Googeln sie mal „sammeln“ – danach können Sie sich bis weit über Ihr Lebensende hinaus mit dem dort Gefundenen auseinandersetzen. Und haben dabei noch nicht ein einziges Stück gesammelten Hühnerdreck in Ihre Vitrine geschaufelt. Was tun wir also, wenn wir sammeln tun? Googeln sie nochmal in die Wikipedia – Sie können’s auch lassen. Denn da wird Ihnen hinreichend erklärt, was für ein verquerer Charakter Sie doch sind. Nur, weil Sie sich gerade entschieden haben, in meine Homepage zum Thema Photographica sammeln zu gucken...
Photographica – das ist so’ne Wortschöpfung für all die hübschen, hässlichen, nützlichen und total überflüssigen Dinge, die in irgendeiner Weise im Entferntesten mit Fotografieren zu tun haben. Wenn Sie also mehr als 7 verschiedene Fotoabzüge vom Opa oder Großtante Emilie Ihr eigen nennen, sammeln Sie schon Photographica! So, das ham’wer und nu geh’n wir in die Vollen.
Suchen Sie sich was aus: Kameras, Cameras, Filmkameras, Rollfilmkameras,
Schmalfilmkameras, Kleinbildkameras, Grossbildkameras, Miniaturkameras, Spionkameras,
Sofortbildkameras, Stereokameras, Plattenkameras, Holzkameras, Metallkameras, Balgenkameras,
Spreizenkameras, Tropenkameras ... gut is!
Filter, Blitze, Filme, Objektive, Entfernungsmesser, Stative, Dunkelkammerkram,
Projektoren all dies könnte ich wie die Kameras noch durchkonjugieren.
Jedenfalls findet ein Jeder hier was zum Sammeln. Wenn Ihnen ein Foto aber aus
Datenschutzgründen oder so suspekt ist? Dann sammeln Sie doch was Sie wollen.
Ach, Sie sammeln bereits! Dann ist es überflüssig für Sie, weiterzulesen und Sie dürfen die Linkspalten jetzt der Reihe nach abarbeiten.
Für den Newcomer steht am Anfang jedoch die Planung – wo liegt mein Ziel? Ich will alles sammeln, na denn: Leere Fabrikhallen stehen hin und wieder zum Verkauf, eine Monatsproduktion Billy-Regale in der IKEA zu ordern ist auch nicht das Thema. Beleuchtung und Heizung – vielleicht eine eigene Stromwindmühle dann ist auch das geklärt. LKW mieten und zur nächsten Fotobörse fahren, die ersten drei Tischreihen aufkaufen, verladen und bis zur nächsten Börse hat man damit zu tun, den Kram zu putzen und einzusortieren. Nach ca. 5-8 Jahren ist die Halle voll und man kann anfangen, Doubletten zu verkaufen.
So geht das nicht, meinen Sie? Es gibt schließlich auch noch Wichtigeres im Leben, klingt nach O-Ton Ihrer Gattin. Richtig hartgesottene Sammler entgegnen dem mit Tatkraft und lösen die Familie auf. Schafft auch noch zusätzlichen Platz im Haus oder der Wohnung. Möglicherweise muss also doch irgendwo ein Kompromiss her. Und den bestimmen Sie ganz allein, vielleicht redet Ihre Bank ein wenig mit. Doch über wirtschaftliche Zwänge sind wir Sammler ohnehin erhaben.
Schließlich schaffen wir auch Werte. Ich kenne da welche, die haben jahrzehntelang Briefmarken von der posteigenen Sammlerstelle bezogen – für 1000 Mark pro anno. Deren Wert liegt jetzt gut und gern bei 500 EURO, alle zusammen versteht sich. Ideell ist da natürlich ein Vielfaches mehr, doch materiell kauft die Schnipsel derzeit keiner, noch nichtmal für 100 EURO. Man braucht also auch Geduld, so an die 100 bis 200 Jahre...
Somit sind wir doch wieder bei der Planung. Und die macht einen gehörigen Teil des Sammelspasses aus. Es ist wie in der klassischen Wirtschaftslehre – Arbeit, Boden und Kapital besorgen die Bedürfnisbefriedigung. Arbeit ist dabei das Suchen auf Börsen und Putzen der erworbenen Rostlauben. Boden sind die Billy-Regale (oder Glasvitrinen bei der Sammlerelite) und der alte Fotokram. Kapital ist das, was Ihre Frau Ihnen für’s Hobby lässt. Wenn es Ihnen gelingt, sie mitaussuchen oder gar -sammeln zu lassen, wird’s meist etwas mehr. Und die Befriedigung Ihres Bedürfnisses? Die finden Sie in Ihrem Ärger darüber, dass Sammlerkollege Glücklichsau Ihnen schon wieder eine Rarität vor der Nase weggeschnappt hat.
Vor allem - glauben Sie niemals, Ihr Sammelgebiet sei komplett! Dann waren Sie nur nicht
gründlich genug. Und denken Sie an McKeowns Law:
Wird Ihnen ein lang gesuchtes seltenes Teil angeboten und Sie kaufen es nicht wegen des geforderten exorbitant hohen Preises, werden Sie es im Laufe Ihres weiteren Lebens nicht mehr wieder finden. Kaufen Sie es, vielleicht nach längerem Handel mit einem Preisabschlag, wird Ihnen am nächsten Tag das gleiche Teil in besserem Zustand, wahrscheinlich gar ungebraucht zur Hälfte des zuvor bezahlten Preises angeboten.
Achso - es fehlt ja noch die Auflösung meiner fast philosophischen Einleitung...
Nun, da es fast nix mehr zum Jagen gibt oder uns das Jagdgerät abhanden gekommen ist, sind wir alle zu Sammlern mutiert. Gucken Sie sich doch mal um, was so alles gesammelt wird - von alten Hosen über Elektrowerkzeuge, Rabattmarken, Nagellack, stinkenden Parfums, Schuhen bis hin Exotica, wie Flugzeug-Essbestecke, Unterhosen von Eroberungen, tote Käfer, Sand von Urlaubsstränden, Hotelhandtücher usw. usf.
Doch hin und wieder schaut noch mal der Jäger durch - auf der Autobahn, im Schlussverkauf, am Wühltisch bei ALDI, in 1€-Läden oder frühmorgens beim Trödelmarkt ...
Viel Spass beim Sammeln!
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