Carl Zeiss Jena Objektive by Photo but More

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1-1936-1947 2-1948-1954 3-Vorwahl-Tessar 4-Blendenvorwahl 5-Springblende 6-exa tessar 7-VSB-Springblende 8-Zebra-Look 9-Schwarze Serie Tessar Vorkrieg Tessar 1949-54 Triotar Zeiss-Seriennummern Zeiss-Namensstreit DDR-Gütezeichen Pancolar-Fakes exa tessar-nachbau Exakta Objektive

Carl Zeiss Objektive aus Jena für die Exakta

Diese Seite wird wohl die umfangreichste meiner Exakta-Präsentation. Zur Zeit ist sie noch im Aufbau und das wird - weil ich dies zugleich mit einer Bestandsaufnahme verbunden habe - noch eine Weile dauern. Schauen Sie also ruhig gelegentlich wieder vorbei. Vielen Dank!

SignetAdleraugeAls Zeiss – Sammler hat man sich für kein leichtes Leben entschieden. Mehr noch als bei Leitz ist die Zeiss’sche Fertigungspalette nahezu unüberschaubar. Die Firmengeschichte nimmt leicht Lexikon-Format an, wenn man nur halbwegs chronologisch vorgeht. Deshalb will ich mich hier gar nicht an einer Zeiss-Seite versuchen, auch wenn sich in meiner Antik-Abteilung noch das eine oder andere Zeiss'sche Teil findet.

Zudem stellt sich für den Exakta-Sammler die Frage nach Zeiss ohnehin anders – für ihn ist nur die Objektivfertigung in Jena und Saalfeld von Bedeutung. Hier will ich mich also nur mit den Objektiven auseinandersetzen, die Carl Zeiss Jena für die Exakta hergestellt hat. Und dies sind schon nicht gerade wenige. Meines Wissens sind in Oberkochen keine Objektive mit Exakta-Bajonettanschluss gefertigt worden, von der einen oder anderen Spezialanfertigung vielleicht einmal abgesehen.

Lange hatte ich mich um eine Sortierung meiner recht umfangreichen Zeiss-Objektivsammlung für die Exakta herumgedrückt. Immer, wenn ich damit beginnen wollte, fand sich wieder ein Objektiv - in irgendeiner Weise anders als die anderen. Dennoch wagte ich zunächst mit dem Tessar einen Anfang. Obwohl die Tessar-Baureihen auch heute noch nicht komplett eingearbeitet sind, will ich nach und nach auch andere zur Exakta angebotene Zeiss-Objektive vorstellen. Als jüngstes waren zuletzt das Triotar und Objektive der Ausführung 8 an der Reihe.

Zu Beginn stellte sich die Frage nach der Systematik einer solchen Aufstellung. Nach einiger Überlegung kam für mich nicht in Frage, einfach 80 Jahre Zeiss-Objektivproduktion nacheinander abzuarbeiten. Auf meiner Meyer-Görlitz- oder den Seiten über die westdeutschen Objektivhersteller war dies gerade noch darstellbar, ohne völlig die Übersicht zu verlieren. Bei der Vielfalt an Zeiss-Objektiven ging das aber so nicht.

Hier finden Sie zunächst die Kurzvorstellung bekannter Zeiss-Objektive und danach eine Grundeinteilung nach 9 Bauformen in der zu mehreren Unterabteilungen verzweigt wird. So lassen sich auch Bauunterschiede im Detail herausarbeiten, die in erster Linie für den Sammler von Interesse sind. Danach folgt eine tabellarische Typenübersicht des Tessar und zuletzt erfahren Sie auf dieser Seite noch allgemeine Details zur Jenaer Objektivfertigung, DDR-Qualitätszeichen, zum Zeiss'schen Namensstreit und anderes mehr. Der Anwender - so es ihn heute noch gibt und er sich auf meine Seite verirrt hat - wird sich wohl weniger für konstruktive Feinheiten interessieren. Er findet aber dennoch die eine oder andere Detailinformation, etwa zu einem Biotar 1,5/75, zu der heute wieder aktuellen Verwendung klassischer Objektive mit digitalen Aufnahmegeräten.

Das Zeiss Tessar

Das Tessar - das Brot und Butter-Objektiv von Zeiss - dürfte wohl mehr als die Hälfte aller je von Zeiss gefertigten Objektive stellen. Aus dem von Dr. Rudolph im Jahr 1902 errechneten 4-Linser wurde der Objektiv-Welterfolg schlechthin. Das Tessar, später als "Adlerauge" beworben, galt fast 100 Jahre lang als Maßstab für ein klar und scharf zeichnendes Aufnahmeobjektiv. Wie schon in meiner Objektivseite beschrieben basiert es auf dem Cook'schen Dreilinser. Tessar 2,8Mit einer zusätzlichen, verkitteten Hinterlinse gehört es zur großen Gattung der "Triplets". Beinah' jede Kamera, die etwas auf sich hielt, war auch mit einem Tessar erhältlich.

Schon für die Exakta 4x6,5 waren 1933 zwei unterschiedlich lichtstarke Tessare lieferbar. 1940 wurde kriegsbedingt eine materialsparende flache Alu-Version des Tessar 2,8 geschaffen und in einer kleinen Serie produziert. 1947 wurde diese Version für die Reparations-Exakta noch einmal aufgelegt (Stückzahl um 5000 Exemplare). 1949 war Produktionsbeginn für ein überarbeitetes Tessar 3,5 ab der Seriennummer 3.000.000. Mit Lichtstärke 1:3,5 oder 1:2,8 in der Normalbrennweite wurde es bis weit in die 1950er Jahre angeboten. Erst die Springblendenversion gab es dann nur noch mit der Lichtstärke 1:2,8.

Schnittzeichnung des 4-linsigen Zeiss Tessar 2,8/50

Zeiss Biotar und Pancolar

Biotar 1,5/75PancolarDas sechslinsige Biotar ist ebenfalls eine recht alte Konstruktion. Schon in den 30er Jahren wurde die Zeiss-eigene Contax, aber auch andere Kameras wie die Standard- und Kine-Exaktas (dann: Nacht-Exakta!) mit dieser Optik ausgerüstet. Es gab verschiedene Typen ab Lichtstärke 1,5 und mit Brennweiten bis 16,5 cm.

Bereits ab 1939 konnte das Biotar 2/5,8 gegen Aufpreis von 25 RM mit einem T-Belag (Vergütung) auf allen Flächen geliefert werden.

Schnittzeichnungen des 6-linsigen Zeiss Biotar 1,5/75 (links) und des Biotar-Nachfolgers Pancolar 2/50 (rechts)

Nach dem 2. Weltkrieg begann die Produktion zunächst mit "geretteten" Restteilen. 1946 wurde das Biotar neu aufgelegt. Wenige Export-Kines und Reparations-Exacta's konnten so auch mit dem Biotar ausgerüstet werden. Das Biotar in der schwarz lackierten Ausführung kam etwa 1949 für die Kine II zur Ausrüstung. Auch die Praktiflex (mit M40-Gewinde) und später die Praktica waren mit einem schwarzen Biotar zu haben (allerdings Luxusartikel). Zeitgleich gab es auch wieder Biotare mit verchromtem Messinggehäuse und aus Aluminium.

Das Biotar als Normalobjektiv für Kleinbild-Spiegelreflexkameras hatte mit 58 mm eine etwas längere Brennweite als die üblichen 50 mm. Die lichtstarke Gauss-Konstruktion erforderte - wie auch beim Primoplan 1,9/58 von Meyer Görlitz - eine andere Bauweise um die Spiegelbewegung nicht zu behindern. Es wurde gegen Ende der 1950er Jahre vom neu gerechneten Pancolar (hieß anfangs Flexon) 2/50 abgelöst. Nur als hochlichtstarke Spezialvariante 1,5/75 war es noch einige Jahre länger erhältlich.

Das Zeiss Triotar

Nach dem Tessar ist das Triotar wohl das meistgebaute Zeiss-Objektiv. Die einfache Triplet-Konstruktion mit nur drei einzelnen Linsen machte das Objektiv vergleichsweise preisgünstig. Zugleich bot sie dem Konstrukteur einige Freiheiten hinsichtlich Form und Funktion der Fassung sowie Anordnung der Blende. Bereits seit der Jahrhundertwende 1900 wurden unterschiedliche Brennweitenvarianten für viele fotografische Zwecke gebaut. Zur Exakta wurde es jedoch nur mit Brennweiten zwischen 85 bis 135 mm angeboten - für Fotografen, die die guten Abbildungsleistungen dieses 3-Linsers in der gestalterischen Fotografie zu schätzen wussten. Weitere Informationen über die Triotar-Baureihe finden Sie hier.



Zu den folgenden Tabellen - 9 Zeiss-Grundformen und Tessar-Bauarten

Für meine Sammlung habe ich die zur Exakta lieferbaren Zeiss-Objektive in 9 Kategorien nach Bauformen eingeteilt. Prinzipell trifft diese Einteilung auch auf andere Kameraanschlüsse zu. In jeder dieser Kategorien ist auf jeden Fall auch ein Tessar mit der Normalbrennweite von 50 mm (5 cm) zu finden. Der Weitsicht der Zeiss-Konstrukteure haben wir Sammler es jedoch zu verdanken, dass es in jeder Kategorie nicht nur eine einzige Tessar-Ausführung gibt, sondern meist deren einige...

Mit einer weiteren Tabelle will ich deshalb den Versuch wagen, ein wenig Übersicht in den Tessar Dschungel zu bringen. Kein Gedanke, es handele sich etwa um eine komplette Zusammenstellung – auch ich finde immer noch Unarten und Abarten bei den Tessaren. Danach behandle ich noch unterschiedliche Formen der Gravuren auf Frontring und Fassung. Wollte man alle Unterschiede typisieren - soweit das überhaupt gelingt - ergäbe sich eine total konfuse Übersicht.

Zur Terminologie - wenn Sammler damit beginnen, ihre Schätze zu sortieren, bezeichnen manche die unterschiedlichen Versionen des gleichen Gerätes als "Modelle". Andere nennen sie "Typ", "Version" oder "Variante". Oft bezeichnen diese verschiedenen Begriffe aber ein und dasselbe: das gleiche Gerät in einer etwas anderen Bauweise oder Ausführung. Auch ich verwende diese Ausdrücke manchmal willkürlich. Wenn man jedoch mit einer Sortierung erreichen will, dass auch andere ihre Sammlung danach ausrichten können oder man selbst neu erworbene Teile einordnen kann, muss man gewisse Standards einhalten. Sonst findet man - ähnlich wie bei Computerdateien oder in Aktenschränken - seinen eigenen Kram nämlich nicht mehr wieder ....

In meinen Aufstellungen habe ich bewusst den Begriff "Modell" vermieden, weil ich diesen gern dem Hersteller für dessen eigene Benennungen reserviere. Wenn er dies getan hat, wie die meisten Kamerahersteller (z.B. Exakta Varex Modell IIa, Modell VX oder Modell IIb) verwende ich diese auch. Hat er dies aber nicht gemacht - wie Zeiss bei seinen unterschiedlichen Objektivausführungen - habe ich dazu meine eigene Einteilung geschaffen nach 1. Bauform/Ausführung, 2. Version und weiter in Varianten. Auf diese Weise habe ich meine Tabelleneinteilung strukturiert, so dass man also ein Sammlungsteil auch mit Ziffern und Buchstaben einsortieren kann. Ein "Tessar 6b" ist also ein Standardobjektiv 2,8 für die Exa mit Rastblende.
Die jeweilige Absatzüberschrift ist (oder wird noch) als Link zu einer detaillierten Beschreibung mit Bildern gestaltet. Wenn Sie darauf also klicken, erfahren Sie noch mehr!

Wohlgemerkt, all dies bezieht sich nur auf die Exakta! Bei Zeiss-Objektiven für andere Systemkameras (M42, Praktina) können die Einordnungen aber überwiegend übernommen werden, weil die Objektive meist zeitgleich mit verschiedenen Kamerafassungen angeboten worden sind.

Wenn Sie nach dem Lesen der Tabellenaufstellungen der Meinung sind, ich habe damit statt Übersicht nur eine neue Qualität der Verwirrung geschaffen – bitte sehr, beschweren Sie sich bei Carl Zeiss in Jena ...

9 Bauformen der Objektive von Carl Zeiss Jena mit Exakta-Bajonettanschluss


Ausführungen der Objektivfassungen und Fabriknummern
Bauzeit
 
Die Griffringe bei den Ausführungen 1 und 2, also Fokusring und Blendenring, sind durchweg mit einer rundum gefrästen senkrechten Riffelung versehen.

Biotar Ausführung 1
1. Bauform
Seriennr. ab etwa 1.900.000
1936-40
Normalblende (NB), Fassung bis etwa 1939 nur messing verchromt; in den Kriegsjahren wurde als Fassungsmaterial auch Aluminium verwendet, der Bajonettanschluss jedoch weiterhin in messing/chrom; Gläser normalerweise ohne Vergütung, auf Wunsch - gegen Aufpreis - auch schon vergütet
Seriennr. ab etwa 2.666.xxx
1940-47
Das Tessar 2,8 wurde während der Kriegsjahre und einige Zeit danach in einer flachen, blanken Alu-Fassung gebaut
  
Foto: frühes Biotar 2/5,8cm


Tessar Ausführung 2
2. Bauform
Alle Objektive erhielten neue Fassungen, überwiegend aus Aluminium, in geringen Stückzahlen auch Fassungen aus verchromtem Messing in gleicher Bauform. Vom Biotar wurden vorübergehend einige Serien auch mit einer schwarz lackierten Fassung produziert. Die Gläser sind durchgehend vergütet, Kennzeichen dafür ein rotes "T" im Frontring. Nur auf besonderen Wunsch wurden noch unvergütete Objektive geliefert. Das Tessar wird noch überwiegend mit Lichtstärke 1:3,5 gebaut, nur sehr wenige Objektive sind bei dieser Bauform mit Lichtstärke 1:2,8 zu finden. Blendenform ist weiterhin die Normalblende (NB) ohne Rastung.
Seriennr. ab 3.000.000 - erste Nachkriegs-Nomalausführung mit manueller Blende (NB), alu blank;
1949-54
Foto: Tessar 3,5/5 NB
Seriennr. ab etwa 3.100.000 - Normalblende (NB), Fassung jedoch auch messing verchromt (seltener)
1950-54
Seriennr. ab etwa 3.180.000 - Normalblende (NB), Fassung auch schwarz lackiert (nur Biotar)
1950-51
Seriennr. ab etwa 3.300.000 - Brennweitenangabe jetzt in mm
ab 1952
Seriennr. ab etwa 3.500 000 - jetzt mit Qualitätszeichen "Q1", Brennweitenangaben z.T. ohne "mm"
ab 1952
 

Die Griffringe der Ausführungen 3-6 sind unterschiedlich ausgeführt. Der Fokusring erhielt mit Riffelungen versehene Vertiefungen (wie Ihagee ab Kameramodell Varex IIa). Im Sammlerjargon heißt diese Ausführung „Berg und Tal“. Diese Ringform verwendeten nach und nach fast alle Objektivhersteller. Der Blendenring behielt aber - mit Ausnahme der Bauform 7 - die Rundum-Riffelung, bei den Blendenvorwahl-Ausführungen 3 + 4 auch der Vorwahlring.

Tessar Ausführung 3
3. Bauform
Das Tessar wird mit einer Vorwahlblende ausgestattet. Die Fassung - jetzt ausschließlich Aluminium - wird dafür geringfügig größer. Die Fassungsgravuren ändern sich im Laufe der Bauzeit. Lichtstärke ist jetzt überwiegend 1:2,8, nur noch wenige Objektive werden in der gleichen Fassung mit Lichtstärke 1:3,5 hergestellt.

Diese Fassungsform ist regelmäßig nur beim Tessar zu finden. Gegen Ende der Biotar-Bauzeit wurden allerdings auch wenige Exemplare dieses Objektivs mit der kleinen Vorwahlfassung gebaut (blank und schwarz)
Seriennr. ab etwa 3.250.000 - Tessar mit Blendenvorwahl (BV), Fassung alu blank, "kleine Bauform"
1951-54
 
Foto: Vorwahl-Tessar 3,5/50

Biotar Ausführung 4
4. Bauform
Als erstes Objektiv in dieser Ausführungsform wurde das Biotar mit einer größeren Fassung (erkennbar am Filtergewinde M49) ausgeliefert. Lediglich das "kurze" Tessar mit 40 mm Brennweite gab es auch in dieser größeren Fassung nur ohne Blendenvorwahl.
Einige Objektive, wie das Biotar 1,5/75, das Triotar 4/135 oder dessen Nachfolger Sonnar 4/135 wurden noch bis in die 1960er Jahre in dieser Fassungsform ausgeliefert. Wenige sind auch in schwarz eloxierten Alu-Fassungen zu finden, hier handelt es sich um Sonderausführungen und die Sonnare 180 und 300 sowie das Fernobjektiv.
Seriennr. ab etwa 3.330.000 - Große Alu-Fassung, blank, überwiegend mit Blendenvorwahl (BV).
1951-55
 
Foto: Biotar 2/58 BV

Flektogon Ausführung 5
5. Bauform
Die beiden Normalobjektive Biotar und Tessar sowie die Flektogon wurden ab 1954 mit einer Aufzug-Springblende (SB) ausgestattet. Diese wird teilweise auch als "automatische" oder "Vorwahl-"Springblende bezeichnet. In der Normalstellung ist die Blende auf den eingestellten Wert geschlossen. Mit dem Hebel der Objektivunterseite wird sie zum Einstellen bis auf den Maximalwert geöffnet. Bei Betätigung des Auslösers schließt die Blende auf den vorgewählten Wert.
Seriennr. ab etwa 3.725.000 - Normalobjektive Biotar und Tessar sowie Flektogon, Bauform wie 4 jetzt aber mit Springblende (SB), längere Brennweiten und Teleobjektive werden weiterhin nur mit Blendenvorwahl (Ausführung 4) hergestellt. 1954-63
 
Foto: Flektogon 2,8/35 SB

Tessar Ausführung 6
6. Bauform
Mechanisch einfachere Tessar-Version für die Ausrüstung der Exa. Die erste Ausführung wird noch mit Normalblende (NB), die spätere mit Rastblende (RB) ausgeliefert.
Seriennr. ab etwa 3.677.000 - Tessar 2,8/50 mit Normal- oder Rastblende (für Exa-Ausrüstungen), optisch kein Unterschied zum "normalen" Tessar. 1954-1970
  
Foto: Tessar 2,8/50 mit Rastblende (2. Ausführung).

Flektogon Ausführung 7
7. Bauform
Diese Fassungsbauform ist erstmals 1956 bei dem Biotar-Nachfolger und Vorgänger des späteren Pancolar, einem Flexon zu finden - lederberingt und mit Praktina-Anschluss. Mit einem Bajonett für die Exakta werden 1958 anfangs ein Flexon und zeitgleich das Flektogon angeboten. Wichtiger als das Fassungsdesign dürfte allerdings die integrierte vollautomatische Springblende sein, die die bisherige Aufzugs-Springblende ablöst. Im Laufe der Produktionsjahre wurden - bis auf die "langen" Sonnare, das Biotar 1,5 und das Exa-Tessar - alle Objektive aus Jena mit dieser Blendenautomatik angeboten.
Foto: Flektogon 2,8/35 zweite Version (Makro).
Diese Fassung wurde in den Folgejahren bis 1966 zudem in einer ganzen Reihe von Varianten produziert. Mal war der Fokus-Griffring beledert, mal mit einem Noppenring aus Plaste belegt. In der Pancolar-Version gibt es blanke und schwarze Ausführungen, später mit automatischer Schärfentiefenanzeige. Hinzu kommen noch etliche Bezeichnungsvarianten - mit dieser Bauform ließe sich eine mittlere Vitrine gut füllen....
Seriennr. ab etwa 4.460.000 - vollautomatische Springblende (VSB); überwiegend rote Blendengravur, wenige schwarz 
Seriennr. ab etwa 4.880.000 - alu schwarz, Leder-Griffring1957-66
Seriennr. ab etwa 5.585.000 - alu schwarz, Noppen-Griffring1960-70
Seriennr. ab etwa 6.000.000 - Pancolar auch als alu-polierte Luxusausführung mit automatischer Tiefenschärfenanzeige, Leder- oder Noppengriffring1961-66

Das veränderte Kameradesign mit den schwarzen Schildern ab Kameramodell Varex IIa/1961 und dem Langzeitknopf der Varex IIb findet sich nun auch in der Gestaltung der Objektive wieder. Die Einstellringe werden mit einer breiten Riffelung versehen, bei der die Vertiefungen schwarz eloxiert sind. Im Sammlerjargon heißt dieses Fassungsdesign allgemein "Zebra-Look". Exakta-Sammler nennen es auch "VX1000-Design", weil es etwa zeitgleich mit der Vorstellung der Exakta VX 1000 entstand, deren Langzeitring das gleiche Gittermuster aufweist. Über Zusammenhänge des Entstehens ist mir allerdings nichts bekannt. Auch andere Optikhersteller (ENNA München, Meyer Görlitz, Schneider Kreuznach) übernahmen Mitte der 1960er Jahre dieses Fassungsdesign.

Mit den Automatikobjektiven wurde der Blenden-Einstellring bereits bei der 7. Bauform von der Objektiv-Vorderseite in Richtung Kamera verlegt, behielt aber noch seine Rundum-Riffelung. Mit dem Design der 8. Bauform erhält er die gleiche Griffringgestaltung wie der Focusring. Das Pancolar wird weiterhin mit der automatischen Schärfentiefenanzeige ausgestattet.

Jena T Ausführung 8
8. Bauform
Ob die Exakta VX 1000 die Designvorlage lieferte, deren Langzeitring das gleiche Gittermuster aufweist, ist nicht überliefert. Vielleicht war es auch umgekehrt... In gleicher Fassungsausführung produzierte Zeiss Jena jedenfalls auch Objektive für Pentaconsix, M42 oder Pentina. Die Farbe der Blendengravur wechselte im Laufe der Produktion von rot nach schwarz. Technisch änderte sich gegenüber der 7. Bauform aber nichts wesentliches.
Seriennr. ab etwa 7.000.000 - Alu schwarz mit blank polierten Griffringen (schwarz/chrom, Zebra-Look oder VX1000-Design), VSB 
mit roter Blendengravur
1966-68
mit schwarzer Blendengravur
1966-74
Foto: Jena T 2,8/50 VSB, frühe Ausführung

Tessar Ausführung 9
9. Bauform
Die Objektivfassung ist jetzt vollständig schwarz eloxiert, Entfernungseinstellring mit horizontaler und vertikaler Riffelung, Blendenring nur vertikal geriffelt.
Die Herstellerangabe Carl Zeiss Jena ist generell mit dem Zusatz „DDR“ graviert. Diese Bauform wurde ab etwa 1975 und auch nach Produktionseinstellung des Exakta-Bajonettanschlusses mit gleichem Fassungsdesign für die Objektive mit M42-Anschluss verwendet.
Foto: Tessar 2,8/50 VSB
In dieser Bauform werden weit nach Produktionseinstellung der Exakta noch einige Serien des Tessar 2,8/50 und Flektogon 2,8/35 produziert. Offenbar gab es für diese Optiken noch einen Nachfragebedarf, evtl. auch aus der Nachproduktion der Exa Ia Modell 4 im Jahr 1980.
Die Fertigungsnummer wird anfangs noch in der fortlaufenden Zeiss-Nummerierung vergeben. Die später produzierten Flektogone erhalten eine neu beginnende Fertigungsnummern-Reihe bis ca. 5.600.
Seriennr. ab etwa 9.850.000 bis etwa 9.975.xxx (Tessar und Flektogon)
1978-79
Seriennr. ab etwa 10.245.xxx bis 10.246.xxx (nur noch Flektogon)
1979
Seriennr. (neu) ab etwa 1.000 bis ca. 5.600 (nur noch Flektogon)
1983
 

Aus dem Produktionszeitraum dieser Objektivausführung sind auch Nachbauten des Pancolar 2/50 bekannt. Sie wurden in den USA vertrieben. Fotos dieser "Fakes" finden Sie ebenfalls auf der Seite mit den Objektiven Ausf. 9.

In der nun folgenden Aufstellung sollen den zuvor beschriebenen neun Bauformen die verschiedenen Ausführungen des Normalobjektivs Tessar zugeordnet werden. Dabei entspricht die Ausführung in der Tessar-Übersicht der Bauform in der vorherigen Tabelle. Lediglich für das Balgentessar - für das es bei anderen Zeiss-Objektiven keine Aequivalenzen gibt - habe ich zusätzlich die Gruppe 0 eingerichtet. Während anhand der vorherigen Tabelle auch Objektive für andere Kameraanschlüsse eingeordnet werden können, beinhaltet die folgende Einteilung in erster Linie das Tessar-Normalobjektiv mit Bajonettanschluss für die Exakta und Exa.

Auch hier ist wieder die Absatzüberschrift als Link zu Detail-Informationen gestaltet. Für andere Objektive können zur Identifzierung ggf. einige Gruppen- und Versionsnummern übernommen werden.

10 Tessar-Ausführungen mit Exakta-Bajonettanschluss
(derzeit 51 Varianten, ohne Balgenobjektiv)


Tessar - Ausführung 1 (1936 bis 1946)

alle mit Herstellergravur Carl Zeiss Jena, unvergütet, stufenlose Normalblende

Version 1) Fassung messing verchromt; Filteranschluss E 30,5 / A 32 - Bauzeit 1936 - 1940
a) Tessar 1:3,5 f=5 cm, gravierte Blendenzahlen 3,5-22, Focus m/ab 0,8 m
b) Tessar 1:3,5 f=5 cm, gravierte Blendenzahlen 3,5-22, Exportversion mit Focus feet
c) Tessar 1:2,8 f=5 cm, gravierte Blendenzahlen 2,8-22, Focus m/ ab 0,8 m
d) Tessar 1:2,8 f=5 cm, gravierte Blendenzahlen 2,8-22, Exportversion mit Focus feet

Version 2) flache Fassung alu blank; Filteranschluss E 25,5 / A 32 - Bauzeit 1940 und 1946
Tessar 1:2,8 f=5 cm, gravierte Blendenzahlen 2,8-22, Focus m/ ab 0,7 m

Tessar - Ausführung 2 (1949 bis 1954)

alle mit Herstellergravur Carl Zeiss Jena, anfangs noch unvergütet, stufenlose Normalblende.

Es wurden fast ausschließlich Tessare 3,5 gebaut; eine kleine Serie Tessar 2,8 wurde nur in Version 2 produziert
Hinweise und Fotos zur Filterverwendung bei diesem Objektiv finden Sie hier.

Nachkriegstessare
Neun Tessare aus der ersten Nachkriegsbaureihe 1949-1954. Sehen doch alle gleich aus - von wegen! Ein Jedes unterscheidet sich vom Anderen.
Bilder und noch mehr Detailangaben zu dieser Objektivbaureihe finden Sie hier.


Version 1) Fassung alu blank; Filteranschluss E 25,5 und 30,5 / A 32 (mit Adapterring) bzw. A 37. 6stellige silberne Nummerngravur auf Bajonettanschluss - zum Teil mehrfach. Bauzeit 1949-1951
a) Tessar 1:3,5 f=5 cm, Blenden 3,5-22, Focus m/ab 0,7 m, erste Ausführung noch unvergütet
b) Tessar 1:3,5 f=5 cm T, Blenden 3,5-22, Focus m/ab 0,7 m, ab ca. 3.045.xxx vergütet

Version 2) Fassung alu blank, jedoch in teilweise veränderter Bauform - etwa 1 mm höher, massiver Bajonettanschluss ohne zusätzlich eingravierte Nummer, breitere Griffringe, Frontring etwas tiefer liegend, jetzt alle vergütet; Filteranschluss E 25,5 (durch die höhere Fassung aber praktisch nicht mehr nutzbar) und 30,5 / A 32 (mit Adapterring) bzw. A 37 - Bauzeit 1951-1953
a) Tessar 1:3,5 f=5 cm T, Blenden 3,5-22, Focus m
b) Tessar 1:2,8 f=5cm T, Blenden 2,8-22, Focus m; Baujahr 1952 (nur kleine Serie, 200 Stück)

Version 3) neue Fassung, wie vor, jetzt mit Brennweite in mm - Bauzeit 1953/54
a) Tessar 1:3,5 f=50 mm T, Blenden 3,5-22, Focus m
b) Tessar 1:3,5 f=50 mm T, Blenden 3,5-22, Exportversion mit Focus feet

Version 4) Fassung messing verchromt, sonst wie bei Version 2; Filteranschluss E 25,5 und 30,5 / A 32 (mit Adapterring) bzw. A 37 - Bauzeit 1952/53 (nur wenige Exemplare bekannt)
a) Tessar 1:3,5 f=5 cm T, Blenden 3,5-22, Focus m
b) Tessar 1:3,5 f=50 mm T, Blenden 3,5-22, Focus m
c) Tessar 1:2,8 f=5 cm T, Blenden 2,8-22, Focus m

Version 5) Fassung alu blank, wie Version 2; jetzt mit DDR-Qualitätsprädikat „Q1“ - Baujahr 1954
a) Tessar 1:3,5 f=50 mm T Q1, Blenden 3,5-22, Focus m
b) Tessar 1:3,5 f=50 mm T Q1, Blenden 3,5-22, Exportversion mit Focus feet, Blendenstriche auch frontseitig
c) Tessar 1:3,5 f=50 mm T Q1, Blenden 3,5-22, Exportversion mit Focus feet, rote m-Skala frontseitig

Tessar - Ausführung 3 (1952 bis 1954)

Blendenvorwahl (kleine Version, Filtergewinde E 40,5 / A 42) – Herstellergravur Carl Zeiss Jena

In dieser Bauform ging es ziemlich durcheinander. Zwar sind die Stückzahlen ohnehin nicht gerade riesengroß, doch kann man unterschiedliche Gravuren und Kennzeichnungen quer Beet finden. Zum einen gab es das Tessar mit Lichtstärken 3,5 und 2,8. Diese wurden noch unterschiedlich gekennzeichnet, entweder mit 1:3,5 f=50 mm / 1:2,8 f=50 mm oder 3,5/50 bzw. 2,8/50. Beide Versionen finden sich mit kleinsten Blenden 22 oder 16 sowie mit und ohne „Q1“-Prädikat. Die kleinste Einstellentfernung ist entweder 0,5 m (1,65 ft) oder 0,55 m (1,75 ft) und zuguterletzt sind auch noch vier(!) unterschiedliche Formen der Fokusgravur zu finden.

Daraus habe ich 8 Versionen zusammengestellt, die Sie hier detailliert vorgestellt finden.
Version 1) Tessar 1:2,8 f=50mm, kleinste Blende 22, Fokus ab 0,5 m
Version 2) Tessar 1:3,5 f=50mm, kleinste Blende 22, Fokus ab 0,5 m
Version 3) Tessar 1:3,5 f=50mm, kleinste Blende 22. Fokus ab 0,55 m
Version 4) Tessar 1:2,8 f=50mm Q1, kleinste Blende 22
Version 5) Tessar 2,8/50 Q1, kleinste Blende 22
Version 6) Tessar 3,5/50 Q1, kleinste Blende 22
Version 7) Tessar 2,8/50 Q1, kleinste Blende jetzt 16
Version 8) Tessar 3,5/50 Q1, kleinste Blende jetzt 16

Tessar - Ausführung 4 (1954 bis 1956) - nicht für Exakta!

Tessar 2,8 mit Blendenvorwahl (große Version; Filtergewinde E49/A51) – Herstellergravur Carl Zeiss Jena, teilweise auch schon „Jena“
Bauzeit 1954 – 1956 (keine Exemplare mit Exakta-Bajonett bekannt)

Tessar 1:2,8 f=50 mm Q1 T, gravierte Blendenzahlen 2,8-16, Focus m + feet/ab 0,5 m

Tessar - Ausführung 5 (1955 bis 1960)

Tessar 2,8 mit automatischer Springblende (mit Federaufzug) Filtergewinde E49/A51) – unterschiedliche Herstellergravuren, generell mit DDR-Qualitätsprädikat „Q1“
Version 1) Carl Zeiss Jena
Tessar 2,8/50, gravierte Blendenzahlen 2,8-16, Focus m + feet/ab 0,5 m
Version 2) C. Z. Jena (nur 1957/58)
Tessar 2,8/50, gravierte Blendenzahlen 2,8-16, Focus m + feet/ab 0,5 m
Version 3) Jena
T 1:2,8 f=50 mm, gravierte Blendenzahlen 2,8-16, Focus m + feet/ab 0,5 m

Tessar - Ausführung 6 (1954 bis 1970)

Tessar 2,8 mit Normal- später Rastblende, spezielle Ausführung für die Exa "kleines Tessar" (Filtergewinde E35,5/A37) – unterschiedliche Herstellergravuren, meist mit DDR-Qualitätsprädikat „Q1“

Version 1 - mit Normalblende, gravierte Blendenzahlen 2,8-16, Focus m + feet/ab 0,6 m
Version 2 - mit Rastblende, gravierte Blendenzahlen 2,8-22, Focus m + feet/ab 0,6 m

Tessar - Ausführung 7 (1958 bis 1966)

Tessar 2,8 mit vollautomatischer Springblende (VSB); Filtergewinde E49/A51) – unterschiedliche Herstellergravuren, überwiegend mit DDR-Qualitätsprädikat „Q1“; Blendenring überwiegend mit roter Gravur, einige wenige auch schwarz

Version 1 - Fokusring Leder, Carl Zeiss Jena, Tessar 2,8/50, gravierte Blendenzahlen 2,8-22, m + feet/ab 0,5 m
Version 1a - Fokusring Leder, Jena / einige auch JENA, T 1:2,8 f=50, gravierte Blendenzahlen 2,8-22, m + feet/ab 0,5 m
Version 2 - Fokusring Noppen, Carl Zeiss Jena, Tessar 2,8/50, gravierte Blendenzahlen 2,8-22, m + feet/ab 0,5 m
Version 2a - Fokusring Noppen, Jena / einige auch JENA, T 1:2,8 f=50, gravierte Blendenzahlen 2,8-22, m + feet/ab 0,5 m

Tessar - Ausführung 8 (1966 bis 1977)

Tessar 2,8 mit blank/schwarzen Ringen (sog. Zebra-Design), vollautomatische Springblende (VSB) Filtergewinde E49/A51 – unterschiedliche Herstellergravuren, bis 1968 überwiegend mit DDR-Qualitätsprädikat „Q1“; Blendenring anfangs meist mit roter, später mit schwarzer Gravur

Version 1) Carl Zeiss Jena (1966/67), Tessar 2,8/50, rot gravierte Blendenzahlen 2,8-22, m + feet/ab 0,5 m
Version 2) aus JENA (1966/67), T 1:2,8 f=50, rot gravierte Blendenzahlen 2,8-22, m + feet/ab 0,5 m
Version 3) Carl Zeiss Jena (ab 1967), Qualitätsprädikat zum Teil auch /1\ und ohne, Tessar 2,8/50, schwarz gravierte Blendenzahlen 2,8-22, m + feet/ab 0,5 m
Version 4) aus JENA (ab 1967), Qualitätsprädikat zum Teil auch /1\ und ohne, T 1:2,8 f=50, schwarz gravierte Blendenzahlen 2,8-22, m + feet/ab 0,5 m
Version 5) Carl Zeiss Jena DDR (ab 1971) ohne „Q1“, Tessar 2,8/50, schwarz gravierte Blendenzahlen 2,8-22, m + feet/ab 0,5 m
Version 6) Exportausführungen mit unterschiedlichen Kennzeichnungen:
Gravur "LENS MADE IN GERMANY EAST" / weißer Aufdruck "Made in Germany (East)" / Abzieh-Aufkleber "Made in Germany" / Prägung "GERMANY EAST" im Auslöserarm (1967/68)
Tessar 2,8/50 bzw. T 1:2,8 f=50, schwarz gravierte Blendenzahlen 2,8-22, m + feet/ab 0,5 m

Tessar - Ausführung 9 (1978 / 79)

Tessar 2,8 Objektivfassung jetzt vollständig schwarz lackiert, Entfernungseinstellring mit Riffelung; Herstellerangabe generell Carl Zeiss Jena mit Zusatz „DDR“
anfangs noch in fortlaufender Nummerierung zu den bisherigen Objektiven
Tessar 2,8/50, weiß gravierte Blendenzahlen 2,8-22, m + feet/ab 0,5 m

Balgen-Tessar (1953 -bis 1972)

Tessar 2,8 in versenkter Fassung ohne Entfernungseinstellung, zur Verwendung am Balgen, normale Blende 2,8-22
Version 1) Carl Zeiss Jena Tessar 2,8/50
Version 2) Jena (1966) T 1:2,8 f=50
Version 3) aus JENA (ab 1968) T 1:2,8 f=50
Version 4) Carl Zeiss Jena, schwarze Ausf., mit Prädikat /1\ ab 1970 Tessar 2,8/50

Puuh – wen nun noch weitere Unterscheidungsgelüste treiben, der kann mit obigen Angaben jedem einzelnen Tessar eine Klassifizierungsnummer zuteilen. Nach dem Prinzip Ausführung/Version/Variante ergeben sich dabei 3stellige Bezeichnungen. Für andere Zeiss-Jena Optiken lässt sich das System meist übernehmen. Ob damit mehr Ordnung geschaffen wird, lasse ich mal dahingestellt sein. Doch für größere Sammlungsbestände erhält man eine gute Übersicht in der Datenbank und ob eine bestimmte Objektivausführung schon Sammlungsbestandteil ist. Mir jedenfalls fällt es nicht immer leicht, Teile ohne Vergleich oder Tabellen richtig einzusortieren. Unterschiede fallen nicht immer gleich auf.

Herstellerangaben – Objektivnamen – Qualitätszeichen - Gravuren


Herstellergravuren in den 1950er Jahren und später - Zeiss West / Ost

Bis 1951 wurde als Herstellerangabe generell Carl Zeiss Jena graviert. Für Objektive, die nicht für den Export bestimmt waren, wurde diese Bezeichnung auch beibehalten. In der Folgezeit tauchten Exportausführungen mit C.Z. Jena auf, in den Jahren 1956/57 häufiger.

In dieser Zeit wurde zwischen Zeiss West und Ost ein Rechtsstreit um die Namensrechte geführt. Das Fotomagazin berichtete in Nummer 2/58, Seite 12-2 über das Urteil des Ersten Zivilsenates des Bundesgerichtshofs vom 24. Juli 1957. Danach durften im Gebiet der Bundesrepublik und Westberlin eine Reihe von Zeiss-Markenbezeichnungen vom VEB Carl Zeiss Jena nicht mehr verwendet werden. Schon vorher wurden in Jena die Herstellerangaben bei Exportobjektiven verändert. Als Ersatz für das tradtionelle "Carl Zeiss Jena" sind bekannt: Ernst Abbe Jena, Jena (anfangs meistverwendet), aus Jena, vereinzelt JENA und ab 1964 am häufigsten ausJENA. Das erste mir bekannte Tessar mit der Herstellerangabe „Jena“ trägt die Nr. 3.725.327. Gelegentlich erhielten Exportobjektive zusätzliche Ringe, auf denen die veränderten Angaben graviert waren. Auf meiner Exakta-Kuriositätenseite finden Sie ein solches Sonnar. Der Ursprungsring findet sich dann noch darunter. Ab 1971 (etwa 8.880.000) wurden Objektive, die nicht für den Westexport vorgesehen waren, mit Carl Zeiss Jena DDR bezeichnet.

TesssarfrontenVon den Rechtstreitigkeiten waren auch die Objektivnamen betroffen, soweit sie von Zeiss Stuttgart beansprucht wurden. Somit erhielten die Objektive aus Jena nur eine Kurzbezeichnung (B – Biotar, T – Tessar, S – Sonnar, Bm – Biometar, Tr - Triotar). Vereinzelt sind aber auch Kurznamen für andere Objektive bekannt, wie F – Flektogon. Um 1960 fand sich gar ein „D“ in der Preisliste für die Varex IIa, hinter dem sich ein Meyer Domiron 2/50 versteckte. Dabei war dieses von der Namensstreiterei ebensowenig betroffen, wie das schon genannte „F“ = Flektogon. Ein Zeichen für die Verunsicherung in der DDR, die wohl aus der Not eine Tugend zu machen versuchte und alle Produkte in die Namenswäsche einbezog.

Der Namenswirrwar ging so weit, dass in Prospekten und Bedienungsanleitungen Hinweise auf Zeiss, Tessar usw. unleserlich gemacht wurden. War in der Anleitung zur Exakta VX (Form 227, Auflage 5401) des Jahres 1954 noch „Carl Zeiss“ zu lesen, sah man in der Auflage 5405 desselben Jahres an gleicher Stelle einen schwarzen Strich.

In der Übergangszeit, um 1954/55 führte diese Situation zu kuriosen Namensgebungen für die Erzeugnisse aus Jena. So etwa im Porst-Katalog Nr. 46 (1954), hier ist die Objektivausstattung der Exakta Varex wie folgt beschrieben:
Varex-Objektiv 3,5/50 mm
Varex-Objektiv 2,8/50 mm
Varex-Objektiv 2,0/58 mm

Bei den Praktica- und Pentacon- (Spiegel-Contax) Angeboten stand gar:
Walter Ernst Abbe Jena T 2,8/50 mm und
Walter Ernst Abbe Jena B 2,0/58 mm ...

Damit der Ring mit den Kurznamen nicht so leer wirkte, wurden Öffnung und Brennweite manchmal auch wieder in der klassischen Schreibweise graviert, etwa T 1:2,8 f=50mm statt Tessar 2,8/50.



In der Fotografik sehen Sie einige der bei den Ausführungen 7 + 8 verwendeten Tessar-Frontring-Varianten. Es sind aber beileibe noch nicht alle....

Mir scheint es, als seien die unterschiedlichen Gravuren Carl Zeiss Jena, C.Z. Jena, Jena, aus Jena, ausJENA mehr oder weniger willkürlich und durcheinander verwendet worden. Allenfalls bei US-Exportobjektiven ist die Variante C.Z. Jena häufiger zu finden. Vermutlich wurde vielfach auch erst bei der Auslieferung über die Art der Kennzeichnung entschieden, wenn feststand, wohin das Objektiv geliefert werden soll. Es mag auch damit zusammenhängen, dass die Fräswerkzeuge für die Gravuren im Werk jeweils nach Verfügbarkeit oder Wartungsintervallen eingesetzt worden sind. Dabei wird dem Graveur jeweils ein bestimmtes Nummernkontingent für seine Schicht zugewiesen worden sein. Wurde er krank, oder fiel der Automat aus, war das Nummernkontingent hinfällig und wurde ggf. später anderweitig neu verteilt. Hinzu kommen die Merkwürdigkeiten um die an anderer Stelle beschriebenen „Zwei-Ring-Objektive“, die mit zwei unterschiedlichen Herstellerangaben und Produktionsnummern ausgeliefert wurden.

Erst mit der sogenannten "Londoner Vereinbarung" fanden die beiden Zeiss'schen Streithähne aus Jena und Stuttgart im Jahr 1971 eine Regelung. Diese schuf drei Ländergruppen, in denen Zeiss Ost und West jeweils unterschiedlich auftreten durften. Danach führte Zeiss Stuttgart den Namensteil "Zeiss" in den Ländern, für die es Namensrechte besitzt (damalige westeuropäische Länder und USA). Zeiss Jena erhielt dieses Exclusivrecht vor allem für den damaligen "Ostblock". In einer dritten Ländergruppe konnten beide Unternehmen in unterschiedlicher Form unter dem Namen "Zeiss" auftreten.

Qualitätszeichen / Gütezeichen

Seit 1952 wurden vom Amt für Standardisierung, Messwesen und Warenprüfung (ASMW) - der Warenprüfanstalt der DDR - Gütezeichen vergeben. Es galten bei "klassifizierungspflichtigen Erzeugnissen die mit hoher Effektivität" hergestellt werden:


„Q1“ für Weltmarktspitzenerzeugnisse war das höchste Qualitätssiegel der DDR
Gütesiegel „1“ für Erzeugnisse deren Gebrauchseigenschaften mit denen anderer Erzeugnisse auf dem Weltmarkt
vergleichbar sind – die 1 stand dabei in einem Dreieck, meist/\, aber auch\/

Gütesiegel „2“ (ebenfalls im Dreieck) bedeutet, mit anderen DDR-Erzeugnissen vergleichbare Qualität

wenn nur ein leeres Dreieck dargestellt ist, besteht keine Vergleichbarkeit.
Das Gütesiegel „/S\“ liegt in der Wertung zwischen Q1 und 1.
Produkte mit Gütesiegel Q1, /S\ oder /1\ galten üblicherweise als für den Export geeignet.

Objektive aus der Jenaer Fertigung haben zumeist das Gütesiegel „Q1“. Es sind jedoch auch Objektive ohne Kennzeichnung zu finden, aus der Zeit um 1969/70 gibt es einige wenige Tessare mit der Kennzeichnung /1\. Ab 1971 wurden die Gütesiegel nicht mehr verwendet. Das erste mir bekannte Objektiv mit dem Qualitätsprädikat „Q1“ – ein Tessar 2,8/50, Baujahr 1952 - trägt die Nummer 3.332.892.


Vergütungen

Erste vergütete Objektive waren auch schon vor dem 2. Weltkrieg erhältlich. Das Biotar 2/5,8 konnte bereits 1939 gegen einen Aufpreis von 25 RM mit einem T-Belag auf allen Glasflächen geliefert werden. Üblicher Lieferzustand der Objektive von Carl Zeiss Jena war jedoch unvergütet. Mit Beginn der regulären Nachkriegsfertigung im Jahr 1949 wurden nach und nach alle Objektive mit allseits vergüteten Glasflächen ausgeliefert; dies wurde auf der Fassung mit der Kennung T kenntlich gemacht.

Vergütung TVergütung BaumVergütung RauteBis 1956 wurden vergütete Objektive noch mit diesem roten „T“ graviert. Einige Frontringe (Bilder) tragen aber eine andere Kennzeichnung, deren Ursprung oder Zweck mir allerdings nicht bekannt ist. Hin und wieder wurden auf besonderen Wunsch Objektive auch nach 1950 noch ohne Vergütung geliefert.

Als in den 1960er Jahren die MC-Vergütungen (multicoating) aktuell wurden, traf dies für Zeiss Jena mit der Straffung der DDR-Fotoindustrie im VEB Pentacon zusammen. In Folge dieser politisch bedingten Neuorganisation wurden Gläser erster Güte nur noch dem Carl Zeiss Kombinat zugeteilt. Meyer Görlitz etwa musste seine Gläser anderweitig beschaffen, was in der Folge auch eine komplett neue Fertigungslinie bedingte.

Zeiss Mitarbeiter, die ich zu den damaligen unterschiedlichen „Vergütungsfarben“ befragte, erklärten mir, dies habe an unterschiedlichen Glassorten gelegen. Weil wohl nicht alle „Gläser erster Güte“ wirklich erster Güte waren, wurde mit der Vergütung experimentiert. Dies erklärt auch, weshalb nicht wenige Zeiss-Objektive dieser Jahre an Pilzerkrankungen leiden. Die verschiedenen Vergütungen lassen sich m.E. schon deshalb nicht typisieren, weil sie von Glaslieferung zu Glaslieferung unterschiedlich vorgenommen wurden. Als dann aus Japan MC-vergütete Objektive auftauchten und werblich verwurstet wurden, besaß man in Jena nach den langjährigen Experimenten mit unterschiedlichen Vergütungen ein gutes Wissen. So konnte aus der Not eine Tugend erwachsen und auch Zeiss Jena führte die MC-Vergütung als Werbeargument.

Blendenkonstruktionen

Bis 1952 wurden alle Objektive für Spiegelreflexkameras mit einer Normalblende ohne Rastung geliefert. Im Jahr 1952 wurde die Blendenvorwahl, 1954 die Springblende und 1957 die vollautomatische Springblende eingeführt. Parallel dazu wurden preiswertere Tessare - speziell für die Exa - mit einer Rastblende ausgestattet. Insbesondere preisgünstige Objektivkonstruktionen auch vieler anderer Hersteller verfügen über die Rastblende.
Mehr zu den verschiedenen Blendenkonstruktionen finden Sie auf meiner Objektivseite.


Gehäuseausführungen, Griffringe, sonstige Gravuren

Wenn man 1933 – Start der Contax / Exakta usw. – beginnt, findet man für die verschiedenen Kameraanschlüsse fast identische Bauweisen. Die Fassungsgehäuse waren durchweg messing verchromt. Mit der kriegsbedingten Materialverknappung kam mehr und mehr Aluminium zum Einsatz. Doch auch nach Kriegsende, etwa bis 1952/53 hat Zeiss Jena parallel zu den Baureihen aus Alu in geringen Stückzahlen noch Messingobjektive gefertigt. Danach wurden Objektive bis zur Brennweite von 135 mm (Ausnahme: schwarzes Biotar) überwiegend in blankem Aluminium, darüber größtenteils schwarz lackiert oder später manchmal auch schwarz eloxiert ausgeliefert.

Tessare 1936-72
Fassungen der Zeiss Tessar-Normalobjektive für die Exakta von 1936 bis 1974

Auch die Blendenkonstruktionen und die Gehäuseausführungen mit unterschiedlichen Griffringen mögen für eine Typisierung herhalten. Meine Tabellen geben hierzu eine Übersicht. Für die unterschiedlichen Griffring-Ausführungen der Objektive in Baureihe 7 (Lederring oder Kunststoffring mit Noppen) ist aber kein System zu finden. Entweder war die unterschiedliche Ausrüstung nur der jeweiligen Materialverfügbarkeit geschuldet (eher unwahrscheinlich) oder es sollte der Aufwertung bestimmter Objektivtypen dienen. Anfangs war z.B. nur das neue Flexon/Pancolar mit dem Noppenring lieferbar.

Die Gravur der Entfernungsskala war anfangs nur in „m“ ausgeführt. Exportobjektive (für die USA) erhielten stattdessen eine feet-Skala. Ab 1952 wurden auch beide Skalen graviert, dies erfolgte in verschiedener Weise: meist wurden die beiden Maßeinheiten - in der später und auch bei anderen Objektivherstellern üblichen Weise - übereinander graviert und andersfarbig ausgelegt. Anfang der 1950er Jahre gab es auch eine andere Form – entweder war die m-Skala oder die feet-Skala von oben ablesbar und die jeweils andere Skala von vorn und meist in rot graviert. Die Bezeichnungen waren nicht einheitlich, anfangs mtr. bzw. m oder feet, später entweder m/ft oder m/feet.

Exportobjektive sind meist mit einer zusätzlichen Gravur „Germany“ oder „GERMANY“ gekennzeichnet. Später gab es unterschiedliche Kennungen dafür, teils mit einem Aufkleber oder einer Gravur auf dem Focusring, bei den Automatikobjektiven manchmal auch im Auslöserarm. Wer es noch detaillierter mag, findet eine Infrarotmarke (oder auch nicht) und unterschiedliche Gravuren der Tiefenschärfenskala.

GermanyMade in GermanyMade in Germany EastLens made in Germany East


Etwa um Seriennr. 3.250.000 = 1952 wurden die Brennweitenangaben - zuerst beim Tessar 2,8 - von cm auf mm umgestellt. Allerdings tauchen vereinzelt auch Objektive mit erheblich höheren Nummern und cm-Gravur auf. Mit der Einführung der Gütezeichen-Einprägung in den Frontring wurde - offenbar aus Platzgründen - die Datengravur zum Teil gekürzt, z.B. statt 1:3,5 f=50mm nur noch 3,5/50. Diese Form findet sich auch bei vielen Objektiven der 60er und 70er Jahre. Lediglich die Exportversionen (T, B usw) haben oft die komplette Datengravur. Eine allgemeingültige Regel für diese unterschiedlichen Gravuren habe ich jedoch nicht herausfinden können.

Zeiss Produktionsnummern

Lange war über die Fertigung der Objektive nichts in Erfahrung zu bringen. Eine Aufstellung - ähnlich den bei Leitz verfügbaren Unterlagen - war in Jena nicht vorhanden. Archiv- und Museumsleiter Dr. Wimmer vom Jenaer Zeiss-Archiv konnte auf Anfrage nur eine kurze, nach Jahren geordnete Produktionsnummernübersicht zur Verfügung stellen. Diese ermöglichte eine grobe Zuordnung der Seriennummern nach Baujahren. Später kursierten auch noch andere Nummernaufstellungen in Publikationen oder im Internet.

Meine Anfrage im Objektivwerk Saalfeld im Jahr 1990 führte noch zu keinem Ergebnis. Später war ich zwischen 1994 und 1997 selbst für eine Jenoptik-Tochtergesellschaft in Jena tätig und hatte mit einigen „Zeisianern“ Kontakt. Doch Angaben über Objektivserien und dazugehörige Kamera-Anschlüsse ließen sich nicht ermitteln. Nur Joachim Arnz (Filterfabrik in Jena) verfügte über etwas Material, das er an Sammler in aller Welt weitergab. Es hieß auch, im Saalfelder Werk habe es eine Liste gegeben, die sei aber bei der Wende „verschwunden worden“. Weg ist weg, dachte man – sicher taucht sie irgendwann bei einer Christies-Auktion mal wieder auf ...

Dann die Überraschung - eine seit 1927 geführte Kartei mit über 10.000 Karten fand sich im Jahr 2000 wieder an. Sie enthielt detaillierte Angaben. Aufmerksame Zeiss-Mitarbeiter hatten nach der Wende diese Kartei im Werk Saalfeld gesichert. Das ist dankenswert, weil andernfalls sich die Treuhand-Verwalter diese unter den Nagel gerissen hätten. Ihnen und Hartmut Thiele aus München, der daraus ein umfangreiches Werk erstellte, gebührt dafür besonderer Dank. Interessenten an der Objektivfertigung bei Carl Zeiss Jena sei deshalb dieses umfangreiche Buch empfohlen, das Hartmut Thiele im Oktober 2002 im Eigenverlag herausgegeben hat: Hartmut Thiele, Fabrikationsbuch Photooptik, Carl Zeiss Jena. Dies ist nach meiner Kenntnis das bislang umfassendste Werk über die Zeiss-Objektivproduktion.

Meine Informationen über Zeiss-Objektive für die Exakta konnte ich aus einer bereits seit Beginn meiner Sammeltätigkeit in den 1980er Jahren geführten eigenen Datei ableiten. In diese Datei sind alle durch meine Hände gegangenen Objektive mit Exakta-Anschluss aufgenommen, seit etwa 20 Jahren führe ich sie als Access-Datei. Sie umfasst mittlerweile über 2.700 Einträge mit Objektivdaten und –nummern. Die Seriennummern wurden chronologisch fortgeschrieben und anhand der Zeiss-Liste nach Produktionsjahren eingeordnet. Diese Daten ermöglichen ein „empirisches“ Vorgehen durch Auswerten der jeweils ersten und letzten Nummer mit der ein Objektivtyp in der Datei auftaucht. Aus dieser Datei bezog ich die Angaben zur zeitlichen Einordnung in den Tabellen. So wird – zwar nicht mit der Präzision der Auflistungen von Hartmut Thiele – eine für Exakta-Sammler praktikable Unterscheidung und eine aussagefähige Zeiss-Typenliste für die Exaktaobjektive aus Jena möglich, auch wenn nicht jedes einzelne Objektiv danach exakt datiert werden kann.

Dies hat seine Ursache darin, dass die Seriennummern bei Zeiss nicht chronologisch sondern nach Fertigungs-Kontingenten vergeben worden sind. Bei anderen Beschreibungen in meiner Seite hatte ich dies bereits vermutet, mit der umfangreichen Thiele-Liste fand es seine Bestätigung. Eine Beispielangabe aus dieser Thiele-Liste soll die Problematik verdeutlichen: Am 1.8.1945 wurden 200 Tessar-Objektive 4,5/4 cm mit Fassungen für die Praktiflex und Kine-Exakta und Seriennummern 2.747.501 bis 2.747.700 ausgeliefert. Dagegen wurden bereits am 14.10.1941 150 Triotare 4/8,5 mit den höheren Seriennnummern 2.785.001 bis 2.785.150 für die Kine Exakta ausgeliefert! Wenn Sie also bei der Beschreibung einzelner Objektive von den Tabellendaten abweichende Angaben feststellen, sind diese dem "Fabrikationsbuch Photooptik, Carl Zeiss Jena" von Hartmut Thiele aus dem Jahr 2002 entnommen.

ExportringeDie bei Exportversionen Jenaer Objektive etwa ab Mitte der 1950er Jahre festgestellten „Zwei-Ring“-Versionen lassen allerdings jeden Einordnungsversuch von Objektivtypen nach Produktionsnummern scheitern. Auch bei Hartmut Thiele findet man hierzu keine weiteren Erkenntnisse. Beide Ringe der jeweiligen Objektive, also der verdeckte „Carl Zeiss Jena“- ebenso wie der obere „aus Jena“–Ring sind jedenfalls mit unterschiedlichen Produktionsnummern graviert, die zum Teil sogar verschiedenen Herstellungsjahren zugeordnet werden können.

Beschreibung zu den Bildern der Objektivringe (Bild links) finden Sie im Text
In meiner Abteilung "Kurioses" finden Sie hierzu noch ein wenig mehr. Im Bild sehen Sie drei Zusatzringe für Zeiss Jena-Exportobjektive. Auch diese waren nicht einheitlich gestaltet, wie an den beiden Ringen links für ein Tessar 2,8/50 erkennbar ist. Der Ring rechts stammt von einem Export-Sonnar 4/135. Einheitliches Erkennungsmerkmal derartiger Aufschraubringe sind die äußeren Einkerbungen für das Montagewerkzeug. Üblicherweise wurden die normalen Ringe ohne solche Montagehilfen montiert; bei einer notwendigen Demontage brachte man im Werk oder der Werkstatt zwei Bohrungen an. Im Bild des S-Ringes rechts sind diese zu sehen, obwohl bei den vorhandenen Kerben eigentlich nicht erforderlich.

Nur wenige „Jena“ oder „ausJENA“ –Objektive sind jedoch „Zwei-Ring-Typen“. Die Meisten haben nur einen Ring, allerdings stimmen auch hier die Ring-Nummer und die innere Fassungs-Nummer nicht immer überein. Ein ziemliches Durcheinander also, das eine zeitlich Zuordnung von der Objektiven der 1950er Jahre nach den Herstellungsnummern nur bedingt ermöglicht. Vielleicht ist das aber auch nicht ganz so wichtig, wie Sammler solche Dinge gelegentlich nehmen. Auf die Qualität der Jenaer Erzeugnisse hatte all dies jedenfalls keinen Einfluss genommen.

In den 1980er Jahren wurde die fortlaufende Nummerierung aller Objektive nach Erreichen von etwa 11 Millionen eingestellt. Jeder Objektivtyp wurde nun für sich nummeriert. Dabei begann man jeweils mit einer 4stelligen Nummer z.B. bei "1000" beim Flektogon 2,8/35. Allerdings wurden einige Objektivtypen auch schon um 1956 einzeln nummeriert. So finden sich etwa bei Exportvarianten des Biotar 6stellige Objektivnummern, die in die fortlaufenden Seriennummern nicht eingeordnet werden könen. Nach Eingliederung von Meyer Görlitz in das Kombinat Carl Zeiss (um 1985) erhielten auch einige in Görlitz produzierte Objektive einen "Carl Zeiss Jena"-Ring, meist ohne Nummer. Exakta-Objektive sind hiervon allerdings nicht mehr betroffen....

Nummernkennzeichnung der Objektiv-Innenfassung

Zeiss hat in seine Objektivfassungen innen durchweg die letzten Stellen der Fabrikationsnummer graviert oder gestanzt, teilweise auch nur eingekratzt. Bei Tessaren der frühen 50er Jahre finden sich die letzten Stellen der Produktionsnummer - oft sogar mehrfach - auch auf der hinteren Fassung. Dies läßt auf eine individuelle Anpassung eines jeden Objektivs schließen. Bei späteren Produkten ist nur bei einer Demontage festzustellen, ob Fassung und Ring zusammengehören.
Zeiss-NummerngravurTriotar-InnennummerNun sollte man sicher nicht jedes Jenaer Objektiv demontieren, um solche Feststellungen zu treffen. Doch in Einzelfällen konnte ich die Erkenntnis gewinnen, dass es auch dabei keine Regelmäßigkeit gibt. Es ist auch nicht sicher, dass in jedem Fall die inneren Gravuren mit der Objektivnummer auf dem Ring übereinstimmen. Hierbei dürfte es sich dann um Objektive handeln, die außerhalb der Zeiss Werkstätten repariert worden sind.´
Beim Triotar 4/13,5 (Foto rechts) aus dem Jahr 1950 finden sich zum Beispiel zweimal die Endziffern 8223 auf dem Linsengehäuse. Der Objektivring trägt aber die Nummer 3.118.844, deren drei Endziffern 844 auch noch in die Innenfassung eingekratzt sind.


Bei dem Tessar (linkes Bild) sind die letzten 5 Stellen der Seriennummer 4.363.835 des "T" 2,8/50 in die Innenfassung eingestanzt. Zusätzlich sind nochmal die letzten 4 Stellen eingekratzt. Beim Triotar 4/13,5 (rechtes Bild) sind zweimal die letzten 4 Stellen 8223 eingestanzt. Außerdem sind noch die letzten 3 Stellen 844 der Seriennummer 3.118.844 eingekratzt.


Schlussbemerkungen

Fabriknummern, Herstellungsdaten usw. entstammen eigenen Aufzeichnungen und Ermittlungen oder Hinweisen anderer Sammler. Die Zuordnung der Produktionsnummern zu Herstellungsjahren habe ich anhand der Aufstellung aus dem Zeiss-Museum Jena vorgenommen. Sie sind teilweise mit noch original bestückten Exakta-Kameras, bei denen das Herstellungsjahr bekannt war, auf Plausibilität überprüft worden. Insoweit handelt es sich also um Angaben, die dem Exakta-Sammler bei der zeitlichen Ein- und Zuordnung helfen sollen; sie geben aber - aus den an anderen Stellen beschriebenen Gründen - keine eindeutige Auskunft über die Bauzeit des Objektivs.

Es gibt zu Produktionsnummern auch andere Tabellen, etwa in "Kadlubek's Objektiv-Katalog, Edition PHOTODeal, mit abweichenden Angaben. Auch das schon erwähnte umfangreiche "Fabrikationsbuch Photooptik Carl Zeiss Jena" von Hartmut Thiele aus dem Jahr 2002 enthält teilweise andere zeitliche Einordnungen. Da ich jedoch - wie eingangs erwähnt - keine Zeiss-Abhandlung erstellen will, überlasse ich die Konkretisierung solcher Daten den Zeiss-Spezialsammlern. Diesbezügliche Hinweise nehme ich aber gern auf und ergänze meine Auflistung entsprechend, soweit sie zur Exakta-Systematik passen.




Posted 2009/04/29 last updated 2017/12/30; Copyright © by Horst Neuhaus