Sowohl die Exakta für den 127er Rollfilm als auch die Kine Exakta waren bei ihrer Vorstellung in den Jahren 1933 bzw. 1936 mit
Lichtschachtsuchern ausgestattet. Diese sind mit dem Kameragehäuse fest verbunden. Auf der Sucher-Einführungseite habe ich diese Thematik schon behandelt. Deshalb beschränke ich mich hier auf die Beschreibung der technischen Ausführung dieser Reflexsucher.
Die frühen Ihagee-Lichtschachtsucher benutzen als "Mattscheibe" einen massiven Glasblock, der das Reflexbild für das
Auge etwa in normaler Größe darstellt. Das Foto zeigt einen solchen Glasblock in einer Ausführung mit eingeschliffenem Klarglasring + Fadenkreuz, wie er in den 1950er Jahren als Ergänzungsteil lieferbar war. Mit dem Prismensucher der Exakta Varex wurden zwar auch flache Mattscheiben (auch Bildfeldlinse, Sucherlupe oder Einstellscheibe genannt) eingeführt. Der Lichtschachtsuchereinsatz behielt aber bis 1960 seinen "dicken Glasklotz" und blieb bis auf Details unverändert.
Zur Bildbetrachtung muss man die Kamera in einiger Entfernung vom Auge halten. Zusätzlich ist aber eine einschwenkbare Lupe eingebaut, die das Sucherbild vergrößert darstellt. Dazu muss man jedoch nahe an die Lupe heran, nicht unbedingt ein komfortables Arbeiten. Der Lichtschachtsucher bietet auch noch die Möglichkeit der Verwendung als Rahmensucher ohne jegliches optische Beiwerk, vorteilhaft z.B. bei bewegten Motiven.
Kine Exakta I (1936-1949)
Die ersten ausgelieferten Kameras der neuen Kine Exakta hatten eine kreisrunde Lupe mit 13 mm nutzbarem Durchmesser eingebaut (daher der
Sammlername "Exakta Runde Lupe" für dieses erste Kine-Exakta-Modell). Die Lupe wurde bei der Kine I zudem noch direkt über die Mattscheibe geklappt. Damit läßt sich nur ein kleiner Bildausschnitt betrachten, wenn man die Einstellupe verwendet. Von April bis Dezember 1936 wurden – lt. Richard Hummel - 1.400 Stück in dieser Ausführung gebaut. Der Nachteil war schnell erkannt und die runde
Vergrößerungslupe im Lichtschacht wurde durch eine rechteckige Ausführung ersetzt.
Diese kleine Änderung begründete dann allerdings den bis in das Jahr 1970 reichenden Welterfolg der Exakta. Details hierzu und Fabriknummern erfahren Sie auf der Kine-Exakta-Seite. Im übrigen blieb die Sucherkonstruktion aber unverändert. Auch diese 24x13 mm "grosse" rechteckige Lupe wird direkt über die Mattscheibe geklappt und zeigt nur einen
Ausschnitt des Reflexbildes.
Die nur geringe Stückzahl der mit runder Sucherlupe ausgelieferten Kine Exakta macht dieses Modell heute zur meistgesuchten und teuersten Kleinbild-Exakta. Das Ihagee-Werk bot für die Käufer der ersten Ausführung einen kostenfreien Umbau an, von dem vielfach
Gebrauch gemacht wurde. Etwa 1000 Kameras sollen auf diese Weise umgebaut worden sein. Außerdem wurde jede später zum Service eingesandte Kamera mit einer rechteckigen Lupe versehen. Exakta-Sammler gehen heute von nur etwa noch 50-100 weltweit erhaltenen Kine Exakta I mit runder Lupe aus. In meiner Exakta-Datei, die ich seit 1985 führe, sind 55 Kine Exakta mit der runden Lupe gelistet. Darüber hinaus wird es auch nicht mehr viele geben. Die meisten sind in festem Sammlerbesitz, nur etwa 2-3 mal jährlich wird eine solche Kamera zum Kauf
angeboten. Da auch schon Fälschungen aufgetaucht sind, ist auf jeden Fall auf die Fabriknummer zu achten. Die letzte mir bekannte Fabriknummer einer "runde Lupe" ist 485.896.
Kine Exakta II (1949 / 1950)
Die Sucherkonstruktion blieb bis zur Vorstellung der Kine Exakta II im Jahr 1949 unverändert. Für diese Kamera wurde der Lichtschacht hinsichtlich des Lupenmechanismus neu konstruiert. Nun ist auch bei Benutzung der Lupe das ganze Reflexbild zu überblicken. Außerdem erhielt die Lupe eine Abdeckklappe, die ein Verkratzen verhinderte. Viele Kine I weisen auf der Sucherlupe Kratzer auf, die schon durch den Deckel der Ledertasche verursacht worden sein können. Diese Lichtschachtausführung wurde bei der mit
der Exakta Varex schon im Folgejahr eingeführten Austauschbarkeit beibehalten.
Mit Einführung der Kine Exakta Modell II bot Ihagee auch einen Aufsatzprismensucher an. Diesen bezog man von Carl Zeiss Jena. Zeiss Jena fertigte auch eine geringfügig (nur am Befestigungsmechanismus des Gehäuses) veränderte Ausführung für die Praktica von KW Dresden. Die Bauweise dieser beiden Zusatzsucher ist identisch, beide verwenden das schon bei Ernemann entwickelte Pentaprisma zur Umkehrung des Sucherbildes. Dieses Zusatzteil ermöglichte jetzt endlich eine seitenrichtige und aufrechtstehende Motivbetrachtung. Der Aufsatzsucher kann mit allen Kine Exakta Kameras, also nicht nur bei der Kine II, benutzt werden. Konstruktionsbedingt ist das Sucherbild der Kombination
Lichtschacht + Aufsatzprisma allerdings klein und relativ dunkel. Erst mit dem Austauschprisma der Exakta Varex konnte eine vollwertige Alternative zum Lichtschacht angeboten werden.
Von diesem Aufsatzprisma wurden etwa 5000 Stück vertrieben (eigene Schätzung aufgrund der Fertigungsnummern). Einige (evtl. auch alle) waren mit einer eingebauten Vergrößerungslupe ausgerüstet. Diese ließ sich durch Drehen des Einblickokulars einschwenken. Ob alle ausgelieferten Exemplare diese Möglichkeit bieten, ist mir nicht bekannt. In einer mir vorliegenden Gebrauchsanleitung wird diese Lupe jedenfalls nicht erwähnt. Etliche Prismensucher, die ich im Laufe der Jahre in der Hand hatte, ließen sich nicht verstellen. Erst später bemerkte ich, daß sich der Drehmechanismus leicht festsetzen kann.
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