Zu den sogenannten „Meilensteinen“ gehörten 1958 das weltweit lichtstärkste Weitwinkelobjektiv für Spiegelreflexkameras Super-Lithagon 1,9/35 mm und 1961 das erste Tele-Zoom-Objektv der Welt 4/85-250 mm. Am bekanntesten wurde ENNA für Spiegelreflexfotografen jedoch mit den Sockelobjektiven, quasi dem Vorbild der TAMRON adaptall Adapterserie.
Enna war auch der erste Objektivhersteller in Westdeutschland, der ein Weitwinkelobjektiv nach dem Retrofocus-Typ vorstellte. Diese von Angenieux Paris und Carl Zeiss Jena (Flektogon) fast zeitgleich entwickelte Objektivbauweise ermöglichte erstmals kürzere Brennweiten als 40 mm in Kleinbild-Spiegelreflexkameras. Auch das hochlichtstarke 6-linsige Ennaston (später Ennalyt) 1,5/85 mm zählte in den 1950er Jahren zu den weltweit renommierten Objektiventwicklungen.
Weitwinkel-Objektive nach dem Retrofocus-Prinzip | Weitwinkel-Lichtriesen Super-Lithagon 1,9/35 |
Gegründet 1920 von Alfred Neumann produzierte das ENNA Werk, Dr. Appelt in München, erst ab Mitte der 1950er Jahre Wechselobjektive für Spiegelreflexkameras. Der Firmenname ist vom Namenskürzel „N.A.“ (ausgesprochen Enna) seines Gründers abgeleitet. Nach dessen Tod wurde das Unternehmen ab 1945 von seinem Schwiegersohn Dr. Werner Appelt weitergeführt.
Das Unternehmen warb damals mit einem Brennweitenspektrum zwischen 24 bis 600 mm für Spiegelreflexkameras. Doch eine Normalbrennweite (50 mm), mit der Enna zum Originalausrüster für die Exakta hätte aufsteigen können, befand sich nicht im Programm. Lediglich für die Edixa Modell B wurde um 1958 ein Springblendenobjektiv 1,9/50 "Edixa Color-Ennalyt" produziert.
Das änderte sich 1958, als zum ersten Mal ein Objektiv-Sockelsystem für Kleinbild-Spiegelreflexkameras vorgestellt wurde. Mit dem Ennalyt 1,9/50 gab es nun auch ein Hochleistungsobjektiv mit Normalbrennweite im Sockelsystem. Anfangs mit (Aufzugs-)Springblende, ab 1961 auch mit automatischer Druckblende ausgerüstet, war für die mit M42- und Exakta-Kameraanschluss lieferbaren Sockel eine Objektivpalette von 24-240 mm verfügbar. Die Objektiveinsätze sind wahlweise mit beiden Sockeln verwendbar, allerdings nicht zwischen Springblende und Druckblende kompatibel. Dieses Prinzip wurde später zur Vorlage des erfolgreichsten Wechselsockelsystems Tamron Adaptall.
Ich möchte hier einen Querschnitt aus der Objektivfertigung des Münchener Unternehmens vorstellen. Vor allem die Wechselsockel-Objektive sind für Sammler eine ganz besondere Herausforderung. Für den Springblendensockel sind 10 verschiedene Objektiveinsätze entwickelt worden, die teils in verschiedenen Versionen mit meter- und/oder feet-Gravuren für den Export in die USA vertrieben wurden. Für den Automatic-Sockel sind 7 verschiedene Brennweiten, z.T. ebenfalls in unterschiedlichen Ausführungen hergestellt worden.
Anfangs fertigte Enna nur Objektive für die Kameraausrüstung anderer Hersteller. Als erstes wechselbares SLR-Objektiv wurde das 35 mm Weitwinkel-Lithagon mit Lichtstärke 1:4,5, bald darauf mit 1:3,5 und 1:2,8 und sogar 1:2,5 angeboten. Eine Version mit 28 mm Brennweite - damals eine Sensation - das Ultra-Lithagon 3,5/28 ergänzte dieses seinerzeit konkurrenzlose Weitwinkelobjektiv-Angebot.
1955 folgten ein Teleobjektiv, das Tele-Ennalyt 3,5/135 und 1958 mit dem 9-linsigen Super-Lithagon 1,9/35 mm das weltweit lichtstärkste Weitwinkelobjektiv. Auch das ENNASTON 1,5/85 gehörte in den 1950er Jahren zu den herausragenden Münchener Objektivkonstruktionen.
Nicht alle westdeutschen Objektivhersteller boten auch Objektive mit dem Praktina-Schraubbajonett an; Enna gehörte jedoch zeitweise mit einer kleinen Palette von Wechselobjektiven dazu.
Erste Enna Objektivlinie für Spiegelreflexkameras in den 1950er Jahren
Das erste (1953) in Westdeutschland hergestellte 35 mm Weitwinkelobjektiv, Lithagon 4,5/35 mm, Nr. 3376
bereits mit Vorwahlblende ausgerüstet (4,5-16), Bildwinkel 64°, Fokus ab 0,9 m, Filtergewinde ES52.
Im Foto eine US-Exportversion, nur mit feet-Skala ab 3ft.
Lithagon 3,5/35 mm, Nr. 240069
wie die erste Ausführung ein 4-Linser, jedoch optisch neu konstruiert und mit höherer Lichtstärke, Vorwahlblende 3,5-22, Bildwinkel 64°, Fokus jetzt ab 0,4 m, Filtergewinde ES52, gleiche Fassungsbauform.
Lithagon 2,8/35 mm, Nr. 3226135
jetzt mit 6 Linsen und hoher Lichtstärke, Blendenvorwahl 2,8 bis 22, Bildwinkel 64°, Fokus ab 0,4 m, Filtergewinde ES52; unveränderte Fassungsbauform.
Super-Lithagon 2,5/35 mm, Nr. 2192861 (li) und 2192954 (re)
6-Linser mit damals schon ungewöhnlich hoher Lichtstärke, Blendenvorwahl 2,5 bis 22, Bildwinkel 64°, Fokus ab 0,5 m, Filtergewinde ES52, gleiche Fassungsbauform.
In den 50er Jahren eine Sensation - ein 6linsiges 28er Weitwinkel: Ultra-Lithagon 3,5/28, Nr. 3216458 (1956)
Blendenvorwahl 3,5-22, Bildwinkel 75°, Fokus ab 0,3 m, Filtergewinde ES 52, gleiche Fassungsbauform wie die 35er.
Edixa Color Ennalyt 1,9/50 (1957)
Mit diesem Objektiv verlasse ich ein wenig die Systematik meiner webseite - es war nämlich nicht mit Exakta-Bajonettanschluss, sondern nur mit M42-Gewinde für die Edixa erhältlich.
Optisch ist es die Vorlage für das zwei Jahre später (nur) für den ENNA-Springblendensockel angebotene 6linsige Normalobjektiv ENNALYT 1,9/50.
Sowohl das Tele-Ennalyt 4,5/400 mm als auch das Tele-Ennalyt 5,6/600 wurden mit verschiedenen Kameraanschlüssen für Kleinbild-SLR angeboten (Edixa, Praktica, Asahi Pentax, Pentacon/M42; Exakta, Alpa, Miranda, Nikon F, Praktina, Yashica) der Verkaufspreis betrug - einheitlich für diese Anschlüsse - 456 DM (400er) und 798 DM (600er) jeweils incl. Sonnenblende.
Beide Objektive konnten auch mit 6x6 SLR verwendet werden. Hierfür galten (auf Bestellung) andere Preise.
Seit 1958 nahmen die ENNA-Sockelobjektive den größten Raum des Enna-Objektivangebotes ein. Allerdings wurde auch das Design der bisher angebotenen Standardserie dem Zeitgeist angepasst. Statt wie bisher blank waren nun wieder schwarze Fassungen gefragt.
In dieser ersten Objektivlinie mit schwarz eloxierten Fassungen und breiten blanken Griffringabsetzungen sind interessante Sammlerteile zu finden - das rare superlichtstarke Weitwinkel 1,9/35 und die für Corfield GB gebauten Lumar/Lumax-Objektive. 1966 machte diese Serie dem dann aktuellen "Zebra-Design" Platz.
Foto rechts: Objektive in der zwischen 1958 bis 1965 angebotenen Bauform
7-Linser Lithagon 4/24
Dieses Extrem-Weitwinkelobjektiv mit Vorwahlblende war zu seiner Zeit das Objektiv mit der kleinsten Brennweite zur Verwendung mit Kleinbild-Spiegelreflexkameras. Der Bau solcher Objektive mit extremen Brennweiten erforderte damals erheblichen konstruktiven Aufwand. So ließ sich etwa die Verzeichnung nur durch eine sehr dicke Negativlinse (Linse 6 in der Schnittskizze) eliminieren.
Hier die weiteren Daten des Objektivs: Blendenwerte 4-22, Bildwinkel 82°, Fokus ab 0,25 m, Filtergewinde ES52 (es mussten flache Spezialfilter verwendet werden um Vignettierung zu vermeiden).
9-Linser Super-Lithagon 1,9/35
Weitwinkelobjektiv mit Vorwahlblende 1,9-22, Bildwinkel 64°, Fokus ab 0,3 m, Filtergewinde ES52
Das 9linsige hochlichtstarke Weitwinkelobjektiv war 1958 eine Weltsensation. Es war damals das lichtstärkste Weitwinkelobjektiv weltweit.
6-Linser aus den 60er Jahren: Lithagon 2,8/35
Weitwinkel mit Vorwahlblende 2,8-22, Bildwinkel 64°, Fokus ab 0,4 m, Filtergewinde ES52
Das rechte Foto zeigt das gleiche Objektiv in einer USA-Ausführung als "Sandmar" im Vertrieb von Argus
Ebenfalls aus den frühen 1960ern - ein Objektiv in "mittellanger Brennweite", die klassische Porträtoptik: 4-linsiges Tele-Ennalyt 2,8/90 mm
Rastblende 2,8-22, Bildwinkel 27°, Fokus ab 0,7 m, Filtergewinde ES52.
Etwa zeitgleich bot ENNA auch eine 3linsige Version in dieser mittellangen Brennweite als ENNALYT 2,8/95 mm an. Dieses Objektiv hatte die gleiche Fassung und Ausstattung (Rastblende); Bildwinkel ist 24°. In der optischen Konstruktion ist das Ennalyt 2,8/95 mit dem Trioplan 2,8/100 von Meyer Görlitz verwandt.
5linsiges Tele-Ennalyt 2,8/135 mm (Nr. 3 203 171)
Rastblende 2,8-22, Bildwinkel 18°, Fokus ab 1,5 m, Filtergewinde ES52.
Teile seiner Objektivpalette lieferte ENNA auch an andere Hersteller, wie Corfield in England oder Argus in den USA. Diese statteten damit entweder ihre eigenen Kameramodelle mit speziellen Anschlüssen aus oder boten sie - oft nur mit einem anderen Ring versehen - als Lumar, Lumax (Corfield) bzw. Sandmar (Argus) mit Exakta-Bajonett oder auch M42-Schraubanschluss an. Diese Objektive sind mit den jeweiligen Lithagon- oder Ennalyt-Ausführungen optisch und mechanisch baugleich.
Mit dem 5-linsigen Tele-Ennalyt baugleiches Tele-Lumax 3,5/135 mm im Vertrieb von Corfield England
Rastblende 3,5-22, Bildwinkel 18°, Fokus ab 2,2 m, Filtergewinde ES52
Tele-Ennalyt 1:4,5/200 mm (Nr. 2 754 448)
Blendenvorwahl 4,5 bis 22, Bildwinkel 12°, Fokus ab 4,5 m, Filtergewinde ES77.
Schweres Teleobjektiv (800g) mit 7 Linsen und Statvanschluss! Wurde 1958/59 nur in kleiner Stückzahl produziert und mit Exakta- oder M42-Anschluss für 297 DM verkauft.
Tele-Ennalyt 1:4,5 240 mm als 3-linsiges Fernobjektiv in Normalbauweise
Blendenvorwahl 4,5 bis 32, Bildwinkel 10°, Fokus ab 2,4 m, Filtergewinde ES67.
Neben diesem 240er Fernobjektiv, das weiter unten auch im Größenvergleich mit dem späteren 240er Tele gezeigt ist, hatte Enna noch zwei richtig lange Tüten im Angebot. Zwei Fernobjektive 4,5/400 mm und 5,6/600 mm in einer 5-linsigen Tele-Konstruktion, die die Baulänge zwar verkürzte, die Objektive jedoch mit 2 bzw. 3,3 Kilogramm sehr schwer machte. Das Tele-Ennalyt 4,5/400 mm in der ersten Ausführung finden Sie weiter oben und auch in meiner Abteilung "Fernobjektive".
Diese Objektive haben Filtergewinde in den Größen M95x1 bzw. M 108x1. Bevor man jedoch zu Fenstergläsern in diesen Ausmaßen greift, ist möglicherweise die weiter unten gezeigte Filterkassette für Steckfilter praktischer.
Tele-Ennalyt 4,5/400 mm / 5,6/600 mm (1965)
Auch die beiden 5linsigen Fernobjektive wurden mit aktualisierter Fassung neu aufgelegt. Die optischen Daten blieben unverändert (5,6/600 in Klammern): Rastblende 4,5-32 (5,6-45), Bildwinkel 6° (4°), Fokus ab 5 m (10 m), Filtergewinde ES95.
Die Linsengrafik zeigt die Anordnung des 400er Tele; beim 600er ist die Bauweise gleich, jedoch hat es vorne andere Gläser. Beide Objektivfassungen sind mit einer Filterschublade (wie weiter oben beschrieben) ausgestattet. Hier können Filterfolien in den Strahlengang eingeschoben werden. Beim 400er ist der Objektivkopf zur Verwendung in Balgengeräten (Visoflex I) abnehmbar. An der Fassung des 400er sind die Griffringe blank abgesetzt (wie im Foto), beim 600er ist alles schwarz lackiert (Kräusellack).
Nahezu alle Objektivhersteller boten ab etwa 1966 ihre Objektive im - später von Sammler so bezeichnet - "Zebra-Design" an. Exakta-Sammler nennen es gelegentlich auch "VX 1000-Design".
In Prospekten wurde diese Griffring-Gestaltung gelegentlich auch einfach "schwarz/chrom" genannt.
Fassungsbauform ab etwa Mitte 1960 bis 1970.
Lithagon 4/24
Extrem-Weitwinkelobjektiv mit Vorwahlblende (links Prospektfoto), 7 Linsen, 82° Bildwinkel, Fokus ab 0,25 m, Filtergewinde M52 (nur für Weitwinkel-Spezialfilter!)
ENNA-Objektive wurden seit den 1950er Jahren für nahezu alle Systemkameras gebaut. Neben den üblichen Exakta- und M42-Anschlüssen, gab es auch Versionen für ALPA, Leica, Nikon F, Praktina, ROBOT und andere.
Rechts ein Lithagon 4/24 mit Anschluss für ROBOT.
Lithagon 3,5/28
Super-Weitwinkelobjektiv mit 75° Bildwinkel, 6 Linsen, Vorwahlblende 3,5 bis 22, Fokus ab 0,3 m, Filtergewinde M 52 (Prospektfoto)
Lithagon 3,5/35 - eines der letzten ENNA-Weitwinkelobjektive mit dem Namen "Lithagon"
Rastblende 3,5-22, Bildwinkel 64°, Fokus ab 0,5 m, Filtergewinde ES52
Nach wie vor blieb das 35mm-Lithagon auch als 4-Linser mit etwas geringerer Lichtstärke 1:3,5 im Programm. Mit seiner Rastblende war es zugleich eines der preiswertesten damals erhältlichen Weitwinkelobjektive (147 DM, einheitlich für alle Kamerasysteme).
Ebenfalls noch als "Lithagon" angeboten - 6-Linser 2,8/35 mm
Blendenvorwahl 2,8-22, Bildwinkel 64°, Fokus ab 0,4 m, Filtergewinde ES52
Ennalyt 1,5/85 mm
Rastblende 1,5-16, Bildwinkel 28,5°, Fokus ab 1 m, Filtergewinde ES62
Neue Version des 6-linsigen Lichtriesen, optisch unveränderte Gauss-Konstruktion, jetzt unter dem Namen "ENNALYT".
Tele-Ennalyt 2,8/90
Die Neuauflage des klassischen mittellangen Porträt-Teles im "Zebra-Design". Daten: 4 Linsen, Rastblende 2,8-22, Bildwinkel 27°, Fokus ab 0,7 m, Filtergewinde ES52.
Durch Verzicht auf die Vorwahlblende des Vorgängerobjektivs wurde diese beliebte Brennweite nach dem 35er Weitwinkel zum preiswertesten ENNA-Wechselobjektiv. Der Verkaufspreis betrug 159 DM, einheitlich für alle(!) Kamerasysteme (Edixa, Exakta/EXA, Praktina, Alpa, Miranda, Nikon F, Yashica). Damit war dieses Objektiv damals genauso teuer, wie die Sockel-Version für den Automatic-Sockel
Tele-Ennalyt 2,8/135
Rastblende 2,8-22, Bildwinkel 18°, Fokus ab 1,5 m, Filtergewinde ES52
Das 5-linsige Tele-Ennalyt 2,8/135 in der Ausführung der späten 60er Jahre wartete gleich mit mehreren Eigenheiten auf - es war eines der preiswertesten, kleinsten, leichtesten und zugleich lichtstärksten Standardteles seiner Zeit.
Den niedrigen Preis von 198 DM erkaufte man mit einfacher Bauweise - nur Rastblende und einfachem Schneckengang, bei dem sich die Frontlinse und Blendenskala beim fokussieren mitdrehten ...
Seine optische Leistung hingegen ist ausgezeichnet und mit der robusten Metallkonstruktion war es damals eines der beliebtesten Teleobjektive. Die große und nicht vertieft angeordnete Frontlinse macht allerdings eine Gegenlichtblende unverzichtbar.
Tele-Ennalyt 4,5/240 mm (Nr. 4 004 862)
Rastblende 4,5-22, Bildwinkel 10°, Fokus ab 3 m, Filtergewinde ES52
Das rechte Foto zeigt ein optisch und mechanisch identisches 240er Tele-Ennalyt in einer späteren Bauform (Nr. 4 034 197). Einziger Unterschied - am Objektivanschlussring wurde die blanke Riffelung eingespart...
Trotz 5linsiger Bauweise war dieses Tele-Ennalyt das wohl kleinste und leichteste 240er Teleobjektiv dieser Zeit.
Zuletzt erhielten die Enna-Objektive eine Fassung aus Durolit-Kunststofffassung. Deren Bauweise ähnelt frappierend den Objektiven von ISCO Göttingen aus dem gleichen Zeitraum. Ob es eine gemeinsame Produktion gegeben oder etwa eine Lizenzfertigung für diese Fassungsbauform gegeben hat, ist mir nicht bekannt.
Die Kunststoffversionen besitzen auch keinen Festanschluss mehr, sondern sind mit dem verbreiteten T-2-Adaptergewinde ausgerüstet. Dadurch wurde die Fertigung rationeller, was sich zum Teil bis zur einheitlichen Gestaltung des Verkaufskartons auswirkte. Außerdem erhielten alle Fassungen nur noch eine Rastblende.
Rechts der Einheitsaufkleber der Verkaufskartons für die ENNA-Objektive der 1970er Jahre
Exakta-Versionen erhielten einen Adapter mit der Kennung KE. Optisch ist diese Objektivlinie nicht schlecht, etliche wurden noch nach Ende der Exakta-Bauzeit ausgeliefert. Wie die Kunststoff-Serie von ISCO passen sie thematisch zur VX 1000 und VX 500, mit denen sie damals als Komplett-Angebote verkauft worden sind. Solche Objektive werden heute zwar nicht oft, aber preiswert angeboten.
Superweitwinkel-Objektiv Ennalyt 1:3,5/28 mm, hier in den Fotos aus der Fertigung für Foto Porst.
Daten: 6 Linsen, Rastblende 3,5-16, Bildwinkel 75°, Fokus ab 0,22 m, Filtergewinde ES52
Mit seiner kurzen Einstellentfernung von 22cm wurde das Objektiv auch unter der Bezeichnung "Makro-" verkauft.
Weitwinkel-Objektiv Ennalyt 1:3,5/35 mm. Auch dieses Objektiv wurde teilweise mit dem Zusatz "Makro-" angeboten.
Daten: 4 Linsen, Rastblende 3,5-16, Bildwinkel 64°, Fokus ab 0,3 m, Filtergewinde ES52
ENNA Olympia-Serie
Zu den Olympischen Spielen 1972 in München erlebte die Objektivfertigung von ENNA noch einmal einen Aufschwung. Das Unternehmen gehörte damals zu den "offiziellen" Ausrüstern der Spiele und durfte seine Produkte entsprechend mit den 5 Ringen zieren. Die Objektive selbst waren nicht gekennzeichnet, wohl aber die Verpackungen. Bei den Objektiven der Olympia-Serie waren die Kameraanschlüsse auch wieder aus Metall, die Fassungen jedoch weiterhin aus Durolit. Auch die Blendenkonstruktionen waren aufwendiger als bei den nur mit Rastblende erhältlichen Objektive. Für M42-Objektivanschlüsse waren Objektive auch mit Automatikblende erhältlich, wie das im Foto rechts gezeigte 300er Fernobjektiv.
Fernobjektiv TELE-ENNALYT 5,6/300 mm mit M42-Anschluss und Automatikblende. Das gleiche Objektiv wurde auch als AUTO REVUENON für Foto Quelle produziert.
Im Jahr 1964 wurde die seit rund 6 Jahren produzierte ENNA-Objektivserie für den Springblendensockel von einer Automatik-Version abgelöst. Diesen umfangreichen Komplex stelle ich hier gesondert vor.
Einige Objektive aus dieser neuen Automatik-Serie bot ENNA auch mit fest eingebauter Spring- bzw. Druckblende an. Ebenso wie der Automatik-Sockel waren diese Objektive mit einem Auslösearm, sowohl für die Exakta, als auch für die Edixa Modell A, oder mit einem Anschluss für M42 mit Kamera-Innenauslösung erhältlich. Lieferbar waren vier Brennweiten:
Diese Objektive sind optisch baugleich zu den Wechseleinsätzen der Automatik-Serie bzw. den "normalen" ENNA-Objektiven mit Blendenvorwahl bzw. Rastblende. Auch der Filtergewindeanschluss ist mit 52mm Einschraub identisch.
Objektive aus der ENNA-Automatikserie:
Links ein Lithagon 4/24 mm mit M42-Schraubanschluss und Auslöserarm zum Anschluss an die frühen Edixa A-Modelle ohne Innenauslösung. Daneben ein Lithagon 3,5/28 mm in gleicher Ausführung.
Das rechte Bild zeigt eine Exportversion des Tele-Ennalyt 4,5/240 mm (feet-Skala) mit Bajonettanschluss für die Exakta.
Das Foto links unten zeigt den für einen M42-Anschluss notwendigen Justiermechanismus. Damit der Auslösearm des Objektivs dem Kameraauslöser genau gegenüber steht, muss die äußere Fassung gegebenenfalls verdreht werden. Dazu werden die vier kleinen Schrauben gelockert. Beim Bajonettanschluss für die Exakta ist diese Anpassung nicht notwendig.
Die M42-Automatiksockel mit Auslöserarm sind übrigens mit dem gleichen Verstellmechanismus ausgestattet.
Dieses damals "Gummilinse" genannte Objektivmonster war das erste in Deutschland errechnete und weltweit auf den Markt gebrachte Tele-Zoom. Das Objektiv hat 12 Linsen und Vorwahlblende 4 - 22, Bildwinkel ist entsprechend der Brennweite 10 bis 29°, Fokus entsprechend 0,6 bis 3,3 m. Das frontseitige Filtergewinde ist ES74 Allerdings ist bei diesem Objektiv die Filterverwendung vor den Linsen nicht zu empfehlen, weil Filter die optischen Berechnungsdaten beeinflussen und eine Beeinträchtigung der Abbildungsleitung verursachen können.
Das Objektiv hat deshalb auch einen Einschubschacht für Filterkassetten vor dem Kameraanschluss (s. Foto unten).
Neben der eigenen Fertigungslinie produzierte Enna auch Wechselobjektive für Argus USA (Sandmar) und lieferte die von Corfield GB unter den Namen "Lumar" und „Lumax“ vertriebenen Objektive. Von Corfield - damals auch Ihagee Vertrieb für Großbritannien - waren die Lumar/Lumax-Objektive neben der M39-Anschlussversion für die Periflex-Kameras auch mit Exakta-Objektivanschluss erhältlich.
In den USA sind Enna-Objektive - vor allem die Sockel-Version 1 - sowohl unter den Enna-Typenbezeichnungen als auch unter dem Argus-Namen "SANDMAR" zu finden. Es sind weitere Namensvarianten aus Enna-Fertigung bekannt (Reflexogon, Edixar u.a.).
Für Corfield GB gefertigtes 5-linsiges Tele-Ennalyt 3,5/135 mit Rastblende und Exakta-Bajonettanschluss. Es wurde unter dem Namen Lumax vertrieben. | 4-linsiges Ennalyt 3,5/35 mit Rastblende, unter dem Handelsnamen "Reflexogon" vertrieben. |
Zu allerletzt möchte ich den besonders interessierten Sammler noch auf das ENNA TASCHENBUCH von Friedrich-W. Voigt hinweisen. Dieses Buch, 1965 im Heering-Verlag, Seebruck, erschienen, beschreibt das damalige Enna-Lieferprogramm recht ausführlich. Voigt ist auch als Verfasser der Edixa-Kamerabücher und anderer Fotoliteratur bekannt.
Im regulären Buch- oder Fotohandel wird das Buch nicht mehr zu finden sein. Es wird gelegentlich aber bei ebay angeboten.
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