Neben dem Fotografieren zählt die Elektronik zu meinen älteren Hobbies. Ganz früher waren es noch eine Trix Express Modelleisenbahn, Fahrradfahren und kurz darauf - Mädchen. Der Spass an der Modelleisenbahn hatte sich in anderer Form iedergefunden, Mädchen hab' ich nie ganz aufgegeben... Auch mit Rücksicht auf Frau und Familie will ich den Mädchen keinen spezifischen Homepage-Raum einräumen. Schliesslich findet man dazu alles Mögliche zu hauf im Internet und anderswo. Zudem würde auch mein eigenes Material nicht ausreichen, um den geneigten Besucher meiner Seite damit hinreichend zu unterhalten. Bleiben wir also hier bei der Elektronik. Der Modelleisenbahn ist eine eigene Seite gewidmet.
Als ich um 1969 begann, mir ein kleines Elektronik-Labor einzurichten, hatten meine guten alten KOSMOS Kästen Elektromann, Radiomann und Technikus schon das Zeitliche gesegnet. Im Zeitalter der Transistorentechnik, IC's und Computer hätten sie wohl auch an Aktualität eingebüßt. Lange Jahre war ich eifriger Funkschau- und Elektor-Leser, habe auch die eine oder andere Schaltung nachgebaut. Nur wenige davon erfüllten aber praktische Gebrauchsanforderungen, deswegen will ich diese Periode nicht besonders behandeln. Röhrentechnik galt zu dieser Zeit als hoffnungslos veraltet, obwohl ich von meinem Vater - der dieses Hobby schon in den 1930er Jahren pflegte - ein paar Radios, Bauteile und auch Röhren übernahm. Ich hab' nicht viel damit angestellt, doch ein Telefunken Katzenkopf thront heute noch über meiner HiFi Anlage, ebenso der musikalische Begleiter meiner Jugendjahre - ein Nordmende Mambo Kofferradio.
Um 1985 erstand ich eher zufällig bei einem Flohmarktbesuch einen LEAK Röhrenverstärker, sowas war zu dieser Zeit allenfalls noch bei Musikbands im Einsatz. Mein Neuerwerb sah denn auch entsprechend aus, ziemlich runtergekommen und verbastelt. Es gab weder Schaltplan noch sonstige Unterlagen dazu. Ich habe ihn erstmal ins Regal gestellt... Ein paar Jahre später fiel er mir beim Aufräumen fast auf die Füße. Mit einer AUDIO-Suchanzeige fand sich ein freundlicher Hifianer, der mir Beschreibung und Schaltplan zur Verfügung stellte. Ich arbeitete das Gerät optisch und technisch wieder auf. Nach einigen Aufbaufehlern und deren Korrektur verlief ein Betriebstest so zufriedenstellend, dass ich den LEAK STEREO 60 als Endverstärker in meine Musikanlage eingliederte. Ein Audio Research SP3B Vorverstärker, ein MARANTZ 2130 Tuner, ein Micro DQX 1000 mit drei Tonarmen sowie eine Docorder Bandmaschine gehörten noch dazu.
Nach einigen problemfreien Betriebsjahren wollte ich zur Weihnachtszeit 2006 versuchsweise eine neue Vorstufenröhre einsetzen. Doch dies nahm mir der LEAK so übel, dass er sich mit Rauchzeichen verabschiedete. Bei der Prüfung fand sich ein Defekt in der Stromversorgung und der BIAS-Einstellung der Endröhren. Kaputt waren einer der beiden Standee-Widerstände, ein Elko und die GZ34 Gleichrichterröhre. Zudem stellte ich noch Fehler meiner ersten Restauration fest. So beschloss ich, das Gerät noch einmal von Grund auf zu restaurieren.
Die Suche nach einem Ersatz-Standee blieb vergeblich, ansonsten klappte der Neuaufbau mit einigem Experimentieren soweit ganz gut. Für die beiden Standees, wie bei Leak die Bias-Widerstände der Endstufen genannt werden, fand ich eine elektrisch wie optisch passende Alternativlösung. Dies nachdem ich bei Rundfragen über Lieferbarkeit der Originale erfahren mußte, dass diese Bauteile wohl die seltensten und teuersten Widerstände unseres Erdkreises sind. Davon abgesehen, wer noch einen oder gar zwei hat, war weder für Geld noch gute Worte bereit sich davon zu trennen.
LEAK Bias-Widerstand "Standee". Das linke Bild zeigt das Original, das rechte Foto meine Neuschöpfung (funktioniert seit Jahren einwandfrei).
Hinweis hierzu: Sollten Sie auch Probleme mit diesen Widerständen haben - sie sind neu nicht mehr zu beschaffen - ich habe noch Reserven meiner Neuanfertigung und kann diese bei Bedarf auf Anfrage mit dem Montagesockel liefern!
Zum folgenden Aufbaufoto erhielt ich von einem befreundeten Elektronikfachmann aus Wien die Information, dass die schön gerade Bauelemente-Verdrahtung elektrisch nicht das Gelbe vom Ei sei. Hitzebedingte Spannungen würden auf Dauer unweigerlich zum Bruch und damit zu Kontaktproblemen an den Lötverbindungen führen. Deshalb sei es bei manueller Verdrahtung unbedingt zu empfehlen - und auch professionell korrekter - die Anschlussdrähte leicht "S"-förmig zu verlegen. Damit wird Spielraum für das in einem Röhrenverstärker unweigerlich entstehende Arbeiten der Anschlussdrähte geschaffen.
Eigentlich logisch - vermutlich war das auch (zumindest eine) Ursache für das mehrfache Durchbrennen der Bias-Kondensatoren. Ich habe die Verdrahtung mittlerweile verändert. Man lernt eben nie aus ... Danke an Herbert Viewegh nach Wien!
Unerwartet zeigte sich der SP3B beim Wiederzusammenbau der Anlage ziemlich brummig - offenbar beleidigt, weil ich mich so intensiv um den LEAK bemühte. Ich habe ihn erstmal in die Werkstatt verbannt und werde mich in Bälde seiner widmen. Den zunächst provisorisch als Vorverstärker betriebenen CD4-Receiver von JVC aus meinem Altbestand habe ich bis auf Weiteres durch eine Marantz-Endstufe ersetzt. Diese klassischen Geräte hatten noch den Vorzug einer auftrennbaren Vor- und Endstufe.
Im Zusammenhang mit der Informationsbeschaffung für den LEAK-Wiederaufbau stellten sich eine ganze Menge zusätzlicher Informationen ein, die ich in diese Seite mit einfliessen lassen möchte. Vielleicht findet der eine oder andere Gleichgesinnte Gefallen daran. Jedenfalls habe ich meine Liebe zur klassischen Elektronik neu entdeckt, ganz besonders zu den Röhrenschaltungen der ersten HiFi-Geräte der 1950/1960er Jahre.
So fand inzwischen noch ein weiteres klassisches Röhrengerät zu mir - zwei Monoendstufen Heathkit W4 von Heath USA aus den 1950er Jahren. Wer sich auskennt, weiß sofort - Heath lieferte Elektronikteile als Bausätze. Ich besorgte mir eine Aufbauanleitung mit Schaltplan und restaurierte beide Endstufen, soweit möglich unter Verwendung von NOS-Bauteilen. Mich erstaunte, wie wenig Unterschiede es doch in den Schaltungen der Traditionshersteller Fisher, Heath, Leak oder McIntosh gegeben hat. Sie alle sind auf einen Schaltungsentwurf von D. Williamson im Jahr 1947 zurückzuführen.
Deshalb entschloss ich mich, einen solchen Williamson Verstärker als Stereo Version nachzubauen. Nach Abschluss der Phase des Zusammenführens der Bauteile (ebay bietet ja auch hier einige Möglichkeiten) fand ein Probeaufbau mit gutem Erfolg statt. Dabei blieb es dann aber erstmal...
Bei der Bauteilebeschaffung war ich nicht wenig überrascht, welchen Zuspruch derartige Angebote fanden und vor allem über die heutigen Preise klassischer Röhren, Widerstände und Kondensatoren. Die als NOS - New Old Stock - angebotenen Bauteile sind offenbar in Folge eines Standortwechsels aus den Lagerregalen deutscher Rundfunkwerkstätten nach Fernost und anderswo in Preiskategorien der Schmuckindustrie gerutscht.
Glücklicherweise fand sich aber in Vater's Bastelkiste noch einiger Bestand, den ich punktuell ergänzen musste. Das Problem liegt ja weniger darin, elektrisch passende Teile zu finden - diese gibt es kiloweise. Bei der Restauration oder auch bei einer Neukonstruktion möchte man aus Gründen der Originalität gern historisch
passende Bauteile verwenden. Obwohl diese in ihren technischen Spezifikationen gegenüber aktuellen Elektronikbauteilen in aller Regel keine Vorzüge aufweisen - eher ist das Gegenteil der Fall - begründen manche Anbieter ihre Preisforderungen mit teils abenteuerlichen Qualitätsbeteuerungen. Röhrengurus, von denen sich etliche im Internet tummeln, blasen teils in das gleiche Horn und scheren sich dabei den Teufel
um seit Jahrhunderten bekannte Gesetzmäßigkeiten der Physik...
Man mag ja allein schon aus Nostalgie der einen oder anderen Behauptung über gut und besser klingende Röhren oder passive Bauelemente, wie Kondensatoren, noch folgen wollen. Doch wenn alte Kohlewiderstände untergegangener Traditionshersteller dem Klangerlebnis neue Dimensionen geben sollen, ist die Phantasie wohl Opfer einer Treibjagd geworden. Unabhängig davon stimme ich durchaus zu, dass alte dickliche Röhrchen mit ihren bunten Ringen in einer historischen Schaltung gut aussehen (vergleichen Sie mal meine Bilder). Zudem lassen sie sich in einer konventionell verdrahteten Schaltung ohne gedruckte Platine besser anordnen. Davon abgesehen hören die meisten mir bekannten Musikfreunde jedoch üblicherweise mit ihren Ohren und nicht mit den Augen...
Manchen Verstärkerröhren wird in ebay-Auktionen geradezu Wundersames zugesprochen. Wenn dies nur die Elektronen wüßten, die auf ihrem Weg von der Kathode zur Anode durch ein Gitter schwirren, um zum guten Schluss den Lautsprechermagneten dazu zu bringen, eine Membran im Rythmus elektromechanischer Schwingungen vibrieren zu lassen...
Also wenn sie wüßten, dass sich dies z.B. in einer EL34 der Firma T aus D oder M aus G komfortabler gestaltet, als in einer baugleichen aus C oder R, ja dann würden sie lieber eine Röhre von T benutzen. Doch im Ergebnis machen sie total das Gleiche wie ihre Kumpels in der Röhre aus R, sie lassen die Membran wackeln (s.oben).
Doch im Ernst, natürlich wirkt sich das mechanische Drahtgerümpel im Glaskolben einer Röhre in irgendeiner Weise elektrisch aus, wenn es beispielsweise schlampig zusammengeschweißt wurde. Dies kann dann den Klirrgrad um einige zehntel Prozent nach oben oder unten beeinflussen, mehr aber auch nicht. Dem Strom wird es egal sein, aus welchem Material das Leitermedium ist, wenn seine Fließgeschwindigkeit und -richtung und vor allem seine Phasenlage in der Schaltung angemessen berücksichtigt und beim Aufbau beachtet worden sind.
Wer da dann noch Klangunterschiede hören kann oder besser will, mag dem geringfügig unterschiedlichen Klirrfaktor im Röhrenverstärker solche Wunderwirkungen zuschreiben. Ohnehin hat ja dieser gegenüber einem Transistorverstärker exorbitant hohe Klirrfaktor seinen Anteil am unnachahmlichen Röhrensound.
Ach ja - was macht eigentlich den Unterschied zwischen Röhre und Transistor aus, der die Röhrenfreaks so in Ekstase bringen kann? Es ist in der Tat ein eklatanter Nachteil der Röhre gegenüber dem Transistor, das Impulsverhalten: der Transistor ist in der Lage saubere und verzerrungsarme Impulse weitergeben und verstärken zu können - so klar und rein, wie in der Realität keine Schallquelle hierzu in der Lage ist. Da ist ein Paukenschlag oder Trommelwirbel so chemisch rein, wie er es im Frequenzgewirr der Realität gar nicht sein kann. Nun denn - so die Transistorjünger - so soll das ja auch sein, die Elektronik darf der Wirklichkeit nichts hinzufügen oder von ihr unterdrücken.
Doch unsere logarithmisch und kaum wie elektronische Meßgeräte arbeitenden Ohren sehen dies total anders. Und da kommt dann ein Röhrenamp daher und verhält sich elektrisch exakt so, wie es unsere Ohren mögen - mit langsamem, aber stetigen und letzlich so gewaltigem Anstieg der Impulse wie es die Schallquelle erfordert. Wenn dann der musikalische Lärmfaktor seinen Höhepunkt erreicht hat (und der Transistor bereits wieder weggeschaltet hat), besitzt die Röhre dank des hohen Spannungspegels noch Kraftreserven. Sie kann den Pegel beliebig halten und danach wieder gemächlich ausschwingen. Dies macht wohl den Unterschied aus zwischen Röhre und Transistor!
Der Transistor ist eben nur ein elektronischer Schalter und bleibt es trotz aller Schaltungsfinessen. Die Röhre verstärkt kontinuierlich, gleitend und gefühlvoll und genauso klingt sie auch wieder aus. Meßtechnisch hat sie gegen den Transistor klar verloren, aber ästhetisch kann dieser gar nicht gewinnen - eben weil unser Gehör kein Meßgerät ist.
Genug der Reden übers Hören, tatsächlich sieht ein Röhrenamp dazu faszinierend aus. Machen Sie doch beim Musikgenuss einfach mal das Licht aus und schauen auf die 4 dunkelrot glimmenden EL34 oder so (nicht zu verachten ist zusätzlich der heizenergiesparende Wärmeeffekt...).
So erst wird Ihre CD oder besser noch die gute alte Schallplatte erst zum wahren Erlebnis. Dazu gehört selbstverständlich auch eine ebenso schön leuchtende Doppeldiode GZ34 als Gleichrichter -
und nicht wie bei den neumodisch-häßlichen Röhren-Chromkisten
aus China ein billiges Brückengleichrichter-Netzteil. Doch dazu später noch mehr,
hier nur Folgendes: wenn schon Röhrensound, dann auch mit einem Klassiker!
Mag man noch darüber streiten, ob es unbedingt ein Audio Research, McIntosh oder Leak sein muss. In Good old Germany sind ausgezeichnete Röhrenverstärker bei Braun, Dual, Klein+Hummel oder anderswo entstanden. Auch kleinere Hersteller haben in jüngerer Zeit ausgesprochen gut klingende und dazu noch schöne Röhrenverstärker kreiert. Googeln Sie mal nach "Röhrenverstärker" oder "Tube Amp". Wer ansonsten ein
Fan von KIK oder sonstigen 1 EURO-Läden mit billigem China-Kram ist, der kann sich bei ebay einen Dynavox ersteigern, oder wie diese Kisten sonst heißen. Er mag mir auch diese persönliche Meinungsäußerung verzeihen, wenn er sich denn überhaupt auf meine Nostalgie-Seiten verirrt hat...
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