweiten (35 - 50 - 85/90 mm), beim Modell II eines davon für den gekuppelten Entfernungsmesser (dafür entfiel das 35 mm-Sucherfenster). Obwohl alle Wechselobjektiv-Modelle über den gleichen Anschluss verfügen (Schraubanschluss mit Überwurfring) sind die Objektive untereinander nur eingeschränkt austauschbar.

Diax IaDie Fotos zeigen oben links die Ur-Version der Diax in der Ausführung aus dem Jahr 1948 noch ohne Synchronbuchse. Oben rechts sehen Sie die Diax 1/Modell 1950 mit der überarbeiteten Deckkappe und größerem Sucher.

Diax Ia SucherapplikationDas linke Bild zeigt eine Diax Ia mit Wechseloptik. Auf der rechten Seite eine Sucherapplikation, mit der manche Vorführmodelle der Diax Ia ausgestattet waren. Was diese innerhalb der Kamera angebrachten Symbole bezweckten, ist mir nicht bekannt.



Die aufwendige Bauweise der Diax-Kameras bedingte einen vergleichsweise hohen Verkaufspreis. Der größte Teil der Produktion wurde exportiert (viele nach Australien), so dass eine Diax in Deutschland nicht häufig zu finden ist. Eine kleine, aber ärgerliche Besonderheit der Wechselobjektive mit Überwurf-Anschlussring - beim Wechseln konnten sie leicht herunterfallen. Deshalb haben Diax-Objektive nicht selten eine kräftige Delle.




Modellübersicht Diax und Diax Modell I

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Diax
1947/48
192,-
Präzisions-Sucherkamera Compur-Rapid Schneider Xenar 2,8/4,5 cm
Diax (I)
1949/1950
183,-
Präzisions-Sucherkamera, jetzt mit Synchronbuchse in der Frontplatte Compur-Rapid / Synchro Compur Steinheil Culminar 2,8/4,2 cm
Diax (I)
1949/1950
192,-
Präzisions-Sucherkamera, jetzt mit Synchronbuchse in der Frontplatte Compur-Rapid / Synchro-Compur Schneider Xenar 2,8/45
Diax I
1950
225,-
Präzisions-Sucherkamera, jetzt mit Synchronbuchse in der Frontplatte Synchro Compur Schneider Xenar 2,8/45
Diax I/1950
1950/51
227,70
neue Deckkappe, größerer Sucher Synchro Compur Schneider Xenar 2,8/45
Diax I/1950
1950/51
300,-
neue Deckkappe, größerer Sucher Synchro Compur Schneider Xenon 2,0/45
Diax I/1950
1950/51
300,-
neue Deckkappe, größerer Sucher Synchro Compur Rodenstock Heligon 2,0/45
Diax Ia
1952
165,-
Sucherkamera mit 3 Suchern, Wechseloptik Synchro Compur Isco Westar 3,5/50
Diax Ia
1952
165,-
Sucherkamera mit 3 Suchern, Wechseloptik Synchro Compur Laack Diaxar 3,5/50
Diax Ia
1952
186,-
Sucherkamera mit 3 Suchern, Wechseloptik Synchro Compur Isco Isconar 3,5/50
Diax Ia
1952
228,-
Sucherkamera mit 3 Suchern, Wechseloptik Synchro Compur Schneider Xenar 2,8/45, später 2,8/50
Diax Ia
1952
303,-
Sucherkamera mit 3 Suchern, Wechseloptik Synchro Compur Schneider Xenon 2,0/50
Diax Ib
1956
180,-
Sucherkamera mit 3 Suchern, Schnellaufzug, Wechseloptik Synchro Compur Isco Westar 3,5/50
Diax Ib
1956
201,-
Sucherkamera mit 3 Suchern, Schnellaufzug, Wechseloptik Synchro Compur Isco Isconar 3,5/50
Diax Ib
1956
243,-
Sucherkamera mit 3 Suchern, Schnellaufzug, Wechseloptik Synchro Compur Schneider Xenar 2,8/50
Diax Ib
1956
318,-
Sucherkamera mit 3 Suchern, Schnellaufzug, Wechseloptik Synchro Compur Schneider Xenon 2,0/50

Diax Modelle II, IIa und IIb sind in der Gruppe 4 beschrieben.


Edinex III

Edinex III - EDIXA GMBH, Wiesbaden

Die Edinex III war bis zum Erscheinen der Komet / Edixa Reflex das Spitzenmodell aus dem Hause Wirgin. Zwar hat diese wertig gebaute schwere Meßsucherkamera das gleiche Grundgehäuse wie ihre kleinere Schwester Edinex / Edinex I, doch in ihrer voluminösen Deckkappe ist Einiges mehr an Technik untergebracht. Zur Firmengeschichte können Sie bei der Vorstellung der Schwestermodelle Edina und Edixa in der 2. Preiskategorie weiter oben nachlesen.

In diese Geschichte passt sich auch diese Edinex ein, die in der namensgleichen Kleinbildkamera aus dem Jahr 1934 ihr Vorbild hat. Wegen ihrer - abgesehen vom bauchigen Gehäuse - leicaähnlichen Bauweise galten die Edinex-Kameras auch als "Leica-Nachbau". Auch ihre Objektive im ausziehbaren Tubus entsprechen den Leica-Vorbildern, sie sind jedoch nicht auswechselbar.



Modellübersicht Edinex III

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Edinex III (s. Foto)
1951
198,-
Gehäuse wie Vorkriegsversionen, neue Deckkappe mit Meßsucher Prontor-S Schneider Radionar 2,8/50
Edinex III
1951
295,-
Gehäuse wie Vorkriegsversionen, neue Deckkappe mit Meßsucher Prontor-S Schneider Xenon 2,0/50
Edinex III
1951
295,-
Gehäuse wie Vorkriegsversionen, neue Deckkappe mit Meßsucher Compur Rapid Schneider Xenon 2,0/50
Edinex III
1951
295,-
Gehäuse wie Vorkriegsversionen, neue Deckkappe mit Meßsucher Compur Rapid Rodenstock Heligon 2,0/50



Paxette II

Paxette II mit Wechseloptik M39 - Camera-Werk Carl Braun, Nürnberg

Als weitere "Systemkamera zum kleinen Preis" neben der Akarette hier die Paxette mit Wechseloptik der Nürnberger Kamerawerke Carl Braun. Eine stattliche Reihe unterschiedlich ausgestatteter Paxetten gab es zwischen 1949 und 1968 zu kaufen - vom Preiswertmodell mit fest eingebautem Objektiv bis zur Super Paxette mit Wechselobjektiven, eingebauten Belichtungsmessern, Schraub- und Bajonettanschlüssen und Manchem mehr. Innerhalb von nur 2 1/2 Jahren wurde die Paxette nach ihrer Markteinführung weltweit zu einem großen Erfolg. Die Weiterentwicklung zu einer Systemkamera mit wechselbaren Objektiven war da nur folgerichtig. Ende 1952 wurde eine solche Kamera als Paxette II vorgestellt, zeitgleich waren neben dem Normalobjektiv Kata 2,8/45 mm ein Weitwinkel-Choroplast 4,5/38 mm und ein Tele-Neoplast 5,6/85 mm lieferbar. Die ersten Paxette II-Kameras wurden noch ohne Schnellschalthebel im gleichen Gehäuse wie das Modell I und ebenfalls mit eingebautem optischen Belichtungsmesser geliefert (Foto links mit Roeschlein Telon und Universalsucher).

Den Ruf, die "Leica des kleinen Mannes" zu sein, erwarb sich die Super Paxette allerdings nicht nur mit ihrem günstigen Preis, sondern auch durch das gleiche Objektivgewinde (M39) der Leica. Doch Achtung! Leica- und Paxette-Optiken können zwar beliebig auf beide Kameras geschraubt werden, doch sind ihre Auflagemaße (Abstand zwischen Objektivfassung und Filmebene) unterschiedlich - sie passen optisch nicht zum jeweils anderen System weil sie sich da nicht korrekt scharfstellen lassen. Nur für spezielle fotografische Zwecke, z.B. bei Nahaufnahmen mit Balgen (s. Foto Super Paxette weiter unten), ist ein Fremdgehen möglich. Das hält gewitzte ebay-Verkäufer oft aber nicht davon ab, Paxette-Objekte mit M39-Gewinde als "Leica-Objektiv" anzubieten.

Die Vielfalt der - nicht nur bei der Paxette - damals lieferbaren Objektiv-/Verschlusskombinationen war eher kein großzügiges Auswahlangebot an die Käufer, sondern vielmehr auch eine Frage der Verfügbarkeit. Die Objektivhersteller hatten zum Teil erhebliche Kapazitätsengpässe, vor allem die "großen" Marken Schneider, Steinheil oder Zeiss lieferten zunächst für Exportzwecke.

Paxette IIEs war deshalb durchaus möglich, dass der Käufer anstelle des ausgesuchten Objektivs ein anderes Fabrikat erhielt. In Großbritannien ausgelieferte Paxette II sind auch mit dem Wray Lustrar 2,8/45 mm zu finden (wird einzeln gelegentlich fälschlich als "Leica-Objektiv" angeboten).

Ab 1955 wurde auch die Wechselobjektiv-Palette erweitert, neben den bereits genannten 38 und 85 mm gab es auch 35 mm-Weitwinkel- und 90 und 135 mm Tele-Objektive. Bei ebay werden Paxette-Wechselobjektive häufig mit "Leica-Gewinde" angeboten, Wie an anderer Stelle beschrieben, kann mit solchen Objektiven an der Leica nicht oder nur eingeschränkt gearbeitet werden. Umgekehrt gilt das natürlich auch, doch ich habe noch nicht erlebt, das jemand eine Leitz-Optik für die Paxette anbot.....

Bild oben zeigt eine frühe Paxette II noch ohne Schnellaufzug mit einem Roeschlein-Porträttele 1:5,5/90mm und dem von Steinheil für Braun gebauten Universalsucher. Rechts eine Paxette II (Modell 1954) mit Schnellaufzug, jedoch noch mit der glatten Deckkappe der Vormodelle mit einem Kata 2,8/45 von Dr. Staeble, München.
Ab 1955 haben alle Paxette-Modelle eine stufige Deckkappe.


Modellübersicht Paxette II

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Paxette II / Radaufzug
1952/1953
144,-
Aufsteckschuh in flache Deckkappe eingesetzt, optischer Belichtungsmesser Prontor-S Staeble Kata (Kataplast) 2,8/45
Paxette II / Schnellaufzug
1953/1954
144,-
Aufsteckschuh in flache Deckkappe eingesetzt, optischer Belichtungsmesser Prontor-S Staeble Kata 2,8/45
Paxette II / Schnellaufzug
1953/1954
156,-
Aufsteckschuh in flache Deckkappe eingesetzt, optischer Belichtungsmesser Prontor-S Isco Westar 2,8/45
Paxette II / Schnellaufzug
1953/1954
165,-
Aufsteckschuh in flache Deckkappe eingesetzt, optischer Belichtungsmesser Prontor-S Steinheil Cassar 2,8/45
Paxette II / Schnellaufzug
1954/1956
144,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, optischer Belichtungsmesser Prontor SVS Staeble Kata 2,8/45
Paxette II / Schnellaufzug
1954/1956
156,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, optischer Belichtungsmesser Prontor SVS Isco Westar 2,8/45
Paxette II / Schnellaufzug
1954/1956
165,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, optischer Belichtungsmesser Prontor SVS Steinheil Cassar oder Cassarit 2,8/45
Paxette II / Schnellaufzug
1954/1956
219,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, optischer Belichtungsmesser Prontor SVS Roeschlein Luxon 2,0/50

Paxette IIM mit Objektiven

Paxetten sammeln?

Die Vielfalt an Paxette-Modellen legt es nahe, diese Kamera-Palette als eigenständiges Sammelgebiet zu betreiben. Wer nun anstrebt, die Paxettereihe mit den Modellen I und II in den unterschiedlichen Ausführungen und Objektivbestückungen für seine Vitrine zu erwerben, hat Einiges zu tun. Meine schon erwähnte Jugendliebe zur Paxette begründete später auch eine sammlerische Beziehung, obwohl ich selbst nie mit dieser Kamera fotografierte. Jedoch habe ich Paxetten nie im eigentlichen Sinne gesammelt; wurde eine günstig angeboten und ich fand daran Gefallen, griff ich zu. Erst sehr viel später sichtete ich meinen Paxettenbestand und habe mich mittlerweile von der einen oder andern wieder getrennt. Wer hingegen eine echte Liebe zu diesen hübschen kleinen Kameras begründet, wird neben den hier beschriebenen Paxetten noch andere finden und wird dann wohl nicht mit nur einer halbhohen Standvitrine zurande kommen. Erst recht nicht, wenn die Sammelleidenschaft über diese erste Modellreihe hinausreicht. Übrigens - die Paxette wurde im Laufe ihrer Bauzeit mit Standardobjektiven nahezu aller Objektivhersteller dieser Jahre geliefert. Da gibt es manche Besonderheit zu entdecken, die in keinem Katalog steht.

Die Carl Braun'sche Modellphilosophie ging wohl dahin, eine jede Kameravariante sowohl ohne als auch mit Objektiv-Wechselmöglichkeit anzubieten. Daraus kann der Sammler eine gewisse Systematik ableiten: Paxette I (ohne) und Paxette II (mit Wechseloptik) waren die Grundmodelle. Beide wurden in der Standardversion mit optischem Belichtungsmesser ausgeliefert.

Alternativ wurde ab 1954 noch das Modell "M" angeboten, bei dem anstelle des Belichtungs- ein Entfernungsmesser (Mischbildsucher) eingebaut ist. Dieser ist beim Modell M nicht mit dem Objektiv gekuppelt, d.h. der durch Drehen eines Rädchens hinten auf der Deckkappe gefundene Wert muss auf den Fokusring des Objektives übertragen werden. Solange man nicht durch das Sucherfenster schaut, sind die beiden Modelle äußerlich nicht zu unterscheiden, weil beide zwei Sucherfenster haben. Erst die "Super Paxette", bei der die Entfernungsmessereinstellung mit dem Objektiv gekuppelt ist, hat eine zusätzliche Gravur "Super" über Paxette.

Paxette IIM Das obere Foto zeigt eine frühe Paxette IIM mit Cassarit 2,8/45 und der damals bei Fotoamateuren gebräuchlichen Objektivausstattung - Weitwinkel Isco Westron 3,5/35 mm und dem kleinen Porträttele von Dr. Staeble, TELON 5,6/85 mm sowie dem entsprechend anpassbaren Zusatzsucher für diese beiden Brennweiten.

Das Foto rechts zeigt eine Paxette IIM in der seltenen grauen Belederung mit einem Staeble CHORO 1:3,5/38 mm Weitwinkel und dazu passendem Sucheraufsatz .


Modellübersicht Paxette IIM

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Paxette IIM
1954/1955
156,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, nicht gekuppelter Entfernungsmesser Prontor-S Staeble Kata (Kataplast) 2,8/45
Paxette IIM
1954/1955
168,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, nicht gekuppelter Entfernungsmesser Prontor-S Isco Westar 2,8/45
Paxette IIM
1954/1955
177,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, nicht gekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS Steinheil Cassarit 2,8/45
Paxette IIM
1954/1955
231,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, nicht gekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS Schneider Xenar 2,8/50
Paxette IIM
1954/1955
231,-
Stufige Deckkappe mit aufgesetztem Aufsteckschuh, nicht gekuppelter Entfernungsmesser Prontor-SVS Roeschlein Luxon 2,0/50



Super PaxetteDas Spitzenmodell der Paxette-Kamerareihe ist die Super Paxette mit Wechseloptik und gekuppeltem Entfernungsmesser. Mehr Technik brauchte man eigentlich nicht und auch die Spitzenkameras Contax, Leica, Prominent und Co. boten nicht mehr. Die Wechselobjektiv-Palette reichte vom 35 mm Weitwinkel bis zum 135 mm Tele. Anderes Zubehör - wie der im Foto rechts abgebildete Spiegelreflexvorsatz mit Balgengerät (Sperling, Berlin) - war teils von Braun, teils von Zubehörherstellern erhältlich.Super Paxette

Klar - die Objektivpalette von Leitz oder Zeiss war umfangreicher, die Objektive vielleicht auch einen Tick hochwertiger. Doch um 400 DM konnte der engagierte Fotoamateur eine komplette Paxette-Systemausrüstung erstehen (war auch als "Paxette II L komplett im Bereitschaftskoffer lieferbar!). In dieser Form wurde die Super Paxette II bis 1958 angeboten und ab 1957 durch ein neues Modell mit einer komplett umgestalteten Deckkkappe ersetzt.

Modellübersicht Super Paxette II

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Super Paxette II
1956/1958
Stufige Deckkappe, Wechseloptik, gekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS Roeschlein Pointikar -E- 2,8/45 (Export)
Super Paxette II
1956/1958
198,-
Stufige Deckkappe, Wechseloptik, gekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS Staeble Kata oder Steinheil Cassarit 2,8/45
Super Paxette II
1956/1958
243,-
Stufige Deckkappe, Wechseloptik, gekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS Schneider Xenar 2,8/50
Super Paxette II
1956/1958
285,-
Stufige Deckkappe, Wechseloptik, gekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS Zeiss Tessar 2,8/50
Super Paxette II (Foto)
1956/1958
243,-
Stufige Deckkappe, Wechseloptik, gekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS Roeschlein Luxon 2,0/50
Super Paxette II
1956/1958
285,-
Stufige Deckkappe, Wechseloptik, gekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS Schneider Xenon 2,0/50
Super Paxette II
1956/1958
285,-
Stufige Deckkappe, Wechseloptik, gekuppelter Entfernungsmesser Prontor SVS Steinheil Quinon 2,0/50




Regula Cita, Citalux - Kamerwerk King KG, Bad Liebenzell

Regula CitaSchwarzwälder Präzision verbürgten die Regulas aus Bad Liebenzell. An sich war Pius King gelernter Uhrmacher, als er 1936 zunächst in Pforzheim sein Unternehmen gründete; bereits 1938 verlegte er es in den Schwarzwald. Das nach Kriegsende völlig demontierte Werk baute er bis 1949 wieder auf und entwickelte und produzierte fortan Kameras. Die "Regula", wie er seine Schöpfung nannte, wurde in verschiedenen Versionen bis 1965 rund 1/2 Million mal gebaut.

Trotz einer Lizenzvergabe und teilweiser Produktionsverlagerung nach Indien Mitte der 70er Jahre musste 1984 Konkurs angemeldet werden. Darüber half auch die - nach vorheriger Übernahme des Calwer Blitzgeräteherstellers Schmidt (ticky) - zusätzliche Blitzgeräteproduktion nicht hinweg. Noch bis 1992 wurden danach in einer neugegründeten Regula GmbH sehr gute Elektronenblitzgeräte hergestellt, doch war danach endgültig Schluss mit Regula...

Weiter oben in der Preisgruppe 1 hatte ich bereits die Ur-Regula aus dem Jahr 1949 vorgestellt. Daraus entwickelten sich in kurzer Folge die Regula IB, IC und I P-ST in der "Einsteigerklasse" ohne Messsucher. Die Cita folgte dann im Jahr 1954 als zwangsläufige Weiterentwicklung in die Klasse der "Super"-Kameras - entsprechend etwa Super Silette oder Super Paxette - jetzt ebenfalls mit gekuppeltem Entfernungsmesser. Das Gehäuse wurde noch beibehalten, erst 1957 erschien die Regula-Palette in neuen Gehäusen mit unterschiedlicher Ausstattung. Spitzenmodelle wurden danach die Systemkamera Regula IIID oder Regula Super mit dem neuen Prontor SLK-Wechselbajonett. Wie schon bei der Ur-Regula beschrieben - ein attraktives Sammelgebiet, meine Aufstellung enthält nur einen Auszug der umfangreichen Regula / Cita Palette. Die Cita in der Version mit Steinheil Cassar 2,8/45 wurde übrigens als baugleiche Hapo 36 für 148 DM von Photo Porst angeboten.

Das Spitzenmodell der Regula-Kamerareihe, die Regula SUPER / SUPER automatic finden Sie weiter unten in der Preisgruppe 4.

Modellübersicht Regula Cita

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Regula Cita
1954/1956
Mess-Sucherkamera 24x36 Prontor SVS Steinheil Cassar 3,5/45 mm
Regula Cita
1954/1956
180,-
Mess-Sucherkamera 24x36 Prontor SVS Steinheil Cassar 2,8/45 mm
Regula Cita
1954/1956
Mess-Sucherkamera 24x36 Prontor SVS Zeiss Tessar 2,8/50 mm

Citalux 300Citalux 300In gleicher technischer Ausführung, jedoch äußerlich als vergoldetes Luxusmodell wurde 1956 die Citalux 300 angeboten. Anlass dazu war der Gewinn der Goldmedaille im Riesenslalom bei den Olympischen Winterspielen durch Ossi Reichert, die diese Kamera auch bei der Vorstellung präsentierte.

Modellübersicht Regula Citalux 300

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Regula Citalux 300
1954/1956
300,-
Mess-Sucherkamera 24x36 vergoldetes Gehäuse, weinroter Lederbezug Prontor SVS Steinheil Cassar 2,8/45 mm



Super Silette - Agfa Kamerawerk AG, München

Super Silette Prontor SVSBei der Vorstellung der Silette hatte ich geschrieben, zu dieser Kamera, die weite Teile des Amateurmarktes des 1950er Jahre dominierte, keine Detaildaten liefern zu wollen, weil die Silette allein eine website füllen würde....

Bei deren großer Schwester, der Super Silette, stellt sich dies aber deutlich übersichtlicher dar. Die Super Silette war zu ihrer Zeit ein logischer Baustein in der Agfa-Kamerahierarchie. Bei ihrer Vorstellung im Jahr 1955 war sie das neue Spitzenmodell der Agfa-Kamerafertigung, wenn auch nur für kurze Zeit. Konsequent verfolgte Agfa auch bei diesem Modell seine Philosophie - ein Bausteinsystem von einfach, preiswert und gut bis hin zu aufwendigerer Technik und Optik aber immer noch preiswert.

Super Silette Solagon









In Sachen Kleinbildkamera ging Agfa von Beginn an einen anderen Weg als die Konkurrenten. Während Kodak mit dem 135er Film und der Retina Zukunftsmaßstäbe setzte, vertraute Agfa 1937 auf die Karat. Mit der Karat-Patrone kreierte man dazu auch ein eigenständiges Filmsystem. Agfa kam damit den Wünschen nicht weniger Fotoamateure nach, denen 36 Aufnahmen mit der 135er Normalkassette zuviel waren. Das Konzept ging zunächst auch auf, die hübsche kleine Kamera mit 12 möglichen Fotos auf Karat-Film fand viele Anhänger.

Doch der Aufstieg in die Kamera-Mittel- oder gar Oberklasse war mit der mickrigen Karat-Kassette nicht möglich. Die aufwendigere Karat 12/2,8 aus dem Jahr 1947 floppte kräftig, die kleinere Schwester Karat/3,5 beendete 1950 dann die Karat-Ära. 1955 stellte Agfa den Karat-Film ein, die dafür geschaffenen Kameras verloren ihre Daseinsberechtigung. Zwar wurde der Karat-Film in den 1970er Jahren als Agfa's Antwort auf die Kodak Instamatic in Form der Rapid-Kassette wiederbelebt - doch ist das eine andere Geschichte.

Nach dem nicht so recht gelungenen Umstieg mit den für 135er Kleinbildfilm umkonstruierten Karat 36 waren die folgende Solinette und erst recht die Silette absolut zeitgemäß. Nach Produktionseinstellung der mittlerweile nicht mehr den Zeitgeschmack treffenden Solinette dominierte die Silette einen großen Teil des bundesdeutschen Kameramarktes. Zwar konnte die Mess-Sucher-Ausführung Super Silette nicht ganz an diesem Erfolg teilhaben - Verkaufspreise um 200 DM und mehr waren damals für Agfa-Käufer noch erschreckend - doch fand die hübsche kleine Kamera mit eingebautem Entfernungsmesser durchaus ihre Liebhaber. Das Spitzenmodell mit dem 6linsigen Solagen entwickelte sich bei einem Verkaufspreis von über 300 DM jedoch zum Ladenhüter. Diese, auch Typ 2.0 genannte, Ausführung ist daher heute eher selten zu finden.



Super Silette

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Super Silette
1955
193,-
Mess-Sucherkamera mit Schnellaufzug Prontor SVS Agfa Apotar 3,5/45
Super Silette
1955
213,-
Mess-Sucherkamera mit Schnellaufzug Synchro-Compur mit Lichtwertskala Agfa Solinar 3,5/45
Super Silette (Typ 2.0)
1956
313,-
Mess-Sucherkamera mit Schnellaufzug Synchro-Compur mit Lichtwertskala Agfa Solagon 2,0/50


VITRONA - erste Kleinbildkamera der Welt mit E-Blitz, Voigtländer AG, Braunschweig

Vitrona

Mit der weiter oben in der 2. Preisgruppe vorgestellten Vito stieg Voigtländer erst 1939 in die Kleinbildkamerafertigung ein. Nach Kriegsende begann im Jahr 1947 wiederum mit der Vito die Kameraproduktion in Braunschweig. Die Vito B begründete dann 1954 eine ganze Generation von Kameras, die ich hier jedoch nicht alle vorstellen möchte. Gehäuseform und -größe der Vito B-Nachfolger veränderten sich in den 1950/60er Jahren nur unwesentlich. Es entstanden jedoch etliche Varianten mit unterschiedlichster Ausstattung, über Entfernungs- und Belichtungsmesser bis hin zur vollautomatischen Steuerung Ende der 60er Jahre.

Manche davon, etwa die Vito CLR, CSR oder gar die Vitomatic-Modelle erkämpften sich mit Preisen bis 500 DM sogar Positionen in der Eliteklasse der Kleinbildkameras. Aber auch einfachere Vito-Kameras mit einem 3-linsigen Lanthar rundeten Voigtländers Kleinbildpalette nach unten ab.

Vitrona mit HandgriffEine gewisse Sonderstellung in der Vito-Familie nahm diese Vitrona aus dem Jahr 1965 ein. Immerhin war sie die weltweit erste Kleinbildkamera mit integriertem Elektronenblitz!
Mit ihrer einfachen technischen Ausstattung passte sie eher in die erste Gruppe meiner Aufstellung. Doch der Einbau-E-Blitz forderte seinen Preis, der eine Einstufung in dieser Gruppe rechtfertigt.

Unterschied sich das Kameragehäuse in der Größe nur unwesentlich von anderen Vitos, musste für die Blitzelektronik und -batterien ein voluminöser Handgriff angesetzt werden. Damit wiegt die Kamera mehr als 1kg; sie entwickelte sich nicht zum Kassenschlager und wurde nach nur 3 Jahren 1967 wieder eingestellt.

Vitrona

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Vitrona
1964-1967
285,-
1. Kleinbildkamera der Welt mit eingebautem E-Blitz, Leuchtrahmensucher Prontor 250 Lanthar 2,8/50




4. Kleinbildameras ab etwa 250 DM Kaufpreis

ADOX 300

ADOX 300 - Dr. Schleussner, Wiesbaden

Hier möchte ich für diese Kleinbildkamera-Seite der 1950er Jahre ein Mauerblümchen aus der Vergessenheit holen, das lange unbeachtet in einer der unteren Aufbewahrungskisten meiner Sammlung verbrachte. Die ADOX 300 war immerhin die erste Kleinbildkamera der Welt mit vollwertigen Film-Wechselmagazinen - ein Meilenstein. Trotz 6jähriger Bauzeit - von 1956 bis 1962 - blieb sie schon damals nur ein Geheimtip im wahrsten Sinn des Wortes „geheim“. Es lag wohl an der nicht bedarfs- und marktgerechten Ausstattung. Ohne Entfernungsmesser und vor allem ohne die Möglichkeit, Wechselobjektive zu verwenden wurde wohl die Chance vertan einen attraktiveren Platz in der Kamerageschichte einzunehmen. Vielleicht lag es aber auch an den begrenzten Produktionskapazitäten in den Kamerawerken von Dr. Schleussner in Wiesbaden?

ADOX 300 innenDie ADOX 300 kreierte ein neues System unter den Kleinbildkameras, bestehend aus dem Gehäuse mit Objektiv, Belichtungsmesser und Verschluss sowie dem Wechselmagazin für den Filmtransport. Im Jahr 1956 eine kleine Weltsensation, war sie doch die erste 35mm-Kleinbildkamera mit austauschbaren Filmmagazinen. Fertigungstechnisch und qualitativ zählt die ADOX 300 jedenfalls zur damaligen Kamera-Oberklasse in Deutschland. Mit den Spitzenverschlüssen Compur Rapid XV und Synchro Compur X/M V von Friedrich Deckel harmonierte die Objektivbestückung - wahlweise Schneider Xenar 2,8/45 oder Steinheil Cassar 2,8/45 allerdings nur bedingt. Systemzubehör für spezielle Einsatzzwecke gab’s nicht. Der eingebaute Belichtungsmesser - die Mini-Version des BEWI Automat - wiederum erfüllte auch höhere Ansprüche.
Die völlig neu konstruierte Kamera bot zudem gleich mehrere Besonderheiten: den frontseitigen Schnellaufzug á la Zeiss Tenax/Taxona und das absolut lichtdichte Wechselmagazin (Leitz Patent). Die Verkaufspreise waren mit 298 DM (Cassar) und 342 DM (Xenar) durchaus noch volkstümlich. All dies lässt bei heutiger Betrachtung den geringen Verkaufserfolg mit falschem Produktdesign und fehlerhaftem Marketing (Beides war damals in der heutigen Form allerdings noch unbekannt) erklären.
Was bleibt - das damals einmalige Filmwechselsystem stammte aus dem Leitz-Baukasten und wurde teils von Leitz bezogen, teils in Lizenz produziert. In der vergleichsweise kurzen Bauzeit gab es zwei Bauserien mit nur geringfügigem Unterschied. Die 1 Bauserie trug die Seriennummer im Zubehörschuh bei der 2. Serie war die Nummer auf der Rückseite graviert. Während der Bauzeit wurde auch der COMPUR RAPID - Verschluss durch dessen vollsynchronisierten Nachfolger SYNCHRO COMPUR ersetzt. Für den Fotografen hatte dies keine praktische Bedeutung. Ein zusätzliches Wechselmagazin kostete 56 DM im Lederetui. Leitz selbst verwendete eine baugleiche Magazinkassette erst später in seiner Mikroskopkamera Orthomat.

Beim Fotografieren mit Filmmaterial war dessen Wechsel normalerweise nur durch Austausch der Filmpatrone möglich. Das war umständlich und man verlor dabei mindestens ein Bild, abgesehen von der dafür erforderlichen Zeit. Um mit ein und derselben Kamera verlustfrei das Aufnahmematerial zu wechseln, benötigte man eine Kamera mit Filmmagazin das auch mit einem teilbelichteten Film einfach zu wechseln war. Mechanisch war das nicht so leicht lösbar, damit das Wechselmagazin auch gegen Lichteinfall sicher war musste es quasi wie eine eigenständige Kamera konstruiert werden. Das merkte man auch am Gewicht - bei der ADOX 300 mussten fast 1kg Kamera bewegt werden. Hatte man noch ein Reservemagazin dabei, kamen nochmal 350g dazu! Es gab zuvor nur wenige Fotogeräte mit einer solchen Möglichkeit bei größeren Filmformaten.
Ein Wechselmagazin macht Aufnahmen mit unterschiedlichen Filmtypen ohne Bild- oder Filmverluste durch schnellen Magazintausch möglich. Einen solchen Komfort boten später etwa die Contarex oder die Contaflex Super B von Zeiss, die Rollei SL2000/SL3003 oder die Kodak Ektra. Anspruchsvolle Fotografen oder Profis die sowas brauchten, wählten dafür lieber eine zweite Kamera...

ADOX 300 FilmfensterADOX 300 KassettenBeide Magazine - die grau hammerschlaglackierte Original-Leitz-Version und die schwarzen von ADOX - sind baugleich und können in der ADOX 300 verwendet werden. Eine aufwendige Mechanik sorgt für lichtdichten Magazinwechsel und automatische Ver- und Entriegelung, erfordert jedoch auch die Einhaltung einer vorgegebenen Bedienungsreihenfolge. Da die lichtdicht schließenden Wechsel-Magazine auch den Filmtransport besorgen und ein Zählwerk beinhalten, bieten sie beim Wechsel eine schnelle Übersicht über bereits getätigte und noch verfügbare Aufnahmen. Jedes Magazingehäuse ist mit 2 Filmmerkscheiben (Color/SW und Filmempfindlichkeit) bestückt und kann jederzeit - etwa vom Schwarzweißfilm gegen einen Farbfilm oder zu einem Film mit anderer Empfindlichkeit - gewechselt werden. Spezielle Mechanismen stellen sicher, dass jedes Kameragehäuse mit jedem Wechsel-Magazin zusammenarbeitet. Der Filmwechsel selbst erfolgt im Magazin wie bei jeder normalen Kleinbildkamera.



Modellübersicht ADOX 300

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
ADOX 300
1956-1958
298,-
Wechselmagazin, Frontaufzug, Belichtungsmesser COMPUR RAPID XV 1-1/500s + Lichtwerte Steinheil Cassar 2,8/45
ADOX 300
1956-1958
342,-
Wechselmagazin, Frontaufzug, Belichtungsmesser COMPUR RAPID XV 1-1/500s + Lichtwerte Schneider Xenar 2,8/45
ADOX 300
1957-1962
298,-
Wechselmagazin, Frontaufzug, Belichtungsmesser SYNCHRO COMPUR MXV 1-1/500s + Lichtwerte Steinheil Cassar 2,8/45
ADOX 300
1957-1962
342,-
Wechselmagazin, Frontaufzug, Belichtungsmesser SYNCHRO COMPUR MXV 1-1/500s + Lichtwerte Schneider Xenar 2,8/45




Agfa Karat 12Agfa Karat 12

Agfa Karat 12

Die Agfa Karat gehört zwar nicht zwingend zu dieser, meiner 1950er Jahre Kameraaufstellung. Meine Intention dazu waren ja Fotogeräte, die mich schon in meiner Jugendzeit faszinierten. Dazu gehörten Agfa Kameras eher nicht. Und Fotogeräte aus der Zeit um die Währungsreform befanden sich schon aus biologischen Gründen noch nicht in Reichweite meines fotografischen Interesses.
Doch habe ich diese Schwelle ja auch schon bei anderen Kameramodellen überschritten und will daher auch frühen Agfa’s den ihnen gebührenden Platz in meiner webseite einräumen.

Agfa Karat 6,3Die Karat stellte das Agfa Camerawerk in München im Jahr 1937 als seine erste Kleinbildkamera und zugleich Teil eines neuen Kleinbild-Sucherkamerasystems für spezielle Filmpatronen vor, die Karat-Filmpatrone.

Später wurden allerdings auch Kameras für den 135er Standard-Kleinbildfilm entwickelt. Passen die Karat-Grundmodelle 3,5, 4,5 und 6,3 aus der Vorkriegszeit nicht in diese Aufzählung weil sie auch keine unmittelbaren Nachkriegs-Nachfolgemodelle hatten, sollen die Sucherkameras Karat 12 und 36 hier ihren Platz finden. Die Karat wurde ab 1945 in mehreren Versionen angeboten, technisch handelte es sich bei der 12 und 36 um weitgehend identische Modelle, die sich lediglich durch den verwendeten Filmtyp unterschieden.

Das Foto zeigt eine der ersten Karat-Kameras mit Objektiv 1:6,3 und der sog. Artdeco-Frontplatte

Agfa Karat 12Die Karat 12 arbeitete mit der 1937 entwickelten Karatpatrone für 12 Aufnahmen im üblichen Kleinbildformat 24x36 mm, während die Karat 36 die Normpatrone 135 aufnahm. Schon bald entschied Agfa, die Karatpatrone aufzugeben (wohl wegen der Begrenzung auf 12 Aufnahmen war die Umsatzerwartung für’s Filmgeschäft eher begrenzt). So wurde die schon kurzr nach Kriegsende angebotene Karat 12 (sie war wohl bereits schon fertig entwickelt) bereits 1950 eingestellt und deren Film geriet nach und nach in Vergessenheit, bis er später in der DDR und als "Rapid" in Konkurrenz zu Kodak’s Instamatic-Patronen wieder auflebte…

Die Karat kreierte ein neues System unter den Kleinbildkameras. Ihre auf 12 Aufnahmen 24x36 beschränkte Bilderzahl entsprach damals durchaus dem Wunsch mancher Fotografen, die es als Verschwendung empfanden, immer 20 oder gar 36 Fotos zu schießen bevor der Film entwicklungsreif war. Zudem war das Karat-System einfach in der Handhabung - kein Rückspulen und die Patrone mit dem belichteten Film konnte direkt entnommen werden.

Modellbeschreibung Agfa Karat 12

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Karat 12 1. Version ohne Zubehörschuh
1939-1945
Karat-Patrone für 12 Aufnahmen, Entfernungsmesser COMPUR RAPID 1-1/500s Schneider Karat Xenar 2,8/5 cm unvergütet
Karat 12 2. Version mit Zubehörschuh (Foto)
1946-1950
Karat-Patrone für 12 Aufnahmen, Entfernungsmesser COMPUR RAPID 1-1/500s Schneider Karat Xenar 2,8/5 cm vergütet




Agfa Karat 36

Agfa Karat 36

Im Gegensatz zur vorherigen Agfa Karat 12 gehört die Karat 36 schon eher in diese 1950er Jahre Kameraaufstellung. Obwohl Agfa Kameras eher nicht Teil meiner fotografischen Sehnsüchte gewesen sind, gehören sie doch als Teil der fotografischen Blütejahre zu den bedeutenderen Fotogeräten dieser Jahre.
Die Karat 36 war weitgehend technisch identisch mit der Karat 12, verwendet aber den etablierten Kleinbildfilm 135 für Patronen mit 20 der 36 Aufnahmen. Wie diese gehörte sie zu den damals noch dominierenden Spreizenkameras, was den technischen Aufwand für die Übertragung von Aufnahmefunktionen an das Gehäuse erhöhte.
Agfa Karat 36Das zweite Modell der Karat 36 wurde 1952 mit überarbeiteter Deckkappe angeboten. Deren Verkaufspreise waren sogar geringfügig geringer.
Die Karat 36 erfuhr dann noch mit der Karat IV, einer aufgemöbelten Super Silette in Spreizenversion, eine kurze Renaissance.

Modellübersicht Agfa Karat 36

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Karat 36 Version 1
1948-1951
398,-
Spreizenkamera, Entfernungsmesser SYNCHRO COMPUR 1-1/500s Schneider Xenon 2,0/5 cm
Karat 36 Version 1
1948-1951
398,-
Spreizenkamera, Entfernungsmesser SYNCHRO COMPUR 1-1/500s Rodenstock Heligon 2,0/5 cm
Karat 36 Version 2
1952-1954
298,-
Spreizenkamera, gekuppelter Entfernungsmesser SYNCHRO COMPUR 1-1/500s Agfa Solinar 2,8/5 cm
Karat 36 Version 2
1952-1954
378,-
Spreizenkamera, gekuppelter Entfernungsmesser SYNCHRO COMPUR 1-1/500s Agfa Solagon 2,0/5 cm
Karat 36 Version 2
1952-1954
378,-
Spreizenkamera, gekuppelter Entfernungsmesser SYNCHRO COMPUR 1-1/500s Schneider Xenon 2,0/5 cm
Karat 36 Version 2 (Foto)
1952-1954
378,-
Spreizenkamera, gekuppelter Entfernungsmesser SYNCHRO COMPUR 1-1/500s Rodenstock Heligon 2,0/5 cm




Casca - C.A. Steinheil Söhne GmbH, München

Steinheil Casca

Steinheil in München war einer der traditionsreichsten deutschen Optikhersteller. In meiner Objektivabteilung finden Sie bei Interesse eine Vorstellung der Steinheil-Objektive für die Exakta. Nur ein einziges Mal wagte das Unternehmen auch einen Ausflug in den Kreis der Kamerahersteller. Ohne dauerhaften Erfolg, die Steinheil Casca gehört deshalb zu den Kleinbildraritäten unter den Sammlerkameras der Nachkriegsjahre.

Die Casca war eine ungewöhnlich konstruierte Kleinbildkamera. Mit einem von dem Augsburger Maierhofer entwickelten Schlitzverschluss gehörte sie zu den wenigen westdeutschen Kameras mit dieser Verschlussbauart. Der Verschluss und die Entfernungsmesserkonstruktion der Casca II waren wohl auch der Grund dafür, dass Patenteinsprüche von Leitz schon 1951 zu einer Produktionseinstellung führten.

Steinheil Casca IDas erste Modell erschien 1948 mit einem Schlitzverschluss 1/25 - 1/1000 Sek.. Besondere Merkmale waren der Fokusrändelknopf á la Argus und der eigenwillige mit einem Verschlusszeiten-Schieber auf der Rückseite kombinierte Schnellaufzug á la Meopta Mikroma. Vor allem auch aufgrund ihres für damalige Verhältnisse extrem hohen Verkaufspreises von 680 DM wurden von allen Casca-Modellen kaum mehr als 2000 Stück verkauft.

Die Casca wurde mit wechselbaren Objektiven angeboten, diese waren für die Modelle I und II nicht kompatibel! Bemerkenswert für die Zeit um 1950 war die Einspiegelung der Brennweiten in den Leuchtrahmensucher der Casca II. Dies bot die Leica M erst Jahre später.....

Modellübersicht Casca

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Casca (I)
1948
680,-
Wechseloptik, Schlitzverschluss Schlitzverschluss 1/25 - 1/1000s Steinheil Culminar 1:2,8/5cm
Casca II
1950
?
gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik mit E-Messer gekuppelt und Brennweiten-Suchereinspiegelung, Schlitzverschluss Schlitzverschluss 1/2 - 1/1000s Steinheil Culminar 1:2,8/5cm
Casca II Mod. 2
1952
?
Schnellaufzugsknopf, gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik mit E-Messer gekuppelt und Brennweiten-Suchereinspiegelung, Schlitzverschluss Schlitzverschluss 1/2 - 1/1000s Steinheil Culminar 1:2,8/5cm




Diax IIa

Diax II, IIa, IIb - W. Voss, Diax-Kamera-Werk, Ulm

Auch Walter Voss war 1946 einer der ersten Begründer der neuen Generation von Kameraherstellern. Ende 1947 stellte er die Diax Kleinbildkamera (Beschreibung in Gruppe 3) vor. Ihr folgten in jährlichem Abstand die verbesserte Diax I mit Synchronbuchse und 1950 eine neue Version mit größerem Sucher und dazu vergrößerter Oberkappe.

1951 gab es dann als Diax II eine Meßsucherkamera und 1952 mauserten sich die Diax Ia und IIa zu Systemkameras mit wechselbaren Objektiven. 1956 wurde die Kamera komplett überarbeitet, erhielt noch ein neues Gehäuse und Schnellaufzug, bevor die Produktion Ende 1957 aufgegeben wurde.





Die Fotos zeigen eine Diax IIa (rechts), unten links sehen Sie das letzte Modell der Diax, eine Diax IIb aus dem Jahr 1957 in der teuersten Ausführung mit einem Schneider Xenon 2,0/50 für 381,- DM .

Diax IIbDie Diax-Kameras waren hochwertig gebaute Konstruktionen, das bemerkt man schon am Gewicht. Mit den "a" Modellen wurde zugleich ein unverwechselbares Design geschaffen an dem eine Diax sofort erkennbar ist - den drei Sucherfenstern. Beim Modell I dienten die Fenster für verschiedenen Objektivbrennweiten (35 - 50 - 85/90 mm), beim Modell II eines davon für den gekuppelten Entfernungsmesser (dafür entfiel das 35 mm-Sucherfenster).

Diax Tele-Xenar 4/135Zwar haben alle Wechselobjektiv-Modelle den gleichen Schraubanschluss mit Überwurfring, doch sind die Objektive der Modellreihen a und b untereinander nur bedingt austauschbar. Der Stift für die Fokus-Übertragung zum Meßsucher ist versetzt angeordnet. Objektive für die Diax IIb tragen auf der Fassung eine entsprechende Gravur (Foto rechts - Tele Xenar 4/135).
Wechselobjektive waren in den Brennweiten 35, 50, 85, 90 und 135 mm von den Herstellern Isco Göttingen und Schneider Kreuznach lieferbar.

Die aufwendige Bauweise der Diax-Kameras bedingte einen vergleichsweise hohen Verkaufspreis. Der größte Teil der Produktion wurde exportiert (viele nach Australien), so dass eine Diax in Deutschland nicht häufig zu finden ist. Bereits bei der Diax Ia hatte ich auf eine ärgerliche Besonderheit der Wechselobjektive mit Überwurf-Anschlussring hingewiesen. Beim Abschrauben vom Kameragehäuse können sie leicht herunterfallen. Deshalb haben nicht wenige Diax-Objektive eine mehr oder weniger kräftige Delle.



Modellübersicht Diax II / IIa / IIb

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Diax II
1951
gekuppelter Entfernungsmesser Synchro Compur Schneider Xenar 2,8/45
Diax II
1951
gekuppelter Entfernungsmesser Synchro Compur Schneider Xenon 2,0/45
Diax II
1951
gekuppelter Entfernungsmesser Synchro Compur Rodenstock Heligon 2,0/45
Diax IIa
1954
246,-
Meßsucherkamera mit 2 Suchern, gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik Synchro Compur Isco Isconar 3,5/50
Diax IIa
1954
288,-
Meßsucherkamera mit 2 Suchern, gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik Synchro Compur Schneider Xenar 2,8/50
Diax IIa
1954
363,-
Meßsucherkamera mit 2 Suchern, gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik Synchro Compur Schneider Xenon 2,0/50
Diax IIb
1956
264,-
Meßsucherkamera mit 2 Suchern, gek. Entfernungsmesser, Schnellaufzug, Wechseloptik Synchro Compur Isco Isconar 3,5/50
Diax IIb
1956
306,-
Meßsucherkamera mit 2 Suchern, gek. Entfernungsmesser, Schnellaufzug, Wechseloptik Synchro Compur Schneider Xenar 2,8/50
Diax IIb
1956
381,-
Meßsucherkamera mit 2 Suchern, gek. Entfernungsmesser, Schnellaufzug, Wechseloptik Synchro Compur Schneider Xenon 2,0/50



Futura - Futura Kamerawerk GmbH, Freiburg (ehem. Optische Anstalt Fritz Kuhnert)

Futura-S

Noch während des 2. WK gründete Fritz Kuhnert 1942 die Optische Anstalt in Freiburg. Zwei Jahre darauf wurde das Werk völlig zerstört und ab 1946 wieder aufgebaut. Man begann gleich mit der Konstruktion von Kleinbildkameras (erstes Modell war 1947 die Efka 24x24) und fertigte auch die Objektive selbst. Know how und Werkzeugmaschinen kamen dazu aus Wetzlar, einzelne Linsen auch von Staeble, München. Fritz Kuhnerts Optische Anstalt musste 1951 Konkurs anmelden, eine GmbH führte das Unternehmen bis in die 1980er Jahre weiter. Bis zur Neugründung 1951 firmierte das Unternehmen auch als Kuhnert-Optik, Hamburg/Freiburg. Die Futura wurde bis 1958 produziert.

Die Futura war eine aufwendig gebaute Kamera mit einem entsprechenden Preis, so dass Futura's nicht eigentlich zu den Amateuerkameras gehörten. Allerdings lockten ihre hochwertigen Objektive qualitätssbewusste Käufer, so war das 6linsige Frilon 1:1,5/5cm zu seiner Zeit eines der wenigen Kleinbildobjektive mit derart hoher Lichtstärke!

Bei den frühen Modellen änderten sich das Design und die Beschriftung im Laufe der Jahre geringfügig. 1950 mit der Futura Standard, 1951 mit der Futura I (Synchro-Compur-Verschluss) und Futura P (Prontor SVS-Verschluss) sowie 1952 als Futura-S (Super) gab es wenige Veränderungen im Detail. Die letzte Futura wurde als Modell III-S von 1956-1958 angeboten und erhielt zuletzt noch eine neu gestylte Deckplatte. In den USA wurde die Futura S auch von Sears Robuck unter deren Markennamen "Tower" vertrieben.

Hauseigene Wechselobjektive hatten Schraubanschluss (M 30,5): Ampligon 4,5/35, Futar 3,5/45, Elor 2,8/50, Evar 2/50, Frilon 1,5/50, Frilon 1,5/70(!), Tele-Futar 3,8/75, Tele-Elor 5,6/90 mm. Die Objektive gibt es in unterschiedlicher Ausführung für Standard und Super-Modelle, weil der Entfernungsmesser des Standard-Modells nur mit die Standardbrennweite (45/50) gekuppelt ist.

Modellübersicht Futura

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Futura (Urmodell)
1949
460,-
gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik, Namensgravur in Schreibschrift (ohne Zusatz Kamerawerk) Compur Rapid Frilon 1:1,5/5 cm
Futura (Standard)
1949-1955
228,-
gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik, (schwarzes Namensschild) Compur Rapid 1-1/400s Futar 1:3,5/4,5 cm
Futura (Standard)
1949-1955
298,-
gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik, (schwarzes Namensschild) Compur Rapid 1-1/400s Elor 1:2,8/5 cm
Futura (Standard)
1949-1955
348,-
gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik, (schwarzes Namensschild) Compur Rapid 1-1/400s Evar 1:2,0/5 cm
Futura (Standard)
1949-1955
441,-
gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik, (schwarzes Namensschild) Compur Rapid 1-1/400s Frilon 1:1,5/5 cm
Futura-P (Standard)
1952-1955
228,-
gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik, eloxiertes Namensschild Prontor SVS Futar 1:3,5/4,5 cm
Futura-P (Standard)
1952-1955
243,-
gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik, eloxiertes Namensschild Prontor SVS Elor 1:2,8/50 mm
Futura-P (Standard)
1952-1955
285,-
gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik, eloxiertes Namensschild Prontor SVS Schneider Xenar 1:3,5/4,5 cm
Futura-P (Standard)
1952-1955
294,-
gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik, eloxiertes Namensschild Prontor SVS Evar 1:2,0/50 mm
Futura-S
1952-1956
347,-
gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik, Suchereinspiegelung, Tragösen Synchro-Compur Elor 1:2,8/50 mm
Futura-S s. Foto
1952-1956
395,-
gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik, Suchereinspiegelung, Tragösen Synchro-Compur Evar 1:2,0/50 mm
Futura-S
1952-1956
495,-
gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik, Suchereinspiegelung, Tragösen Synchro-Compur Frilon 1:1,5/5 cm
Futura-S
1952-1956
589,-
gekuppelter Entfernungsmesser, Wechseloptik, Suchereinspiegelung, Tragösen Synchro-Compur Frilon 1:1,5/70 mm
Futura SIII
1956
jetzt mit Schnellaufzug, sonst wie Vormodell Synchro Compur Elor 1:2,8/50 mm
Futura SIII
1956
jetzt mit Schnellaufzug, sonst wie Vormodell Synchro-Compur Evar 1:2,0/50 mm
Futura SIII
1956
jetzt mit Schnellaufzug, sonst wie Vormodell Synchro-Compur Frilon 1:1,5/50 mm



Regula SUPER, SUPER automatic - Kamerwerk King KG, Bad Liebenzell

Regula SuperSchwarzwälder Präzision verbürgten die Regulas aus Bad Liebenzell. Weiter oben in der Preisgruppe 1 hatte ich bereits die Ur-Regula aus dem Jahr 1949 und in der Preisgruppe 2 die Regula Cita vorgestellt. Bei der Regula Cita finden Sie auch weitergehende Informationen zum Herstellerwerk King KG.
Die Regula Super war dann 1959 das Spitzenmodell der Kleinbild-Sucherkameras aus dem King-Kamerawerk. Es gab zwei Versionen - das "Normalmodell" mit manuell bedienbarem Nachführbelichtungsmesser und die SUPER-automatik mit verschlussgekuppeltem Belichtungsmesser.
Beide Versionen haben einen gekuppelten Entfernungsmesser, zählen also zu den Messsucherkameras und verfügen über das Wechselbajonett der Regula IIIc/IIId für eine kleine Objektivpalette von ENNA, ISCO und Steinheil. Hierbei handelt es sich um eine angepasste Version des PRONTOR SLK-Wechselbajonetts von Gauthier, der "Konkurrenzversion" zum Universalbajonett Compur DKL von Deckel, dem sog. Deutschen Einheitsbajonett. Eine Besonderheit dieser Objektivreihe ist übrigens deren ungewöhnliches Filtergewinde ES 45,5x0,5mm.
Der gegenüber der Regula IIId verbesserte Leuchtrahmensucher mit automatischem Parallaxenausgleich lässt sich mit einem Schalter auf der Deckplatte für 50-, 90- und 135-mm-Objektive umschalten. Weitwinkelobjektive erfordern einen aufsteckbaren Zusatzsucher. Der integrierte Belichtungsmesser ist ein BEWI-Automat (10-3200 ASA), der als Nachführversion mit Lichtwerten - also Zeit-/Blendenkupplung - arbeitet. Verschluss ist ein Prontor-SVS 1s bis 1/300s (spätere Kameras bis 1/500s), bei der Supermatic ein Prontor SLK Lichtwertverschluss.

Der Unterschied der "automatic"-Version zum Modell Super ist der mit dem Lichtwertring, also der Zeit-/Blendenkombination, gekuppelte Belichtungsmesser. Die Belichtungseinstellung erfolgt hier nicht am Ring des Belichtungsmessers, sondern mit dem Lichtwertring am Objektiv. Im Übrigen ist die Einstellung identisch: der Belichtungsmesser hat zwei Zeiger - eine weiße und eine rote Nadel. Die weiße Nadel bewegt sich mit dem Licht und die rote Nadel wird mit dem ISO-Einstellrad oder dem Einstellring resp. Lichtwertring verstellt. Durch Veränderung des Lichtwerts wird die rote Nadel so ausgerichtet bis sie mit der weißen Nadel übereinstimmt. Damit ist die Belichtung eingestellt und auf den durch den Lichtwert bestimmten Satz Verschlusszeiten/Blenden festgelegt.

Das Foto zeigt die Regula SUPER automatic in der Spitzenversion mit dem Steinheil Quinon 1,9/50.

Modellübersicht Regula SUPER

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Regula SUPER
1959/1960
318,-
Mess-Sucherkamera 24x36 Prontor SVS ISCO Color Westanar 2,8/50 mm
Regula SUPER
1959/1960
318,-
Mess-Sucherkamera 24x36 Prontor SVS ENNA ENNIT 2,8/50 mm
Regula SUPER
1959/1960
335,-
Mess-Sucherkamera 24x36 Prontor SVS Steinheil Culminar 2,8/50 mm
Regula SUPER
1959/1960
405,-
Mess-Sucherkamera 24x36 Prontor SVS ISCO Color-Westagon 1,9/50 mm
Regula SUPER
1959/1960
432,-
Mess-Sucherkamera 24x36 Prontor SVS Steinheil Quinon 1,9/50 mm
Regula SUPER automatic
1959/1961
345,-
Mess-Sucherkamera 24x36 Prontor SLK ISCO Color Westanar 2,8/50 mm
Regula SUPER automatic
1959/1961
345,-
Mess-Sucherkamera 24x36 Prontor SLK ENNA ENNIT 2,8/50 mm
Regula SUPER automatic
1959/1961
384,-
Mess-Sucherkamera 24x36 Prontor SLK Steinheil Culminar 2,8/50 mm
Regula SUPER automatic
1959/1961
432,-
Mess-Sucherkamera 24x36 Prontor SLK ISCO Color-Westagon 1,9/50 mm
Regula SUPER automatic
1959/1961
459,-
Mess-Sucherkamera 24x36 Prontor SLK Steinheil Quinon 1,9/50 mm



Leica - Ernst Leitz, Wetzlar

Leitz WetzlarLeica AnzeigeSich heute über die Leica auszulassen hieße, einen der berüchtigten großäugigen Nachtvögel in die Hauptstadt Griechenlands tragen zu wollen. Will sagen, über Leica’s ist eigentlich alles gesagt….

Das Bild links zeigt eine historische Ansicht der Leitz Werke in Wetzlar (Foto Presse 3-1951); rechts eine Leitz-Werbeanzeige aus dem Jahr 1949

Kein anderes fotografisches Utensil ist so umfassend dokumentiert, beschrieben und von jeder sicht- und unsichtbaren Seite abgelichtet worden wie die Mutter aller Kleinbildkameras und ihr Zubehör. Wer je und voller Andacht vor den historischen Leitz-Produktionsstätten in Wetzlar gestanden hat, vermag allerdings auch den Kult um die Erzeugnisse aus diesen Gebäuden nachzuvollziehen.

Wenn ich nun auf meiner homepage dennoch eine kleine Leica-Aufstellung einrichte, dient dies einerseits der Vollständigkeit. Schließlich wird niemand einen Fotosammler auch nur im Ansatz für voll nehmen, der nicht auch zumindest eine Leica in seinem Stammbaum aufweisen kann. Zum anderen ist es eine Reminiszenz an meinen Vater, der in den 1930er Jahren seine erste Leica, eine Standard, kaufte und mir mit seiner Leica-Ausrüstung schon seit meinen frühen Kindertagen fotografische Erlebnisse vermittelte. Die Leica Standard - mit der ich schon als 5jähriger meine ersten Fotos schoss - wurde um 1952 bei Photo Porst gegen eine If getauscht. Kurz darauf folgte noch eine IIIf; beide Kameras besitze ich noch heute. Mit einer vor etlichen Jahren hinzuerworbenen Standard konnte ich meine individuelle Leica-Vergangenheit komplettieren.

Leica StandardDie Leica Standard im Bild links passt zwar zeitlich nicht zur 50er Jahre-Thematik. Doch ist es das Modell, mit dem ich selbst meine allerersten fotografischen Gehversuche machte.

Später fotografierte ich mit diversen anderen Kameras, vor allem mit der Exakta. Doch auf meines Vaters Leica's griff ich gelegentlich immer wieder zurück. Um 1990 legte ich mir eine M6 zu, die mich auch heute noch häufig begleitet. Zeitweise war mein Leica-Bestand recht umfangreich, doch mit den Jahren habe ich mich von den meisten Gehäusen, Zubehörteilen und Objektiven getrennt. Heute besitze ich nur noch eine kleine Grundausstattung für gelegentliche Fotoausritte.

Leica sammeln ist heutzutage keine Herausforderung mehr. Alles ist dokumentiert, es gibt keine unbekannte Rarität mehr zu entdecken. Leica’s zu sammeln ist vielmehr eine Frage des verfügbaren Kapitals. An sich sind Leica’s auch nicht so selten, um ihre vergleichsweise hohen Preise zu rechtfertigen. Wenn das klassische Wirtschaftsgesetz von Angebot und Nachfrage auf irgendetwas voll zutrifft, dann auf Leica-Erzeugnisse. Kaum ein Markenname ist auch bei Nicht-Insidern so bekannt, wie der von Leitz oder Leica. So ist diese Kamera ein Objekt der Begierde nicht nur für Fotografen oder Sammler sondern in Zeiten der Finanzkrise auch für Geldanleger oder gar Spekulanten. Sogar ansonsten fotoabstinente Zeitgenossen verwenden die Leica gern als repräsentative Aufwertung von Empfangsbereichen oder auch nur als Dekostück für‘s heimische Sideboard.

Leica IfIm Vergleich zu anderen umfangreichen Seiten von Leica-Profis oder dem Inhalt eines der zahllosen Leica-Bücher fällt meine Leica-Abteilung aus vorgenannten Gründen also bescheiden aus. Wer mehr - oder sogar alles - über Leitz und Leica wissen möchte, darf sich jedoch mit Googles Hilfe auf unterhaltsame Tage im Internet einrichten …

Leica Ic, If, Ig

Der Einstieg in die Leica-Fotografie gelang seinerzeit zum Gegenwert von etwa einem Angestellten-Monatsgehalt. Das erforderte von einem Normalverdiener der Jahre nach der Währungsreform schon einigen Enthusiasmus, schließlich machte eine Leica Ic niemanden satt. Die "neue" Standardleica der Nachkriegsjahre (s. Werbeanzeige oben) hatte keinen eingebauten Sucher mehr. Konzeptionell war sie für fotografische Zwecke gedacht, die keinen Sucher erforderten (medizinische und technische Fotografie, Mikrofotografie u.a.). Allerdings war als Zubehör der neue Leuchtrahmensucher SBOOI verfügbar. Allein dieser Sucher, damals ein revolutionäres Aufnahmezubehör, verführte manch Einen zum Kauf der "kleinen" Leica. Das Leitz-Umbauversprechen in ein Modell II oder III erleichterte die Entscheidung.

Das anfangs noch als "STANDARD-Leica" beworbene Modell Ic hatte keine Blitzsynchronisation, die erst 1952 mit dem Modell If angeboten wurde. Während diese beiden Leica I-Modelle häufig als preiswerter Einstieg in das Leica-System dienten, war das ab 1957 lieferbare Modell Ig tatsächlich nur noch für spezielle Einsatzzwecke gefragt. Die Verkaufszahlen dieser Version waren sehr gering, die Kamera ist heute recht selten zu finden. Zudem ist sie ein hässlicher Vogel, was Leica-Sammlern den Verzicht auf ein Vitrinenmodell erleichtert. Alle Leica I-Versionen wurden üblicherweise nur mit dem Elmar-Normalobjektiv angeboten. Natürlich sind alle Leica-Schraubobjektive ohne Einschränkungen auch an der Leica I verwendbar. Übrigens - die Gehäuse der Nachkriegs-Leica's sind etwa 3 mm länger als die der Vorkriegsmodelle.


Die Leica If (im Bild rechts mit Leitz-Kondensatorblitzgerät CEYOO) erhielt 1954 einen PC-Blitzkontakt.
Die Synchronisationseinstellung muss jedoch noch nach Tabellenangaben - wie bei den Modellen IIf und IIIf - per Hand an einem Drehschieber unter dem Verschlusszeitenrad vorgenommen werden.


Modellübersicht Leica Ic, If, Ig

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Leica Ic
1949-1952
296,-/350,-
Spezialkamera für technische Anwendungen, Grundausstattung ohne Sucher, nicht synchronisiert; mit Kristallsucher für 350,- DM lieferbar Schlitzverschluss 1/30 - 1/500s, B Elmar 1:3,5 / 5 cm
Leica If
1952-1957
340,-/1952
Spezialkamera für technische Anwendungen, Kristall-Aufsteck-Sucher, jetzt mit Blitzkontakt Schlitzverschluss 1/25 - 1/500s, B Elmar 1:3,5 / 5 cm
Leica Ig
1957
452,-
Spezialkamera für technische Anwendungen, Aufsteck-Spiegelsucher Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B Elmar 1:2,8 / 5 cm

Leica IIf

Leica IIc, IIf

Die Leica II war von Anbeginn so eine Art Aufsteigerkamera. Bei ihrer Einführung im Jahr 1932 das erste Modell mit einem eingebauten Entfernungsmesser, ging ihre Beliebtheit nach Vorstellung der Leica III deutlich zurück. Zwar blieb sie 17 Jahre weitgehend unverändert im Leica-Programm, wurde aber fortan die Leica für Leute, denen eigentlich das Geld für eine richtige Kamera fehlte. Dies jedoch mit der "einfachen" Leica I oder Standard aller Welt zu zeigen, waren sich diese Spezies denn doch zu fein.... Immerhin war die Meßsucher-Leica damals auch ein Statussymbol! Da kam Leitz mit seiner Leica II grad' richtig. Relativ preiswert, häufig auch gebraucht zu erstehen hatte sie zwar nur wenig mehr Technik an Bord als das Modell I, identifizierte ihren Benutzer jedoch als honorigen Leica-Eigner, zumindest aus der Ferne. Der echte Leicafan kaufte sowas auch damals schon nicht, weshalb die Verkaufszahlen der Leica II nicht einmal die der Leica I erreichten - vom Modell III ganz zu schweigen ...

Immerhin wurde die Leica IIc als zweites Leitz-Familienmitglied (nach der IIIc) noch vor der Währungsreform wieder produziert. Die Meisten wurden später in das Modell III umgebaut, andere wiederum mit Blitzanschluss oder 1/1000 sek. nachgerüstet. Deshalb zählen die noch original erhaltenen Leica IIc und IIf zu den eher seltenen Leica's. Ist eine IIf ohnehin schon nicht häufig zu finden (es wurden etwa 5x mehr Leica IIIf gebaut als IIf!), muss man nach dem ersten Modell mit schwarzen Kontaktzahlen lange suchen. Nur knapp 1/3 der gesamten IIf-Produktion entfielen auf diese Variante. Doch auch viele Sammler wissen dies nicht so recht zu würdigen.

Die Fotos zeigen links eine frühe Leica IIf aus dem ersten Produktionsjahr (1951) und im Bild rechts eine Leica IIc aus dem Jahr 1948.

Leica IIc Eine Kurzbeschreibung der IIc könnte etwa so lauten: "Leica Ic im Gehäuse der Leica IIIc". Zwar begann deren Produktion bereits vor der Währungsreform (20. Juni 1948), in den Läden war sie zu dieser Zeit allerdings noch nicht zu finden. Glaubt man den Beteuerungen alter Photohändler, trafen die Leitz-Lieferungen am 21. Juni 1948 ein und fanden dann umgehend den Weg in die Schaufenster. Nicht wenige dieser frühen IIc haben heute infolge der damals herrschenden Materialknappheit Chromabplatzungen oder kleine Pickel im Chrom. Mit diesem Problem muss der Sammler bei vielen Kameras dieser Zeit leben.

Wie auch die anderen c-Leicas besitzt das Modell IIc noch keinen Blitzanschluss. Die Gehäuseöffnung für das Langzeitwerk ist werksseitig mit einem vulkanit-bezogenen Stahlplättchen abgedeckt. Die IIc und IIf-Kameras der ersten Baureihe haben die klassische Leica-Verschlussreihe 1/30 - 1/500 sek (1/30, 1/40, 1/60 usw.) und können - wie oben schon beschrieben - mit dem Entfernungsmesser des Modells III aufwarten.

Leica IIf-Verschluss1Leica IIf-Verschluss2Die Leica IIf erhielt 1951 einen Blitzanschluss, der aber noch mit einem Synchronisationsschieber angepasst werden muss. Während der Bauzeit (bis 1956) wurde der Verschluss auf die Zeitenreihe 1/25-1/500 sek. umgestellt (erkennbar auch an den roten Synchronzahlen - anfangs waren diese schwarz). Nach 1956 wurden keine Schraubleicas mit der Modellbezeichnung II mehr produziert. Anders als beim Modell I wurden die Leica II und III in den Preislisten auch mit anderen Objektiven als nur dem Elmar angeboten.

Verschlussknopf und Synchronisationsschieber mit Kontaktzahlen bei der Leica IIf -
1. Modell ganz links (alte Leica-Zeiten, schwarze Zahlen), rechts daneben 2. Modell (neue Werte, rote Zahlen).



Modellübersicht Leica IIc, IIf

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Leica IIc Foto
1948-1951
Meßsucherkamera, nicht synchronisiert Schlitzverschluss 1/30 - 1/500s, B Elmar 1:3,5 / 5 cm
Leica IIc
1948-1951
Meßsucherkamera, nicht synchronisiert Schlitzverschluss 1/30 - 1/500s, B Summitar 1:2,0 / 5 cm
Leica IIf
1951-1952
508,-
Meßsucherkamera, jetzt mit Blitzanschluss (schwarze Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1/30 - 1/500s, B (noch alte Zeiten) Elmar 1:3,5 / 5 cm
Leica IIf
1951-1952
740,-
Meßsucherkamera, jetzt mit Blitzanschluss (schwarze Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1/30 - 1/500s, B (noch alte Zeiten) Summitar 1:2,0 / 5 cm
Leica IIf
1952-1954
490,-
Meßsucherkamera, Blitzanschluss (rote Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1/25 - 1/500s, B (neue Verschlusszeiten) Elmar 1:3,5 / 5 cm
Leica IIf
1952
740,-
Meßsucherkamera, Blitzanschluss (rote Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1/25 - 1/500s, B (neue Verschlusszeiten) Summitar 1:2,0 / 5 cm
Leica IIf
1953/54
740,-
Meßsucherkamera, Blitzanschluss (rote Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1/25 - 1/500s, B (neue Verschlusszeiten) Summicron 1:2,0 / 5 cm
Leica IIf
1954-1956
428,-
Meßsucherkamera, Blitzanschluss (rote Synchronzahlen), jetzt mit 1/1000s Schlitzverschluss 1/25 - 1/1000s, B Elmar 1:3,5 / 5 cm
Leica IIf
1954-1956
660,-
Meßsucherkamera, Blitzanschluss (rote Synchronzahlen), jetzt mit 1/1000s Schlitzverschluss 1/25 - 1/1000s, B Summicron 1:2,0 / 5 cm
Leica IIf Foto
1954-1956
720,-
Meßsucherkamera, Blitzanschluss (rote Synchronzahlen), jetzt mit 1/1000s Schlitzverschluss 1/25 - 1/1000s, B Summarit 1:1,5 / 5 cm





Retina II / IIa Kodak AG, Stuttgart

Retina IIKodaks eigenen Weg bei Kleinbildkameras habe ich bei der Retina 1 beschrieben. War die Klapp- oder Spreizenkamera der Vorkriegsjahre anfangs nur eine einfache Sucherkamera, gab es ab 1936 auch das Modell II mit Meßsucher. Nach Kriegsende beschränkte sich das Kodak-Angebot zunächst auf die Sucher-Retina. Zwar wurde in Stuttgart ab 1946 mit dem Typ 011 auch eine Retina II mit Meßsucher gebaut. Doch blieb diese Kamera innerhalb Deutschlands weitgehend unbekannt, weil sie ausschließlich an Besatzungssoldaten verkauft oder exportiert wurde.

Nach der Währungsreform kam Kodak 1949 mit einem nur geringfügig veränderten Modell II (Type 014) auch in Deutschland aus der Deckung. Anders als sonst bei Neuschöpfungen gewohnt, blieb Kodak weiterhin seinem Spreizenkonzept treu. Doch bei dem exorbitant hohen Preis von 375 DM wurden - nach Kodak-Maßstäben - nur geringe Verkaufserfolge erzielt. Das passte mit den Erwartungen der typischen Kodak-Käufer "Präzision zu kleinem Preis" nicht zusammen. Für nur wenig mehr Geld gab es bereits eine Meßsucher-Leica II zu kaufen.

Erst als 1951 das Modell IIa (Typ 016) in die Läden kam, bewirkte der mit dieser Kamera erstmals angebotene Schnellaufzug wohl eine Veränderung - sowas hatten die Leicas (noch) nicht! Die Retina IIa verkaufte sich - obwohl nochmals teurer geworden - recht gut. Vielleicht zahlte sich auch Kodaks Treue zur Spreizenkamera aus, dieses Konstruktionsprinzip hatte nach wie vor viele Anhänger. Was etwa Voigtländer veranlasste, mit der Vitessa eine völlig neuentwickelte Kamera mit Klapptüren auf den Markt zu bringen. Eine Retina IIb gab es dann allerdings nicht mehr, ab 1954 folgten mit der "c"-Reihe gründlich überarbeitete Geräte. Diese stelle ich in einer eigenen Rubrik vor.

Die Retina-übliche Objektivpalette beschränkte sich beim Modell II weitestgehend auf zwei lichtstarke Typen - das Rodenstock Heligon oder das Schneider Xenon. Nur Exportmodelle wurden auch mit einem Kodak Ektar 2/47 bestückt. Beim Verschluss blieb es beim gewohnten Deckel Compur.

Retina II - 011Zur Retina II erhielt ich im Januar 2018 folgende Information vom Sammlerkollegen Andy Andexer: "bei fast allen meiner frühen Retina II (122,142,150,011) ist eine Synchronisation nachgerüstet - das muss wohl Gang und Gäbe gewesen sein. Und zwar an der Stelle, wo Sie bei Ihrer 122er den Drahtauslöser geortet haben - auch mit der Ausfräsung am Entfernungsring. Da hat meine 122er einen Synchroanschluss - die ist bestimmt nicht damit auf die Welt gekommen". Herzlichen Dank Andy für diese Info!
Zwar war es nicht meine Absicht, mit dieser "50er Jahre-Übersicht" auch detaillierte Sammlerinformationen zu liefern. Dennoch will ich diesen Hinweis hier wiedergeben, weil er doch einige Rückschlüsse auf die seinerzeitige Entwicklung bei den Verschlüssen (Compur, Compur-Rapid, Synchro-Compur) zulässt. Da gab es - oberflächlich gesehen - durchaus einige Ungereimtheiten. Diese konnte ich auch bei anderen Kameras mit Deckel-Verschlüssen feststellen, etwa den frühen Vitos aus den Nachkriegsjahren.



Das große Foto dieser Rubrik zeigt eine Retina II, wohl mit dem nachgerüsteten Synchro-Anschluss. In meinem Bildarchiv fand ich noch eine Retina II (011) ohne diese Buchse. Obwohl kein Qualitätsfoto möchte ich es hier zum Vergleich zeigen.

Retina II, IIa

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Retina II (Type 011)
1946-1949
stufiger Deckel, Meßsucher Compur-Rapid Schneider Xenon (unvergütet) oder Rodenstock Heligon 2,0/5 cm
Retina II (Type 014) s. Foto
1949/1950
375,-
stufiger Deckel, Meßsucher Compur-Rapid Schneider Xenon oder Rodenstock Heligon 2,0/5 cm
Retina IIa (Type 150)
1950
388,-
Meßsucher Compur-Rapid Schneider Xenon 2,0/5 cm
Retina IIa (Type 150)
1950
412,-
Meßsucher Compur-Rapid Rodenstock Heligon 2,0/5 cm
Retina IIa (Type 016)
1951-1954
412,-
Schnellaufzug, Meßsucher Synchro Compur Schneider Xenon 2,0/5 cm
Retina IIa (Type 016)
1951-1954
412,-
Schnellaufzug, Meßsucher Synchro Compur Rodenstock Heligon 2,0/5 cm




Vitessa / Vitessa T - Voigtländer AG, Braunschweig

Vitessa 134 NAls Voigtländer in den frühen 1950er Jahren die Vitessa mit den beiden Spreizentüren vorstellte, war die Zeit solcher "Klappkameras" eigentlich abgelaufen. Doch mit der Vitessa kreierten die Braunschweiger eine total andere Kleinbildkamera. Das stromlinienförmige Gehäuse hatte keine hervorstehenden Teile mehr - glatt wie ein Stück Seife. Auch technisch war an dieser Kamera (fast) alles anders, die Vitessa glänzte mit bis dato unbekannten technischen Finessen. Vitessa L mit UltronDie Entfernungseinstellung konnte mit einem kleinen Rad im Oberteil vorgenommen und im Sucherfenster in einem diamantförmigen Ausschnitt exakt verfolgt werden. Zwar besaßen schon die Contax oder die Argus eine ähnliche Einstellmöglichkeit, doch war diese an der Vitessa - trotz ihres Klappmechanismus!!! – viel handlicher gelöst.

Das Besondere war jedoch die „Combi-Taste“ – ein langer Stift auf der Kameraoberseite. Damit wurde der Verschluß gespannt, der Film transportiert und noch als besondere Spezialität die Federspannung der Filmandruckplatte aufgehoben um den Film nicht zu verletzen. Eine ingenieurtechnische Voigtländer-Glanzleistung zu einer Zeit, als Andere noch am Schnellaufzug herumbastelten..... Im Transportzustand ist diese Taste eingedrückt, sie springt durch Druck auf den Auslöser heraus, gleichzeitig öffnen sich die beiden Objektivtürchen. Ein wenig verändert wurde dieser Mechanismus beim T-Modell und den späten Vitessas.

Die Fotos zeigen links eine Vitessa N und rechts eine Vitessa L mit Ultron, beide aus der 3. Serie.

Vitessa 125Angeblich durfte bei der Photokina 1950 nur ein auserwähltes Fachpublikum ein paar Vorserienmodelle der ersten Vitessa mit dem Spitzen-6-Linser Ultron bestaunen (Foto links). In den beiden ersten Produktionsjahren wurde sie zunächst nur in die USA geliefert. Bei dem rundlich glatten Gehäuse verzichtete man anfangs sogar auf einen Sucherschuh.

Vitessa 125Erkennbar ist diese Type 125 vor allem an dem manuell verschiebbaren Sucherokular (Bild rechts): bei Nahaufnahmen muss der Einblickrahmen mit dem Finger nach oben geschoben werden. Mit der Vorstellung in Deutschland gab es 1954 einen Sucherschuh, automatischen Sucher-Parallaxausgleich und auch einen eingebauten Belichtungsmesser. Wahlweise war die Vitessa dann auch mit einem Color Skopar 2,8 lieferbar und mit diesem Objektiv seinerzeit 20 Mark billiger als das Spitzenmodell mit Ultron. Die Color-Skopar-Version wurde aber weniger verkauft und ist heute seltener zu finden. Eine kleine Rarität ist die Version mit dem Color Skopar 3,5, die es aber nur ohne Belichtungsmesser gab.

Die erste Vitessa (Type 125) aus dem Jahr 1950 wurde nur exportiert.

Die Sammlerbezeichnungen der Vitessa gehen ein wenig durcheinander. Obwohl es insgesamt nur 3 Grundversionen gibt (ohne / mit Belichtungsmesser / Vitessa T) ist die Vitessa unter den Modellbezeichnungen A, N, L, T, I, II, III, 1. Serie, 2. Serie o.ä. zu finden. Dazu kommen noch Versionsangaben. Dabei sind die später in den 1960/70er Jahren gebauten völlig anderen Vitessa 100, 126, 500 usw. noch nicht einmal berücksichtigt. Ich habe mich in meiner Tabelle um ein wenig Ordnung bemüht, mir bekannte Sammler-Typenbezeichnungen habe ich jeweils in Klammern eingesetzt.

Vitessa L

Vitessa Ultron
Die Vitessa ist eine der ungewöhnlichsten und technisch anspruchsvollsten Kameras aus den 50iger Jahren. Welcher Sammler kennt (und liebt) sie nicht - die "Türchenkamera", die so schön glatt in die Tasche passt?

Dazu die einmalige Combi-Taste für Verschlussaufzug und Filmtransport. Zum Bedienungskomfort trägt weiter der Drehknopf für die Entfernungseinstellung auf der Kamerarückseite bei - geht alles besser als es sich beschreiben läßt!

Vitessa LVitessa L mit XenonDie teuerste Vitessa L (mit Belichtungsmesser) wurde normalerweise mit dem 6-Linser Ultron ausgeliefert. 1956 gab es jedoch auch eine Serie mit Schneider Xenon.

Vitessa Sucher kleinVitessa Sucher großEin gekuppelter Entfernungsmesser (Mischsucher) zeigt das Ergebnis mit bestechender Einstellgenauigkeit (vergleichen Sie mal mit den muffigen E-Messer-Bildern anderer Spitzenkameras dieser Jahre....). Damals eine absolute Rarität war der Parallaxenausgleich bei Nahaufnahmen, mit dem schon die erste Vitessa ausgestattet war und der ab 1954 automatisch erfolgte. In Verbindung mit der legendären Voigtländer-Qualität ist eine wunderschöne Kamera entstanden, die sogar noch heute ihre Anwender findet!

Ein Identifikationsmerkmal der drei Vitessa-Serien ist auch das Sucherokular. Das verschiebbare Sucherokular der Vitessa 125 (Foto oben) wurde mit dem automatischen Parallaxenausgleich bei den Folgemodellen überflüssig. Der Gesamtdurchmesser des neugestalteten Suchereinblicks wird dadurch kleiner (Foto links).
Die 3. Serie erhielt dann bei der Vorstellung der Vitessa T im Jahr 1956 ein größeres Okular (Foto rechts).


Vitessa T

1956 gelang es Voigtländer dann, die schöne, flache Vitessa in ein dickliches Tubusmodell (Vitessa T, Foto links) zu verwandeln. Für Designfetischisten damals wie heute eine Todsünde! Doch ermöglichte der starre Tubus nun auch Wechselobjektive, zunächst das Skoparet 3,4/35 und das Dynaret 4,8/100, später noch ein Super-Dynaret 4/135 mm. Als Standardoptik war nur das Color-Skopar 2,8/50 mm lieferbar. Auf die gewohnte Vitessa-Fokussierung mit dem kleinen Rädchen in der Deckkappe musste jedoch verzichtet werden.

Vitessa TFür den Wechselanschluss wählte man das sogenannte deutsche Einheitsbajonett der Fa. Deckel. Somit lassen sich auch andere Objektive mit diesem Wechselbajonett an der Vitessa T verwenden, teilweise sind dazu jedoch mechanische Anpassungen erforderlich.

Das rechte Bild zeigt eine Vitessa T mit Turnit-Sucher und dem Proxirect-Nahvorsatz.

Kommerziell waren die T-Vitessas gegenüber der "Scheunentürenversion" ein Misserfolg, zumal deren Preise mit Erscheinen der T-Version kräftig gesenkt wurden. Rechnete man den Kaufpreis für die Wechselobjektive ein - nur so machte die Vitessa T Sinn - ergab sich ein zu dieser Zeit für die angesprochene Käufergruppe zu hoher Gesamtpreis (zudem wurde auch noch der Aufstecksucher Turnit notwendig). Für 600 DM gab es auch andere gute Angebote - dessen ungeachtet ist die Vitessa T mit ihrer evtl. um Rodenstock- oder Steinheil-Optiken erweiterten Objektivpalette ein nicht unattraktives Sammelobjekt.



Vitessa

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Vitessa Type 125
(A Vers. 1)

2. Foto oben links
1950/51
manuelle Sucherumstellung nah/fern, ohne Belichtungsmesser, ohne Sucherschuh, ohne Tragösen, Synchronkontakt am Verschluss, Rückwand nicht komplett abnehmbar; Entfernung in feet, nur für USA-Export gebaut Compur Rapid Ultron 2,0/50 mm
Vitessa Type 125
(A Vers. 2)
1951-1953
159,50 US$
manuelle Sucherumstellung nah/fern, ohne Belichtungsmesser, ohne Sucherschuh, ohne Tragösen, Synchronkontakt am Verschluss, Rückwand jetzt abnehmbar; nur Export Compur Rapid Ultron 2,0/50 mm
Vitessa 1. Serie
(Type 125 / A Vers. 3)
1953
390,-
automat. Sucherumstellung, ohne Belichtungsmesser, ohne Sucherschuh, jetzt mit Tragösen, Synchronkontakt am Verschluss Compur Rapid / Synchro Compur Ultron 2,0/50 mm
Vitessa 1. Serie
(Type 125 / A Vers. 4)
1953/54
390,-
automat. Sucherumstellung, ohne Belichtungsmesser, ohne Sucherschuh, jetzt mit Tragösen, Synchronkontakt jetzt an der linken Fronttür Synchro Compur Ultron 2,0/50 mm
Vitessa 1. Serie
(Type 125 Vers. 2 / A Vers. 5)
1954
348,-
automat. Sucherumstellung, ohne Belichtungsmesser, jetzt mit Sucherschuh, Tragösen, Synchronkontakt jetzt an der linken Fronttür Synchro Compur Ultron 2,0/50 mm
Vitessa 1. Serie
(Type 125 / N)
1954
248,-
autom. Sucherumstellung, ohne Belichtungsmesser, Sucherschuh, Tragösen, Synchronkontakt an der linken Fronttür Synchro Compur Color Skopar 3,5/50 mm
Vitessa 1. Serie
(Type 132 / I)
1953/1954
348,-
ohne Belichtungsmesser, Sucherschuh, Tragösen, kleineres Sucherokular Synchro Compur Ultron 2,0/50 mm
Vitessa 2. Serie
(Type 133 / L / II)
1954/1955
398,-
mit Belichtungsmesser, kleineres Sucherokular Synchro Compur Color Skopar 2,8/50 mm
Vitessa 2. Serie
(Type 133 / L / II)
1954/1955
418,-
mit Belichtungsmesser, kleineres Sucherokular Synchro Compur Ultron 2,0/50 mm
Vitessa 2. Serie
(Type 134 / N Vers. 1 / II)
1955
268,-
ohne Belichtungsmesser Synchro Compur LW Color Skopar 3,5/50 mm
Vitessa 3. Serie
(Type 133 Vers. 2 / III / L)
1955-1957
368,-(325,-/1957)
mit Belichtungsmesser, mit Sucherschuh, Aufstellstütze an der Frontklappe Synchro Compur LW Color Skopar 2,8/50 mm
Vitessa 3. Serie
(Type 133 Vers. 2 / III / L)
1955-1957
418,-(368,-/1957)
mit Belichtungsmesser, mit Sucherschuh, Aufstellstütze an der Frontklappe Synchro Compur LW Ultron 2,0/50 mm
Vitessa 3. Serie
(Type 133 / III / L)
1956
418,-
mit Belichtungsmesser, mit Sucherschuh Synchro Compur LW Schneider Xenon 2,0/50 mm
Vitessa 3. Serie
(Type 134 Vers. 2 / N Vers. 2 / III)

1. Foto oben links
1956/1958
225,-
ohne Belichtungsmesser, Aufstellstütze, Sucherokular wieder größer Synchro Compur LW Color Skopar 3,5/50 mm
Vitessa 3. Serie
(Type 140 / III / L)
1956-1959
368,-(325,-/1957)
mit Belichtungsmesser, Aufstellstütze an der Frontklappe, Sucherokular wieder größer Synchro Compur LW Color Skopar 2,8/50 mm
Vitessa 3. Serie
(Type 140 / III / L)
1956-1959
418,-(368,-/1957)
mit Belichtungsmesser, Aufstellstütze an der Frontklappe, Sucherokular wieder größer Synchro Compur LW Ultron 2,0/50 mm
Vitessa T 1. Serie
(Type 136)
1956
398,-
mit Belichtungsmesser, ohne Tragösen Synchro Compur Color Skopar 2,8/50 mm
Vitessa T 2. Serie
(Type 136)

3. Foto oben links
1957-1960
398,-
mit Belichtungsmesser, mit Tragösen Synchro Compur Color Skopar 2,8/50 mm

Vito III

Vito III - Voigtländer AG, Braunschweig

Mit der aus der letzten Vorkriegsfertigung übernommenen Vito hatte Voigtländer zwar eine Kleinbildkamera im Angebot. Doch diese - trotz aller mechanischen Qualität - eher einfach ausgestattete Spreizenkamera füllte allein nicht das Braunschweiger Portefeuille. Es musste auch ein Topmodell her, doch woher auf die Schnelle nehmen, in den noch trüben Nachkriegsjahren?

Also griff man zum Baukastensystem und kreierte auf der Vito-Basis eine Kamera, mit der auch anspruchsvollere Fotografen mit dickerem Geldbeutel angelockt werden sollten. Dafür war ein gekuppelter Entfernungsmesser ebenso Pflicht, wie ein lichtstarkes Objektiv. Am Compur-Verschluss führte natürlich kein Weg vorbei, den hatte ja bereits die kleine Vito. An sich wäre ja auch Wechseloptik angesagt gewesen, doch soweit war man 1949 noch nicht. Immerhin wurde die klassische Klapp-/Spreizenkonstruktion in der Weise umkonstruiert, dass sich die Objektivklappe bei der Vito III nach unten öffnet.

Ein lichtstarkes Kleinbild-Standardobjektiv hatte Voigtländer noch nicht im Programm. So wurde auf der Grundlage des Xenon, das Albrecht Tronnier in den 1920er Jahren für Schneider Kreuznach konstruiert hatte, ein neuer 6-Linser entwickelt, der auch mit dem Leitz Summicron konkurrieren konnte. Tronnier - der mittlerweile auch für Voigtländer wirkte - schuf 1949 das Ultron mit Lichtstärke 1:2 und der üblichen 50mm-Brennweite. In Fachbewertungen wurde das Ultron später in die 10 besten jemals gebauten Standardobjektive eingestuft.

Vito IIIDennoch - bereits bei ihrer Vorstellung war die Vito III schon eine Antiquität. Voigtländer wird das bewusst gewesen sein, hatte man doch mit der Prominent bereits einen zeitgerechten Nachfolger in der Schublade. Die Vito III wurde nur 2 Jahre angeboten und es wurden nur wenige verkauft, einzige "Weiterentwicklung" in der Zeit war die Umrüstung vom Compur Rapid auf den vollsynchronisierten Synchro Compur-Verschluss. Die Prominent erschien 1950 im Gehäuse der Vito III und mit der der gleichen Deckplatte.

Ungewöhnlich an der Kamera war die Entfernungseinstellung mit dem linken Knopf auf der Deckplatte. Damit wurde das Einstellproblem elegant gelöst, das alle Spreizenkameras mit Messsucher haben.

Vito III

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Vito III Type 124/4
1949/50
375,-
Klappkamera mit gekuppelter Entfernungseinstellung Compur Rapid Ultron 2,0/50 mm
Vito III Type 124/4
1950
375,-
Klappkamera mit gekuppelter Entfernungseinstellung Synchro Compur Ultron 2,0/50 mm



5. Kleinbildameras ab etwa 500 Kaufpreis - Systemkameras, Spezialkameras

Leica IIIf

Leica IIIc, IIIf, IIIg

Bis zur Vorstellung der M-Leica war die Leica III das Spitzenmodell der Leica-Reihe aus Wetzlar. Ihr gekuppelter Entfernungsmesser und der Schlitzverschluss mit Zeiten zwischen 1 bis 1/1000 sek. waren das Maß der Dinge.

Leica IIIc Umbau IIIfDie Leica IIIc wurde schon 1940 entwickelt und bereits im Jahr 1946 als erstes Leitz-Familienmitglied nach Ende des 2. WK wieder produziert. Ob und in welchem Umfang es diese Kameras auch in deutschen Läden zu kaufen gab, ist mir nicht überliefert.

Die meisten Kameras dieser Jahre werden wohl exportiert oder an Soldaten der Besatzungsstreitkräfte verkauft worden sein. Auch der damals blühende Schwarzmarkt wird ein Umschlagplatz für neue Leitz-Produkte gewesen sein.

Grundsätzlich gilt für die Leica IIIc auch das bereits zum Modell IIc Geschriebene. Vor allem die Chromqualität der frühen Kameras (Nr. um 400 000 bis 440 000) ist meistens schlecht. Die IIIc war die erste Leica mit einer Deckkappe aus einem Stück und einem ca. 3 mm längeren Spritzgussgehäuse. Wie auch die anderen c-Versionen besitzt das Modell IIIc noch keinen Blitzanschluss. Es hat die klassische Leica-Verschlussreihe mit Zeiten von 1 - 1/1000 sek.

Leica IIIf / 1954 Die beiden Detailfotos rechts zeigen oben eine Leica IIIc mit nachträglich eingebautem Blitzanschluss und rechts eine Leica IIIf mit dem erstmals 1954 eingebauten Selbstauslöser.

Die Leica IIIf erhielt 1951 einen Blitzanschluss, der aber - wie bei den Modellen If und IIf - gleichfalls noch mit einem Synchronisationsschieber angepasst werden muss. Während der Bauzeit (bis 1957) wurde der Verschluss auf die neue Zeitenreihe (1/25-1/50-1/75sek. usw.) umgestellt und jetzt mit roten Synchronzahlen markiert - anfangs waren diese schwarz. Ab 1954 wurde die IIIf noch um einen Selbstauslöser auf der Frontplatte ergänzt.

Leica IIIgMit dem Modell IIIg endete 1960 die Ära der Schraubleicas. Deren Produktion begann 1957 und erhielt gegenüber der IIIf noch einige attraktive Neuerungen. Die Auffälligste und zugleich für die fotografische Praxis Bedeutsamste ist der vergrößerte Sucher mit eingespiegeltem Leuchtrahmen für 50 mm Normalobjektive und Markierungen für 90 mm Brennweite. Die Verschlusszeiten entsprechen nun auch bei der Leica der allgemein gebräuchlichen linearen Verschlusszeitenreihe.

Ab 1958 war die Leica IIIg mit dem nun lichtstärkeren Elmar 1:2,8/ 5 cm lieferbar. Für die 1954 eingeführte Leica-M wurde das Elmar 1957 neu gerechnet und in kleinen Stückzahlen auch mit M39-Schraubgewinde gebaut. Die Produktion der 1:3,5-Version wurde eingestellt, so dass die Leica IIIg nur noch in ihrem Erscheinungsjahr mit dieser Elmar-Version erhältlich war. Bei der Angabe der Brennweite hielt Leitz noch lange an der traditionellen Angabe in "cm" fest, obwohl inzwischen die Objektivbrennweiten allgemeinüblich in "mm" angegeben wurden.


Die Leica IIIg mit einem für die M-Modelle auf die höhere Lichtstärke 1:2,8 neu gerechneten Elmar.

Modellübersicht Leica IIIc, IIIf, IIIg

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Leica IIIc
(1940)1946-1950
Meßsucherkamera, nicht synchronisiert Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B Elmar 1:3,5 / 5 cm
Leica IIIc
(1940)1946-1950
Meßsucherkamera, nicht synchronisiert Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B Summitar 1:2,0 / 5 cm
Leica IIIf
1950-1952
658,-
Meßsucherkamera, jetzt mit Blitzanschluss (schwarze Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B (noch alte Zeiten) Elmar 1:3,5 / 5 cm
Leica IIIf
1950-1952
890,-
Meßsucherkamera, jetzt mit Blitzanschluss (schwarze Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B (noch alte Zeiten) Summitar 1:2,0 / 5 cm
Leica IIIf
1952/53
658,-
Meßsucherkamera, Blitzanschluss (rote Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B (neue Verschlusszeiten) Elmar 1:3,5 / 5 cm
Leica IIIf Foto
1952/53
914,-
Meßsucherkamera, Blitzanschluss (rote Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B (neue Verschlusszeiten) Summicron 1:2,0 / 5 cm
Leica IIIf
1952/53
990,-
Meßsucherkamera, Blitzanschluss (rote Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B (neue Verschlusszeiten) Summarit 1:1,5 / 5 cm
Leica IIIf
1954-1957
558,-/1955
Meßsucherkamera, Selbstauslöser, Blitzanschluss (rote Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B Elmar 1:3,5 / 5 cm
Leica IIIf Foto
1954-1957
790,-/1955
Meßsucherkamera, Selbstauslöser, Blitzanschluss (rote Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B Summicron 1:2,0 / 5 cm
Leica IIIf
1954-1957
850,-/1955
Meßsucherkamera, Selbstauslöser, Blitzanschluss (rote Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B Summarit 1:1,5 / 5 cm
Leica IIIg
1957
550,-
Meßsucherkamera mit Leuchtrahmensucher, synchron. Blitzanschluss (ohne Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B Elmar 1:3,5 / 5 cm
Leica IIIg
1958-1960
595,- 554,-/1958
Meßsucherkamera mit Leuchtrahmensucher, synchron. Blitzanschluss (ohne Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B Elmar 1:2,8 / 5 cm
Leica IIIg
1957-1960
785,- 732,-/1958
Meßsucherkamera mit Leuchtrahmensucher, synchron. Blitzanschluss (ohne Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B (lineare Reihe) Summicron 1:2,0 / 5 cm
Leica IIIg
1957-1960
850,- 754,-/1958
Meßsucherkamera mit Leuchtrahmensucher, synchron. Blitzanschluss (ohne Synchronzahlen) Schlitzverschluss 1 - 1/1000s, B (lineare Reihe) Summarit 1:1,5 / 5 cm




ROBOT - Berning & Co, Düsseldorf

Robot II mit E-MesserEgal ob nun der Robot oder die Robot - Heinz Kilfitt schuf Anfang der 1930er Jahre mit dem damals noch neuen Kleinbildfilm eine bis in die heutige Zeit aktuelle Kamerakonstruktion. Im Gegensatz zur Leica, die gerade dabei war den Fotomarkt zu erobern, entschied er sich für das Aufnahmeformat 24x24 mm. Das quadratische Aufnahmeformat nutzte die Objektivmöglichkeiten besser und machte die Frage "hoch oder quer" obsolet. Als Verschluss wählte er den einfach zu realisierenden Rotationsverschluss.

Kilfitt bot seine Neukonstruktion zuerst Agfa und Kodak an die sich jedoch nicht interessiert zeigten. Mit der Unternehmerfamilie Berning aus dem westfälischen Schwelm fand er dann einen Förderer, der seine Konstruktionsidee, ergänzt um einen Federwerkmotor, umsetzte. Otto Berning & Co, Schwelm, später in Düsseldorf brachte den Robot zur Serienreife. Kilfitt verließ die Firma nach wenigen Jahren und widmete sich weiteren Entwicklungen.


Das Foto zeigt eine Robot II mit einem Schneider Xenon 1,9/40 mm und dem seltenen Aufsteck-Entfernungsmesser. Zwar wurden die Robot II-Kameras bereits 1939 angeboten und passen demnach eigentlich nicht in diese 50er-Jahre-Übersicht. Doch erschien das Nachfolgemodell IIa erst 1951; somit dürften bis dahin auch noch Robot II verkauft worden sein.

Robot IIa

Der Robot I kam 1934 in den Handel, das eingebaute Federwerk schaffte bei einmaligem Aufzug ca. 25 Aufnahmen hintereinander und bis zu 5 Bilder in der Sekunde, damals eine technische Sensation. Der Rotationsverschluss ermöglichte Belichtungszeiten von 1/2 bis 1/500 sek.; er wurde für alle späteren Modelle beibehalten. Ein Schraubgewindeanschluss M26x1 ermöglichte auch Wechselobjektive. Allerdings war der Markt für eine solche Kleinbildkamera noch nicht recht aufnahmebereit. Nur wenige wussten die neuen Aufnahmemöglichkeiten einer solchen Motorkamera zu nutzen.

Vor allem 50 Aufnahmen mit einem normalen Kleinbildfilm überforderte damals den gemeinen Photoamateur. Zwar konnten die speziellen Robot-Kassetten auch mit weniger (oder auch mehr!) Filmmaterial als den üblichen 160 cm befüllt werden. Doch das war wohl nicht Jedermanns Sache.


Die Robot IIa, hier mit einem Schneider Xenon 1,9/40 mm, wurde ab 1951 angeboten. Der Unterschied gegenüber dem Modell II bestand in den neuen Blitzkontakten X/F. Es gab die Kamera in dieser Ausführung nur kurze Zeit bevor sie von der Robot Star - mit X/M-Blitzkontakten - abgelöst wurde.

Robot Winkelsucher

Zwei Gimmicks unterschieden den Robot noch von anderen Kameramodellen der Zeit - der Sucher hat auch einen seitlichen Einblick (bei Robot I schwenkbar). Das machte heimliche Schnappschüsse möglich - der Fotograf guckte ja in eine andere Richtung...
Die Kamera verwendete Filmkassetten, zwei spezielle Kassetten, ohne die mit dem Robot nicht fotografiert werden kann. Diese ermöglichten aber einen Filmwechsel oder die Entnahme belichteter Teilstücke. Eine Rückspulvorrichtung war damit überflüssig.

Robot Star1939 wurde ein um Blitzkontakte erweitertes Modell Robot II angeboten. Statt der bisherigen beiden K-Kassetten brauchte man nun je eine T- und eine N-Kassette. Erst mit der ab 1951 lieferbaren Robot IIa konnten die üblichen Kleinbildpatronen verwendet werden. Damit brauchte man nur noch eine Aufwickel-Kassette.

Ab 1952 gab es mit der Robot Star eine Rückspuleinrichtung, das bisherige Modell II (ohne Rückspuleinrichtung) wurde als Robot Junior preiswerter verkauft. Diese Robot-Kameras wurden nur geringfügig verändert bis in die 1970er-Jahre angeboten. Später baute man vorwiegend Spezialkameras für Überwachungsaufgaben, etwa für Radaraufnahmen in den "Starenkästen". Heute gehört Robot zur Jenoptic AG in Jena.



Robot Star mit X/M-Blitzanschluss, jetzt auch mit Rückspuleinrichtung zur Verwendung normaler Kleinbildkassetten; Objektiv ist ein Schneider Xenar 2,8/38 mm.

Robot JuniorZwar hatten die Robots Wechselgewinde, der Rotationsverschluss und der geringe Durchmesser ermöglichten jedoch nur Brennweiten bis 75mm ohne Vignettierung. Für die Nachkriegsmodelle war auch ein Tele-Xenar 4,5/150mm erhältlich.

Es gibt - abgesehen von Spezialanschlüssen für Recorder oder Überwachungskameras der Stasi - 4 verschiedene Anschlüsse für Robot Kameras:
1. M26 x 0,75 Robot I und frühe Robot II (mit O auf dem Anschraubring)
2. M26 x 1 ab Robot II (Nachkriegsversionen)
3. M31x1 bei der Robot Royal II
4. Bajonett ab Royal III




Das Aufsichtsfoto rechts zeigt eine Robot Junior mit einem Schneider Xenar 2,8/38 mm.

Robot Anschluss


Links der Schraubanschluss M26 x 0,75 früher Robot-Kameras bis zum Robot II (Vorkrieg); rechts der Schraubanschluss M 26 x 1der ab 1949 verkauften Robot-Kameras.


Modellübersicht Robot
Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Robot (I)
1934
175 RM
Federwerk bis 25 Aufnahmen Rotationsverschluss ½-1/500s Meyer Primotar 3,5/3 cm
Robot (I)
1934
198/220 RM
Federwerk bis 25 Aufnahmen Rotationsverschluss ½-1/500s Carl Zeiss Tessar 3,5/3 cm bzw. 2,8/3 cm
Robot II
1939
165 RM
Federwerk, Blitzkontakt Rotationsverschluss ½-1/500s Meyer Primotar 3,5/3 cm
Robot II
1939
198/220 RM
Federwerk, Blitzkontakt Rotationsverschluss ½-1/500s Carl Zeiss Tessar 2,8 oder 3,5/3,75cm
Robot II
1939
295 RM
Federwerk, Blitzkontakt Rotationsverschluss ½-1/500s Carl Zeiss Biotar 2/4cm
Robot IIa
1951
304,-/52
Federwerk, X/F-Blitzkontakt, Standardfilmpatrone Rotationsverschluss ½-1/500s Schneider Radionar 3,5/3,75 cm
Robot IIa
1951
336,-/52
Federwerk, X/F-Blitzkontakt, Standardfilmpatrone Rotationsverschluss ½-1/500s Schneider Xenar 2,8/3,75cm
Robot IIa
1951
398,-/52
Federwerk, X/F-Blitzkontakt, Standardfilmpatrone Rotationsverschluss ½-1/500s Schneider Xenon 1,9/4 cm
Robot Star
1952
364,-
wie IIa + Rückspuleinrichtung Rotationsverschluss ½-1/500s Schneider Radionar 3,5/38
Robot Star
1952
396,-
wie IIa + Rückspuleinrichtung Rotationsverschluss ½-1/500s Schneider Xenar 2,8/38
Robot Star
1952
458,-
wie IIa + Rückspuleinrichtung Rotationsverschluss ½-1/500s Schneider Xenon 1,9/40
Robot Junior
1954
198,-
wie Star, ohne Rückspulung Rotationsverschluss ½-1/500s Schneider Radionar 3,5/38
Robot Junior
1954
245,-
wie Star, ohne Rückspulung Rotationsverschluss ½-1/500s Schneider Xenar 2,8/38

Robot Royal IIIMit einem völlig neu konstruierten Gehäuse wurde 1953 ein Spitzenmodell angeboten, das in Form und Ausstattung nun auch für die allgemeine Fotografie interessant wurde. Der Robot III, mit dem Zusatz "Royal" als Robot Royal III angeboten, verfügte nun auch über einen gekuppelten Entfernungsmesser. In Verbindung mit dem neuen Bajonettanschluss mit größerem Durchmesser war nun auch die Verwendung von Objektiven von 24 bis 600 mm Brennweite möglich.

Mit dem formschönen Gehäuse war sie zwar größer und schwerer aber immer noch kompakt. Das Format 24x24 und der bekannte Federwerkaufzug, jetzt mit bis 8 B/sec. und bis 24 Aufnahmen pro Aufzug, blieben erhalten.

Robot Royal IIKurzzeitig wurde als Robot Royal II auch eine abgespeckte Version ohne Entfernungsmesser angeboten. Diese fand nicht viel Interesse und wurde nur in geringen Stückzahlen verkauft.

Robot Royal 36


1955 erschien ein verändertes Modell für das verbreitete Filmformat 24x36 als Robot Royal 36. Das bisherige 24x24-Modell Robot Royal Mod. III mutierte zur Robot Royal 24 (Bild u. links). Mit dem Objektiv Sonnar 2/50 von Carl Zeiss wurde die Royal 36 zum Spitzenmodell der Robot-Reihe und im Laufe der Jahre die meistverkaufte Robot.

Im Bild u. rechts eine Robot Royal 36 mit einem Schneider Xenon 1,9/50 und Anschlüssen für einen externen Motorantrieb für erweiterten Filmdurchzug.

Robot Royal 24 Robot Royal 36 motor
Modellübersicht Robot Royal

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Robot Royal III
1952
595,-
Federwerk, Entfernungsmesser, Wechselbajonett Rotationsverschluss ½-1/500s Schneider Xenar 2,8/38
Robot Royal III
1952
685,-
Federwerk, Entfernungsmesser, Wechselbajonett Rotationsverschluss ½-1/500s Schneider Xenon 1,9/40
Robot Royal II
1953
?
wie Royal III, aber ohne E-Messer Rotationsverschluss ½-1/500s Schneider Xenar 2,8/38
Robot Royal 36
1955
498,-
wie vor, jedoch 24x36mm Rotationsverschluss ½-1/500s Schneider Xenar 2,8/45
Robot Royal 36
1955
660,-
wie vor, jedoch 24x36mm Rotationsverschluss ½-1/500s Zeiss Sonnar 2,0/50
Robot Royal 24
1957
595,-
Federwerk, Entfernungsmesser, Wechselbajonett Rotationsverschluss ½-1/500s Schneider Xenar 2,8/38
Robot Royal 24
1957
685,-
Federwerk, Entfernungsmesser, Wechselbajonett Rotationsverschluss ½-1/500s Schneider Xenon 1,9/40




Prominent - Voigtländer AG, Braunschweig

ProminentAnfang der 1950er Jahre bestimmmten noch die Spreizenkameras den Kleinbildkamera-Markt; beim Wunsch nach Wechselobjektiven war man auf Leica oder Contax beschränkt. Allenfalls mit der kleinen Akarette gab es zu diesen beiden noch eine Alternative vom Bodensee. Voigtländer's Kleinbild-Topmodell war zunächst die Vito III - eine Balgenausführung ohne Ausbaumöglichkeiten zur Systemkamera. Da war es auch in Braunschweig höchste Zeit für ein neues Angebot an Fotografen mit ein wenig mehr Geld in der Tasche.

Nach der ersten Vorstellung der noch namenlosen Top-Tubuskamera für Wechselobjektive als Sensation zur Phokina 1950 war es bei der Photokina 1951 dann soweit. Im gleichen Gehäuse wie die gleichfalls noch recht neue Vito III gab es eine mechanisch sehr aufwendige neue Kleinbildkonstruktion mit Objektiv-Wechselanschluss - die Prominent. Wie ihr Schwestermodell Vitessa zunächst für den Export vorgesehen, wurde die Prominent im Gegensatz zu dieser jedoch auch in Deutschland angeboten.

Der Voigtländer-Tradition entsprechend gab es für's Geld neben hoher Qualität einige Ausstattungs-Schmankerln. Der Wechselanschluss für die Objektive wurde wohl gemeinsam mit der Fa. Deckel (Compur) entwickelt, im Vergleich zur Schlitzverschluss-Konkurrenz aus Wetzlar und Stuttgart keine so gute Entscheidung. Immerhin wurde die Neuschöpfung als weltweit erste Kleinbild-Wechselobjektivkamera mit Zentralverschluss beworben (war nicht ganz korrekt - s. Akarette).

Für die Entfernungseinstellung wählte man einen ungewöhnlichen Weg um das Problem mit den unterschiedlichen Auszugslängen für verschiedene Brennweiten in den Griff zu bekommen: fokussiert wurde mit dem Knopf auf der linken Gehäuseseite - bei der Konkurrenz meist nur für die Filmrückspulung reserviert. Darin ist ein ausklappbarer Rückspulhebel integriert. Eine praktische Lösung zwar - trotzdem gab es zur Prominent nur drei Brennweiten - 35, 50 und 100 mm. Erst 1958 kam noch ein 150er hinzu, allerdings war es nicht mit dem Entfernungsmesser gekuppelt. Dafür wurde aber mit dem Nokton 1,5/50 mm eines der wenigen ultralichtstarken Normalobjektive im damaligen Kleinbildmarkt angeboten. Um sein Wechselobjektiv-Konzept zu verwirklichen, beschritt Voigtländer einen mechanisch recht aufwändigen Weg.

Prominent mit Dynarex 100Prominent DynarexNeben der bereits erwähnten Entfernungseinstellung per Drehknopf musste noch ein Außenbajonett für den Teleobjektiv-Anschluss her (Foto rechts). Der Synchro-Compur-Verschluss war zudem mit Doppellamellen gegen Lichteinfall beim Objektivwechsel ausgestattet. Zwar weisen schon die Kameramodelle der ersten Version einige Detailunterschiede auf, doch wurde technisch an der Prominent bis zum Ende ihrer Bauzeit (1959) wenig verändert. Den an der ersten Ausführung noch fehlenden Aufsteckschuh gab es 1955 beim 2. Modell. Die dritte Ausführung erhielt 1956 einen Schnellaufzug und das letzte Modell glänzte 1958 mit einem Kristallsucher und eingespiegelten Begrenzungen für die Wechselobjektive.

Mit ihrem Zubehör ging die Prominent durchaus als Systemkamera durch, obwohl das Angebot mit der Leitz- oder Contax-Vielfalt nicht Schritt hielt. Immerhin, mit dem Spiegelreflexkasten Telomar und einigen Zubehörteilen für die Nah- und Reprofotografie hat der Prominent-Sammler durchaus Einiges zu tun. Ein Besonderheit war die - auch für die Vitessa erhältliche - patentierte "Blitztasche", ein Lederkumpel mit eingebautem Kondensatorblitzgerät.

Wie bei vielen Sammlerkameras differieren auch bei der Prominent die Modell- bzw. Typbezeichnungen. Es sind also auch Varianten mit durchgehenden Versionsnummern wie z.B. 1-8 finden. Die Typ-Nr ist eine Herstellerangabe und entspricht der Bestellnummer aus jeweiligen Preislisten.

Modellübersicht Prominent

Typ Baujahr Preis DM Ausstattung Verschluss Objektiv
Prominent Ur-Version Type 124/91
1950
495,-
Schriftzug nur graviert, 2 Bodenaufsteller, ohne Aufsteckschuh Compur Rapid Ultron (1,9) 2,0/50 mm
Prominent Type 124/91
1951
495,-
Deckel-Schriftzug nur graviert, Bolzen für aufklemmbaren Aufsteckschuh, Plombenöse am Verschlusskasten, 2 Bodenaufsteller Compur Rapid Ultron 2,0/50 mm
Prominent Type 124/92
1951
595,-
Deckel-Schriftzug nur graviert, Bolzen für aufklemmbaren Aufsteckschuh, Plombenöse am Verschlusskasten, 2 Bodenaufsteller Compur Rapid Nokton 1,5/50 mm
Prominent 1. Version a Type 124
1951
495,-
Deckel-Schriftzug jetzt schwarz, Plombenöse am Verschlusskasten, 2 Bodenaufsteller + Filmmerkscheibe im Boden (rechts) Compur Rapid Ultron 2,0/50 mm
Prominent 1. Version a Type 124/91
1951
595,-
Deckel-Schriftzug jetzt schwarz, Plombenöse am Verschlusskasten, 2 Bodenaufsteller + Filmmerkscheibe im Boden (rechts) Compur Rapid Nokton 1,5/50 mm
Prominent 1. Version b Type 124/91
1951
495,-
Schriftzug schwarz, Plombenöse, 2 Bodenaufsteller, Rückspulkontrolle + Filmmerkscheibe im Boden (links) Compur Rapid Ultron 2,0/50 mm
Prominent 1. Version b Type 124/92
1951
595,-
Schriftzug, Plombenöse, 2 Bodenaufsteller, Rückspulkontrolle + Filmmerkscheibe im Boden (links) Compur Rapid Nokton 1,5/50 mm
Prominent 1. Version c Type 124/91
1952-1953
495,-
ohne Bodenaufsteller u. Plombenöse, Rückspulkontrolle + Filmmerkscheibe im Boden (links) Compur Rapid Ultron 2,0/50 mm
Prominent 1. Version b Type 124/92 s. Foto
1952-1953
595,-
ohne Bodenaufsteller u. Plombenöse, Rückspulkontrolle + Filmmerkscheibe im Boden (links) Compur Rapid Nokton 1,5/50 mm
Prominent 2. Version Type 127/97
1954-1955
395,-
jetzt mit Aufsteckschuh, Trageösen, Objektive jetzt Filtergewinde 49 ES Synchro Compur Color-Skopar 3,5/50 mm
Prominent 2. Version Type 127/91
1954-1955
495,-
jetzt mit Aufsteckschuh, Trageösen, Objektive jetzt Filtergewinde 49 ES Synchro Compur Ultron 2,0/50 mm
Prominent 2. Version Type 127/92
1954-1955
595,-
jetzt mit Aufsteckschuh, Trageösen, Objektive jetzt Filtergewinde 49 ES Synchro Compur Nokton 1,5/50 mm
Prominent 3. Version a Type 127/97
1956-1957
395,-
jetzt mit Schnellaufzug Synchro Compur Color-Skopar 3,5/50 mm
Prominent 3. Version a Type 127/91
1956-1957
520,-
jetzt mit Schnellaufzug Synchro Compur Ultron 2,0/50 mm
Prominent 3. Version a Type 127/92
1956-1957
620,-
jetzt mit Schnellaufzug Synchro Compur Nokton 1,5/50 mm
Prominent 3. Version b Type 128/91
1957
520,-
Schnellaufzug, Sucher jetzt verspiegelt mit 3 Markierungen (35, 50, 100) Synchro Compur Ultron 2,0/50 mm
Prominent 3. Version b Type 128/92
1957
620,-
Schnellaufzug, Sucher jetzt verspiegelt mit 3 Markierungen (35, 50, 100) Synchro Compur Nokton 1,5/50 mm
Prominent II (4. Version) Type 130/91
1958-1959
550,-
großer Leuchtrahmensucher mit 4 Begrenzungseinspiegelungen für Wechselobjektive Synchro Compur Ultron 2,0/50 mm
Prominent II (4. Version) Type 130/92
1958-1959
650,-
großer Leuchtrahmensucher mit 4 Begrenzungseinspiegelungen für Wechselobjektive Synchro Compur Nokton 1,5/50 mm




Posted 2008/01/17; last updated 2024/05/31 Copyright © by Horst Neuhaus