Diese Seite ist Teil meiner Vorstellung der Objektive von Carl Zeiss Jena für die Exakta. Sie ist die umfangreichste der Zeiss-Baureihen; bei keiner Objektivserie finden sich derart viele Varianten. Zu dieser 7. Ausführung nach meinem Zuordnungssystem zähle ich hier die Objektive mit vollautomatischer-Springblende (VSB) in der ab etwa 1956 ausgelieferten Bauform. Diese komfortabelste Blendenauslösung löste die bisherige Springblende ab, deren Federspannung noch jeweils vor der Auslösung per Hand aufgezogen werden musste. Im Gegensatz zur Springblende war bei der VSB der Normalzustand "offen", das heißt es stand im Sucher immer die größte Helligkeit für die Einstellung zur Verfügung. Erst beim Auslösen schlossen sich die Blendenlamellen per Federkraft auf den vorher eingestellten Wert und sprangen nach Loslassen des Auslöserknopfes wieder auf die volle Öffnung zurück. In Zeiss-Druckschriften hieß diese Blendenausführung in den ersten Jahren noch "ASB" = automatische Springblende. Erst ab etwa 1961 wird die Bezeichnung "VSB" = vollautomatische Springblende verwendet. Deren technische Konstruktion blieb aber unverändert.
Mit dieser Blendenauslösung wurden im Laufe der Zeit fast alle Zeiss-Objektive ausgestattet. Lediglich das Biotar 1,5/75 sowie das Fernobjektiv gab es weiterhin ausschließlich mit Blendenvorwahl. Einige Zeiss-Objektive waren parallel zu der hochwertigen Automatikblende auch in der Blendenvorwahl-Ausführung erhältlich (die Blendenvorwahlobjektive finden Sie in der Gruppe 4 meiner Einordnung).
Mit der Umstellung auf die vollautomatische Blende wurden auch die Fassungen der Objektive modifiziert. Anstelle des blanken Aluminium dominierte nun schwarz als Gehäuse-Grundfarbe. Das "Berg- und Tal"-Design der Griffringe wurde durch eine eleganter wirkende Belederung des Entfernungsringes ersetzt. Alternativ zum Leder erhielten die Objektive zeitweise auch einen griffigen Kunststoffring mit schwarzen Noppen. Beide Ausführungen gab es parallel, mir ist nicht bekannt, ob man seinerzeit bei der Objektivbestellung eine Wahlmöglichkeit hatte. Allerdings erwies sich der "Noppenring" als nicht sonderlich dauerhaft. Entweder löste sich die Verklebung von der Fassung und der Noppenbezug drehte durch oder er zerbrach und fiel in Bruchstücken von der Fassung. Bei Reparaturen wurde er im Werk mit dem dauerhafteren Lederbezug ersetzt.
1962 war die Exakta Varex IIa mit einem Pancolar 2/50 eine Spitzenkamera. Ihr Verkaufspreis - mit Prismensucher und Zeiss Messlupe - betrug stolze 789 DM (es bestand noch Preisbindung!)
Ansonsten sind die Gehäuse dieser siebten Ausführung der Zeiss-Objektive recht einheitlich. Lediglich das Pancolar, eine als Biotar-Nachfolger neu entwickelte 6linsige Konstruktion nach Gauß, kann man auch in einer luxuriöser wirkenden Variante mit blank glänzend eloxierter Fassung finden. Das Objektiv wurde zunächst als "Flexon" vorgestellt, für die Exakta sind mit dieser Bezeichnung im Jahr 1959 aber nur wenige Stücke ausgeliefert worden. Im Laufe seiner Bauzeit erhielt das Pancolar eine modische "automatische" Schärfentiefenanzeige. Nebenbei bleibt noch zu vermerken, dass die Fokusbezeichnung dieser Serie überwiegend feet und m war. Stattdessen wurde aber auch die Abkürzung ft graviert. Mit der "Zebra"-Serie änderte sich diese Benennung allgemein in ft und m.

Nach dem Urteil des Bundesgerichtshofes aus dem Jahr 1957 hatte Zeiss Jena die Namensrechte an einigen Objektivkonstruktionen verloren, was sich in der Folge auf die Gravur der Frontringe auswirkte. Deshalb sind auch aus diesen Jahren Bezeichnungsvarianten zu finden, d.h. die gleichen Objektive wurden mit verschiedenen Ringgravuren ausgeliefert. Für uns Sammler ist auch die unterschiedliche Schreibweise (Jena, aus Jena, aus JENA) von Interesse. Davon unabhängig gibt es in der optischen und mechanischen Konstruktion keine Unterschiede. Überwiegend erhielten die Objektive dieser Baureihe auch das DDR-Qualitätszeichen Q1.
Sogar die Zeiss-Verkaufsbroschüre für diese Objektivlinie gab es in zwei Titelversionen - Carl Zeiss Jena (links) und aus JENA (rechts)...
Mit der vollautomatischer Blendenauslösung zog Zeiss mit den westdeutschen Objektivherstellern gleich. Während diese jedoch die Druckblendenvariante auch für die Exakta anboten, hatten die Zeiss-Objektive in der Exakta-Ausführung die technisch hochwertigere Springblendenautomatik. In den Fassungsvarianten für M42 oder Praktina wirkte diese jedoch auch als Druckblende.
Für den Fotografen war der Unterschied meist bedeutungslos. Der Vorzug der Springblende - beim Druck auf den Auslöseknopf des Objektivs springt zuerst die Blende sicher auf den vorgewählten Wert bevor der Kameraauslöser betätigt wird. Bei der Druckblende kann bei sehr schneller Auslöserbetägigung der Verschluss bereits ausgelöst werden, bevor die Blende voll geschlossen ist. Ist jedoch die Übertragungsfunktion korrekt justiert und die Auslösemechanismen funktionieren einwandfrei, wird man keinen Unterschied feststellen. Anders ist die Situation jedoch bei der Innenauslösung von Praktica, Praktina und anderen Systemen. Hier wird der Blendenmechanismus mit einem kamera- und objektivinternen Übertragungsmechanismus betätigt. Dieser lässt nur die kontinuierlich schließende Druckblende zu, so dass hier auch die Zeiss-Objektive in diesem Modus arbeiten.

Die Fotos zeigen einen Ausschnitt des Sortiments (links mit Leder, rechts mit Noppen). Ob es beim Kauf eine Wahlmöglichkeit gab, weiß ich nicht. Preislisten oder Kataloge aus der Zeit geben darüber jedenfalls keine Auskunft.
Produktionsnummern und Bauzeit: ab 5.575.001, letztes Tessar in dieser Fassungsausführung 7.161.133 (1965 mit Lederring)








Der Nachfolger des klassischen Biotar 2/58 erhielt bei nur geringfügig veränderter optischer Konstruktion nun auch die kleinbildübliche Brennweite 50mm. Zuerst war das Flexon nur für die Praktina lieferbar, erst im Februar 1959 wurde eine sehr kleine Serie für die Exakta ausgeliefert.
Als das Objektiv ab Sommer 1959 auch für die Exakta regulär lieferbar war, hatte es seinen Namen bereits in "Pancolar" geändert. Als einziges Objektiv dieser Reihe ist es während seiner Bauzeit in unterschiedlichen Fassungsvarianten (schwarz und blank) und Ausstattungen (Tiefenschärfen-Automatik) ausgeliefert worden. In Verbindung mit den verschiedenen Griff- und Frontringen gibt es also vom Pancolar eine ganze Reihe Varianten.
Das letzte Pancolar (mit einem genoppten Einstellring) kenne ich mit der Nr. 8.342.098, der Produktionsnummer nach aus dem Jahr 1969...
Daten:
6 Linsen, Blenden 2,8 bis 22, Bildwinkel 45°, Naheinstellung ab 0,5m, Filtergewinde ES 49x0,75, Vollautomatische Springblende (VSB, in Prospekten auch ASB)
Herstellerkennzeichnungen:
Carl Zeiss Jena, Jena, aus Jena, aus JENA


Flexon 2/50 Bauform 7
nur mit Leder-Griffring produziert
Carl Zeiss Jena (1959)


Pancolar 2/50 Bauform 7
Version 1a, mit Leder-Griffring (1959)
Jena, Frontringgravur noch mit vorangestellter "Nr." vor der Nummer


Pancolar 2/50 Bauform 7
Version 2c, mit Kunststoffnoppen-Griffring (1965)
aus JENA, schwarz eloxiertes Gehäuse, Tiefenschärfenautomatik (TSA)


Pancolar 2/50 Bauform 7
"Luxus"-Version 3a, mit Leder-Griffring (1964)
Jena, blank eloxiertes Gehäuse, mit Tiefenschärfenautomatik (TSA)
Frontringgravur noch mit vorangestellter "Nr." vor der Nummer


Pancolar 2/50 Bauform 7
"Luxus"-Version 4a, mit Kunststoffnoppen-Griffring (1964)
Jena, blank eloxiertes Gehäuse, Tiefenschärfenautomatik (TSA)
Frontringgravur noch mit vorangestellter "Nr." vor der Nummer


Pancolar 2/50 Bauform 7
Version 5, mit Leder-Griffring (1962)
Carl Zeiss Jena, Tiefenschärfenautomatik (TSA)
Erst 5 Jahre nach dem Flektogon 4/25 trat sein 10linsiger größerer Bruder auf den Plan. Dieses Objektiv war und blieb für einige Jahre das Non Plus Ultra der Zeiss-Objektive aus Jena. Erst 1976 wurde es von der lichtstärkeren Nachfolgeversion 2,8/20 abgelöst; diese war allerdings nicht mehr mit einem Exakta-Bajonett erhältlich...
Flektogon 4/20 Bauform 7
Das Flektogon 4/25 war 1958 ein völlig neues Weitwinkelobjektiv besonders kurzer Brennweite für Kleinbild-Spiegelreflexkameras. Bisher waren 28 mm als "kürzeste" Brennweite möglich. Damit der Reflexspiegel ungehindert hochklappen kann, muss die Schnittweite (der Abstand vom Scheitel der Hinterlinse bis zur Filmebene) 1,5 mal so lang sein wie die Brennweite des Objektivs. Dies wurde durch ein weiteres zerstreuendes Glied vor dem eigentlichen Objektiv (= die große Frontlinse) erreicht. Das Erstaunliche dabei - das Objektiv arbeitet völlig verzeichnungsfrei und mit guter Helligkeitsverteilung bis in die Bildecken!








Normalversion - Produktionsnummern und Bauzeit: ab 5.572.001 (1959) letzte Nr. 6.265.950 (1961)












Produktionsnummern und Bauzeit: ab 5.944.476 (1959) bis 6.888.150 (1964) 



Produktionsnummern und Bauzeit: ab 5.942.701 (1961) bis 6.409.700 (1962) 




Das Sonnar in der beliebten 135er Tele-Brennweite wurde in dieser Baureihe als letztes Objektiv mit vollautomatischer Blende ausgeliefert. Dafür wurde es noch bis 1967 gebaut, als andere Objektive bereits in der "Zebra"-Version geliefert wurden. Parallel dazu war aber auch die blanke Version mit Blendenvorwahl (Ausführung 5) noch bis 1967 weiter lieferbar. 






Bei den Ringgravuren dieses Objektivs wird ganz besonders deutlich, wie willkürlich die Nummernfolge in Jena in diesen Jahren vergeben wurde. Das Sonnar wurde nach dem Originalring mit der Nr. 7.195.990 im Oktober 1965 ausgeliefert. Der später darübergeschraubte Jena S-Ring kann keiner Fertigungsserie zugeordnet werden, die Nummernfolge stammt jedoch aus dem Jahr 1967...
Das Sonnar 2,8/180 wurde ab 1960 auch in Springblendenausführung, allerdings mit einem Anschluss für die Mittelformatkamera Praktisix, produziert. Für den Anschluss an die Exakta war ein Automatikadapter erhältlich. Ob auch Objektive mit einem Exakta-Festanschluss ausgeliefert worden sind, ist mir nicht bekannt.
S 1:2,8 f=180 Bauform 7 (Prospektbild)
Die Bauform 7 mit Automatikblende und Leder- bzw. Noppen-Fokusring gab es schon 1956, zunächst für die Praktisix und ab 1957 auch für die Praktina und M42. Exakta-Versionen mit dem Auslöserarm sind in kleinen Serien aber erstmals im Februar 1959 mit den Objektiven Flektogon 2,8/35, Tessar 2,8/50 und dem neuen Flexon 2/50 (ab Nr. 5.572.001) ausgeliefert worden. In größeren Stückzahlen wurden Flektogon und Tessar ab Mitte 1959 gefertigt, im Dezember 1959 auch die ersten zehn Flektogon 4/25.
Ab wann Objektive mit der neuen Springblendenmechanik regelmäßig ausgeliefert wurden, kann ich hier aber nicht mit Sicherheit angeben. Dies hängt auch mit der nicht eindeutigen Blenden-Bezeichnung SB/ASB/VSB zusammen. In dem Fabrikationsbuch Carl Zeiss Jena von Hartmut Thiele sind 1956 erste ASB-Objektive für die Praktina oder Praktisix zu finden; es handelt sich dabei jeweils um Flektogone. Ein Tessar für die Exakta taucht hier sogar schon 1954 mit "AB" auf. In meinen eigenen Aufzeichnungen finden sich erstmals ein Flexon für die Praktina mit der Nummer 4.462.438 sowie ein Tessar für die Praktisix mit der Nummer 4.471.260 (1956). Erste Exakta-Objektive aus dieser Ausstattungsserie kenne ich als Flektogon 2,8/35 mit der Nummer 4.888.323 oder als Flektogon-Muster 4/25 mit der Nummer 4.897.182, beide aus 1958. Aus dem Jahr 1958 tauchen erstmals auch Tessar und Flektogon ab etwa 5.32x.xxx, später auch das Biometar 2,8/80 auf. Ein Flexon trägt die Nr. 5.634.110 (02/1959).
Bis 1957 wurde noch das Vergütungs T graviert (letzte SN 4.694.955/Tessar), bei den Objektiven dieser Ausführung 7 jedoch wahrscheinlich nicht mehr. Soweit ich dies festgehalten haben, tragen alle Springblendenobjektive die Baureihe das Q1-Qualitätszeichen.
Zum Verständnis der bei Beschreibungen etwa angegebenen Stückzahlen sowie den Ring-Ausführungen: Die Jenaer Fertigung war darauf ausgelegt, jeweils eine bestimmte Stückzahl eines Objektivs zu produzieren. Bei der Herstellung und Montage der Fassungen war in der Regel noch nicht bekannt, auf welche Weise das jeweilige Objektiv vertrieben werden sollte. Erst bei der Endmontage wurden die Objektivkörper mit den nach Vertriebsvorgaben separat gravierten Frontringen verbunden. Es ist also nicht so, dass jeweils die gesamte Stückzahl einer zur Auslieferung fertiggestellten Serie mit einem gleichartig gravierten Ring bestückt worden ist. Ob und in welchem Umfang es für die Ringgravur eigene Nummernkontingente gab, ist im Detail nicht bekannt.
Zur Zuordnung der Seriennummern nach Baujahren habe ich auf der Zeiss-Hauptseite bereits Hinweise gegeben. Bei allgemeinen Angaben zur zeitlichen Einordnung beziehe ich mich auf meine Datenbank und die ursprüngliche Liste aus dem Zeiss-Museum in Jena. Wenn Sie bei einzelnen Objektiven davon abweichende Angaben feststellen, sind diese dem "Fabrikationsbuch Photooptik, Carl Zeiss Jena" von Hartmut Thiele aus dem Jahr 2002 entnommen. Nach den diesem Buch zugrundeliegenden Originalkarteikarten wurden auch nicht alle Produktionsnummern zeitlich fortlaufend vergeben. Es sind durchaus Abweichungen in der Weise feststellbar, dass Objektive mit höheren Produktionsnummern bis zu einem Jahr früher ausgeliefert worden sind als andere mit kleineren Nummern... Alles ein wenig unverständlich kompliziert, aber so war es eben, damals in Jena in der DDR....
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